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O a s / s b 6 /r eines /^/.onisoi^aien .::.-.—von /kttLio// ^Veir/s ^^—7—--7--——-- . .- Oop>rißkt b^ Martin ksuodtvsnZsr llalie (8asls) I. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Aber wir verstanden uns auch ohne Worte. Diese Ungewißheit war gräßlich. Konnten nicht jeden Augen blick die Schützen ihr Feuer ctnstellen und uns überfallen? Wenn nun die Schwarzen durch das Gestrüpp, das den Ab hang bedeckte, zu uns heranschlichen — was dann? War irgend jemand da, der uns warnte? War überhaupt ein Führer hier, der Befehle erteilte? Ich hatte es mir ganz anders ge dacht. Aber schließlich wurde ich ruhiger. Wenn ich auch Wohl die Abschüsse hörte, als ob die Schützen kaum zehn Meter von uns lagen, so mußte ich mich doch tauschen. Ich hätte das Mündungsscucr scheu müssen, wenn sic direkt auf uns schossen, doch das war nicht der Fall. Aber ich hörte deutlich die Kugeln auf Widerstand stoßen, wenn sie durch die Zweige fegten, und von oben kamen abgeschossene Zweige herab. Aber dabei blieb es. Das Artilleriefeuer schwieg, und auch die Infanterie schoß nicht mehr. Nur hin und wieder zerriß ein Knall die Stille. Die unheimlichen Rufe der Verwundeten hatten aufgehört. Die müden Soldaten schliefen in ihren feuchten Kleidern. Ob sie nicht den kühlen Nachtwind spürten, der mich frösteln machte? Eggers an meiner Seite war auch cingeschlafen. War ich der einzige, der wachte? Warum schlief ich nicht auch? Hatte ich Angst? Nun ja. Wäre es ein Wunder gewesen? Aber dann war noch etwas anderes, was mich nicht schlafen ließ. Unbekümmert lagen hier Tausende von Menschen. Wer wachte, daß sie so sorglos schlafen konnten? Was doch so selbst verständlich erschien, Wachen auszustcllen — war es geschehen? Von unserer Kompagnie bestimmt nicht. Kannten unsere Führer überhaupt die Gegend besser als wir? Wer schlug Alarm, wenn der Feind unvermutet lautlos heranschlich? Zwischen vielen Menschen und doch allein lag ich lauschend, die Augen auf die Anhöhe gerichtet, wo der Feind lag. * Morgen. Der Rest der Nacht war ruhig verlaufen. Im Osten dämmerte fahler Frühschcin. Aus dem Schatten der Nacht tauchte Busch und Baum erkenntlich hervor. Man konnte die Gegend erkennen, Gott sei Dank! Nun schien alles nicht gefährlich zu sein. Alle Mannschaften, die mit uns zusammen angekommen waren, lagen im Talkessel; es war eine lange Schlucht, die sich weit erstreckte. Wir lagen in halber Höhe eines Abhanges. Ob der Hügel nach der anderen Seite auch so abfiel wie auf dieser? Ich war neugierig und wollte sehen, wie cs Wohl aus sah. Der Feind, der die Nacht über geschossen hatte? Nun, bis zur Höhe konnte man Wohl schon einmal steigen, wenn man vorsichtig war. Mein Gewehr hatte ich mitgenommen, obwohl es nur wenige Meter bis nach oben war. Man konnte nicht wissen! Der Gedanke, daß dort oben eine Gefahr auf mich warten könne, kam mir nicht. Da blieb ich verhaltend stehen, ohne mich zu rühren. Daß ich das auch nicht schon früher gesehen hatte! Ein französischer Soldat mit roter Hose, den langen Ueber- rock frackartig zurückgeschlagen, stand in einem Gebüsch, keine fünfzehn Meter von mir entfernt! Das rote Käppi mit dem großen Schirm deckte seinen Kopf. Ein unerwartetes Zusammentreffen! Sollte ich mein Gewehr in Anschlag bringen? Aber er Würde mir sicher zuvorkommen! Doch da, als ich genauer hinsah: in eigenartiger Stellung stand er da! Die Hände hielten einen Ast umkrampft, der über seinem Kopfe hing. Die Knie waren eingeknickt. Unbeweglich verharrte er so. Und da wußte ich, der Soldat lebte nicht mehr. Im Be griff, vom Abhang Herunterzustetgen, hatte ihn die Kugel ge troffen; das Buschwerk stützte seine Füße, daß die Last des Körpers nicht ganz auf ihnen ruhte. Die Hände waren um den Ast erstarrt. Ob er eine Verwundung hatte? Einen Schuß? Ich weiß nicht. Ich sah nur das bläulich-weiße Gesicht, aus dem mich zwei gebrochene Augen anzustarren schienen. Der Mann war tot. Wahrscheinlich hatte ihn eine der pfeifenden Kugeln ge troffen, die ich auf der Wiese über mich hatte singen hören. Ich stieg höher. Niemand der Kameraden war zu sehen. Das letzte Stück mußte ich Wohl vorsichtig sein. Aber ich hatte nicht das Gefühl, als ob dort oben 5er Rand schon von Franzosen besetzt sei, und ich wollte doch wissen, wie es dahinter aussah. Oben angelangt, sah ich eine künstlich geschaffene Schulter wehr; Patronen lagen umher, leere Hülsen, em Koppel. Vorsichtig lUgte ich über den Rand. Es war nicht so, wie ich es vermutet hatte, daß der Hügel nach der anderen Seite auch abfiel, sondern vor mir breitete sich ein grünes Feld aus. Eigenartige Pslanzen. Ach, es waren Zuckerrüben, die wahrscheinlich im Herbst nicht geerntet waren. Sie waren nun in Saat geschossen. Ganz weit dahinten sah ich einen Trümmerhaufen, Weitz leuchtend. Hm! Jetzt war ich noch ebenso schlau wie vorher. Ich ging weiter am Hang entlang, blieb sorgsam in Deckung und kam nach wenigen Schritten an einen zweiten Postenstand. Oh, hier waren Kameraden! Ich ging näher und blieb dann zögernd stehen. Zwei Soldaten in deutschen Uniformen lagen übereinander, und jetzt, nahe vor ihnen stehend, sah ich züm ersten Male das grausige Bild des Kampfes. Dem einen war die halbe Schulter fortgerissen, die Utriform war häßlich mit Blut besudelt. Der Kopf des anderen war völlig zerschmettert. In nächster Nähe mußte eine Granate odör ein Schrapnell krepiert sein. So also sah es aus, wenn Menschen auf dem Felde der Ehre gefallen sind? So grausam war der Anblick? Lange habe ich gestanden und das Bild in mich aus genommen. Niemand störte mich. Ich werde vieles gedacht haben, halte ja Frau und Kind zu Hause, die auf meine Rück kehr warteten. Uns wenn nun statt jener beiden ... ach, was Weitz ich, es ist lange her. Ich stieg den Abhang hinab. Unten war Leben in die Truppen gekommen. Meine Kompagnie machte sich fertig, wir wurden nach links verlegt und mußten den Abhang besetzen Unser Gepäck hatten wir abgehängt. Sicher war es Zufall, denn uns konnte der Feind nicht gesehen haben; plötzlich hörten wir. wie ein Maschinengewehr 5en Rand des Abhangs ratternd abstrich. Von links an gefangen, hörten wir Vie Geschosse durch die Zweige fegen weiter nach rechts zu. So dicht gingen die Kugeln über uns hinweg, daß wir uns unwillkürlich duckten; und unbedingt war es notwendig, denn kaum einen halben Meter über uns - wenn wir uns aufrichteten, konnten wir darüber hinwegsehen - spritzte Erde auf. Nun wußten wir, was wir zu erwarten hatten, wenn wir die Köpfe unvorsichtig zu hoch streckten. Mein Freund Eggers war einer anderen Gruppe zugeteilt. Neben mir lag ein junger Kamerad in gleichem Alter wie er. Auch zum ersten Male draußen. Eine Viertelstunde verging, während der das Maschinen gewehr gleichmäßig den Rand abstrich. Von links kommend, über uns hinweg, weiter nach rechts. Und nun war man schon orientiert. Wenn die Einschläge an uns vorbei waren, lugte ich über die Kante. Sollte man den Schützen nicht sehen können? Die meisten Kameraden aßen, da ja nichts Besonderes be fohlen war. Doch die Feldflaschen waren leer. Aber es war jetzt kühl, der Durst quälte nicht so wie auf dem Marsche. Da stöhnte ein Mensch! Laut und vernehmlich. Wir sehen uns an, mein Kamerad und ich. Und dann dringt ein klagendes Wimmern von oben über die Böschung. Ich werde nicht weniger bestürzt ausgesehen haben wie der junge Soldat an meiner Seite. Ein Mensch war in Not! Etwas weiter lag einer der alten Leute, düe schon in vielen Schlachten erprobt waren. -Hörst du?" fragte ich ihn. Ich wollte hören, wie er das Stöhnen deutete. Er zuckte die Achseln. „Ob dort ein Verwundeter liegt?" fragte ich ihn direkt. Törichte Frage. Unbedingt war es so. „Da werden noch mehr liegen als einer", gab er gleichgültig zurück. Er aß ruhig weiter. Ja, wie war das nur möglich? War er erst soeben ver wundet worden? Oder, doch das mochte ich gar nicht aus denken, hatte der schon die ganze Nacht gelegen, der so kläglich stöhnte? „Werden die Verwundeten denn nicht fortgeschafft?" Der Soldat, mein Kamerad, sah mich mit einem Blick mit leidig an, als wenn er sagen wollte: „Gott, bist du naiv!" Ich mochte nicht weiter fragen. Aber der junge Kamerad an meiner Seite hatte wohl denselben Gedanken wie ich. Wir sahen uns an und verstanden uns Ich nahm meinen Helm ab, wartete, bis das Maschinen gewehr unsern Platz abaetastet hatte, dann kletterte ich über 5ie Böschung, kroch zwischen dem hohen Zuckerrübenkraut hin durch. Keine zehn Meter entfernt war ein Graben. Schnell erst mal in Deckung gehen! Mich umsehend erkannte ich, daß mein Kamerad mir folgte. Also schnell in den Graben! Doch noch einen Moment stutzte ich. Der Graben war nicht leer! Menschen lagen vor mir, der Gestalt nach. Sie trugen auch Uniformen. Doch die Gesichter waren schwarz wie das des Teufels! Ich hab' ihn mir nie rot vorgestellt. Das also waren die Schwarzen, die unsere Kameraden, die Artilleristen, abgeschlachtet hatten? In sich zusammengesunken, in grotesken Stellungen, lagen sie im Graben. Der Schädel war ihnen eingeschlagen. Gesicht und Hände waren hoch auf getrieben; sie hatten wohl schon tagelang in der sengenden Sonne gelegen. Ein starker Verwesungsgeruch ging von ihnen aus. Und da, etwas weiter nach rechts — jetzt sah ich es erst —, lag ein Soldat mit unserer Uniform. Er lebte! „Kamerad Kamerad Wasser...! Er versuchte den Kopf zu heben. Stöhnte! Meine Feldflasche war leer. Aber es war nicht so Wichtig, ob der Bedauernswerte noch einige Zeit länger dürsten mutzte. Nur fort aus dieser gräßlichen Umgebung! Er lag nicht ab gesondert für sich, sondern auf den Leichen Farbiger. Sein Gewehr lag neben ihm. Das Schloß war stark verrostet. Oder war es Blut? Ob das Maschinengewehr auch weiterhin die Böschung bestrich? Es war möglich. Wir zwei packten den verwundeten Kameraden, wohl weniger sanft als zweckmäßig, und trugen ihn gebückt nach unserm Lagerplatz. Ob ihm noch geholfen werden konnte, wer wollte es sagen; aber er war doch in Not! So selbstverständlich war es uns ge wesen, ihm zu helfen. Wir hatten ihn, den Rücken etwas erhöht, niedergelegt. Ich wollte mich nach einem Sanitäter umsehen. Da kam ein Offizier die Stellung entlang. Seine Mütze war in den Nacken geschoben und ließ die Stirn frei. In der Hand hielt er eine Armeepistole. Unser Zugführer sprang auf und machte eine Meldung: „Dritter Zug, siebenter Kompanie, Reservc-Jnfanterie-Regi- ments 75 zur Grabenbesetzung kommandiert!" Hauptmann Freiherr von S. war es, dem er die Meldung machte, der Führer der Korpsreserve. Der Hauptmann grüßte und wollte weiter. „Herr Hauptmann, ich möchte mit meinem Zug zum Sturm vorgehen. Können Herr Hauptmann mir sagen, wie die Stellung ist?" fragte unser Zugführer. Der Offizier sah ihn erstaunt an. „Ist der Sturm befohlen worden?" fragte er. Der Zugführer mutzte verneinen. Er wollte auf eigene Faust vorgehen. „Er ist blödsinnig", raunte mir der Kamerad von den alten Leuten zu, den ich vorher wegen des Verwundeten gefragt hatte. „Er will Feldwebelleutnant werden, weil Leutnant Stünker doch gefallen ist." Der Hauptmann rät ab. „Es ist zu gewagt ohne Artillerievorbereitung. Und wozu auch? Aber schließlich, wenn Sie durchaus wollen? — Doch sehen Sie zu, daß Sie Ihre Leute alle aus dem Graben kriegen, sonst hat es keinen Zweck." Er geht weiter. Der Zugführer eilt ihm einige Schritte nach: „Herr Hauptmann, wo liegt der Feind?" Ja, wo liegt der Feind? Der Hauptmann hat sich selber orientieren wollen, deshalb ist er ein Stück den Graben entlang gegangen, doch er mutzte umkehren ohne Resultat. „Ja, links der Flensburger Graben ist zum Teil von uns besetzt. Wie weit, steht nicht fest. Vor uns sollen noch Truppen liegen, Sechsundachtziger glaub' ich. Deshalb vorsichtig, und nicht schießen! Im übrigen werden Sie ja sehen, von welcher Richtung Sie Feuer erhalten, wenn Sie stürmen." Hm! — das war die Lage! „Dritter Zug zum Sturm fertigmachen. Seitengewehr auf pflanzen. Keine Patrone im Lauf." Einer sagte es dem andern. Also jetzt wurde es Ernst! Eggers? Wo war Eggers? Ach, a hinten, zwei Gruppen weiter rechts. Hätte ihn lieber neben ir gehabt. Wie Jagdhunde, die das Wild wittern, zitierten wir vor 'Aufregung. Ich bestimmt. War das Angst, die uns überfiel? Oder brannten wir darauf, dem Gegner das Bajonett in die Trust zu bohren? Menschen, die wir nie gesehen hatten? Vielleicht waren es auch Schwarze wie die, die im Graben lagen? Große Menschen i mit wildem Gesichtsausdruck, die uns bestienbakt anspringen j-LürLLN. wenn wir Ke ru GesiM bekamen! Waren wir ihnen überhaupt gewachsen? Doch wir wäre« unser ja viele! Der ganze Abhang Hag voller Soldaten, daS ganze Tal. Alle, alle, die gestern mir uns gekommen waren. Hunderte. Taufende! Bestimm! würden wir den Feind über rennen können und seine Stellung besetzen. Den Sturmriemen unters Kinn. Den Helm sestgerückt. Vom linken Flügel, wo unser Zugführer war,^mutzte das Zeichen kommen. Da — jetzt!! Wir schwangen uns über die Böschung, stünden im grüne« Feld. Gewehr rechts, wie auf dem Exerzierplatz, und dann liefen wir vorwärts — liefen — liefen! Der Feind? Ja, wo war ein , Feind? „Hinlegen!!" Einer brüllte es dem andern zu, und unser Zug war wie vom Erdboden verschwunden. „...werden Sie ja sehen, von welcher Richtung.Sie Feuer erhalten." Ja, wir merkten es! Rasendes Jnfanteriefeuer empfing uns. Wir hörten keine Kugeln pfeifen, das Knattern der Schliffe machte ein Höllenkonzert. Und von links her m«ht«z Maschinengewehre! Liegenbleiben? Nein, weiter! Links von mir war man aufgesprungen, und schon stand ich auch wieder auf den Füßen. Ich warf einen Blick nach rechts. Einige Mann sah ich. Und ich erkannte, daß kaum vier Gruppe« von unserm ganzen Zug vorstürmten! Vielleicht dreißig Mann von den vielen Tausenden stürmte« im vollen Tageslicht über freies Feld gegen einen verschanzten Feind, den niemand sah! Dreißig Mann liefen in ihr Ver derben. Liefen? Es war kein Laufen mehr. Geduckt gehend, das Gewehr umkrampft, mit den Augen den Feind suchend, der uns das verderbenbringende Blei entgegenschickte, tasteten wir uns vorwärts. War das Wort nur eine Phrase? LortjeLu«L.jolM, Ja, wenn wir im ersten Ansturm auf den Feind gestoßen wären! Aber so? Wahnsinn! Heller Wahnsinns Von links wurde ein Zeichen gegeben. Alles rannte plötz lich nicht vorwärts, sondern seitlich nach der Richtung, aus der die Maschinengewehre hämmerten. Ich lief auch. Winkte meinen Kameraden, die rechts von mir waren. Und je mehr ich rannte, desto kürzer wurde die Reihe meiner Vordermänner. Drei — zwei noch — jetzt nur gar einer! Und dantt stand ich vor einem Graben und stürzte Hiner«- Wie alle andern — stürzte hinein — sprang auf weiche Körper. Menschen! Tote? Verwundete? Auch der Rest des Auges sprang von oben herab, und das Knattern der Gewehre übertönte Schreien und klagendes Rufe« nach Hilfe. Unser Zugführer hatte ein Zeichen gegeben und war in de« Graben gesprungen. Der ganze Zug, soweit er am Sturm teil« genommen hatte, war ihm gefolgt. Und im Graben lagen die Toten des letzten Kampfes und die Verwundeten. Seit mehr als vierundzwanztg Stunden! Freund und Feind. Man mutz nicht denken. Und die Gedanken jagten sich so schnell, daß man die Einzelheiten nicht so in sich aufnahin. Und doch sehe ich sie auch heute noch, die blutenden Mensche«, über die wir hasteten, um den Anschluß an die Kameraden nicht zu verlieren, die im Graben weiter vorgedrungen waren. Es war der Flensburger Graben, der direkt zum Abhang zurückführte. Wir gingen in Richtung auf den Feind weiter. Feind! Nein, Gegner! Auch die Schwarzen! Sie hatten meinen Kameraden die Kehle durchgeschnitten. Meine Kameraden hatten ihnen den Schädel eingeschlagen, Herrgott, das ist Krieg! Man muß es verstehen können. Greuel? Ja, da darf es eben keinen Krieg geben. „Zurück! — Zurück!! Die Schwarzen kommen!" Alles stockte und drängte zurück. War man auf Widerstand gestoßen? War die Uebermacht zu groß? Niemand wußte es. Aber rückwärts! Rückwärts!! Man konnte doch nicht auf die Verwundeten treten. Es ging langsam. „Kamerad, nimm mich mit! Die Schwarzen!" Einer der Unseren versuchte, sich aufzurichten. Er hatte einen Schutz durch den Kiefer erhalten. „Meine Beine, Kamerad!" Sie waren ihm Wohl auch zerschossen, sonst hätte er sich ja selber helfen können. Schneller als sich alles erzählen läßt, legte ich mich auf die Knie. Der Verwundete schlang seine Arme um meinen Hals, und mit ihm auf dem Rücken eilte ich weiter. Es hatte eine Stockung gegeben. „Weiter da vorne!" Ja doch, ich beeilte mich ja. War damals schwächlich, wen« auch durchaus gesund. Aber die Last, die auf mir ruhte, drückte mich schier zu Boden. Und dann über Tote hinweg, wo der Fuß keinen festen Halt fand. An Verwundeten vorbeigezwängt, die man nicht treten wollte. Und im Rücken der Feind, nach drängend. „Weiter, zum Teufel nochmal! Die Schwarzen schneiden uns die Kehle ab!" Ich war am Ende meiner Kräfte, taumelte gegen die Grabenwand. Der Verwundete hielt mich umklammert, drückte mir fast die Luft ab. Ich machte mich frei. Im Graben war eine Ausbuchtung zum Ausweichen. Dagegen lehnte ich ihn. Ich schämte mich. Eigentlich noch heute, wenn ich daran denke, aber der Weg mußte frei sein. Konnte ich verantworten, daß vielleicht, während ich einen Kameraden retten wollte, mehreren der Weg zur Rettung versperrt wurde? „Ich komme zurück. Kamerad Ich hole dich. So geht es nicht." Ein todirauriger Blick. Er klagte nicht. Kameradschaft?