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Tagesspruch. Wenn alle dich verlassen — Verlaß dich selber nicht! Dann kann dein Stern erblaßen. Doch nie verrlöscht sein Licht. Wer wird sich werfen laßen Von jedem Schicksalsschlag? Empfang ihn fest, gelaßen — Nach Nacht wird wieder Tag. Vielleicht, baß dir zu fassen Nochmal das Glück gelingt, Dann darfst du's nimmer laßen, Ob es auch springt und ringt. Ein mutiges Sebsterfassen Ist, was zumeist gebricht — Wenn alle dich verlaßen, Verlaß dich selber nicht! Wilh. Hamm. Naatssekretör Sr. Bang in Dresden. Der neu ernannte Staatssekretär im Reichswirrtschafts- >ninisterium, Herr Dr. Bang, bisher deutschnationaler Reichs- tagsabgevrdneter des Wahlkreises Ostsachsen, sprach am Tage seiner Ernennung, am 4. Februar, in einem vom Landesver band Ostsachsen der Deutschnationalen Volkspartei geladenen Kreise in Dresden. Staatssekretär Dr. Bang wurde von den Anwesenden bei seinem Erscheinen stürmisch begrüßt. Nachdem bei kommissarische Leiter des Landesverbandes Ostsachsen, Oberst von Bartenwerffer, M. d. R., Dr. Bang die aufrich tigsten Glückwünsche des Landesverbandes für seine ehrenvolle Berufung auf einen der höchsten und verantwortungsvollsten Posten im Reiche ausgesprochen hatte, ergriff Dr. Bang das Wort zu einem längeren Dortrag, in dem er sich mit den poli tischen Vorgängen befaßte, die zum Rücktritt des Kabinetts Schleicher, zur Bildung einer Regierung der nationalen Front und zur Reichstagsauflösung geführt haben. Er führte dabei folgendes aus: Der 30. Januar brachte einen grundsätzlichen Wechsel in der Führung der deutschen Geschicke, denn er be deutet die Umkehr des 9. November 1918. Die jetzt am Ruder befindlichen Männer haben den festen Willen, nichts von dem herzugebcn, was sie am 30. 1. erreicht Haben. Freilich hätte die Bildung einer nationalen Regierung, um deren Zustandekommen der deutschnationale Parteiführer, der jetzige Reichswirtschafts- und ReichslandwirFchafts- und Ernährungsminister Dr. Hugenberg, sich seit Jahren unausge setzt bemüht hat, schon vor anderthalb Jahren erreicht werden können, wenn sich nicht immer wieder Zwietracht säende Kräfte und Männer zwischen die nunmehr zu gemeinsamem Handeln zusammengeschloßenen nationalen Führer geschoben hätten. Viele schwere Bruderkämpfe wären uns damit erspart geblieben. Nachdem aber diese Kräfte jetzt ausgeschaltet sind, muffen wir einen Strich unter die Vergangenheit ziehen. Wir können uns aufrichtig freuen, daß es in der Stunde aller höchster Not und Gefahr noch zu einer Einigung unter den wahrhaft nationalen Führern Deutschlands gekommen ist. Nun kann und wird es endlich wieder aufwärts gehen. Die Wirkungen einer 14jährigen marxistischen Mißwirt schaft können jedoch nicht im Handumdrehen beseitigt werden. Wir Deutschnationalen haben unsern Wählern nie ein Para dies versprochen, sondern immer darauf hingewiesen, daß es ernster, zäher, jahrelanger Arbeit bedarf, um die Schäden der vergangenen Jahre wieder gutzumachen. Deshalb erwarten wir auch heute von unsern Freunden Ausdauer und Beharr lichkeit im Verfolge der von Hugenberg aufgestellten Ziele. Wir fordern dies um so mehr, als die jetzt unter dem beispiel losen Jubel der deutschen Bevölkerung zustande gekommene Regierungsbildung nichts anderes ist als die grandiose Voll endung seiner weitschauenden Staatspolitik. Hitler hat sachlich und klar gehandelt, wenn er den For- derungen unseres Parteiführers für eine Beteiligung der Deutschnationalen an der Regierung Rechnung trug und da mit die stärkste Konzentration des nationalen Willens zu einer deutschen Wiedergeburt ermöglichte. Der gemeinsame Aufruf der Regierung, den man nur mit tiefster Erschütterung zur Kenntnis nehmen kann, ist ein machtvolles Bekenntnis zur Versöhnung aller nationalen Kräfte: „Indem der ehrwürdige Herr Reichspräsident uns in diesem hochherzigen Sinne die Hände zum gemeinsamen Bunde schloß, wollen wir als na tionale Führer Gott, unserm Gewißen und unserm Volke ge loben, die uns übertragene Mission als nationale Regierung entschloßen und beharrlich zu erfüllen". Mit diesen Worten legte Lie neue Regierung ihr Gelöb nis vor Gott und dem deutschen Volke ab. Was aher in dem Aufruf noch gesagt wird, ist ein klares Bekenntnis zu unsern nationalen Kulturgütern, zur Familie, zur Religion, zur Pri vatwirtschaft. Es ist im ganzen gesehen nichts anderes, als was wir Deutschnativnalen von jeher als die. Ziele einer nationalen Politik verkündet haben, und es ist das Verdienst unseres Parteiführers, daß unser deutschnationales Gedanken gut nunmehr zum Bekenntnis aller Führer der nationalen Parteien und Verbände geworden ist. Wir wollen den Wahlkampf, der uns bester erspart ge blieben wäre, mit der großen Nachbarpartei Schulter an Schulter ritterlich -führen. Meinungsverschiedenheiten auf wirtschaftlichem Gebiete sollen ruhig und sachlich erörtert werden. Unser gemeinsamer Kampf gilt nach wie vor dem Marxismus und dem Zentrum. Jetzt wird es endlich an der Zeit sein, daß sich auch die Mittelparteien restlos eingliedern in die nationale Front. Langanhaltender begeisterter Beifall dankte dem Redner für feine Hochinterestanten, von tiefem Verantwortungsbe- wußtsein getragenen Ausführungen. Wie Staatssekretär Dr. Bang noch mitteilte, wird er auch diesmal wieder an der Spitze der Deutschnationalen Liste in Ostsachsen kandidieren. Wer den Pflug zerbricht...! Graf Kalckreuth über eine allgemeine Landwirtschaftshilfc. In Ansbach veranstaltete der Bayerische L'and- bund eine große Kundgebung. Graf Kalckreuth beschäftigte sich in seinen Ausführungen zunächst mit der Osthilfe, bei der niemandem von der öffentlichen Hand etwas geschenkt worden sei, weder den Großgrundbesitzern noch den Kleinbauern. Sie sei jedoch falsch aufgezogen worden, denn es dürfe nicht Sache des Staates sein, in die Einzelwirtschaft einzugreifen und sich einzelne zur Unterstützung auszusuchen, um diesen eine Entschuldung zu ermöglichen. Jetzt dürfe es keine Osthilfe mehr geben, sondern nur noch eine allgemeine Landwirtschaftshilfc. Gegenwärtig sei eine neue politische und wirtschaftliche Lage geschaffen, die es ermögliche, die Sünden wiedergut zumachen, die von einer früheren Regierung gegenüber der Landwirtschaft begangen worden seien. Die deutsche Landwirtschaft könne nicht gerettet werden, wenn nicht die Vieh- und Milchpreise gerettet werden. Hauptsache fei, daß die landwirtschaft lichen Zölle nicht wieder in Handelsverträge gebunden werden. Das größte Übel sei immer noch die deutsche Arbeitslosigkeit. Allein ein Drittel des deutschen Volkes sei heute arbeitslos; deshalb könne die Landwirt schaft für ihre Veredelungserzeugnisse nicht die Preise erhalten, die sie brauche, um rentabel arbeiten zu können; andererseits müsse man der Landwirtschaft die Preise zu gestehen, die ihre Herstellungskosten decken. Vorübergehend streifte der Redner hier auch die Siedlungsfragc. Das Siedeln habe nur Zweck auf einem Boden von mindestens mittlerer Qualität. Für Industrie ll r b e i t e r siedlungen sei heute in Deutschland in großem Umfange kein Land mehr vorhanden. Graf Kalckreuth schloß, er habe die Hoffnung, daß unsere gegen wärtige nationale Regierung auch die Tatkraft besitze, nun endlich durchzugreifen. Der Wille zur Einigung und zur gemeinsamen Tat, der heute die Führer der Harz- burger Front beseele, müsse auch aus dem Volke bei der Neuwahl zum Ausdruck kommen. „Wer heute den Pflug zerbricht und die Fenster zerschlägt, der ist nicht wert, daß ihn die Heimaterde trägt!" Graf Apponyi gestorben. Graf AlbertApponyi, der bekannte ungarisch, Staatsmann, ist in Genf im Alter von 87 Jahren ge« storbcn. Graf Apponyi wirkte während der Kriegsjahre in de» Roten-Kreuz-Mission, besonders in der Kriegs- gesangenenfürsorge. Nach Beendigung des Krieges 'wurde Apponyi Vorsitzender der ungarische« Friedensabordm^rg; er bezeichnete die Friedens-- bedingungem der Entente für unannehm- bar und trat, als er die Erfolglosigkeit seines Wider spruchs erkannte, noch vor Unterzeichnung des Trianoner Vertrages von seinem Amte zurück. 1924 wurde ech Ungarns erster Vertreter beim Völkerbund, wo srj mit seinen glänzenden Reden die Öffentlichkeit der ganzen Welt für Ungarns furchtbare Lage und für die Revision des Trianoner Vertrages zu interessieren vermochte. Er gehörte zu den ungarischen Staatsmännern, die in dem deutsch-österreichischen Zusammenschluß eine Zwangsläufigkeit erblickten, die durchaus keine Ge fahr für Ungarn bedeute. Die Nachricht vom Ableben des Grafen Albert Apponyi hat in allen Kreisen große Bestürzung hervor gerufen. Graf Apponyi genoß überall den Ruf eines der bedeutendsten und angesehensten Staats männer Europas, der insbesondere in den letzten Jahren im Völkerbund immer wieder mit Mut, Ent schiedenheit und Klugheit für den Gedanken der Abände rung der untragbaren Friedensverträge eingetreten war. * Hindenburgs Beileid zum Tode Graf Apponyis. Berlin. Anläßlich des Todes des ungarischen Völkerbund- Vertreters Gras Apponyi hat der Reichspräsident der Gräfin Apponyi telegraphisch seine ausrichtige Anteilnahme zum Aus druck gebracht. Dänemarks König besuchte Hindenburg. König Christian X. von Dänemark besuchte aus der Durch reise nach Cannes in Berlin den Reichspräsidenten von Hindenburg. Unsere Aufnahme zeigt den König nach seinem Besuch in der Alten Reichskanzlei, dem augenblick lichen Wohnsitz Hindenburgs. Copyright Llartin keuektwanger, Hails (3aals) f32 Madelon Wintere hatte tiefen Eindruck auf ihn ge macht. Aber — irgend etwas war da, was ihn unangenehm berührte. Sie war Französin? Wie kam es, daß sie so ausgezeichnet deutsch sprach, manchmal sogar mit einem leisen sächsischen Akzent? Eigentlich hätte er sie, trotz der schwarzen Haare und des Namens, für eine Deutsche ge halten. Und dann ihre Freunde. Sowohl die Frau als auch der Mann machten den denkbar schlechtesten Eindruck auf August Richter. Es lag ein gewisses Etwas um die beiden, das er sich nicht erklären konnte, das ihm aber zu denken gab. Geheuer waren die beiden nicht, das stand fest. Und es war nicht zu verstehen, wieso Madelon Wintere sich die beiden zur Gesellschaft gewählt hatte. Es gab Stunden, wo Madelon nichts anderes war als ein fröhliches, junges Mädel, wo sie offen und heiter war und alle Damenhaftigkeit beiseite ließ. Da gefiel sie ihm am besten, da war sie ein natürlicher Mensch. In solchen Momenten durchflutete es August Richter heiß. Da mußte er sich zusammennehmen, wenn er keine Torheit begehen wollte. Aber er ernüchterte, sobald er Madelon mit ihren Freunden zusammensah. Dann kamen die Zweifel über ihn, über ihre Herkunft, ihr geheimnisvolles Dasein. Und aus diesen Zweifeln heraus hatte er gestern beschlossen, sich etwas abseits zu halten und auf der Hut zu sein. Es hatte keinen Sinn, sein Herz an dieses Mädchen zu bangen. Diese Liebe würde ihm nur Unheil bringen und Sorge. Und Sorgen hatte er daheim genug, die brauchte ci sich nicht noch mit nach Hause zu bringen. Gegen Abend war die ganze Schiffsgesellschaft wieder versammelt; das Schiff setzte seine Reise fort. Alle waren voll Begeisterung über das, was sie ge sehen hatten. Die meisten Passagiere zogen sich an diesem Abend früh in ihre Kabinen zurück; der Tag war zu an strengend gewesen. Nur in einer Ecke der Bar saß eine vergnügte Herren gesellschaft. Man zechte und war sehr fröhlich. Plötzlich fuhr einer der Herren, ein Hamburger Stadt rat, verstört in die Höhe. Er suchte in seiner Brusttasche, suchte — suchte... Paß, Brieftasche — das alles war vorhanden; aber die Hauptsache fehlte: ein Päckchen mit Banknoten, die er in einem Kuvert bei sich trug. „Vielleicht haben Sie das Geld in einem anderen Rock stecken?" fragte einer der Herren. „Nein! Ich Weitz bestimmt, daß ich es zu mir steckte, als ich morgens die Kabine verließ. Es schien mir sicherer in meiner Brusttasche. Und nun ist das ganze Geld weg. Fünftausend Mark waren es. Ich muß es einfach unter wegs verloren haben. Oder einer der verschmitzten ein geborenen Führer hat es taschenspielerisch herausgeholt. Mein schönes Geld. Ich muß gleich nach Hause telegra phieren, daß man mir neues Geld schickt..." * * * Man hatte Madeira besucht und Cadiz, war an Gibraltar vorbeigefahren und hatte sich an den pittoresken Formen dieser englischen Festung ergötzt. Malaga wurde besichtigt — eine der reizvollsten Städte Andalusiens. Eine andere Welt tat sich auf, als die Reisenden nach Ceuta-Tetuan kamen, als sie die Nähe der afrikanischen Wüste spürten und den Hauch eines neuen, seltsamen Erd teils. Magdalene war wie berauscht. Nichts war mehr zu merken von der überlegenen Weltdame, als die sie sich sonst gab. Ihr romantisches Gemüt nahm all das Neue in sich auf, das sich ihr verschwenderisch bot. Sie berauschte sich an dem bunten Leben in den Basars, und sie kaufte und kaufte: Fächer, Spitzen, Seide, bunte -1!1 —I '/ Steine — wahllos und unermüdlich. Am meisten freute, sie sich über einen kleinen Dolch, dessen Griff mit Elfen bein eingelegt war und arabische Schriftzeichen trug. Das; würde ein kostbares Erinnerungsstück werden! Von Ceuta aus schiffte man sich nach Barcelona ein, wo man sich einen Tag lang aufhalten würde. Mit Doktor August Richter war in diesen Tagen eine " merkwürdige Veränderung vorgegangen. Er, der sich bis her nie um Frauen gekümmert hatte, der sich gegen die- Liebe gefeit fühlte, wußte mit einem Male, daß er diese Frau liebte, mit allen Sinnen und mit der ganzen Glut/ seiner so lange zurückgehaltenen Mannesempfindungen. Er liebte dieses reizende Geschöpf, das einmal ein / süßes, unschuldiges Mädchen war und ein andermal eine, verwöhnte Weltdame. Er liebte ihr seidiges, dunkles/ Haar, ihre großen, grauen Augen und ihren schmieg-j famen, schlanken Körper, den stets ein geheimnisvoller - und betörender Duft umgab. Er liebte ihr fröhliches Lachen, ihre kapriziöse Art, sich zu geben, und es störte ihn nicht einmal, wenn sie die Un nahbare spielte. In Madeira war er sich dieser Liebe zum ersten Male voll und ganz bewußt geworden, als er neben Madelon Wintöre im Auto saß und als — bei einer jähen Wendung des Wagens — sich zwei Hände in Hellem Schrecken an seine Brust geklammert, als zwei graue Augen ihn schreck erfüllt angestarrt hatten... Da war es mit einem Male über ihn gekommen, das süße, berauschende Gift, das man Liebe nennt. Behutsam hatte er seine Arme um die schmale Gestalt gelegt, leise hatte er geflüstert: „Fürchten Sie sich nicht, Madelon. Es geschieht Ihnen nichts, solange ich bei^ Ihnen bin." Vielleicht hatte auch Magdalene damals den entschei denden Augenblick erlebt, denn von diesem Augenblick an! war sie merkwürdig still, sobald sie in August Richters Nähe kam. (Fortsetzung folgt.)