Volltext Seite (XML)
hat, und — seien Sie dessen versichert! — am Gestade der Ostsee wird es keine Ruhe geben, solange diese Ungerech tigkeiten gegenüber dem deutschen Volke und diese wirt schaftlichen Dummheiten weiter existieren. Die unmögliche Regelung in Oberschlesien. Die Frage Obsrschlesien taucht jedes Jahr mehrere Male auf. Die durch Versailles geschaffene Regelung in Oberschlesien zeitigt in pe riodischen Abständen immer wieder schwere Zwischenfälle, weil die durch Versailles gezogene vberschlesische Grenze an vielen Stellen die ethnographischen Realitäten verkennt und weite deutsche Gebiete unter polnische Oberhoheit gestellt hat. Die ganze deutsch-pvlni'che Grenze, die sich von Danzig bis Kattowitz hinzieht, ist nichts anderes ass das Ergebnis der brutalsten Absichten eines wildgewordenen Chauvinismus, eines grenzenlosen Imperialismus u. einer unersättlichen Plutolratie. Die dynamischen Kräfte des deutschen Volkes. Das deut sche Volk bekämpft nicht das französische Volk; es be ¬ kämpft den durch Versailles geschaffenen Zustand und je den, der ihn verewigen will. Das deutsche Volk ist bereit, . mit Frankreich zur Sicherung des Friedens zusammenzu arbeiten, wenn Versailles fällt und wenn Deutschland ge genüber der Grundsatz der Gleichberechtigung mit allen Völkern der Erde garantiert worden ist. Das deutsche Volk wünscht von ganzem Herzen den Frie den, aber das deutsche Volk wünscht einen Frieden in Ehren! Denn das höchste irdische Gut des Menschen ist die Freiheit, die sogar über seinem Leben steht. Möge dieses Dogma, das Gemeingut des gesamten deutschen Volkes ist, in Frankreich gehört und beherzigt werden, ehe es zu spät ist. Ich beendige meinen Vortrag mit dem sehnlichen Wunsche, daß das verflossene Jahr 1932 das letzte Jahr der deutsch französischen Verstimmungen sei und daß das neue Jahr 1933 uns einen großen Schritt auf dem Wege der Annäherung und der Verständigung unserer beiden Völker bescheren möge. — Binnenmarkt und Kaufkraft. Oie Notwendigkeit -er Binnenmarkistärkung. j Schaffung gesunder Preisvcrhältnisse. Neichsernährungsminister FreiherrvonBraun machte im Haushaltsausschuß des Reichstages längere Handels- und wirtschaftspolitische Ausführungen. Er betonte dabei, daß die auf den verschiedensten Gebieten festzustellende Übererzeugung in der Welt die Lage außerordentlich verschärft und vielfach Gegen maßnahmen veranlaßt habe. Seit dem 1. Dezember 1931 seien in neun Ländern neue Einfuhrverbote er lassen und in sieben Staaten neue Einfuhrmono pole errichtet worden. In 21 Staaten sei die Kon tingentierung der Einfuhr neu eingeführt oder er weitert worden. Zehn Länder hätten neuen Verwen dungsschutz für inländische Erzeugnisse eingeführt und in 53 Ländern seien nene Zölle oder Zollerhöhungen zu verzeichnen. In 16 Ländern sei eine Entwertung der Währung eingetreten, wodurch die deutsche Aus fuhr aufs schwerste betroffen worden sei. Auch das Er gebnis der Konferenz von Ottawa wirke, wie der Minister hervorhob, nicht nur direkt auf die betroffenen Länder, sondern auch indirekt aus Deutschland dadurch, daß diese Länder, denen die Einfuhr nach England er schwert werde, ihre Waren auf den deutschen Markt zu werfen suchen, zum Teil zu Preisen, die weit unter den eigenen Gestehungspreisen liegen. Alle diese Dinge hätten zu einer Absperrung der Länder gegeneinander geführt, wie sie schrecklicher nicht erfolgen konnte. Wenn gefragt worden ist, so fuhr der Minister fort, ob die Maßnahmen, die wir zum Schutze der Land wirtschaft getroffen haben und treffen werden, als Dauermaßnahmen anzusehcn sind, so möchte ich feststellen: Auch wir sehnen den Tag herbei, an dem ein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage und damit wieder ge sunde Preisverhältnisse in der Weltwirtschaft erreicht sein werden, um diese Maßnahmen abbauen zu können. Leider ist ein solcher Ausgleich heute noch nicht zu verzeichnen. Man wird besonders auch angesichts der starken Mißverhältnisse zwischen dem Preis der In du st rieerzeugnisse und dem Viehpreis einen sehr langen Weg gehen müssen, um diesen Ausgleich zu finden. Es gibt, so erklärte der Minister, kein Mittel und auch keine Regierung, die diesen Ausgleich in kurzer Zeit zu stande bringen könnte. Daß cs aber Mittel gibt, ihn zu beschleunigen, ist meine Überzeugung, und die Agrarpolitik, die ich für richtig halte, soll diesem Ausgleich dienen. Wenn der Bauer heute gut kaufen könnte, so sagte der Minister weiter, wäre es für dieIndustrie sehr viel besser. Die vom Institut für Konjunkturforschung er ¬ mittelten Zahlen ergeben, daß tatsächlich die Zahl der für den Binnenmarkt Beschäftigten außerordent lich abgenommen hat, und zwar ungefähr um die gleiche Zahl, um die sich die Arbeitslosen vermehrt haben. In der gleichen Zeit seien die Verkaufserlöse für die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse von 10,20 aus 7,26 Milliarden zurückgegangen. * Ser Walfisch als Konkurrent der Kuh. Von teurer und billiger Margarine. über Einzelheiten in der Frage des Butter- beimischungszwanges zur Margarine gab im Haushaltsausschuß des Reichstags Reichsernäh rungsminister Freiher von Braun Auskunft, wobei er die Gestaltung der deutschen Fettwirtschaft aus führlich erörterte. Der Fettverbrauch in Deutschland betrug 1931 1,3 Millionen Tonnen, wovon 38 Prozent auf Margarine und 35 Prozent auf Butter, 16 Prozent auf Schmalz und 11 Prozent auf Ol entfielen. Der Gesamtfettbedarf wird zu 40 Prozent aus inländischer Erzeugung, zu 60 Prozent durch Einfuhr gedeckt. Bei der Margarine werden die Roherzeugnisse zu 95 Prozent aus dem Auslande eingeführt. , Die Fettpreise haben auf dem Weltmarkt seit 1928 ständig nachgelassen, und zwar sind Ql und Slsaaten um 44 Prozent im Preise zurückgegangen. Walfischtran ist allein seit 1930 um ruud 60 Prozent billiger geworden, Schmalz und Butter um rund 30 Prozent, die Margarine habe nur um 15 bis 20 Prozent nachgelassen. Tatsächlich ist also die Kon kurrenz des Walfischtrans für inländische Erzeugnisse sehr groß, ohne daß das in vollem Umfange in den Marga rinepreisen zum Ausdruck gekommen wäre. Der Walfisch ist also ein starker Konkurrent der Kuh ge worden. Wir werden nach wie vor Fette einführen müssen. Wir sind aber auch der Überzeugung, daß eine Steigerung der Eigenerzcugniffe möglich ist, und daß durch eine gewisse Beimischung die Einfuhr eingeschränkt werden kann. .Während 1928 die Margarinerohstoffe zu 16 Prozent aus Walfischtran be standen, beträgt der Anteil des.Walfischtrans heute an nähernd 40 Prozent. Früher wurde Margarine fast aus schließlich aus Rindertalg hergestellt. Es ist offen angeregt worden, eine Margarine -Steuer einzuführen. Ich habe mich stets dagegen gewehrt. Ich möchte das er neut gegenüber den Auffassungen betonen, daß mir daran liege, Rohstoffe für billige Nahrungsmittel zu verteuern. Wir haben immer den Standpunkt vertreten, daß für die armen Volksschichten unter keinen Umständen die Margarine verteuert werden darf. Die billige Margarine darf also auf keinen Fall verteuert werden. Anders liegen die Dinge bei den teureren Qualitäten. Skurze poliiische Nachn'chien. Die Parteileitung d ew NSDAP, hat durch maßgebende Persönlichkeiten offiziell erklären lassen, daß die Nationalsozialisten in der neu zu bildenden lippeschen Landesregierung von drei Sitzen zwei für sich beanspruchen. * Zu der Meldung über die B i l d um g e i n e s F r e i - korps Ruhr in Essen veröffentlicht'^das Gaupresseamt der NSDAP, eine Erklärung, in der es heißt, daß von der Bildung eines solchen Freikorps innerhalb der SA. oder SS. des Gaues Essen nicht das geringste bekannt sei. Die SA. und SS. des Gaues seien abisolut fest in der Hand ihrer Gruppenführer, die in ihrer Treue zu Hitler nicht den geringsten Zweifel aufkommen ließen. * Der Geheime Regierungsrat Ministerialrat Dr. Kügler im preußischen Ministerium für Arbeit und Wirtschaft ist als preußischer Vertrauens- und Verbindungsmann beim Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung bestellt worden. Durch diese Maßnahme soll für das Land Preußen und seine Gemein den und Gemeindeverbände ein einheitliches Vorgehen auf dem Gebiete der Arbeitsbeschaffung gewährleistet werden. * Die Verhandlungen der Arbeitgeber- und Arbeit nehmerverbände haben dazu geführt, daß in Norwegen der Arbeitsfriede bis zum Jahre 1935 gesichert ist. Die Arbeitgeber haben darauf verzichtet, eine Lohnherab setzung un?3 Prozent, die nach der jetzigen Richtzahl hätte vorgenommeu werden können, durchzuführen. Die Tarife werden bis einschließlich 1935 bestehenbleiben. -r Sämtliche Mitglieder der Verwaltung des weiß russischen Flachstrustes in Minsk wurden ihrer Ämter enthoben und verhaftet, weil sie falsche An gaben über die Einhaltung des Planes gemacht hatten. Sie hatten angegeben, daß der Plan zu 102 Prozent ein gehalten ist, während in Wirklichkeit nur 50 Prozent ein gehalten wurden. s Melnr Nach richten Großangelegtcr internationaler Darlehensschwindcl aufgedeckt. Frankfurt am Main. Die Frankfurter Kriminalpolizei hat zwei Agenten der „Jciag" (Internationale Kapital-Investment A.-G.l verhaftet, die für das angeblich in Lichtenstein existie rende .Hypothekeninstitut Kunden zu werben versuchten. Dis polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß es sich bei der im Vor- tahre aufgezogenen Gründung um einen international organi sierten Darlehensschwindel handelt, dem schon zahlreiche Geld suchende zum Lpser gefallen sind. Sämtliche Frankfurter Schulen wegen Grippe geschloffen. Frankfurt am Main. Das Auftreten der Grippe hat Ver« anlassung gegeben, sämtliche Frankfurter Schulen vom 27. Ja nuar bis einschließlich 4. Februar zu schließen. Mit Rücksicht auf die Überfüllung der Krankenhäuser werden die Räume der Pflichtberussschule im Gebäude der Gewerbeschule zur Einrich tung eines Hilfskrankenhauses zur Verfügung gestellt. Kattegat und Öresund wieder eisfrei. Kopenhagen. Die Eislage im Öresund und im Kattegat hat sich überraschenderweise so verändert, daß jetzt das Katte gat völlig eisfrei ist und auch im Orefund und im Kopen hagener Hafen der Schiffsverkehr wieder völlig normal vor sich geht. 22V Bolivianer im Laufe eines Gefechts getötet. Nio de Janeiro. In einem Nahgefecht zwischen bolivia nischen und paraguayauischen Truppen bei Fort Manawa, das nur zehn Minuten dauerte, wurden 220 Bolivianer getötet. Bei einem Gegenangriff zerstörten die Bolivianer mehrere Maschinengewehrnester der Paraguayaner. Goldsucher von Eingeborenen ermordet. Melbourne. Im Marobebezirk von Neuguinea wurden zwei europäische Goldsucher und sieben eingeborene Träger von feindlichen Eingeborenen überfallen und mit Keulen zu Tode geschlagen. Eine Abteilung Regierungstruppen wurde ebenfalls überfallen. In einem erbitterten Handgemenge wurden dabei drei Eingeborene getötet und zwei schwer ver wundet. vsg UosMehMikelmonn, Qopyrigbt bL Martin lleucktvsngek, Hefts (8aa!e) t stO Jetzt war sie wenigstens nicht mehr allein auf den Ver walter angewiesen, den Halsabschneider. Jetzt hatte sie wenigstens etwas Geld in der Hand. Die jungen Herren würden mit ihrer Küche schon zufrieden sein. „Aber, Herr Gust, sagen Sie bitte dem Verwalter nichts von dem Geld. Sonst ist er noch unverschämter und berechnet uns das Geflügel und das übrige, was eigent lich der Herrschaft zukommt, extra!" Theobald Fischer hob den Kopf. „Liebe Frau Mertens, sich habe eine Bitte an Sie: Wollen Sie mir Klarheit geben über die Verhältnisse hier, besonders über den Verwalter? Wollen Sie mir alles sagen, was Sie wissen und wie Sie es sehen?" Frau Mertens war verlegen geworden. Aus Freude über das Geld hatte sie sich zu einer Unüberlegtheit Hin reißen lassen. Was sollte sie nun tun? Mit zitternder Hand strich sie sich über die blütenweiße Schürze, dann antwortete sie: „Oh, Herr Fischer, da kann ich gar nichts sagen...!" „Aber ja, gute Frau Mertens! Ich sehe es Ihnen an der Nasenspitze an, daß Sie sogar sehr viel wissen. Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir sind Ihnen nur dank bar, wenn Sie uns reinen Wein einschenken, uns ein wenig helfen. Ich selbst will meinen Freund unterstützen, ihm behilflich sein, Ordnung zu schaffen; aber ich kann das nicht allein, ich weiß doch zu wenig von dem, was hier vorgegangen ist!" Frau Mertens überlegte noch immer. Was sollte sie nur tun? Wenn der Verwalter erfuhr, daß sie geschwatzt batte, dann war es mit ihr vorbei. „Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben, Frau Mertens! Und du, Gust, tätest am besten, wenn du jetzt zum Vorwerk reiten würdest. Ich möchte mich gern mit Frau Mertens allein unterhalten; ich glaube, dabei kommen wir weiter!" Theobald brachte es auch wirklich fertig, Frau Mertens Scheu zu überwinden. Bald sprach sie sich alles herunter, was sie auf den Herzen hatte, und Theobald wußte, daß ihn sein Argwohn gegen den Verwalter nicht getäuscht hatte. Aber das, was er da hörte, war schlimmer als seine schwärzesten Vermutungen. Seine Heiterkeit war im Laufe des Gesprächs einem tiefen Ernst gewichen. Es würde nicht leicht sein, da Abhilfe zu schaffen, das wußte er. Aber er würde trotzdem mit allem fertig werden. Er dankte Frau Mertens, verabschiedete sich von ihr und wandte sich stehenden Fußes hinüber zum Verwalter gebäude... § * § „He! Hallo! Sie, guter Mann, ist mein Freund nicht bei Ihnen, der Doktor Richter?" Fast ein wenig unwillig über den lauten Eindringling hob der alte Pächter Steingrüber seinen grauen Kops. Sah über das Geländer der Holzveranda hinweg gerade auf einen jungen Mann, der ihn ein wenig heraus fordernd ansah. »Was wünschen Sie denn, mein Herr?" „Sie sind doch der Pächter Steingrüber nicht Wahr?" „Zu dienen, mein Herr!?" „Können Sie mir nicht sagen, ob August Richter bei Ihnen ist. Er wollte doch hier vorsprechen?" „Herr Doktor Richter ist vor etwa zwanzig Minuten fortgeritten I" „Oh, das ist zu dumm! Da renne ich wie ein Ver rückter hierher ... Aber, ich möchte ja auch mit Ihnen reden, Herr Steingrüber. Ich weiß von Frau Mertens, daß Sie ehrlich sind und treu, und daß Sie es gut mil den Richters meinen. Aber warum haben Sie denn nicht meinem Freund die Augen,geöffnet über diesen Betrüger und Schwindler, der hier Verwalter ist? Hübsche Dinge hab' ich da erleben müssen. So etwas von Rechnungsführung ist mir noch nicht vorgekommen. Das sind ja ungeheuerliche Zustände ..." Pächter Steingrüber unterbrach den Wütenden. „Wollen Sie mir nicht sagen, wer Sie eigentlich sind?" „Ich bin Theobald Fischer, der beste Freund August Richters. Er hat mir Vollmacht gegeben, hier Ordnung zu schaffen. Verstehen Sie?" „Soso! Dann sind Sie Wohl der neue Verwalter? Ist Helmer abgesetzt worden?" „Sagen Sie lieber: 'rausgeflogen. Und zwar sofort. Einen Betrüger und Trunkenbold können wir hier nicht gebrauchen. Es wird Wohl auch noch ein gerichtliches Nachspiel geben, wegen Unterschlagung und Urkunden fälschung. Dieses Subjekt war es hauptsächlich, das meinen armen Freund allmählich um Hab und Gut ge bracht hätte!" „Ja, ja! Wir haben es alle mit ansehen müssen und konnten nichts dagegen tun!" „Aber mein Lieber, ein Wort zu dem Amtsrat, und diese Schweinereien wären Wohl aufgedeckt worden." „Oh, Sie scheinen keine Ahnung zu haben von dem Herrn Amtsrat. Der war Wachs in den Händen von Helmer; er glaubte an dessen heuchlerischen Worte wie ans Evangelium. Da war wirklich nicht das geringste zu machen. Und der Herr August, der ließ sich nie blicken, und schriftlich konnte man da nichts ausrichten. Aber ich bin froh, wenn ich jetzt endlich frei von der Leber weg reden kann; das hab' ich mir schon lange ge-> wünscht." Theobald Fischer hatte auf Einladung des Pächters auf der Veranda Platz genommen; er war neugierig, waÄ er alles hören würde. Der Mann da vor ihm sah gut^ und vertrauenerweckend aus. „Sie dürfen mir ruhig vertrauen, Herr Steingrüber!! Wenn ich auch noch jung bin: ich habe den besten Willen- Deinem Freund zu helfen.": —(Fortsetzuna kolat^k