Suche löschen...
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 03.12.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189512033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18951203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18951203
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-12
- Tag 1895-12-03
-
Monat
1895-12
-
Jahr
1895
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mutter des Kindes war, während der Unfall sich zutrug, im Zimmer beschäftigt, hat aber nicht vermocht, das Unglück zu verhüten. —.Meerane, 28. November. Ein entsetzlicher Unglücks fall ereignete sich heute Mittag in der 12. Stunde in der Maschinenbauerei von Julius Kyber an der Albertstraße. Ein erst vor zwei Tagen daselbst angetretener Maschinenbauer war damit beschäftigt, den festsitzenden Mantel vom Kolben einer Dampfmaschine zu Ibsen und hatte denselben zu diesem Zwecke in« Feuer gelegt. In dem hohlen Kolben entwickelten sich durch die Hitze Gase und diese explodirten, unter furchtbarem Knall den Kolben zerreißend. Durch die Sprengstücke wurde dem Maschinenbauer, verheirathet und Vater von drei Kindern, der Kopf und die Schulder völlig zerschmettert, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Von der fürchterlichen Gewalt, mit welcher die Sprengstücke umbergeschleudert wurden, zeugen die zertrümmerten Fenster und Beschädigungen der Wände. — Die kleinste Schülerzahl in Sachsen dürfte im Orte Niebra, einer Enclave, zu verzeichnen sein. Es besuchen nämlich den Vormittagsunterricht 2, sowie den Nachmittags unterricht ebenfalls nur 2 Schüler die Volksschule. — Auerbach i. V., 28. November. Heute Morgen durcheilte unsere Stadt die Kunde, daß wider die am Neumarkt in der ersten Etage ihres Hauses wohnende Rentiere Adela Müller ein Raubmordversuch verübt worden ist. Am vorher gegangenen Abend, als die Genannte von ihren Stubennach born kommend, ihren Vorsaal betrat, ist sie von einem ihr un bekannten Menschen von großer, kräftiger Statur mit den Worten: „Ich bin momentan in Verlegenheit, geben Sie mir Geld, ich gebe Sie's wieder/ überfallen, geschlagen, nieder- geworfen und gewürgt worden und ihr, nachdem sie ihm ge sagt, daß sie kein Geld habe, er möge doch hineingehen und sich überzeugen, mit einem Messer eine 6 Centimeter lange Schnittwunde am Halse beigebracht worden. Nachdem hierauf die Ueberfallene, obgleich sie noch bei Besinnung war, keinen Laut mehr von sich gegeben, hat der Uebelthäter sie an den Füßen erfaßt und in ihre Wohnstube geschleift. Daselbst hat er ihr die Kleider und sämmtliche Schränke und Behälter durchsucht und hat sich erst gegen 10 Uhr entfernt. Als Thäter ist der am 18. Juli 1888 zu Mügeln bei Oschatz geb. Tapezirer Köhler ermittelt. Verschiedene Gold- und Silbersachen, welche aus der Müllerschen Wohnung geraubt worden waren und in des Verhafteten Wohnung gefunden wurden, sowie Blutspuren an seinen Kleidungsstücken stellten Köhlers Thäterschaft außer Zweifel. Er hat denn auch ein Geständniß abgelegt. Die überfallene Frau Müller dürfte trotz der schweren Verletzung am Leben erhalten bleiben. Im Jrrenhanse. Roman von E. v. Linden. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Hm/ brummte Bruno, „noch immer die alten Scharteken aus meiner Kindheit, es schaut nicht aus nach einem so reichen Schwiegersöhne bei der Alten, muß ihr doch ein wenig auf den wackligen Zahn fühlen. Nun, für'« erste hätt' ich doch einmal wieder ein sicheres Obdach und Essen und Trinken, — das Weitere kann später kommen, wenn ich mein Terrain kenne." Die Mutter trat wieder in die Stube, beladen mit einem tüchtigen Imbiß, Bruno's Appetit bewies, wie lange er gehungert hatte. Dann lehnte er sich, völlig gesättigt, behaglich in des Vaters Lehnstuhl zurück. „Nun, Mütterchen!" begann er, „erzähle mir, wie es Dir bislang ergangen? — Ist es wahr, daß Louise verheirathet ist?" „Schon seit sechs Jahren, memSohn!" versetzte die Wittwe, einen Seufzer unterdrückend. „Ich hörte davon in Amerika." „Herrgott, dort wissen sie's schon?" fragte die Mutter überrascht. „Ach, das ist just nichts Auffälliges," lachte Bruno, „wie Viele wandern nicht alljährlich aus oder reisen zum Besuch hin über, dort kann man alle naselang auf einen Deutschen treffen. Mir hat's ein Bekannter von Dir, Namens Wolfgang erzählt, irre ich nicht, war sein Vater ein Freund des unsrigen/ Die Mutter senkte das Haupt, als hätte der Sohn mit diesem Namen eine Schuld auf sie geschleudert. „Hermann Wolfgang?" fragte sie leise. „Jawohl, so nannte er sich, es war ein Tausendsasa, ein Genie vom reinsten Wasser, wir haben eine Zeitlang mit ein ander in Compagnie gearbeitet. Waren nämlich hinunter in die Mienen, um Gold zu graben, fanden aber nichts." „Und er ist auch drüben geblieben?" fragte die Mutter leise weiter. „Glaub' es wohl, wir trennten uns und waren seitdem für einander todt, — Gott weiß, wo seine Gebeine jetzt bleichen, denn lange konnte er's nicht mehr machen, er war längst mit der Welt fertig." „Und was erzählte er Dir von uns?" „Hm, nicht viel und doch genug, um mich mit Sehnsucht nach den Fleischtöpfen Egyptens zu erfüllen. Mitunter kam's mir vor, als sei er verliebt in unsere Louise, einmal sagte ich's ihm, da kam ich schön an, es wäre beinahe bis zum Schlagen zwischen uns gekommen. Doch wußte er kein Ende von dem Lobe ihrer Schönheit und Tugend zu finden und pries ihr Glück, so reich und glücklich verheirathet zu sein. — Ist'« denn wahr, Mutter, hat die Schwester einen so unmenschlich reichen Mann geheirathet?" Die Mutter seufzte tief und schwer und schwieg einen Augenblick. Jene Stunde, wo der unglückliche Wolfgang Ab schied genommen, trat lebendig vor sie hin und ein lautes, angst volles Stöhnen entrang sich ihrer Brust. „O, mein Sohn!" versetzte sie leise, „was ist Glück aus Erden? Nicht der Reichthum, selbst die Erfüllung unserer liebsten Wünsche kann uns die Bürgschaft desselben geben." „Pah, das sind Phrasen, Mutter!" lachte Bruno spöttisch auf, „es kommt im Leben nur darauf an, was wir unter Glück verstehen und da spielt bei jedem Vernünftigen der Reichthum die Hauptrolle." „Sage das nicht. Kind!" seufzte die alte Frau, „nicht der Reichthum, sondern die Zufriedenheit macht das Glück, wenn ein solches überhaupt existirt." „Nun, wir wollen uns nicht darüber streiten, Mütterchen! Ansichten, nichts weiter. Nun aber erzähle mir diese Ehestandsgeschichte, ich möchte doch meinen Herrn Schwager kennen lernen." Die Wittwe besann sich einige Minuten und begann dann jene Geschichten von Louisen's Verlobung und Mohrbachs Da zwischenkunft ausführlich, wie alte Leute es zu lieben pflegen, zu erzählen. „Ah," unterbrach Bruno sie überrascht, „so war Wolfgang ihr Verlobter, jetzt wird mir manches klar in seinem Charakter, ein seltsamer Mensch!" - „Jawohl, ein seltsamer, aber auch edler Mann, wie mir ebenfalls aus Deinen Worten klar geworden, mein Sohn!" sprach Frau Walter traurig, „so höre denn weiter von dem Glück Deiner Schwester, das die ganze Stadt damals anstaunte und beneidete. Wie gern Louise mich in ihrer Nähe gehabt, kannst Du Dir denken, doch wußte Mohrbach diesen Wunsch, den auch ich natürlich von ganzem Herzen theilte, ohne unsern Argwohn zu erregen, gänzlich zu vereiteln. Blieb das junge Paar doch den ganzen Sommer unausgesetzt auf Reisen, damit Louise die Welt mit ihren Schönheiten kennen lernen und als große Dame in die Hauptstadt mit ihm zurückkehren könne, da nur die Eitel keit und wie ich sogar später erfahren, eine Wette, die schönste Frau zu besitzen, ihn größtentheils zu dieser Heirath veranlaßt hatte. Er schmeichelte seiner maßlosen Eitelkeit, einen Mann wie Wolfgang, der sogar von der Kunst-Akademie zum Professor ernannt worden war, aus dem Sattel zu heben und ich war thörigt genug, ihm darin entgegen zu kommen. Gott hat mich hart dafür bestraft." Sie schwieg, von ihrer Erinnerung übermannt, und trocknete ihre Thränen. „Nur weiter, weiter, Mutter!" rief Bruno ungeduldig, „dieser Mohrbuch ist aljo sehr reich?" „Freilich ist er sehr reich und überschüttet Louise förmlich mit Geschenken, er wußte gar nicht, wie glänzend und fürstlich er sie schmücken, mit welcher Pracht er sie umgeben sollte, und und dazu liebte er sie leidenschaftlich, denn er ist ein wunder schöner Mann. — In den ersten Jahren war sie auch ganz glücklich, er schien sie anzubeten und kein Wölkchen trübte den Himmel ihres Glücks, zumal zwei reizende Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, das Band womöglich noch inniger um die beiden Gatten schlang. Wohl dachte Louise noch zuweilen an den unglücklichen Wolfgang, doch bannte sie diesen düstern Ge danken in der Ucberzeugung, daß sie nicht für einander bestimmt und er ihrer nicht werth gewesen. Eines Tages, es sind jetzt zwei Jahre her, besuchte mich eine Dame, für welche Louise früher gestickt hatte und die mittlerweile Wittwe geworden war. Ach, mein Sohn, glaubst Du an Ahnungen und Vorzeichen?" „Thorheit," lachte Bruno spöttisch, „wer glaubt in unserer Zeit an solche Märchen?" „Ich konnte es denken, Dein Vater war nicht so frei- geistisch, obgleich er Soldat war, ihm passirte Mancherlei, was er nicht zu enträthseln wußte. An jenem Abend, als Deine Schwester und ich zum ersten Male nach langer, langer Zeit von Mohrbach sprachen, wurde plötzlich an die Hausthür ge klopft, ohne daß Jemand draußen war, gleich darauf erhielten wir die Botschaft von ihm; es waren seine Gedanken gewesen." „Meinetwegen, nur bleibe bei der Sache, Mutter!" „Ich bin dabei," fuhr Frau Walter tiefathmend fort, „als jene Dame, es war die Wittwe des Irrenhaus-Inspektors Büsching zu mir in die Stube trat, wars mir plötzlich, als tauche Louisens Gestalt binter ihr auf, flehend und abwehrend die Hände em- porhebend, — ein Schauer durchrieselte mich, welcher sich erst legte, als die Dame sich bei mir niedersetzte und freundlich zu plaudern begann, sie konnte so liebenswürdig, so herzgewinnend fein, die Frau Inspektorin, daß man ganz bezaubert wurde. Und wie sie erst von Louisen sprach, da hatte sie mein ganzes Mutterherz gewonnen, so rührend lieb gedachte sie ihrer, mit so glänzenden Farben schilderte sie ihre Schönheit, ihren Liebreiz und kindlich reinen Sinn. „Sie war mir stets mehr Freundin und Schwester als Arbeiterin," sagte sie begeistert, und nicht kann ich Ihnen sagen, wie sehr ich mich gefreut über ihr Glück, obgleich ich damals just verreist sein mußte und sie leider nicht wiedersah. — Nun zeigte ich ihr die Bilder der Beiden, Louise im prächtigen Brautschmuck und Mohrbach im Reit-Costüm, wie sie hier in meiner Stube hängen. Lange stand sie vor dem Bilde und schien sich nicht davon losreiscn zu können. „Wie schön," flüsterte sie, „einen solchen Mann habe ich niemals gesehen!" — Dann fragte sie mich, ob ich etwas an Louisen zu besorgen habe, und bat um einen Brief, da sie in den nächsten Tagen gänzlich nach L, wo sie wohnen, übersiedeln werde." Wieder schwieg Frau Walter, als sei sie erschöpft von der langen Erzählung. „War diese Frau schön?" fragte Bruno. „Ich kann es nicht sagen, mein Sohn!" versetzte die Mutter mit einem schweren Seufzer, „sie mag jetzt schon 32 Jahre alt sein, eine sehr üppige Gestalt mit brennenden Augen und vollem Gesicht. Sie wird, wie ich vernommen, für schön gehalten und soll ihren Mann durch einen sündlichen Lebenswandel in's Grab gebracht haben. Dergleichen erfährt man ja leider in der Regel immer erst dann, wenn es zu spät ist. Soviel steht wohl fest, daß es ein dämonisches Weib ist, welches überall Unglück säet, wohin es den Fuß setzt und schon manches Eheglück vernichtet bat; sie besitzt jenen höllischen Zauber, die Männer, selbst die besseren, in ihr Netz zu ziehen." „Aha, jetzt beginne ich das eigentliche Drama zu ahnen," meinte Bruno, dessen Interesse lebhaft erregt war. „Ja, eS ist ein Drama bereits," fuhr die Mutter, düster vor sich hinstarrend, fort, „und Gott weiß, ob es nicht noch tragischer wird. Wenn Alles wie jetzt nächtlich dunkel um mich ist, dann klingt's in meinem Herzen wie Todtenglockm, welche mich und mein unglückliches Kind in's Grab rufen. — Nun denn, wie Gott will, er legt ja nicht mehr auf, als wir zu tragen vermögen und hat diese Buße uns Beiden wohl zuer kannt. — Die Inspektorin Büsching erhielt einen Brief von mir für Louise und reiste ab, um auf diese Art, also durch mich, Zutritt in Mohrbachs Haus zu erhalten. Es mußte wohl glücken, ich Verblendete hatte ihr ja den Weg dazu gebahnt. Von dieser Stunde an datirt das Elend Deiner Schwester, mein Sohn. Mit Höllenkünsten wußte diese entsetzliche Frau Mohr bach zu umstricken und ihn der Gattin abwendig zu machen. Nach und nach erkältete seine Zärtlichkeit, vernachlässigte er sie selbst öffentlich vor der Welt, die schon längst seine Untreue kannte, und der Vielbeneideten es schon gönnen mochte. Da endlich schrieb Louise an mich, und beschwor mich, zu ihr zu kommen. — O, mein Sohn, was mußte ich hier erleben, was habe ich erdulden müssen von diesem Manne, der seiner schönen, tugendhaften Frau, der Mutter seiner Kinder, mit Verachtung begegnete, ja, sich nicht entblödete, sie in meiner Gegenwart zu beschimpfen, zu mißhandeln, während er mich mit den niedrigsten Ausdrücken belegte und zuletzt aus seinem Hause wies." „Und Du gingst?" fragte Bruno, dessen wüstes Gesicht von einem häßlichen Lächeln verzerrt war, welches die Mutter im Dunkeln nicht bemerken konnte. „Ich ging, nachdem ich den Elenden Alles in's Gedchtniß zurückgerufen, seine ganze Schurkerei und Falschheit. Gern hätte ich mein Kind mit mir genommen, doch sie wollte und konnte sich nicht von ihren beiden Kleinen trennen und bat mich mit Thränen, sie ihrem Geschick zu überlasten. Seit jenem Tage habe ich nichts mehr von ihrem Geschick vernommen, als höchstens durch die dritte Hand, daß sie noch lebe, da ihr Peiniger alle ihre Schritte bewacht, sowie jede geschriebene Zeile von ihr auffangen läßt." — „Hm," sagte Bruno nach einer kleinen Pause, „das ist allerdings eine tragische Geschichte und kein besonderes Glück zu nennen. Vielleicht hat die Schwester auch selber Schuld, sie wird eifersüchtig sein —" „Und hat sie dazu nicht Grund genug?" unterbrach die Mutter ihn unwillig erstaunt. „Wenn auch, Eifersucht ist ein Laster, noch schlimmer als die Untreue; — warum läßt sie ihn nicht gewähren? Alberne Wcibsleute! — wofür ist denn der Mann reich, wenn er sein Leben nicht genießen soll? Aber kann's mir denken, wie sie ihm die Ohren mit Klagen und Vorwürfen, mit Thränen und Zudringlichkeiten vollgestopft hat, da hätte ich sie selber zur Raison gebracht." „So bist Du mit noch schlimmeren Grundsätzen heimge kehrt, als Du fortgegangen, Unglücklicher?" sprach die Mutter empört. „Unsinn," lachte Bruno „Du siehst die Welt aus diesem Käfig ganz anders, wie sie in Wirklichkeit ist, Mutter! —da her Dein Lamento. Ich kenne Welt und Menschen und weiß mit ihnen umzugehen. Höre zu, meine Garderobe ist in letzterer Zeit, wo mich mancherlei Mißgeschick packte, etwas derangirt worden. Wenn Du in der Lage wärst, mir zu helfen, dieselbe wieder in Stand zu setzen und ein passendes Reisegeld für mich übrig hättest, Mütterchen, dann würde ich den Herrn Schwager schon zur Raison bringen. Zum Henker noch einmal, diese« Frauenzimmer sollte in mir ihren Meister finden, in derlei Aven- lüren bin ich ein gewitzter Bursche, dem nichts fremd geblieben/ „Du wolltest nach X.?" fragte Frau Walter nachdenkend. „Versteht sich, ist es nicht meine Pflicht, der Schwester beizustehen?" „Allerdings, wein Sohn, doch wirst Du die Lage derselben nicht vielleicht verschlimmern?" „Das sollte mir fehlen, ungläubiges Mütterchen!" lachte Bruno, „ich bin mit ganz anderen fertig geworden als mit so einem Lebemann. Wer die Bestien der Wüste bezähmt —" „Was sagst Du, Kind?" „Nun ja, wer schon Menagerie-Wärter gewesen und mit dem König der Wüste ein Frühstück verzehrt, sollte sich vor so einem Salonhelden fürchten? Aber, wie gesagt, die Garderobe muß anständig sein, denn das Kleid allein macht in jenen Kreisen den Mann. Man soll Respekt vor dem Gentleman bekommen." (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Ein furchtbarer Mord wird dem „Geselligen" aus Wongrowitz berichtet: In Jaroschau haben dieser Tage die Wirthssöhne Wladislaw und Josef Kozlowski den Ansiedler Peschke dadurch ermordet, daß sie ihn erst mit Knüppeln be arbeiteten, ihm auch mehrere Messerstiche beibrachten und dann den noch nicht tobten Monn einscharrten. Die Mörder, erst 16 und 18 Jahre alt, haben inzwischen die That eingestanden. Die Kozlowski und des Peschke liegen nahe beisammen, so daß einer immer da: Thun des anderen übersehen kann. Die Kozlowskis sollen sich den nahen Wald des Ansiedlungsgutes Ulanowo zu nutze gemacht und Holz und Strauch daraus ent wendet haben. Um dem zu steuern, hatte der Verwalter von Manowo den Ansiedler Peschke gegen Ueberlassung von etwas Grasnutzung dafür gewonnen, auf den Wald mit zu achten. Am 14. November gegen 5 Uhr nachmittags sah die Fran des Peschke die beiden Kozlowskis nach dem Walde gehen und sagte dies ihrem Mann. Dieser ging den beiden nach und nahm seinen Hund mit. Beunruhigt durch das lange Aus bleiben ihres Mannes, schaute die Frau nach ihm aus und bemerkte, daß der Hund schon zu Hause war. Nichts gute« ahnend, setzte sie ihre Nachforschungen nach ihrem Manne fort, leider vergeblich. Gegen Morgen machte sie dem Schulzen Anzeige. Dieser nahm seine Jagdhunde mit, und mit deren Hilfe wurde die sorgfältig unkenntlich gemachte Grabstelle des Erschlagenen bald entdeckt. Die Mörder wurden darauf gleich ermittelt und verhaftet. Die Sektion hat ergeben, daß der Gemordete noch lebend eingescharrt worden ist. Er hinterläßt sechs unerzogene Kinder. Die Mörder leugneten zuerst die That, dann ließ sich dec jüngste zu einem offenen Geständniß herbei, später auch der ältere. Darnach hat sie der Peschke, als sie schon mit Holz beladen auf dem Pachhausewege waren, getroffen und auf sie gleich losgehauen, worauf sie beide ihn unschädlich gemacht hätten. Zur Beseitigung des anscheinend leblosen Körpers haben sie sich erst Spaten geholt. * Uebertritt. San Sebastian, 19. November. In der spanischen Presse wird großes Aufheben gemacht von dem in diesen Tagen erfolgten Uebertritt eines Soldaten zur römisy- katholilchen Kirche. Die Taufe des beim 12. Infanterieregiment stehenden Mannes, dessen Vater Thürhüter einer protestan tischen Kapelle in Madrid sein soll und der protestantisch er zogen wurde, erfoigte gestern durch den Bischof von Sion in der Pfarrkirche Del Buen Suceso in Madrid. Die Königin war Pathin und ließ sich durch den Generaladjutanten Mar- titegui vertreten, der zu der feierlichen Handlung wie zu einer großartigen Haupt- und Staatsaktion in einem Hofgalawagen angefahren kam. Außer dem Obersten des Regiments war dessen ganzes Offtzierkorps und der Brigadegeneral Torrehlanca an der Spitze von Abordnungen sämmtlicher Truppentheile der Garnison erschienen. Abends 6'^ Uhr ging der neubekehrte Katholik in Begleitung seines Feldwebel« zum königlichen Schloß, um sich einen klingenden Lohn für seine Wiedertaufe szu holen. Die Königirk gab ihm eine goldene Medaille mit ,Kette mit einer auf die Taufe sich beziehenden Inschrift und eine Börse mit 500 Pesetas,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite