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Oas A / 6 ü 6 n 6 / 6 s ^/'0»tso/Äa/s/r --^ ' - - - von z?v^o//' ?/ö/r/s — ---- - - ^""vrigbt bv Martin keucktvsoger llslle (8asls) 2. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Hastend ging es im Graben entlang, und als er am Abhang mündete, blieb ich erschöpft stehen. Nun war ja keine Gefahr mehr. Kurz vor dem Ende des Grabens, wenige Meter nur, hatte ich einen Soldaten lang aus der Erde liegen sehen. Ein großer, blasser Mensch mit einem schwarzen Spitzbart. Nicht dunkel, nein, ganz schwarz. Man hatte wohl geglaubt, er sei auch tot, und viele waren über ihn hinweggelaufen. Viele Absätze der Kameraden hatten ihn getreten. Und der lebte! Ich hörte ihn nicht klagen oder stöhnen, aber seine Augen waren noch voll Leben. Den wollte ich gleich holen, wenn die Kameraden alle aus dem Graben heraus waren. Den und, wenn es möglich war. den andern, den ich schon ein Stück getragen haue. Nun waren alle wieder zurück, aus dem Graben kam nie mand mehr. Die Schwarzen? Wer hatte sie gesehen? Gesehen? Wohl keiner von denen, Vie es gerufen hatten. Der Zugführer war im Graben als erster vorgegangen und hatte über die Deckung gesehen, um sich zu orientieren. Da hatte eine Gewehrkugel ihm den Hals durchschlagen. Den Hals, die Wirbelsäule. Da waren die Soldaten umgekehrt. Einer hatte ven andern ängstlich gemacht und in heilloser Flucht zurückgedrängt. Es waren keine Leute vom neuen Ersatz, die ihren Führer hilflos liegen ließen. Der Zugführer war tot. Die Uebriggebliebenen gingen zu ihrem Gepäck zurück. Ich brachte mit dem Kameraden, der mir schon den ersten Verwundeten hatte bergen helfen, den andern aus dem Graben in Sicherheit. Er lebte noch, konnte sprechen. Der zweite, den ich getragen hatte, wurde von zwei Mecklen burgern, Landsleuten von mir, aus dem Graben geholt. Ich habe ihn gesehen und noch mit ihm gesprochen. Einen Tag und zwei endlose Rächte hatte er gelegen in beständiger Furcht, daß die Schwarzen ihn finden könnten. Er wußte ja, was dann sein Los war. Niemand hatte uns vermißt. Niemand hatte nach uns ge fragt, als wir zurückkamen. Wir hatten gestürmt! Kleinigkeit. Warum eigentlich? Der es wußte, lebte nicht mehr. li. Im Granatenhagel. Maden kriechen umher. Ueberall. Am Abhange, im Gebüsch ist ein kleines Depot von Lebens mitteln angelegt. Provisorisch nur, damit die Truppen im Not fälle davon nehmen können. Säcke voll Speck liegen in der prallen Sonne. Wenn man hineinsieht, erblickt man kribbelnde Maden. Vor wenigen Stunden sind die Menschen gefallen. Jetzt schon kriecht das eklige Geschmeiß aus Mund und Nase. Fliegen, grünschillernd, surren um Leichen. Aber auch unser Schweiß lockt sie an. Man verscheucht sie; doch sie kommen wieder und immer wieder. Ach, es ist ja so gleichgültig, ob es diese oder jene ist, die Krankheiten überträgt. Laß sie sitzen! Soldaten der verschiedenen Regimenter liegen bunt durch einandergewürfelt am buschbestandenen Abhange. Die nicht schlafen, irren umher nach Wasser; die Sonne brennt. Im Talkessel ist ein Brunnen. Das Wasser sieht weiß aus, wie Kalkmilch, aber cs ist kühl und erfrischend. Es ist verboten, davon zu trinken. Aber was vermag das Verbot, wenn der Durst quält? Ein französischer Fesselballon steht am Himmel und kann die Schlucht übersehen. Von Zeit zu Zeit platzen Schrapnells über den Köpfen der Wasserholer. Es gibt Tote und Verwundete, und trotzdem, wenn alles eine Weile ruhig war, stehen die Durstenden wieder um den Brunnen. Der Abend ist nicht mehr fern. Es wird dunkel werden und unheimlich. „Sollen wir uns nicht für die Nacht Schutz suchen? Vielleicht ein kleines Loch buddeln, wie die anderen es machen?" Eggers ist einverstanden, ebenfalls ein jüngerer Kamerad aus dem Holsteinischen. Wir graben die Erde senkrecht ab. Es ist ein mühseliges Stück Arbeit. Der Schweiß bricht uns aus allen Poren; doch es ist gut, Deckung zu haben. Es wird aber kein Unterstand, nur daß wir einen halben Meter tiefer liegen. Erschöpft halten wir inne. Ein Leutnant kommt an uns vorbei. „Wer hat Ihnen das befohlen?" War überhaupt jemand da, der Befehle erteilte? „Dieser Abschnitt ist den Neunzigern zugeteilt. Gehen Sie weiter!" Wir sehen uns an und denken, er wird schon wieder fort gehen. Wir sind müde und wollen schlafen. Nach einer Weile kommt er zurück. Er schlägt Lärm, daß wir noch da sind. Wir nehmen unsere Tornister und gehen weiter. Aber als es dunkel ist, gehen wir wieder hin. Sollte unsere Arbeit vergebens gewesen sein? Man hat inzwischen eine Leiche auf unseren Lagerplatz hin gelegt. Wir tragen den Toten ein Stückchen weiter fort. Hier wollen wir schlafen. Lärm weckt mich. Bellend schießen unsere Geschütze. Ich kann das Mündungs- feucr sehen. Man wird Wohl schlecht schlafen können. Ich höre, wie die Granaten über uns hinwegsausen, zum Feind hinüber. Es ist interessant. Noch nie anders als ge legentlich eines Manövers in meiner Kindheit habe ich Kanonen schießen sehen. Die Geschütze sehe ich auch jetzt nicht, nur den Feuerstrahl. Es ist eine Beruhigung. Man merkt, daß man hier nicht aus verlorenem Posten ist. Man hat Rückhalt. Nach wenigen Minuten aber ist das Schießen nicht mehr störend. Die Augen wollen zufallen. Da plötzlich in der Luft ein Leuchten! Dann ein Krachen! Und prasselnd schlägt etwas in das Laub der Büsche. Der Franzmann schießt! Ich will etwas zu Eggers sagen, der an meiner Seite liegt, da erhellt sich die Nacht blitzartig überall. Neber mir... da hinten jetzt... hier rechts! Dort! Und jetzt hier, scharf links. Und dann beginnt ein Höllenkonzcrt. Feuer springt auf — krachendes Bersten erfüllt die Luft. Die Erde dröhnt! Erde regnet auf uns herab, von Platzenden Granaten empor- aeschleudert. Bäume stürzen um, Buschwerk fliegt durch die Lust. Unaufhörlich zerreißt das Feuer der platzenden Geschosse die Finsternis. Und wir liegen ohne Schutz da und starren nach oben, wo wir die Zahl der Platzenden Schrapnells nicht mehr zählen können. Ich habe die Knie ans Kinn hochgezogen. Ich müßte lügen, Wenn ich sagen sollte, ob ich vor Furcht gezittert habe. Aber das weiß ich, eine entsetzliche Angst schnürte mir die Kehle zu. Den Tornister hatte ich aufgeschnallt und über mich gedeckt, Mm Schutz. Zum Schutz? Wo doch eine der kleinsten Granaten mich in Stücke reißen konnte, wenn sie den Weg zu mir fand! Und doch war es für mich eine Beruhigung. Der Holsteiner war fortgelaufen. Jetzt waren wir allein. Unsere Geschütze bellten — und größere Kaliber mischten sich ein. Höllentanz! Von oben fliegt etwas aus mich. Schwer — wuchtig. Legt sich für einen Augenblick auf die Brust — kollert weiter... Mir war, als hätte ich einen menschlichen Laut vernommen. Halb richte ich mich auf. Etwas tiefer springt ein Mensch auf die Beine. Platzende Schrapnells beleuchten ihn. Wild blickt er sich um. Dann stürmt er den Abhang wieder empor. Ich komme mir so klein und so hilflos vor. Was kann ich tun, um mich vor dem Eisenhagel zu schützen? Nichts. Wehrlos bin ich der Gefahr preisgegeben. Es ist Zufall, wenn ich mit dem Leben davonkomme? Zufall? Stehen wir nicht alle — der Gedanke drängt sich mir auf —, stehen wir nicht alle in Gottes Hand? In Gottes Hand! Ja, hatte ich denn einen Gott? Bis zu zwanzig Jahren hatte ich jeden Abend und Morgen gebetet. Das gehörte sich so. Und dann wollte ich Gott suchen, dessen Existenz mir eine Selbstverständlichkeit war. Ich suchte greifbare Beweise. In bester Absicht. Ich sprach mit Andersgläubigen, las die Uebersetzung des Korans. Ich besuchte Versammlungen der Heilsarmee und hatte Unterredungen mit katholischen Geistlichen. Und das End resultat war: ich verlor meinen Gott! Aber wenn es doch einen Gott gab, der seine schützende Hand über uns hielt, der würde mir helfen, wenn ich zu ihm betete. Not lehrt beten! Beten follte ich, der ich ihn so lange Jahre verleugnet hatte? Nein! Ich wäre mir so erbärmlich vorgekommen! Ich hatte nicht einmal den heimlichen Wunsch, daß er mir helfen möge. Aber das gelobte ich mir in der Stunde der Angst: Sollte ich den jungen Tag erleben, so wollte ich ein Dankgebet zu dem emporschicken, den ich jetzt in meiner Not nicht anzurufen wagte. Und so lag ich und wartete — wartete fünf viertel Stunden lang — blieb am Leben — unverwundet. Dann — als sich das Feuer gelegt hatte, suchte ich mit Eggers einen Unterstand auf, in dem sich Mannschaften und Offiziere zusammengedrängt hatten. Der Leutnant war auch darin, der uns fortgeschickt hatte. Es wäre die schrecklichste Kanonade gewesen, die sie im Kriege bisher erlebt hätten. Sie waren im Unterstand gewesen, der, in den Fels ge hauen, bombensicher war. Ich hatte im Granatfeuer meinen Gott gefunden. HI. Ich halt' einen Kameraden... Fünf Tage lang lagen wir am Abhange, dessen grünes Laub werk zerfetzt war. Wir wurden abgeschossen wie die Hasen. Unseren Kompagnieführer hatten wir schon zweimal aus gegraben aus dem Unterstand, dessen Eingang wiederholt ein geschossen war. Seit wir hier lagen, hatten wir kein warmes Essen be kommen. Die Ueberlebenden hatten ruhrartigen Durchfall. „Wir werden zurückgehen, zum Steinbruch, und sehen, ob man sich dort eine Suppe kochen kann. Der Magen verlangt etwas Warmes. Kommst du mit, Franz?" Eggers war mit dabei. So nahmen wir unser Kochgeschirr und ein paar Suppenwürfel und gingen zum Steinbruch, der eine Viertelstunde weit zurücklag. Wir durften kein Feuer anmachen. Wir könnten die Stellung verraten! Blödsinn! Als ob man in dem flimmernden Sonnenglast hinter dem Hügel den Rauch von wenigen dürren Reisern sehen könnte! „Ich werde mich auf freiem Felde in ein Granatloch setzen, Franz. Dort wird uns niemand sehen." Aber Eggers getraute sich nicht. Es war ihm zu gefährlich. Er hörte auch nicht auf mein Zureden, sondern ging zum Ab hang zurück. Ich blieb und kochte mir ein warmes Essen, eine Wohltat für den entwöhnten Magen. Zum Abhang zurückgekommen, war Eggers nicht auf unserem Lagerplatz. Unten am Fuße des Abhanges waren Unterstände in den Fels getrieben. Wir lagen auf halber Höhe. Ich setzte mich auf meinen Tornister und wollte einen Brief nach Hause schreiben. Ein Glück, daß meine Frau keine Ahnung davon hatte, in welcher Gefahr ich die ganze Zeit gewesen. Da sah ich Eggers zu mir hochsteigen. Er hatte mit mehreren Kameraden vor einem Unterstand gesprochen. Schon war er halb hoch, als einer der Kameraden ihn zurückrief. Er drehte sich um und stieg wieder hinunter. Da plötzlich ein heulendes Sausen über mir. Duckend werfe ich mich auf die Erde. Ein Krachen, so unheimlich, und ein Luftdruck, der mir den Atem nahm. Dann schlug eine ungeheure schwarze Rauchwolke vor mir hoch. Eine Mine war krepiert! Gellende Schreie durchschneiden die Luft. Ich weiß, was geschehen. Schnell stecke ich den Brief in die Tasche und haste den Ab hang hinab. Menschen wälzen sich in ihrem Blut! Mitten in die Gruppe war die Mine eingeschlagen, die über mich hinwegsauste. Der erste, zu dem ich kam, war Eggers! Seine Beine fehlten! Wie mit einem scharfen Beil sind sie abgehackt oberhalb ser Knie. Es läuft nicht einmal Blut aus den Stumpfen. Das ist mein Freund, nicht nur Kamerad! Ich beuge mich zu ihm nieder; mit aufgerissenen Augen starrt er mich an. „Ich will an deine Mutter schreiben, Franz." Sein Mund bewegt sich — er versucht zu sprechen; doch kein Laut kommt über seine Lippen. Sieben andere liegen außer ihm am Boden. Sanitäter kommen aus dem nahen Unterstand Wir legen Eggers aus eine Zeltbahn. Er ist so leicht. Man braucht ihn nicht mehr zu verbinden — er ist bereits tot. Wie schnell es geht! Drei Tote außer ihm, vier schwer verwundet, auf einen Schlag. Das lohnt sich. Und ich kniete noch immer neben ihm, und als ich ihm vie Augen zudrücke, die noch immer wie anklagend zum Himmel starren, kann ich nicht einmal weinen. Man ist hart ge worden! Ein Menschenleben weniger. Wann wird cs mich ireffen? Am Abend während ich zum Essenholen kommandiert bin. wird er beigesetzt. In weichen Sandstein grabe ich am nächsten Tage mit meinem Dolch seinen Namen und setze ihm ven Stein aufs Grab. Hier ruht mein Freund Franz Eggers, steht darauf. Ich hätte „Kamerad" schreiben sollen, sagen die anderen. IV. leuchtest mir zum frühen Tod?" Drei Tage schon war mein Freund nicht mehr. Ich war sremd in der Kompagnie. Wir waren sehr zusammen geschmolzen, und man konnte berechnen, wann den letzten die Kugel treffen mußte, wenn es so weiter ging. Wir sollten aus der Front gezogen werden; aber diese Parole lief schon seit Tagen bei uns um, ohne daß sie sich ver wirklichte. Da kam vormittags Beseht, ienseits der Kirchhofsschlucht einen Graben zu besetzen Der erste Befehl all die Tage. In einem Taleinschnitt lag der Friedhof der Truppen, die hier seit langem die Stellung hielten. Wir kreuzten ihn, um zu unserer neuen Stellung zu gelangen. Schreckliche Verwüstung ringsumher. Selbst die Toten fanden keine Ruhe in den Gräbern. Der Kirchhof war von zahllosen Granaten gepflügt, der Erd boden ausgerissen und die Leichen aus den Särgen heraus geschleudert. Ein entsetzlicher Verwesungsgeruch verpestete die Luft. Schnett darüber hinweg. Den Abhang hoch und hinein in den Graben, der Deckung bietet! Er war nur dreiviertel Meter tief, und wir mußten geduckt gehen, um nicht gesehen zu werden, denn unbedingt wär der Feind nicht weit. Als wir rückwärts schauten, sahen wir Franzosen in großer Zahl auf unsere Stellung zukommen. Hatten sie den ersten Graben überrannt? Aber wenig später wußten wir, es waren Gefangene, die unsere Truppen gemacht hatten. Auf unsere Stellung war ein Angriff geplant: der Feind zerschoß die Drahtverhaue! Nur schwach war unser Graben besetzt. Soweit ich sehen konnte, waren ein Kamerad und ich die einzigen. Waren wir die vorderste Linie? Lagen vor uns noch andere Truppen? Niemand war da, der uns Auskunft gab. Was hatten wir auch zu fragen? Ob Sterben schlimm ist? Es kam daraus an, wie der Tod kam. Eggers hatte Wohl kaum begriffen, daß er sterben mutzte. Aber wer nun schwer verwundet ist, zerschossen und sich noch lange quält? Und wer weiß, daß er sterben muß und hat Frau und Kins zu Hause — ob dann das Sterben so leicht wird? Schrecklich, wenn das Augenlicht genommen! Ach. was soll man grübeln! Ich habe eine feste Schnur bei mir, damit ich die Adern abschnüren kann, wenn Arm oder Bein verletzt ist. Man will doch nicht verbluten, wenn Rettung möglich ist! Da wird ein Befehl durchgegeben: Seitengewehr aufpflanzen, und wenn der Feind durch das Drahtverhau kommt, heraus aus dem Graben und ihm ent gegen. Morden! Mann gegen Mann! Wieviel werden über uns beide herfallen, wenn der Sturm beginnt? " Wahnsinn! Wir beide allein aus mehr als zwanzig Meter! Seitengewehr pflanzt auf! Es waren damals noch die langen Seitengewehre. Säbel trottel hatte man und Spaten. Meinem Kameraden hatte sich die Säbeltrottel um das Spatenfutteral gewickelt. Ich soll sie ihm zurechtbinden. Der Graben ist nur flach. Mein Kamerad stellt sich aufrecht hin, und ich knie vor ihm nieder, dabei rage ich aber auch noch mit dem Kopfe über den Grabenrand. Verstohlen luge ich über die Kante ins Gelände, wo vor dem Graben die Granaten ein schlagen, um das Hindernis zu beseitigen. Ob sie schon kommen? Ein furchtbarer Schlag wirft plötzlich meinen Kops zur Seite! Zerschmettert mir ein Kolbenhieb den Schädel? Ich bin gegen die Grabenwand gefallen und greife nach meiner linken Wange, wo ich einen brennenden Schmerz ver spüre. Lebenswarmes Blut feuchtet meine Hand, rinnt mir am Arm herunter! Jetzt mußt du sterben! Was nützt mich nun die Schnur? Wo soll ich hier das Blut abbinden? Jetzt sterbe ich — sterbe, wie so viele andere — wie Eggers und alle, die ich im Blut liegen sah. Und zu Hause ist Frau und Kind. Und meine Fra« ahnt nicht, daß mir der Tod im Nacken sitzt! Muß ich schreien, wie so viele andere? Aber noch- lebe ich! Ich will an meine Frau einen letzten Gruß schreiben. Ein Kuvert mit Aufschrift habe ich immer in memer Brieftasche. Mit dem linken Auge kann ich nicht mehr sehen, und das Blut läuft mir über das Gesicht. Schmerzen verspüre ich nicht. Mit blutbesudelter Hand lege ich den Bogen aus die Brief tasche und halte sie gegen die Grabcnwand. Liebes Liesel, will ich schreiben — das „L" und „i" ist schon zu Papier gebracht... Da durchzuckt mich eine Erkenntnis. Ich denke ja noch! Das Gehirn funktioniert! - Muß ich denn überhaupt sterben? Gibt es nicht doch noch Rettung? Fort, zum Verbandplatz! Ich Weitz, gleich im Unterstanv nebenan liegen die Sanitäter. Brief und Tasche fortgesteckt! Fort von hier! Nur wenige Schritte habe ich zu gehen, da stützt mich schon jemand. Ein Arzt im Unterstand nimmt mich sofort auf. Ver bandpäckchen auf die Wunde, Watte darüber. Ich sehe mit einem Auge um mich, erkenne alles umher. Weitz, datz mir ge holfen wird. Hoffnung durchpulst mich. (Fortsetzung folgt.! Unlerstützt das Handwerk, gebt Aufträge!