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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das -Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— RM. srei Haus, bei Postbestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger ! Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg.. die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Borge- Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6 annahme bisvorm.10Uhr. ' ' —> FH? die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. " Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 31 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 6. Februar 1833 Der neue Kurs. Der ehemalige Kronprinz erschien und schmückte selbst beide Särge mit einem Kranz. Die Feier im Dom. Die Änderung des Reichswahlgesehes. Durch eine Verordnung des Reichspräsidenten nach Artikel 48 Abs. 2 der Reichsverfassung wurde das Reichs- wahlgesetzin zwei Punkten geändert: Bisher konnten R e i ch s d e u t s ch e mit Wohnsitz iw Auslande an der Reichstagswahl sich nur beteiligen, wenn^sie als Staatsbeamte oder Staatsangestellte ihrer WohMtz nahe der Reichsgrenze hatten und sich in di« Wählerliste einer benachbarten deutschen Gemeinde ein tragen ließen. Die Verordnung des Reichspräsidenter räumt nunmehr allen Reichsdeutschen die Berechtigung zm Teilnahme an einer Reichswahl ein, sofern sie nur am Wahltage im Inland sich aufhalten. Die bisherige Bedingung, daß der ausländische Wohnort nahe der Reichsgrenze gelegen fein muß, ist be seitigt. Auch die bisherige Beschränkung auf Staats- b e a m t e und Staatsangestellte ist fallengelassen Reichsdeutsche ohne Unterschied ihres Berufs oder Stan des mit Wohnsitz im Ausland können sich von der für ihrer Wohnsitz zuständigen diplomatischen oder konsularischer Vertretung des Reiches einen Stimmschein aussteller lassen. Hält sich der Ausländsdeutsche vorübergehend in Deutschland auf, so stellt die Gemeindebehörde des inlän dischen Aufenthaltsortes den Stimmschein aus. Bei Stel lung des Antrages auf Ausstellung des Stimmscheines haben sich die Reichsangehörigen durch einen Reisepaß oder den im kleinen Grenzverkehr eingeführten Ausweis zu legitimieren. Neben der Erweiterung der Möglichkeit, sich an einer Reichswahl zu beteiligen, regelt die Verord nung des Reichspräsidenten außerdem die Einreichung von Kreiswahlvorschlägcn durch Parteien, die im letzten Reichstag noch nicht ver treten waren. Die neuen Vorschriften sollen dem Un wesen der kleinen Splittervarteien Vorbeugen. Parteien, die im Reichstag nicht vertreten waren, mußten bisher wenigstens für einen Kreiswahlvorschlag min destens äOO Unterschriften aufbringen. Nunmehr müssen Kreiswahlvorschläge solcher Parteien, die Ab geordnete in den letzten Reichstag nicht entsandt hatten von mindestens so viel Wählern des Wahlkreisverbandes unterzeichnet sein, als Stimmen zur Erlangung eines Sitzes erforderlich sind. Für die Sammlung der 60 000 Unterschriften hat der Reichsminister des Innern in einer Ausführungsverordnung die erfor derlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften getroffen. * , Merlin, 6. Februar. Wie „Der Montag" berichtet, Reichspräsident die „Verordnung zum Schutze des micyen Volkes" bereits unterschrieben. Aus dem Inhalt der """ä berichtet das Blatt ergänzend, daß Versamm- ausgelöst werden können, wenn eine Religions- veri^nÄ öffentlichen Rechts verächtlich gemacht wird. Bei Druckschriften kann die Verbotsdauer bis auf ein Außerdem enthält die Verordnung auch Be zwecken? " "b" die Sammlung von Geldern zu politischen Zum Schuß des deutschen Volkes. Die neue Pressenotverordnung. Amtlich wird mitgeteilt: „Bei ihrem Amtsantritt hatte die Reichsregierung vor der Presse die Hoffnung und den Wunsch zum Ausdruck gebracht, es möge ihr kein Anlaß geboten werden, frühere Beschränkungen des Versammlungs- und Preß- rechts wieder aufleben zu lassen. Allerdings wurde ' gleichzeitig die Mahnung ausgesprochen, alles zu ver meiden, was Beunruhigung in das Volk tragen und die öffentliche Sicherheit gefährden könnte. Diese Mahnung ist nicht befolgt worden. Vor allem in der Presse sind in den letzten Tagen unerhörte Beschimpfungen und Beleidigungen erhoben worden, die eine Regierung, die auf ihre Auto rität hält, sich nicht gefallen lassen kann. Ferner hat ein Teil der Presse, ganz offensichtlich um Beun ruhigung zu schaffen und das Vertrauen zur Regie rung zu erschüttern,. G e r ü ch t e über angebliche Wirt schaft- und sozialpolitische Maßnahmen der Regierung ver breitet, die keinerlei Unterlage besaßen. Die Reichsregierung hat sich daher veranlaßt gesehen, dem Herrn Reichspräsidenten eine Verordnung vorzu- schlagen, die Beschränkungen des Versammlungs- und Presserechts enthält, wie sie zum Teil auch früher bestanden. Diese Verordnung gibt der Reichs- ^cgierung nunmehr die absolute Handhabe, ihre Auto rität wirksam zu wahren und ihre Aufbau arbeit ungestört durchzuführen. Somit dient sw dem Schutze des deutschen Volkes. Die Verordnung, die dem Herrn Reichspräsidenten Unterschrift vorliegt, wird am Montag veröffentlicht werden." Killer über die Wehrgesinnmg. Der Reichskanzler im Reichswehrministcrium. Der Reichskanzler nahm einer Einladung deL Reichswehrminister folgend an einem Abendessen teil, das der Chef der Heeresleitung, General Frhr. von Hammerstein, den Befehlshabern von Heer und Marine gab. Der Reichskanzler hat dabei in einer län geren Aussprache an die Führer des Heeres und der Marine die Grundlagen seiner Politik entwickelt und die entscheidende Bedeutung der W e h r g es i n n u n g des Volkes und der Arbeit der Wehrmacht zum Ausdruck gebracht. « ch Hitler verzichtet aus sein ReichslanzlergehM. Sein Wohnort bleibt München. Reichskanzler Adolf Hitler traf, wie die Neichspresse- stelle der NSDAP, mitteilt, Sonntag abend, von Berlin im Flugzeug kommend, in München ein. Der Besuch des Führers dient zunächst privaten Zwecken, dann aber auch der Vorbereitung der Reichstagswahl. Wie be kannt, verbleibt die Leitung der nationalsozialistischen Be wegung auch für die Zukunft in München. Adolf Hitler, der auch persönlich außerordentlich an München hängt, behält hier seine eigentliche Wohnung. Der Führer bezieht im übrigen als Reichskanzler kein Gehalt. Er hat, da er sich als Schriftsteller sein Einkommen selbst verdient, auf seine Bezüge als Reichskanzler Verzicht geleistet. Erhebende Trauerfeier für die Opfer des 30. Zanuar. Ungeheure Beteiligung der Berliner Be- völkerung an dem Staatsbegräbnis. Unter ungeheurer Beteiligung der Ber liner Bevölkerung ging am Sonntagmittag dasStaats- begräbnis der beiden Opfer der historischen Nacht des Fackelzuges für die neue Rcichsregierung vor sich. Die Gebäude des preußischen Staatsministeriums, des Ministe- riums des Innern, Der Landtag, das Zeughaus, Univer sität, Schloß, Opernhaus, Börse uftv. hatten die preußische Flagge aus halbmast gesetzt. Die gesamte Berliner und Brandenburger SA., SS. und Hitler-Jugend, sämt liche dienstfreien Beamten der Schutzpolizei und der ge- samte Berliner Stahlhelm marschierten in strömendem Regen im Lustgarten auf. Der D o m war je zur Hälfte für die Angehörigen der Schutzpolizei und der NSDAP, freigegeben. Am Hoch- altar standen die beiden Särge mit den Leichen des Schutzpolizeioberwachtmeisters Zauritz und des Sturm führers Maikowski, der erstere mit schwarz-weißem Tuch, Tschako und Säbel, der zweite mit der Hakenkreuz fahne und schwarzweißroter Schleife geschmückt. Neben den Särgen hielten acht Schutzpolizeibeamte und acht SA.-Männer vom Sturm 33 die Ehrenwache. Ab ordnungen der Schutzpolizei, sämtlicher nationalsozia listischen Organisationen und des Stahlhelm legten zahl reiche Kränze und Blumengewinde zu Füßen des Hochaltars nieder. Die Domglocken setzten zum Trauergeläut ein. Im Lustgarten standen viele Zehntausende deutscher Männer und Jünglinge in blauer, brauner und feld grauer Uniform. Reichskanzler H i t l e r in seiner Eigen schaft als Parteiführer betrat den Dom in einfacher SA.- Uniform in Begleitung des kommissarischen preußischen Innenministers, Reichsministers Güring, der ebenfalls die braune Uniform trug, sowie der obersten Führer der SA. Hitler nahm vor dem Altar in den für die Ange hörigen der Toten reservierten Reihen in der Nähe dcS Kronprinzen Platz. Es waren ferner zugegen der Berliner Polizeipräsi dent Melcher, der Kommandeur der Schutzpolizei, Oberst Polen, die politischen Führer der National sozialistischen Partei, zahlreiche Offiziere und Mann schaften der Schutzpolizei, die Führer des Berliner Stahl helm und Angehörige der alten Armee. Am Hochaltar nahmen auf der einen Seite die Standarten der SA., auf der anderen Seite die Geistlichkeit Aufstellung. Nach feierlichem Orgelspiel, der Traüermusik des Blasorchesters der Schutzpolizei, Gebet und Gemeinde gesang, sprach Pfarrer Hossenfelder über das Bibel wort: Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Brüder. Der Geistliche gedachte der Opferbereitschaft der beiden Getöteten, die im Dienst an Volk und Staat den Tod fanden. Sie hätten gearbeitet und ihr Leben dahingegeben im Hinblick auf den, den uns Gott zum Führer gegeben, damit unserem Volk wieder Brot und Arbeit werde, damit wieder Glaube und Sitten heilig würden. Die Feier schloß mit dem alten Militär lied „Ich halt' einen Kameraden". Durch ein Spalier von Uniformierten wurden die beiden Särge aus dem Dom getragen, vor dem die beiden vierspännigen Trauer- Wagen standen. Ein überwältigendes Bild bot sich von der Domtreppe aus. Im Lustgarten hatten sich während der einstündigen Trauerfeier alle Formationen gesammelt. Es war ein unübersehbares Meer von blauen, braunen und feldgrauen Uniformen, und vielen hundert Fahnen. Während die Hände der Massen sich zum Himmel streckten und die Köpfe entblößt wurden, setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Voran eine berittene Hundertschaft der Schutzpolizei, dann Polizeibeamte zu Fuß, der Wagen mit dem Sarg des Obcrwachtmeisters, dann folgten SA. und SS., der Wagen mit dem Sarge des Sturmführers, dann stunden lang ein Gefolge von Braunhemden und Stahlhelmern. Im Lustgarten und um den Lustgarten herum standen wenig st ens300 OOOMenschen. In allen Straßen, durch d-s der Trauerzug seinen Weg nahm, stand ein dichtes Spalier von Menschen stundenlag trotz des Regens. Schätzungsweise waren e,ine Million Menschen unterwegs, um Augenzeuge dieser ge waltigen Trauerfeier zu sein. Die Beisetzung auf -em Invalidenfriedhof. Der Trauerzug bewegte sich dann zum Jnvali- denfriedhof, wo sich bereits Stunden vorher eine nach vielen Tausenden zählende Menge angesammelt hatte. Glockengeläut verkündete das Anrücken des Trauerzuges. Zuerst kam das Trauergefolge für den erschossenen Po- lizeibeamten, an dessen Spitze auch der kommissa rische Innenminister für Preußen, Reichsminister Göring, schritt. Am Friedhof vorbei wurde die Leiche nach dem Staatskrankenhause gebracht, von wo aus die Vber- Ljihrung in die Heim al erfolgen soll. Während Die Trauerfeier für die am 30. Januar er- fchoffeuen Polizei oberwachtmeister Zauritz und Sturm führer Maikowfki im Berliner Dom