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MlsdmfferTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaff, Das Sägeblatt« erscheint Ln allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RW. Lr-t ^ostbestellung 1,80 RW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apfg. LLe Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ?/g°n° Im Fälle"hE-rkr Gkw»I,, Krieg od.sonsugtr — 2-2 BkMtb-ftörungcn besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Apfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinung»- tage und Platzvorschriftei» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bisvorm.lOUHr. ' '' —> Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 1 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montan, den 2. Januar 1933 Gemeinsam an die Arbeit für unser Vaterland! Hindenburgs Botschaft anläßlich der Neujahrsempfünge. Der Neujahrsempfang beim Reichspräsi denten vollzog sich in der seit Jahren üblichen Weise, lediglich mit dem Unterschied, daß der Empfang diesmal im Gebäude der alten Reichskanzlei stattsand, in dem Hindenburg bekanntlich seit einigen Monaten wegen Ausbesserung des Neichspräsidentenpalais Wohnung ge nommen hat. In der Wilhelmstraße harrte trotz des un freundlichen Wetters eine große Menschenmenge stunden lang aus. Kurz nach 10^ Uhr zog die verstärkte Ehrenwache, die von einem badischen Truppenteil gestellt wurde, von einer großen Volksmenge begleitet durch das Brandenburger Tor und bog mit klingendem Spiel in die Wilhelmstrabe eur. Während die Kapelle am Ncichskanzleigcbäude vorbeimarschierte, schwenkte die Ehrenwache in den Vorhof des Gebäudes ein, in dessen Portal der Reichspräsident in Mantel und Zylinder erschien und die Meldung des Offiziers entgegennahm. Die Menge begrüßte dabei den Reichspräside"^n m i t lebhaften Hochrufe m Die Halloren bei Hindenburg. Als erste Gratulanten erschienen die Halloren, vier Mitglieder der „Salzstmrlerbrüderschaft im Thale zu Halle", um dem Reichspräsidenten die übliche Gabe: Salz, Schlackwurst und ein Neujahrsgedicht zu überbringen, für dje der Reichspräsident bei dem Empfang mit herzlichen LLorten danlle. Die in hellrote Fräcke mit bunten Westen und blauen Strümpfen gekleideten Halloren erregten natür lich das besondere Interesse des Publikums. Der Empfang des Diplomatischen Korps. Nach einer längeren Pause begann dann die Auffahrt desDiPlomatischenKorps. In kurzen Abständen fuhren etwa 60 Kraftwagen in den Torbogen der Reichs kanzlei ein. Bei der Vorfahrt der Botschafter trat jedesmal die Wache unter Trommelwirbel ins Gewehr, während bei den Gesandten lediglich das Gewehr präsentiert wurde. Die Diplomaten wurden zum Kongretzsaal geführt. Punkt 12 Uhr nahm der Reichspräsident in Gegenwart des Reichskanzlers, des Reichsaußenministers und des Staatssekretärs Meißner die Glückwünsche der Vertreter der auswä^^-n Mächte entgegen. Der Apostolische Nuntius Orsenigo brachte als Doyen des Diplomatischen Korps dessen Gcück- wünsche in einer Ansprache zum Ausdruck. Der Nuntius kam dann vor allem auf das Wirtschaftsproblem zu sprechen, das in der herzzerreißenden Notlage Tausen der von Familien in Erscheinung trete, die in jeder Nation mit dem Hunger ringen. Er erinnerte dabei an den über all geltenden Grundsatz: Wo Schiffbruch droht, haben die Schwächsten den ersten Anspruch auf die Rettungsboote. So sei heute das Problem der Arbeitslosigkeit das, dem man zuerst abhelfen müsse. Aufziehen der Ehrenwache vor dem Reichspräsidcntenpalais. Reichspräsident von Hindenburg betonte in seiner Erwiderung u. a.: Unsere Sorge um die Zukunft werde verstärkt durch die Tatsache, daß sich wichtige inter nationale Probleme ohne Lösung von einem Jahr ins andere schleppten und mit immer schwererem Druck auf der Welt lasteten. Sicherlich stehe hierbei das Wirt schaftsleben an hervorragender Stelle. Es bedürfe der verständnisvollen Zusammenarbeit der Regierungen und vor allem einer großzügigen Neuordnung der zwlschcustaattichen H a « o e l s v e z i e y u n g e n. Bon der wirtschaftlichen Seite allein werde sich freilich die gegenwärtige Weltkrise nicht meistern lassen. Ihre Be wältigung kann nur dan n gelingen, wenn die Grund lage aller Völkcrbeziehungen, das gegenseitige Vertrauen, wicderhergestellt wird. So treten neben die wirtschaftlichen Probleme mit nicht minderer Dring lichkeit die großen politischen Fragen, die heute der Lösung harren. Mit steigender Spannung wird ihre weitere Entwicklung gerade vom deutschen Volke verfolgt, dessen Höch st e Lebensinteressen hierbei aus dem Spiele stehen. Möge cs im neuen Jahr endlich gelingen, einen entscheidenden Wandel der Dinge herbcizu- führen und den Weg wieder frei zu machen für den Fort schritt der Menschheit! Bei dem anschließenden Empfang der Reichsregierung erinnerte Reichskanzler von Schleicher an die Ende des Jahres 1931 vom Reichspräsidenten an das Ausland gerichtete Mahnung, uns nicht das gute Recht auf gleiche Sicherheit vorzuenthalten. Er gab dann einen kurzen Überblick über die außen- und innenpolitische Ent wicklung des vergangenen Jahres und betonte besonders zur Abrüstungs- und Gleichberechtigungsfrage: Wir kehren nach der Anerkennung der Gleichberechtigung auf die Kon ferenz zurück, um eine wahre allgemeine Ab rüstung durchzusetzen und uns die gleiche Sicher heit zu verschaffen, die jedes andere Land genießt. Wenn es hierbei gelingt, dcrdeutschenJugend im Rahmen der Miliz daS Recht zu wahrhaftem Staatsdien st wiederzugeben, so wird zugleich ein großer Schritt zum Ausgleich der inneren Gegensätze und zur Herstellung des Friedens in unserem Vaterlande getan sein. Ms Sie mich, Herr Reichspräsident, vor wenigen Wochen an die Spitze der Reichsregierung beriefen, haben Sie mir gesagt: Schaffen Sie Arbeit und suchen Sie die Spannungen in unserem deutschen Volke durch sozialen Ausgleich zu mildern. Die Reichsregierung wird diese Leitsätze zur Richtschnur ihres Handelns machen, weil es nur auf diesem Wege gelingen kann, dem deutschen Volk wieder Ziel und Hoffnung zu geben. In seiner Antwort sagte der Reichspräsident, die Wünsche bei Ablauf des vorigen Jahres seien zwar nicht alle in Erfüllung gegangen. Dennoch habe die Entwick lung des Jahres 1932 manche Hindernisse beseitigt und uns zu der Hoffnung berechtigt, daß die härteste Not zeit Deutschlands überwunden sei. Auch die innen- poli tische Lage zeige schüchterne Anfänge einer Ent spannung. Üm auf dieser Bahn vorwärts und auf wärts zu schreiten, bedarf es der Fcrnhauung aller Störungen des politischen Lebens und der Zusammenfassung aller staatsbewußten und vaterlandsliebenden Deutschen. Unser erstes Ziel müsse es sein, unserem Volke Brot und Arbeit zu schaffen, den Millionen arbeitswilliger Hände, die unfrei willig feiern müssen, wieder Beschäftigung zu geben und den vielen Familien, in denen Not und Ver zweiflung herrschen, Hoffnung und den Glauben an bessere Tage wiederzubringen. Daß diefes Werk gelingen und die Reichsregierung, gestützt auf die entschlossene und wertvolle Arbeit der Regierung Papen, das Problem der Arbeitsbeschaffung lösen möge, daß im Geiste der Nächstenliebe und in sozialem Nii tenlpfinden allen Deutschen, die Ent behrung leiden, tätige Hilfe gebracht werde, ist mein haupt sächlichster Wunsch am heutigen Tage. Freilich, Opfer und Geduld sind unerläßlich, wenn wir den Weg ins Freie finden und wieder aufwärts steigen wollen. Aber Kleinmut und Verzagtheit ist nie mals deutsche Art gewesen und darf es gerade jetzt nicht sein. Wenn wir das Vertrauen in unsere eigenen Kräfte wiedergefuuden haben, wenn wir uns in der Bereitwilligkeit, mitzuarbeiten und mitzuhelfen, zu sammenfinden, so ist damit die sichere Grundlage gegeben, auf der wir zuversichtlich und erfolgversprechend weiter bauen werden. So lassen Sie uns in diesem Willen und in un erschütterlichem Glauben an die Zukunft Deutschlands in das neue Jahr cintrctcn und gemeinsam an die Arbeit gehen für deutsches Volk und Vaterland!" Anschließend an den Empfang der Reichsregierung fanden die Empfänge der Vertreter des Reichsrats, des Reichstagspräsidiums, der Reichswehr und der Reichs marine sowie der übrigen Reichsbehörden, der Reichsbank! und der Reichsbahn statt. * Kundgebungen zum neuen Zahr. Führende Persönlichkeiten und führende Verbände aus Politik und Wirtschaft nehmen den Jahreswechsel zum Anlaß, um sich an ihre Gefolgschaft zu wenden und sie zu neuer Arbeit aufzurufen. Geheimrat Hugenberg, der Führer der Deutschnationalen Volkspartei, veröffent licht einen „Heil Deutschland" überschriebenen Artikel, in dein cs u. a. heißt: „Tas Jahr 1932 hat den Zielen der Deutschnationalen Volkspartei drei wesentliche Erfolge gebracht. Auch in Preußen, dem letzten Bollwerk des Marxismus, wurde das schwarzrote System gestürzt. Die Wahlen des letzten Jahres beseitigten ferner die Vorherr schaft des parlamentarischen Systems und damit das ver derbliche Spiel der Parteien von Weimar. Auch in der Außenpolitik ist ein Schritt vorwärts getan. So unzu länglich das Ergebnis von Lausanne war, so hat es doch das Ende der hemmungslosen Reparationspolitik gebracht. In der Abrüstungsfrage ist die Forderung Deutschlands auf Beseitigung der Rüstungsungleichheit gestellt. Das Jahr 193.3 Wird neue Kämpfe bringen. Die Errungenschaften des vorigen Jahres müssen gegen jeden Rückschritt ver teidigt werden, sie müssen im Sinne einer Neugestaltung des Deutschen Reiches erweitert werden. Der wirtschaftlichen und sozialen Nal des deutschen Volkes — verschuldet durch die unselige Politik des früheren Systems — muß durch einen orga nischen und einheitlichen Neubau des Wirtschaftssystems abgeholfen werden. Die Deutschnationale Volksvartei ist Das Diplomatische Korps beim Verlassen deS Reichs» prästdentenpalais nach dem NeuiahrScmpsang bei Hindenburg. Unser BW zeigt von links nach rechts: den französischen Botschafter Fran?ois-Poncet, den amerikanischen Botschafter Sackett und den. englischen Botschafter Rumbolpt.