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die Vögel bei Schnee und hoher Kälte gefüttert. Dr. med. Zimmermann dankt dem Vorsitzenden für seine Mühewalt ung und die Versammlung schließt sich diesen Worten durch Erheben von den Plätzen an. Professor Dr. Röder dankt für die ihm zu Theil gewordene Ehrung und ver spricht, dem Verein auch ferner sein Interesse zu widmen. Hierauf erfolgt die Prämiirung des Großkncchtes Ernst Hermann Roßberg, welcher über 25 Jahre auf dem Ritter gute Oberreinsberg in Diensten steht und von seiner Dienstherrschaft als vorzüglicher Viehwärter gelobt wird. Derselbe erhält die silberne Medaille des Deutschen Thier schutzverbandes nebst Diplom, sowie 10 Mark aus Ver- einsiuitteln und 15 Mark von der Dienstherrschaft. Ferner erhalten die Geschirrführer Robert Dienel, welcher seit 18 Jahren, und Julius Paul, welcher seit 17 Jahren in der Mühle Bieberstein bei Obergruna thätig ist, je ein Diplom nebst 10 Mark vom Verein und 10 Mark von der Dienstherrschaft. Der Frau Christiane Jäger, geborene Grille, in Zscheila wird für die gute Verpflegung ihres Zughundes ein Anerkennungsdiplom überreicht. Vom Schatzmeister Storch wird hierauf der Kassenbericht erstattet. — In einer am 23. Februar im Gasthof zur Sonne in Meißen abgehalteneu landw. Bezirksversammlung waren u. a. Punkten auch zwei hochinteressante Vorträge zu verzeichnen, denen wir Folgendes entnehmen. Als erster Vortragender sungirte Herr Rittergutsbesitzer Nitzsche- Neinhardsgrimma; dieser Herr sprach über das Thema: „Erfahrungen bei Verwendung der Elektrizität in der Landwirhtschaft." Bei dem sich immer mehr und mehr geltend machenden Leutemangel in der Landwirthschaft, sowie bei den immer höher werdenden Produktionskosten müsse der Landwirth besonders darauf bedacht sein, durch Einführung von Maschinen den Betrieb billiger zu ge stalten. Ganz besonders gelte dies von der Elektrizität; letztere müsse im Landwirthschaftsbetriebe viel mehr ein geführt werden, als es bis jetzt der Fall sei, wenn auch das Anlagekapital etwas hoch sei. Vortragender legt nun den weiteren Ausführungen seinen eigenen elektrischen Gutsbetrieb zu Grunde. Die Dynamomaschinen werden durch Wasserkraft, Wasser- u. Dampfkraft zusammen ge trieben und schließlich wird der Strom durch Akkumula toren geliefert. Wer Wasserkraft zur Verfügung hat, sollte diese Kraft nicht unbenutzt lassen, bei einer guten Anlage ist Feuersgefahr ausgeschlossen. Die Vortheile eines elektrischen Betriebes sind folgende; Zunächst kann jedwede Arbeit zu jeder Stunde ausgeführt werden, man kann früher mit Dreschen beginnen und später damit aufhören. Sämmtliche Maschinenarbeit,Häckselschnciden,Dreschen,kurz, alle Arbeit im Winter kann passender für den Betrieb ein gerichtet werden. Zur Uebcrtragung des Stromes auf die Maschine' ist ein Elektromotor nöthig, der aber zu jeder Zeit in eine Dynamomaschine umgewandelt werden kann; des Weiteren erläuterte der Vortragende die Aus drücke Volt, Ampere, Kilowattstunde. Wenn Dynamo maschinen nicht gehen, treten Akkumulatoren ein, und zwar derartig, daß jeder Ueberfluß von Strom in der Dynamo maschine in die Akkumulatorenbatterie übergeht,jedes Minus an Strom, was die Dynamomaschine nicht liefern könnte, aus den Akkumulatoren ergänzt wird. Aus dortigem Gute Reinhardsgrimma sind 4 Dynamomaschinen, vier Elektromotoren und 128 Akkumulatorenbatterien ausgestellt. Das elektrische Dreschen auf dem erwähnten Gute er möglicht, auf 100 Centner Getreide 1 Centner Getreide mehr zu erzielen, als wenn das Dreschen durch Lokomobile erfolgt. Außerdem ist aus dortigem Gute noch ein 16 Meter hoher, fahrbarer Elevator. In 8 Minuten kann ein Fuder Heu, Stroh oder sonstiges Rauhfutter 16,5 Meter hoch befördert und abgeladen werden. Der Elevator braucht t,5 Pferdekräfte und wird durch den Elektromotor getrieben. Die Leuteersparniß durch den Elevator ist groß, es werden 8 bis 12 Leute in der Ernte erspart. Der durch Wasserkraft hcrgestellte elektrische Betrieb ist der billigste, dann Spiritnsmotor, Benzinmotor und der theuerste ist der durch stationäre Dampfmaschine ein gerichtete. Wer eine elektrische Anlage aus seinem Gute einführen will, soll sich von mehreren Firmen Anschläge machen und sie von einem Sachverständigen prüfen lasten; man soll einen bestimmten Arbeiter zur Bedienung der Maschine nehmen. (Schluß folgt in nächster Nr.) — Kesselsdorf. Im Gasthof zur Krone hielt am 27. Febr. der hiesige Landwirthschaftliche Verein sein dies jähriges Wintervergnügen ab. Die reichlichen Darbiet ungen des Abends, Concert, Theateraufführungen, Tafel und Ball, boten viel angenehme Abwechselung. Zur Ein leitung der Festlichkeit begrüßte der Vorsitzende, Herr Gutsbesitzer Eulitz, die nickt allzu zahlreich erschienenen Mitglieder mit ihren Angehörigen und Gästen; worauf Herr Pfarrer Leßmüller mit begeisterten Worten Sr. Maj. unseres Königs Albert gedachte und diesem das erste Hoch ansbrachte. Der Gesang des Sachscnliedes schloß sich hieran. Viele Worte des Humors würzten die leib lichen Genüsse der gut ausgestatteten Tafel. Die Wils druffer Stadtkapelle entledigte sich ihrer Concertaufgabcn in bekannter schneidiger Weise und wurde die Stimmung der Besucher dadurch, sowie durch die von einer Anzahl junger Damen gebrachten Aufführungen: „Wir gründen einen Ver ein" und „Schwerhörig" besonders gehoben. Erst gegen 11 Uhr konnte der Ball mit Cotillon beginnen, hielt aber bei bester Geselligkeit ein ganzes Stück bis in den Donners tag hinein an. — Ein junger Boerenfreund, K. in Kesselsdorf, der an Weihnachten den kriegsgefangenen Boerenoberst Schiel auf St. Helena mit einer hübschen Ansichts-Postkarte zu erfreuen suchte, wurde dadurch sehr erfreut, daß der ge fangene Oberst das Schreiben des jungen Mannes mit einer Grußkarte von St. Helena erwiderte. Die Karte traf vor einigen Tagen an den Empfänger ein. — Dresden, 1. März. Mit der gestern stattge ¬ fundenen Schließung d'er derzeitigen Bahnhöfe und Er öffnung des neuen Bahnhofes in Dresden-Neustadt Morgens 5 Uhr ist die Geschichte unserer Bahnhofsbautcn beendet. Die imposanten Anlagen gereichen den Erbauern, an erster Stelle dem verstorbenen Finanzrath Klette und dann seinem Nachfolger Geh. Baurath Peters zur Ehre, der Stadt Dresden zum Ruhme, denn der neue Hauptbahn hof ist einer der schönsten Bahnhöfe der Welt. Ungeheure Arbeiten standen nicht allein dem Personal der Bauin spektion, sondern auck den Beamten und Bediensteten der Eisenbahnverwaltung in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag bevor, diesen mit der Einrichtung der Fahrkarten schalter und jenen mit der Herstellung der Gleisanschlüsse und Einrichtung der Weichenstellereien. — Hier verstarb der namhafte Rhetor und vorzügliche Lehrer der Schau spielkunst Senff-Georgi, der früher am König!. Schau spielhaus jugendliche Charakterrollen spielte. Er hat auf der Bühne wie als Lehrer schöne Erfolge erzielt. — Das Landgericht verhandelte heute gegen den Fleischermeister Ernst August Thomas und dessen Ehefrau, Emilie Pauline Thomas geborene Schwager, beide in Weixdorf bei Radeberg wohnhaft, wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz. In dieser Sache machte sich eine umfängliche Beweisaufnahme nothwendig. Am 22. November vorigen Jahres schlachtete Thomas ein Rind. Als das Fleisch von dem Fleischbcschaucr Hensel unter sucht wurde, stellte es sich heraus, daß die Lunge tuber kulös war. Der Fleischbeschauer warf die Lunge des halb zur Vernichtung in den Abort. Am nächsten Tage nahm Thomas die verseuchte Lunge wieder aus dem Schlot, trocknete und kochte dieselbe ab, zerschnitt sie in Stücke und legte diese zum Verkauf auf den Tisch in den Laden. Von dieser tuberkulösen Lunge haben mindestens sechs Personen Stücke als Flecke gekauft und dieselbe ge gessen. Im Hinblick auf diese That, die gemeiner und verwerflicher kaum gedacht werden kann, beantragte der Staatsanwalt, auf empfindliche Strafe zu erkeimen, und zwar zur Warnung für die Angeklagten und für Andere. Es erhielten demgemäß Thomas ein Jahr Gefängniß und die verehelichte Thomas eine fünfmonatige Gefäng- nißstrafc. — Freiberg. Den Tod durch Verbrennung erlitt das siebenjährige Töchterchen eines hiesigen Tischlers. Während einer vorübergehenden Abwesenheit der Mutter öffnete das Kind die Ofenthür, um auf den glühenden Kohlen den Kaffee zu wärmen. Hierbei ergriffen die Flammen die Kleidung des unglücklichen Kindes. Das Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, daß es nach zweitägigem Leiden unter unsäglichen Schmerzen verstarb. — Heynitz. Wegen des Verdachts, sich an minder jährigen Kindern in unsittlicher Weise vergangen zu haben, wurde gestern der hiesige Lehrer L. in Untersuchungshaft genommen.