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es war früh, als er auszog, und die Straßen waren tot und still und langweilig. Da waren die letzten Häuser! Nun noch durch die Gärten vor der Stadt, dann lag vor ihm die weite, weite Welt. In den kleinen, umzäunten Gärten blühten die Obstbäume mit süßem Dufte — es war Frühling —! Und unter dem Schnee der herabgefallenen Blüten lugten tausend bunte Frühlingsblumen aus dem Grase hervor. Der Bach rauschte, mit raschen Wellen, schimmernd vorüber unter der alten Brücke hindurch. „Heute gehe ich hin zum letzten Male," dachte der Wanderer. Einen Augenblick stand er still und sah sich um. Grauer Nebel lagerte über der Stadt, aber vor ihm, im Sonnenglanze erglühend, Wälder und Felder, und neue ferne Städte. Und dort blaue Berge, die Wolken hingen darauf hernieder. Lag dort das Land, das er suchte, das Land des Glücks? Da fiel sein Blick auf den Rand des Baches. Bunte Blumen blühten dort, Vergißmeinnicht und gelbe Butter blumen. Und dort am Ende der Brücke saß im Grase eine Gestalt, ein Mädchen. „Sie will ich fragen, welchen Weg ich einschlagen soll — es soll mir ein Fingerzeig sein!" Das Mädchen saß still. Blonde Locken ringelten sich an der Stirn. Von dem Gesicht konnte er nichts sehen, denn sie hatte sich niedergebeugt und sah auf ihre Hände, die aus den Blumen, die sie im Schoß hatte, einen Kranz flochten. Einfach und schlicht war ihr Kleid. „Weißt Du den Weg nach dem Glück?" Sie hob den Kopf und sah ihn an mit einem lieben, holden Gesicht, ihm war's, als ob er es schon lange ge kannt hätte, und mit seltsamen, tiefen blauen Augen. Lange sah sie ihn an. „Nach dem Glück," wiederholte sie langsam, „Du suchst das Glück, den Weg nach dem Glück? Weißt du den nicht selbst?" „O," rief der Wanderer, „sieh die blauen Berge dort in der Ferne und die Wolken, die eben Vie Sonne mit ihren glühendsten Strahlen übergoldet, dort ist es, ich weis es, und ich will es suchen!" Seltsam wieder sah ihn das Mädchen an und neigte leise den blonden Kopf. „So geh', und suche dort Dem Glück." Sie stand auf, der Kranz, der halb fertig in ihrem Schoße ruhte und die Blumen glitten in das Wasser und spielend zogen sie die Wellen weiter fort, immer weiter. „Suche Dein Glück da draußen!" sprach sie noch einmal „Der Wanderer hörte es kaum, sein Auge hing wonne trunken an den fernen Wolkenbergen, die, von der Sonne rot durchleuchtet, sich schimmernd von dem Blau des Himmels abhoben. Und er suchte das Glück, er zog hin nach den blauen Bergen und suchte den Weg nach dem Glück. Doch eine neue Welt lag wieder hinter Mi Bergen und er mußte immer weiter ziehen. klopfte an Hütten und Paläste, das Glück fand streifte durch Wälder und Berge, er stand am MWnde des Meeres, die Wellen rauschten und warfen Mite Muscheln und gelben Bernstein zu seinen Füßen an Mn Strand. — Das Glück fand er nicht. s Er sah Wunder der Kunst und drang ein in die ge- fheimnisvollen Tiefen der Wissenschaft. — Wo war das Glück? Da — mit einem Male zog es durch seine Seele, wie der Abglanz eines fernen Friedens, wie ein süßer, weicher, zaubervoller Klang. Und seine Phantasie lieh diesem seltsamen Gefühle ein Bild, eine Gestalt. Wie es kam, er wußte es nicht; vor sich sah er seine kleine Vaterstadt, sah die engen Gassen, die blühenden der Steinbank an der Thür behaglich zurück- Wl in das Weinlaub, das das Haus umrankte. Er ^Wjich selbst, ein Kind, wie er saß auf dem Schoße jener Frau dort mit dem blaffen, lieben Gesicht, wie er seine Arme um ihren Hals geschlungen hielt. Es war seine Mutter. Und, seltsam, da stand auch jenes Mädchen und sah ihn an, geheimnisvoll lächelnd, wie damals, als er, an ihr vorübergezogen, das Glück zu suchen. Sie stand vor ihm, einfach und schlicht mit ihrem holden Gesicht, den langen blonden Locken und den blauen Augen. Da wußte er es, — es war das Glück. Und es litt ihn nicht mehr in der Ferne. Heim zog es ihn, heim nach dem Glück. Und er kam heim. Da blühten die Bäume und die Blumen, wie damals, da rauschte der Bach unter der steinernen Brücke hindurch und das goldene Kreuz auf dem Kirchturme glänzte von ferne — wie einst. Die Straßen waren noch immer so winkelig mit den alten Häusern und dem schlechten Pflaster — wie einst. Die Kinder spielten auf dem Kirchberge, und die Alten saßen lachend und plaudernd vor den Thüren — wie einst. Er kannte keinen mehr, ihn kannte keiner mehr. Und er stand, fremd in der Heimat, allein, mit der brennenden Sehnsucht nach dem Glück im Herzen dort, — wie einst. Jenes Mädchen hat er nicht wiedergesehen. Er hat sein Glück nicht gefunden. — Kinspruch. Statauflssung aus vsriger Nunnner: Hinterhand hatte: Im Skat lagen Herzen-Acht und -Zehn; Hinterhand macht den Eichel-Solo mit Schneider verloren, wenn sie statt Grüne-Acht den Dritten hat. Das Grüne-Aß des Spielers wird in Hinterhand, sein Schellen-Aß in Vorhand getrumpft, so daß er in den ersten drei Stichen (2 Grüne und Schellen) bereits 69 bis 71 Points ab- giebt. Hinterhand sticht demnächst auch Herzen-Aß und die Gegner haben, mag der Spieler auf das zwcitemal Schellen (König oder Ober) seinen Herzen-Ober abwerfen oder den Trumpf-König mit einem Wenzel nehmen, in jedem Falle mehr als 90 Points. „Wenn ich wirklich einmal heirate, so gäbe es höchstens eine Vernunstehe." — „Na, renommieren Sie nur nicht so!" Kirschbäume und die kleinen Häuser in den grünen Gärten. Er sah wieder die Leute vor den Thüren sitzen des abends; die Männer ihre Pfeifen rauchend, wie sie Nachdruck aus dem Inhalte dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. April 1870. Redaktion, Druck und Verlag »on B. Angerstei», Wernigerode.