Achte Abteilung. Die ^uftbefeuchtung. Der Einfluß der Temperatur auf den Spinnprozeß, namentlich beim Verspinnen von Wolle, ist ein viel größerer, als gewöhnlich angenommen wird. Schon in der Kämmerei und Vorbereitung kann man beobachten, daß das Vorziehcn der Bänder bei anhaltend trockener Luft, namentlich scharfem Ostwind, nicht so gut vou stattcu geht, als bei fcuchtwarmem Wetter. Man sicht dann über den Maschinen Staub aufsteigeu uud findet oft schlechte Bänder, ohne eine sichtbare Ursache an den Maschinen. Ergeben sich hier schon Schwierigkeiten, so steigern sich dieselben in der Spinnerei noch mehr. Die Empfindlichkeit der Wolle für Elektrizität tritt dann so stark hervor, daß die einzelnen Faden förmlich nach den Fingern der Andrehcr springen, wenn sich dieselben dem Cylinder nähern. Nicht mir, daß vielmehr Fadcn- brnch erfolgt, als bei feuchter Luft, sondern das fertige Gant ist borstig, rauh und entbehrt anßer der geschloffenen Rundung des Fadens auch des weichen Griffes, so daß man glauben kann, cs rühre von einer minderen Qualität her, als ein gleichwertiges, aber in der erforderlichen feuchtwarmen Luft gesponnenes. Diesem Ilmstande ist es wohl auch zuzuschreiben, daß öfters der Weber glaubt, er habe eine geringere Qualität vom Spinner erhalten als früher, während letzterer mit gutem Gewissen behaupten kann, die gleich gute Qualität geliefert zu haben. Ist das Garn während der heißen Jahreszeit einem längeren Transport ansgesetzt gewesen und kommt dann sofort in einem Wcbsaal zur Verarbeitung, wo gar keine Luftbefcuchtung vorhanden ist, so muß das Resultat beim Webe» ein ungleich ungünstigeres sein in Bezug auf Fadenbruch und Griff der fertigen Ware, als bei Garn der gleichen Partie, welches unter den erforderlichen günstigeren Umständen verarbeitet wird. Diese Empfindlichkeit der Wolle für Feuchtigkeit wird leider vielfach uoch zu wenig beachtet. Bei groben Wollen und starken Nummern zeigt sich der Übelstand weniger; dagegen tritt er am meisten in die Angcn bei feinen Nnmmcrn, zu welchen übcrsceifchc Wollen mit verwendet werden.