Volltext Seite (XML)
MsdmfferMeblatt Montag, den 27 Mai 1S2S «NM Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts-- Delegierten Moreau verhandelt. Auf Grund dieser Unter redung ist die Zahlenfrage endgültig dahin geklär worden, daß von den Glnubigerländcrn eine Erhöhunc der Youngschen Zahlen um rahrlich 52,8 Millionen Reichs mark gefordert wird, über diese Forderung gehen di« Verhandlungen weiter. Vormittags hatte Dr. Schacht in einer Unterredung mit Owen Young die Antwort mitgeteilt, die er auf da? alliierte Memorandum zu geben gedenkt, namentlich him sichtlich der Zahlen der Youngschen Jahreszahlung, des «ettwinktes des Aufhörens des Dawes-Planes und der neuen Formulierung der deutschen Vorbehalte. Sonntax ,1.1-den die Besprechungen fortgesetzt, man erwartete aber vor Montag kaum irgendwelche Fortschritte. sstion der Rennleitung waren kaum fünf Minuten nach dem Un fall zwei Sanitätswagen mit etwa zwanzig Sanitätern zur Stelle. Mehla (Morchenstern) selbst ist zwar schwer verletzt, doch schei nen seine Verletzungen nicht lebensgesährlich zu jein. Schon vor dem Rennen war es zu einem Unfall gekommen. Minister Weber kritisierte dann die Reichsfinanzpolitik Dr. Hilferdings und bezeichnete die neu aufgelegte Reichsanleihe als än Charak teristikum für die Hilflosigkeit der Rcichsregierung gegenüber der Finanzlage des Reiches. Noch nie seien dem Großkapital derart unvorhergesehene Gewinnmöglichkeiten geboten worden. Der Zwang zur Erschließung neuer Einnahmequellen durch Aufnahme von Anleihen sei aus der Steigerung der Ansprüche aus der Ar beitslosenversicherung erwachsen. Durch Erweiterung des Kreises der Eenußbcrechtigten habe das Reich unverantwortlicherweise sich neue Lasten auferlegt, die nun auf dem gefährlichen Wege der Anleihedeckung abgewälzt werden sollten. Die Ausgaben für Ar beitslosenversicherung gehörten in den ordentlichen Etat und dürf ten niemals durch Anleihen gedeckt werden. Die überspannte Steuerpolitik Hilferdings fördere die Uebersremdung der deutschen Wirtschaft. Die Möglichkeit der Kapitalbildung im eige- nenVolkewerdedadurchfastvölligausgeschal- tet. Für einseitige Interessenpolitik eines Berussslandes sei heute kein Raum mehr. Verbriefte Rechte aber dürften nicht mit Füßen getreten werden. In der freien Entwicklung allein könnten sich die Kräfte entfalten, die unser Volk zum Wiederaufbau brauche. Der zweite Redner, Direktor Mentz, Berlin, schloß sich den Ausführungen Minister Webers an. Die Sozial demokratie bezeichne die Gemeinde als Keimzelle des Staates; demgegenüber aber trete der Hausbesitz für die Familie als Grundlage jeder Staatsordnung ein. Voraussetzung für die Wie dererstarkung des Familiensinnes aber sei die Erhaltung des Pri vateigentums. Der Hausbesitz wehre sich energisch gegen jeden Versuch der Sozialisierung des Grund und Bodens und lehne auch jede verschleierte Form des Sozialismus ab. Entschieden be kämpfte er die Beteiligung der öffentlichen Hand am Grund und Boden, die Bestrebungen der Bodenreform, die Wohnungs- zwangswirtschaft u. eine einseitige Steuergesetzgebung. Nicht, um eine Mauer gegen die Nichtbesitzenden und Mieter aufzurichten, sondern !m Interesse einer gesunden Auswärtsentwicklung der ge- famten Volkswirtschaft. Technik sm die LandwirWast. Die Arbeit des Ae i ch s k u rt» t o r i n ms. Die Hauptversammlung des Neichskuratoriums für Technik in der Landwirtschaft am Sonnabend in Berlin erbrachte bei starker Beteiligung aus allen Teilen des Reiches vollkommene Einmütigkeit darüber, daß der Ge danke der Technisierung des Betriebes in die breitesten bäuerlichen Kreise getragen werden muß. Der Vorsitzende, Landrat a. D. Freiherr von Wilmowsky, betonte, daß die Technisierung zwar nicht das Allheilmittel, aber ein Stein zum Wiederaufbau der notleidenden Landwirtschaft sei. Reichsernährungsminister Oieirich unterstrich den Gedanken des Vorredners. Er führte aus, daß die Arbeit des Reichskuratoriums eine der wertvollsten sei, um die Rentabilität in der Landwirtschaft zu steigern. Gerade bäuerliche Betriebe ließen hinsichtlich der tech nischen Durchentwicklung zu wünschen übrig und es muß mit allen Mitteln auch an der Verbreitung und Nutzbar machung der technischen Kenntnisse gearbeitet werden. Es sei so, daß man sich heute über die Mittel, die zur Be hebung der Notlage der Landwirtschaft notwendig seien, in keiner Weise klar sei, aber man sei sich klar darüber, daß eine vernünftige Technisierung einen der zu beschreitenden Wege darstelle. Ungeachtet der Schwierigkeiten muß im Interesse der Steigerung der Rentabilität der Landwirt schaft die Technisierung unter allen Umständen gefördert werden. Der Minister bedauerte es lebhaft, daß der Haushaltsausschuß des Reichstages den Etat des Reichs kuratoriums für dieses Jahr um 250 000 Mark gekürzt hat. Hier dürfe nicht gespart werden und die Sparmaß nahme dürfe nur vorübergehend sein. Verbefferungsvorschläge. In den Vorträgen sprach Zivilingenieur Zander über die Aussichten der Motorisierung und wies nach, daß diese auch im Mittel- und Kleinbetrieb zu Ersparnissen führe, unter Umständen müsse sie genossen- schattlich durchgeführt werden. Dr.-Jng. ehrenhalber Glauchau, 20. Mai. Der Landesverband der sächsischen Grund- und Hausbesitzervereine hielt am 25. und 26. Mai seinen Landesverbandstag in Glauchau ab. Nach internen Mitglieder versammlungen vereinten sich am Sonntag sämtliche Grund- und Hausbesitzervereine zu einer Kundgebung des Hausbesitzes. Unter den zahlreichen Teilnehmern, die den Saal bis auf den letzten Platz füllten, befanden sich außer dem Finanzminister Weber und dem früheren Wittschaflsminister Dr. Wilhelm und den offiziellen Vertretern der Behörden eine große Anzahl prominen ter Persönlichkeiten der Reichsparlei des deutschen Mittelstandes und Abgeordnete der Parlamente. Nach den Begrüßungsan sprache» ergriff Finanzmini st erWeber das Wort zu feinem Vortrag über Sachfenwahl und Hausbesitz. Der Redner stellte fest, daß die Parteien, die in bewußter Ab lehnung des Marxismus für dis Erhaltung des Privateigentums eintreten, an Boden gewonnen hätten. Konzessionen an die pri- vateigentumsfeindliche Sozialdemokratie dürften keinesfalls ge macht werden, eine Koalition mit der Sozialdemokratie erscheine daher unmöglich. Jede Koalition mit Links, die der Sozialdemokratie die Führung in politischen Fragen überließe, müsse «Has Bürgertum ablehnen. Die Wirtjchaftspartei und mit ihr der Haus- und Grundbesitz halte am Privateigentum fest und bezeichne es als unumstößliche Grundlage jeder Gesellschaftsordnung. Der Vortragende ging dann auf einzelne Forderungen des Haus- und Grundbesitzes ein und behandelte u. a. die Frage der Mietzinssteuerstundung. Diese fei nicht ein Geschenk der säch sischen Regierung an die Haus- und Grundbesitzer, sondern eine einfache Forderung des Rechtsgesühls. Die Frage der Steuer- Vereinheitlichung sei bisher vom Reichstage vernachlässigt worden. Der Widerstand der Sozialdemokratie, die eine Verkoppelung der Grund- und Gewerbesteuer zugunsten des Hausbesitzes ablehne, müsse gebrochen werden. Die bisherige Bodenpolitik habe zuviel Konzessionen an die bodenreformerische Idee gemacht, besonders durch die Zugrunde legung des gemeinen Wertes bei der Abschätzung der Grundstücke. Praktisch laufe das auf eine Konfiskation des unbebauten Bodens hinaus; denn Käufer dieses Bodens werde in den meisten Fällen die öffentliche Hand fein. Damit werde also nur eine der Soziali sierung dienende Maßnahme verschleiert. Mehrforderung von 52,8 Millionen in Paris. Die Verhandlungen gehen weiter. Die deutschen Delegierten Dr. Schacht und Geheimra Kastl haben Sonnabend abend mit dem eilten franrönlme, Rationale Tageszeitung für die ^andwirtschast. Dar »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bc-zncsvreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle „nd den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Anstellung durch die Bolen 2,3-) AM., der Postbestellung 2 AM. z ZÜglich Abtrag- Scbuhr. Einzelnummern ISApsg.AÜePof'austctlten Wochenblatt für Wilsdruff u. »env Bostboten und unscreAus. träger und Geschäftsstellen - ——— - nehmen zu jeder Aen Ve steüungen entgegen. JmFalU höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteh Kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises.--Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Innenpolitisches. Der sozialdemokratische Parteitag. — Reform der Arbeitslosenversicherung. — Das Republikschutzgesetz. Fast genau ein Jahr, nachdem die Sozialdemokra tische Partei ihren Sieg bei den letzten Reichstagswahlen errungen hatte und ihr damit der Weg zum entscheiden den Einfluß in der Regierung des Reiches eröffnet wurde, treten jetzt die Delegierten zum Parteitag in Magdeburg zusammen. Irgendwelche „Sensationen" auf dieser Tagung wird man kaum erwarten, vielmehr wird dort Wohl in der Hauptsache eine rückblickende Kritik — aber eine solche, die an den Dingen doch nichts ändert — erfolgen, werden Angreifer und Verteidiger anftrctcn, die „brennenden" Fragen wie z. B. Panzerkreuzer, Mai unruhen, Konkordat, Steuervorlagen und andere innen politische Konfliktstoffe erörtert werden, aber doch nur sozusagen „theoretisch", weil ja die Masse der Partei ihren Vertrauensmännern im Kabinett irgendwelche ernstlichen Schwierigkeiten nicht machen will, da diese die Träger und Bewahrer der politischen Macht ihrer Partei innerhalb der Regierung sind. Und bleiben sollen. Das ist schließlich doch viel wichtiger, als Entscheidendes in theoretischen, zumal kaum dringlichen Streitfragen zu beschließen. Das gilt auch für das sogenannte Wehr- Problem. Hier hat eine besondere Kommission ein Wehrprogramm aufgestellt, das vielfach auf Widerspruch stieß, weil es nach Ansicht mancher Parteikreise innerhalb der Sozialdemokratie noch allzuwenig den Gedanken der Abrüstung trotz der Aufrüstung der anderen Länder betont habe. Kurz vor dem Parteitag ist man diesen Opponenten dadurch entgegengekommen, daß man grundsätzlich au dem Standpunkt stehe, nicht etwa alle Nüstungsmöglich ketten bis zur letzten Grenze ausnutzen zu wollen, die fin Deutschland durch die Versailler Bestimmungen gezogen werden Aber angesichts der militärischen Lage rings UNI Deutschland sei doch an der Erhaltung einer Wehrmacht festzuhaltcn. Ein Kompromiß also, um Unzufriedene zu durch die weitere Bestimmuna. Vertretung ein viel stärkerer Einfluß als bisher ans d:c Wehrmacht emgeränmt werden soll " Ein Kompromiß aber, das keinem Menschen weh tut weil c-- ja doch keine Verwirklichung finden kann: denn die Soziab demokratische Partei ist ja im Rahmen der jetzigen Regie rungskoalition selbst auf — Kompromisse angewiesen.' Nr. 12V — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" für Lürgettum, Beamte, Angestellte a. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzelle 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. Nachweifungsgebühr 20 Reichspfennige. Vsr- eefcbr,cdeneEr.scheinungs- —, , , tage und Dlatzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigeu- annabme bis r orm.10Ubr. > - - — Für die Richtigkeit "der L u rch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederRabatlanfpruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oder derAuftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigeunehmen alle Vermittlungsstellen eutgegeu. Wie sehr dies der Fall ist, bewies auch die letztt K a b i u e t t s s i tz u n g vor dem Parteitag. Tort Hai man auch über die Reform der Arbeitslosen versicherung und über deren finanzielle Nöte ver handelt, allerdings, ohne zu irgendwelchen positiven Be schlössen zu kommen. Angeblich soll ein aus Gewerkschaft? kreisen stammender nnd vom Rcichsarbeitsminister unter stütztcr Reformvorschlag, jene Nöte durch eine Beitrags erhöhung um ew Prozent zu beseitigen — was im Jahl etwa 300 Millionen ausmachen würde — im KaGnetl abgelchnt worden smm Man wird ja die U-LÄ! zur Beseitigung der Mißstände in der Arbeitslosenver sicherung wett breiter anlegen muffen, besonder^ da in diesem Jahr bis m den ^um hinein Zuschüsse 'nuö der Reichskasse erfolgen müssen, Wohl erst der Tutt Ar er» lkbcrschußmonat sein Wird. " ergc Gegenstand schärferer Politischer Auseinonderwüim. gen wird aber der Beschluß des Kabinetts sein vcw Reichstag eine Verlängerung des Repn'blik- schutzgesctzes über den 23. vMli hinaus vorm- schlageu; bei dem entsprechenden Beschluß vor zwei Jahren hatte man noch geglaubt, das; der neue Straf- gesetzentwurf die einschlägigen Bestimmungen inzwischen in sich aufnehmen würde. Unbedingte Gegner des Re publikschutzgesetzes sind die Kommunisten und — jetzt in ihrer Stellung als Oppositionspartei — wohl auch die Deutschnationälen, die vor zwei Zähren aus allgemein politischen Gründen der Verlängerung des Gesetzes ihre Zustimmung gaben. Um dem Kabinettsbeschluß zur Durchsühruiig zu verhelfen, bedarf es aber im Reichstag der Zweidrittelmehrheit, da das Gesetz versassungs- ändernden Charakter besitzt. Infolgedessen laßt es sich i,n Augenblick nicht sagen, ob es angesichts der Stärke der Gegnerschaft — und diese richtet sich nicht bloß gegen den „Kaiserparagraphen" — zu einer Verlängerung kommt. Aber diese beiden Punkte — wozu noch ein dritter, näm lich eine kleine Novelle zum Vereinsgesetz, kommt — waren nicht der Hauptinhalt der Besprechungen ;m Kabinett; das war natürlich vielmehr die jüngste Ent wicklung der Pariser Kottferenzverhandlungen. -i.cr bis herigen Haltung entsprechend hat die deutsche Negterung es vermieden, nach außen hm ihre Stellung zu duIem jüngsten Stadium kuudzutun, besonders, da ja m Barr^ die Dinge auf des Messers Schneide stehen. Schwere Unfälle beim Lückendorf - Vergrennen Zwei Tote, 7 bis 8 Schwerverletzte Zittau 26 Mai. Bei dem am Sonntag ausgekragenen 5. Großen Internationalen Lückendorf-Bcrgrennen, zu dem 84 Nennungen vorlagen, ereigneten sich MA schwere Unfälle. Als letzter Rennfahrer stattete der bekannte internationale Rennfahrer Mahl« (Morchenstern) auf einem Grand-Prix-Bugatti-Renn- wagen. Der Start ging glatt vonstatten, doch schon vor der ersten Kurve auf der geraden Strecke, an der sogenannten Johann-Quelle, als der Wagen wie ein Pfeil mit 140 Kilometer Geschwindigkeit dahinfchoß, kam er urplötzlich und ohne ersichtlichen Grund ins Schleudern, rannte gegen drei Chcmsseebäume, riß diese um, so daß die Baumstumpfen wie obrasiert stehen blieben, sauste dann gegen einen Telcphonmaft, brach auch diesen wie ein Streichholz durch und fuhr dann in umgekehrter Fahrtrichtung mit furchtbarer Kraft in die an dieser Stelle ahnunslos zuschauende zahlreichen Sportanhänger. Dies alles spielte sich in wenigen Sekunden ab, und schon gellten die ersten Hilferufe durch die Luft, die mehrere hundert Meter west zu hören waren. Aus dem Boden wälzte sich ein Knäuel von mit Blut bespritzten, stöhnenden und mit dem Tode ringenden Menschen. . „ der Unglücksstelle selbst starben bald zwei Personen cm - Twerer, Verletzungen. Für eine ins Zittauer Aulwrdem korA^lieferte Frau besteht höchste Lebensgefahr, und^etwa zekn^^s Unglück noch etwa sieben bis acht Ä»wer- tcvc'Krank^ die mit dem Sanitätsauto ins Zit- y us ubergeführt wurden. Dank der guten Organi- GW ll. ZiWWirWft Kundgebung des sächsischen Haus- und Grundbesitzes Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640