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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an ollen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. tret Haus, bei Postbcstellung 1,8V AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alls Postonstalten und Post- "Men, unsere Austräger u. „ Geschäftsstelle, nehmen zu I-derZeitBestellungenent- Wochenblatt sÜk WllsdlUff U. UMgLgeNd gegen. Im Fall- höherer ^enmlt,Krieg od. sonstiger - Betriebsstörungen besteht «ein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die »gespaltene Reklomezeile im textlichen Teile l RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Borge, werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b°rücksichügn^AnAl^ annahme bisoorm.lvUhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 10 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 12. Januar 1933 Militär und Diplomatie. Wir haben in Deutschland ein heftiges Mißtrauen Kegen fremde Offiziere, die sich irgendwie offiziell in Deutschland aufhalten. Noch sind die Taten der Inter alliierten Kontrollkommissionen nicht vergessen, auch manches taktlose Verhalten fremdländischer Offiziere wie etwa in Königsberg hat nicht gerade dafür gesorgt, daß wir derartige Besuche bei uns übermäßig herzlich will kommen heißen. Wenn jetzt deutscherseits angekündigt wurde, daß auch von Deutschland die Ernennung von Militärattaches für eine Reihe europäischer Staaten vorgesehen ist und vorbereitet wird, so wird sich voraus für die Offi ziere, die zu eurer solchen militärisch-diplomatischen Mission bestimmt werden und dann auch die Zu stimmung des betreffenden Staates haben müssen, viel fach ganz eigenartige Situationen ergeben. Beliebt ist solch ein Militärattache ganz bestimmt nicht; denn man traut ihm zu, daß er sozusagen berufsmäßig sich mit Dingen beschäftigen soll und will, die militärischer Natur sind, dem „Interesse der Landesverteidi gung" auch dann dienen, wenn sie die großartigsten Angrisfsmittel sind, und die auf alle Fälle den fremden Militärattachss nicht gerade auf dem Präsentierteller hin- gestellt werden „zur gefälligen Kenntnisnahme". Das ab-s war schon vor dem Kriege so, und gar mancher s üitärattachö zog sich ebenso unbemerkt wie eilends in s' ne Heimat zurück, wenn herausgckommen war, daß er etwas — herausgekriegt hatte, was man vor seinen Augen zu verstecken eifrig bemüht war. Zwischen den Mächten, die sich in der Kriegs- und dann lange Zeit hindurch während der Nachkriegszeit feindselig oder mißtrauisch gcgenüberstanden, wo also auch heute noch ein offenes oder verstecktes Mißtrauen besteht, sind derartige Militärattaches natürlich Gegen stand ganz besonders „liebevoller" Aufmerksamkeit. Dar um müssen auch die hierfür ausgewählten Persönlichkeiten ein womöglich noch feineres „politisches Fingerspitzen gefühl" besitzen als der für nichtmilitärische Zwecke be stimmte Botschafter oder Generalkonsul. Bei uns in Deutschland sind solche Offiziere fremder Mächte bereits seit längerer Zeit stationiert und sie haben so z. B. bei den Manövern der Reichswehr ausgiebige Gelegenheit, die militärischen Tankattrappen zu besichtigen! Andere „Geheimnisse" sind in dem militärisch verkrüppelten Deutschland ja nicht zu finden. Der Wunsch des Reichswchrministers, das Institut der Militärattachss wieder zu schaffen, ist in Frank reich sofort auf einige Unfreundlichkeiten gestoßen; doch ist offiziell in Paris noch nicht Stellung genommen. In London hat man nichts einzuwenden und in den anderen Hauptstädten — bisher ist noch Nom, Moskau, Washington vorgesehen — wird die Aufnahme der deut schen Offiziere um einige Grade wärmer sein. Daß für solche Stellen immer nur ganz besonders be fähigte Offiziere herausgesucht werden, ist natürlich für alle Staaten eine Selbstverständlichkeit. So mancher von ihnen hat es dann später zu hohem militärischem Range gebracht, und wenn z. B. der frühere türkische Militär attache in Berlin, Enver, beim Ausbruch des Welt krieges uns erst die Neutralität und dann die Waffenhilfe seines Landes verschafft hat, mag nicht zuletzt seine Ur sache in den engen, auch politischen Beziehungen zu Deutschland gehabt haben, die er in seinem Aufstieg zur höchsten Macht in der Türkei stets weitergepflogen hat. In einem ganz anderen, heute noch nicht restlos geklärten Zu sammenhang mit der Geschichte steht aber auch ein deut scher Militärattache; es war der damalige Major v. S ch w arz k o p p en, der in der Wohl berühmtesten französischen „Affäre", nämlich der um Dreyfuß, eine ge wisse Rolle spielte, die recht charakteristisch für die nicht gerade einfache, bisweilen sehr wichtige Stellung, in der ein Mil'^rattache zu stehen hat, zum Wohle, aber mit unter ai— Wehe seiner Heimat und seines Volkes. Militärattaches. Frankreichs Gleichberechtigungsangst. Die Ernennung von deutschen Militärattaches 'n den große« europäischen Hauptstädten hat in Paris naturgemäß zu einem Vorstoß gegen diesen Schritt deut schen Gleichberechtigungsstrebcns geführt. So behauptet ein wegen seiner Dcutschfcindlichkeit bekanntes Blatt, der Plan stehe im vollen Widerspruch zum Artikel 179 des Versailler Vertrages, nach dem Deutschland sich ver pflichtet habe, in keinem anderen Staat eine „Militär-, Motten- oder Flieger Mission" zu „akkreditie - Der Ausdruck „akkrediti ert" laste keinen Zweifel zu, solange Teil 8 des Vertrages wciterbestehe. Nur im -zahmen der künftigen allgemeinen Abrüstungskonvention eine Änderung erfolgen. Im übrigen genüge es uicbt, Militärattaches zu ernennen; sie müßten „a k k reditiert" werden, damit sie sich an den Ort ihrer -Tätigkeit begeben könnten. Die betreffenden Regierungen mutzte« also ihre Zustimmungen erteilen. Die Unter- Konflikt MGregiems - LMM. Die Mgememschafi des deutschen Landvolkes. Eine neue Entschließung deS Reichslandbundes. Der Bundesvorstand des Reichslaudbundes hat folgende Entschließung zur Lage angenommen: „Die Verelendung der deutschen Landwirtschaft, insbesondere der bäuerlichen Veredel» ngswirtschaft, hat unter Duldung der derzeitigen Regierung ein selbst unter einer rein marxistischen Regierung nicht" für möglich ge haltenes Ausmaß angenommen. Die Ausplünderung der Landwirtschaft zugunsten der allmächtigen Geldbeutel interessen der international eingestellten Exportindustrie und ihrer Trabanten dauert an. Die Notgemeinschaft des deutschen Landvolkes steht zum Äußersten bereit. Die Führung des NeichSlandbundcs fordert von jedem einzelnen den letzten Einsatz in dem dem gesamten Berufsstand aufgczwungencn Kampf um die nackte Existenz!" Bruch Mischen lleichsreaierung und AMslandbund. Der Vorstand des Reichsland bundes bei Hindenburg. Amtlich wird mitgeteilt: Nachdem in letzter Zeit in mehreren Besprechungen zwischen Mitgliedern des Prä sidiums deS Nrichslandbnndes und dem Reichskanzler eine weitgehende Einigung über die für die Landwirtschaft not wendigen Maßnahmen erzielt worden war, wurde der Vorstand deS Reichslandbundes von Herrn Reichspräsiden ten im Beisein des Reichskanzlers und der Reichsminister Warmbold und Frhrn. von Barun empfangen. Die Vertreter des Rcichslandbundes trugen ihre ern sten Sargen über die Lage der Landwirtschaft und ihre Auffassung über die zu ergreifenden Abhilsemaßregeln vor. In der Ausspra-bs ergab sich, daß durch die bereits ge troffenen und noch beabsichtigten Maßnahmen der Reichs- regierung den Wünschen der Abordnung schon soweit wie irgend möglich Rechnung getragen worden war. Nach der Sitzung wurde bekannt, daß der Vorstand des Rcichs landbundes bereits vorher eine Entschließung gefaßt und der Presse übergeben hatte, die in demagogischer Form sachlich unbegründete Angriffe gegen die Reichsreaierung enthielt. Die Entschließung ist weder dem Herrn Reichs präsidenten noch der Reichsregierung vor der Besprechung bekanntgegeben worden. Wäre dies der Fall gewesen, so würde der Herr Reichspräsident von einem Empfang des Reichslandbundes abgesehen haben. Die Neichsregierung wird sich durch diese illoyale Handlungsweise des Vorstandes des Rcichslandbundes davon nicht abbringen lassen, alles sachlich mögliche für die Landwirtschaft zu tun. Sie steht sich jedoch gezwungen, von jetzt an Verhandlungen mit Mitgliedern des Vor standes des Rcichslandbundes abzulehnen. -i- Aelchslandbnnd will antworten. Wie verlautet, wird das Präsidium des Reichsland bundes zu der amtlichen Mitteilung der Reichsregierung über den Abbruch der Beziehungen zum Neichslandbund alsbald Stellung nehmen. * Was die Presse sagt. Berlin, 12. Ian. lieber den Konflikt zwischen Reichs regierung und Reichslandbund und den Empfang -es Präsi diums des Reichslandbundes beim Reichspräsidenten erfahren Berliner Blätter noch verjchiedene Einzelheiten. Der Lokal anzeiger weist darauf hin, daß der Konflikt natürlich eins sehr große politische Bedeutung bei den kommenden Verhand lungen über die Einberufung des Reichstages und die Einstel lung der einzelnen Fraktionen zum Reichskabinett haben wer de. Der Lokalanzeiger weiß weiter zu berichten, daß der Reichspräsident über den Inhalt der amtlichen Erklärung ge gen den Reichslandbund vorher unterrichtet worden sei; er habe ihn gebilligt. — Der Tag erfährt, daß sich das Reichs kabinett bereits heute (Donnerstag) mit weiteren Hilfsaktionen für die Landwirtschaft befassen werde, wobei es sich um Zins senkung oder Stundungsmaßnahmcn handeln soll. In der Be sprechung mit den Landbundführern habe die Neichsregierung die Ansicht vertreten, daß zur Zeit eine autonome Zollregelung noch nicht möglich sei. — Die Vossische Zeitung er fährt, daß der Empfang über eine Stunde gedauert habe. Es seien auch die nächsten Maßnahmen der Reichsregierung dar- gestellt worden, u. a. daß man auf dem Gebiet finanzieller Maßnahmen zugunsten der Landwirtschaft, wobei wohl in er ster Linie die Zinsfrage in Betracht komme, beschleunigt vor gehen wolle. Am Schluß der Unterredung habe beim Reichs präsidenten und den Mitgliedern des Reichskabinetts der Ein druck bestanden, daß man zu einer Ueberbrückung der Mei nungsverschiedenheiten gekommen sei, und daß die in Gang be findliche Agrarpolitik von den Vertretern des Reichslandbun des anerkannt werde. Der Abschluß der Unterredung Habs deshalb in durchaus freundschaftlicher Form stattgefunden. — Tie D.A.Z. schreibt, sachlich werde die Reichsregierung ge zwungen sein, jetzt die Zweckmäßigkeit des bisherigen Kurses zu überprüfen: vor allem an dem Beispiel der Margarinever ordnung, die einen wichtigen Gegenstand der Aussprache bü- zetchner des Versailler Vertrages würden also in dieser Angelegenheit der Gleichberechtigung ein Wort mit zureden haben. Dazu ist zu bemerken, daß die Entsendung von Militärattaches zu deutschen diplomatischen Missionen im Auslande nichts mit den militärischen Bestimmungen des Versailler Diktats zu tun hat. Verboten ist uns durch diese lediglich die Unter haltung von Militärmissionen, wie sie vor dem Kriege z. B. in einigen südamerikanischen Staaten und in der Türkei bestanden. Diese Militärmissionen wurden zur Organisation und Ausbildung fremder Heere heran gezogen und sind uns seit Kriegsende verboten. Militär- attachüs aber sind Mitglieder der diplomatischen Auslandsvertretungen und haben mit dem Heer des Staates, für den sie ernannt sind, nichts zu tun. Uber die Deutschlands Militärattache in Paris soll der Ches des Stabes vom Gruppenkommando in Kassel, Generalmajor Kuehlen > bal (links), werden. Zum Marincattacho in London ist der bisherige Kommandant des Kreuzers .Karlsruhe", Kapitän Matzner tzeMÄ, auserjehen. Frage der Militärattachss war im Versailler Vertrag nur bestimmt, daß Deutschland die Bestellung ausländischer Militärattaches bei sich auf jeden Fall zulassen müsse, während die Zulassung seiner eigenen Militär attaches in den fremden Staaten von deren gutem Willen abhing. Es ist anzunehmen, daß vor der Ernennung der deutschen Militärattaches Verhandlungen mit den be treffenden Staaten stattgefunden haben, die ihre Zu lassung, ihr Agräment, nicht mehr in Frage stellen. Uber die Besetzung der Militär- und Marine- attachepostcn wird noch folgendes bekannt: Zum Marine attache bei der deutschen Botschaft in London wird Kapitän z. S. Watzner ernannt, der seinen Posten am 1. April antritt. Der Posten des Marineattaches bei der deutschen Botschaft in Paris wird am 1. April durch Korvettenkapitän Weder besetzt werden. Marineattache bei der deutschen Botschaft in Rom wird Korvetten kapitän Lovcke. Er tritt seinen Posten am 1. April an. Zum Militärattache bei der deutschen Gesandtschaft in Warschau wird voraussichtlich Oberst Schindler, zur Zeit Kommandeur des 19. bayerischen Infanterie regiments in München, ernannt werden. Wie weiter ver lautet, wird der Posten eines deutschen Marineattachös in Washington am 1. Oktober besetzt werden. Gleich falls zum 1. Oktober sollen deutsche. MarineattachSs in Stockholm, Tokio und Moskau ernannt werden. Frankreich und die deutschen Mitäralkaches. Der Versailler Vertrag kein Hindernis. Im Gegensatz zu der von gewissen französischen Blättern vertretenen Auffassung, daß die Entsendung deutscher Militärattachss in die Hauptstädte europäischer Länder mit dem Vertrag von Versailles angeblich im Widerspruch stände, wird an zuständiger französischer Stelle erklärt, daß »ach dem Versailler Vertrag eine Entsendung von deutschen Mititärattachös wM möglich lki..