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prall würden die Insassen mit voller Wucht aus dem Wa gen geschleudert. Eine Frau wurde durch den Sturz so schwer verletzt, das; sie nach kurzer Zeit verschied. Eine Verwandte der Toten erlitt einen doppelten Schädelbruch. Zusammenstoß zweier elektrischer Züge. Bei Nyswyk in Holland stießen auf der Eisenbahustrecke Delft—Rys- wl k zwei elektrische Züge, von denen der eine aus der Richtung Haag, der andere aus der Richtung Rotterdam kann, infolge falscher Weichenstellung zusammen. Bei der Dunkelheit entstand unter den Reisenden eine Panik. Sieben Personen, darunter der Führer des einen Zuges, wurden schwer verletzt. Es handelt sich bei dem Unglück um eine erst kürzlich in Betrieb genommene Strecke. Auffindung eines treibenden Flugzeuges. Der Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie „Ramses" hat ein französisches Flugzeug 40,43 Grad nördl. Breite und 12,12 Grad östl. Länge im Meer treibend aufgefunden. Es ge lang ihm, die drei Insassen des Flugzeuges zu retten und an Bord zu nehmen. Der Dampfer hat das Flugzeug in Schlepp genommen und nimmt es mit nach Neapel. Ein grauenhafter Racheakt Einen einzig dastehenden Racheakt übte nach einem Streite mit ihrer Nachbarin eins Pariser Frau aus, indem sie dem kleinen Kinde der Nach barin in deren Abwesenheit ein Stuck Schwamm tief in denRachen steckte. Als die Nachbarin wieder heim kehrte, fand sie ihr Kind im Todeskampf vor. Blut sickerte aus Mund und Nase. Alle Hilke der Ärzte, die zuerst an eine Vergiftung glaubten, half nichts; noch zwei Tagen verschied das Kind unter entsetzlichen Qualen. Erst die Obduktion ergab die Todesursache. Auch eine „Kanalschwimmcrin". Fräulein Dr. Logan, die vor einiger Zeit den Kanal in Rekordzeit für Frauen durchschwommen haben wollte, übergibt der Presse eine Erklärung, in der sie mitteilt, daß sie lediglich eine kurze Strecke beim Start an der französischen und vor der Lan dung an der englischen Küste geschwommen sei und im übrigen neun Stunden in dem begleitenden Boot zuge bracht habe. Diese Irreführung sei geschehen, um zu be weisen, wie leicht es sei, die erfolgreiche Durchschwimmung des Kanals vorzutäuschen. Die Erklärung hat in Eng land großes Aufsehen erregt, zumal die „vortreffliche" Schwimmerin keineswegs auf die Entgegennahme der zahlreichen Glückwünsche verzichtet hat. Die ihr über gebenen tausend Pfund, die sic erhalten hatte, weil sie als erste Engländerin die von Miß Ederle aufgestellte Zeit gedrückt hatte, hat sie zurückgegeben. Bunte Tageschronit Bremen. Im Alter von 76 Jahren verschied an einem Schlaganfall der ehemalige geistliche Vizepräsident des Evange lischen Oberkirchenratcs und Gencralsuperintendcnt von Berlin, v. Friedrich La Husen. Innsbruck. Bei der Station Gossensaß (Brcnncrbahn) kamen vier Arbeiter beim Ausstellen eines Mastes den Drähten der Starkstromleitung zu nahe. Drei der Unglücklichen wurden sofort gelötet, der vierte trug schwere Brandwunden davon. Amsterdam. Professor vanRoy, ein bekannter flämischer Nationalist und Rechtsgelehrter, der vor dem Kriege Professor an der Universität von Gent war und später nach Holland floh, Wo er als Advokat arbeitete, ist beim Ausweichen vor einem Auto tödlich verunglückt. Aus Sem Genchßssaal. ' Freispruch trotz Totschlags. Der wegen Totschlags an seinem Stiefbruder angeklagte Friedrich Schulz wurde vom Berliner Schwurgericht freigesprochen. Der Stiefbruder war ein brutaler Mensch und war in einem Streit zuerst hand greiflich geworden. .Urteil in einem Spionngcprozcß. Der Fünfte Strafsenat des Reichsgerichts in Leipzig verkündete das Urteil in einem Spionageprozeß gegen den früheren Oberfähnrich der Reichswehr Keppler und die französische Staatsangehörige Hebeisen aus Mülhausen i E. Der Angeklagte Keppler wurde wegen eines vollendeten Verbrechens nach Z 1 des Spionagegesetzcs zu sechs Jahren Zuchthaus, die Angeklagte Hcbeiscn wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Schmuggeiprozeß in Hamburg. In einem neuen Kaffes und Spritschmuggclprozetz in Hamburg verhängte das Amts' gericht gegen eine siebzehnköpfige Schmuggler' bande, die größere Mengen von Kaffee und Sprit aus dew Freihafen nach dem Zollhafen gebracht hatte und sich dazr einen eigenen Kahn hatte bauen lassen, 49 Einzelstrasen vor insgesamt über zwei Millionen Mark oder entsprechende Frei, heilsstrafen. Oer neue pariser Sowjeibotfchaster Oowgalewski. Der an die Stells des Von der Moskauer Regierung auf verlangen der französischen Regierung abberufenen Gesandten stakowski tretende Botschafter Dowgalewski hat das llgrement (Genehmigung) der französischen Regierung cc- falten. Er war bisher Rußlands Vertreter in Tokio, von vo er sich alsbald nach Frankreich begeben wird. Spie? und Gyo^. Radrennen in Berlin. Die Olympia-Rennbahn ver anstaltete die letzten Berliner Radrennen auf offenen Bahnen. Von vier Dauerrennen über se 25 Kilometer gewann der Hol länder Leddy die drei ersten Läuse, Sawall-Deutschland den vierten Lauf. Gleichzeitig als Länderkampf gewertet siegten die Holländer Leddy und Snoek mit 23:21 Punkten gegen Deutschland, vertreten durch Sawall und Lewanow. Bei den Fliegern gewann Lorenz bas Hauptfahreu. FnßballmannschafMämpse. Die Futzballverbandsspiele im Reich brachten in Berlin einen Sieg von Hertha B. S. C. über den bisherigen Tabellenführer Corso mit 6 : 0, in der Ab teilung L eine Niederlage von Minerva durch die Kickers uni 4 :5. Tennis Borussia schlug Alemannia mit 7 :1. Dadurch haben sich Hertha und Tennis Borussia an die Spitze der beiden Berliner Abteilungen gesetzt. In Süddeutschland verlief alles programmäßig, nur die Spiclvcreinigung Fürth leistete sich, allerdings in einem Privalspiel eine 4: 6-Schlappe gegen S. V. Wiesbaden. Das wichtigste Ergebnis in Westdeutschland war ein Sieg von Meiderich 06 mit 3 : 1 über den vorjährigen westdeutschen Meister Duisburger S. V. Turu, Düsseldorf, spielte nur unentschieden 3 :3. Tauchmeistccschastcn. Eine neue deutsche Bestleistung im 50-Meter-Streckentauchen vollbrachte Wenscher, S. V. Ulm, mit 32,4 Sek. beim Schwimmsest in Augsburg. Magdeburg 96 gewann die Seniorschnellstaffel, Neitzel-Magdeburg 96 die 500 Aards Freistil in 6 :18. Degenfechten der Turner. Den Degenmannschaftskampf des Märkischen Fechterverbandcs, der in Potsdam ausgetragen wurde, gewann T. V. Guts Muts, Berlin vor der Fecht- abteilung des T. V. 61, Kottbus. Die Turngemcindc in Berlin war nur unvollständig angetreteu. Olhmpindereitprüfung in Dortmund. Die Große Olym piadereitprüfung, das Hauptcrcignis beim Reit- und Fahr turnier in der Dortmunder Westfalenhalle, gewann Stall Bürkners „Caravalla" unter Major Bürkner vor des Schweden R. Olson „Günstling" und Fritz Wolffs „Gimpel" unter Herrn Stensbeck. Automobilrcnncn. Im Feldbergrennen im Taunus, das einen sehr guten sportlichen Verlauf nahm und bei aus gezeichnetem Welter zum Austrag kam, fuhr Kimpel aus Bugatti mit 5:01 die schnellste Zeit des Tages und verbesserte damit den vorjährigen Rekord um 17 Sek. Einige Stürze bei den Motorradfahrern verliefen glimpflich. Der neue Vorstand des D. F. V. Der Bundestag des Deutschen Fußballbundes in Danzig brachte die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes. Er besteht demnach aus Linne mann-Berlin (1. Vorsitzender), Schmidt-Hannover (2. Vor sitzender), Blaschke-Kiel (3. Vorsitzender). Beisitzer sind Keyl- Ansbach, Dr Wagner-Danzig und Dr. Schricker-Karlsruhe Weltrekord im Damespiel. In London wurde im Dame spiel ein Weltrekord aufgestellt Samuel Cohen spielte 101 Spiele simultan und erledigte dies in vier Stunden. Er ge wann 71 und verlor nur zwei Spiele, während 31 remis Wurden. Zeitweise machte er bis zu 25 Züge in der Minute - Internationale Tcnnisspiele. Der Österreicher Malaka gewann das offene Herreneinzelspiel in Meran gegen den Berliner Stapenhorst mit 6 :4, 5 :.7, 6 :4. Das Herrendoppel zwischen Froitzheim-Kehrling und Dr. Butz—Geraud mußte beim Stande von 6:4, 6:8, 14 :12, 7 :9, 5 :4 für die deutfch- sranzöstsche Kombination wegen Dunkelheit abgebrochen werden. Bierkötter kämpft in Berlin uni den Marathonprris. Das Äusstcllungs- und Messeamt der Stadt Berlin wird cm Funi nächsten Jahres eine auf drei Wochen berechnete „Ber liner Saifon" veranstalten. Im Rahmen einer ganzen Reihe erstklassiger Veranstaltungen wird unter technischer Forderung des Äusstcllungs- und Messeamtes der Stadt Berlin einer der größten sportlichen Wettkämpfe stattsinden: das Marathon- schwimmen, ein Weltereignis nicht nur dadurch, daß es dies mal in Deutschland zum Austrag kommt, sondern vor allem, weil bereits jetzt die Teilnahme des Meisterschwimmers Vlcr- kötter gesichert ist. Bei dem Marathonschwimmen geht es be kanntlich um den 50 000-Dollar-Preis der amerikanischen Firma Wrighley. Teilnehmer am Sechstagerennen. Die beiden Kölner Maunschaftsfahrer Rausch und Hürtgen starten sowohl beim Berliner als auch beim Leipziger Sechstagerennen. Der Welthöhenrekord des „Sausewind". Die Höhe, die ver Chefpilot Böhne von der Bäumer-Aero bei Aufstellung seines Höhenweltrekords erreicht hat, wird von der Deutschen Seewarte in Hamburg, die die Höhenmeßinstrumente geprüft bat, mit 5630 Meter angegeben. Der bis dahin von einer Engländerin aehaltcncWeltrckord dieser Klasse war 5268 Meter. Dortmunder Reitturnier. Der Distanzritt und die Distanzfahrt zum Dortmunder Reitturnier sind in vollstem Gauge. Alic Gruppen haben bis jetzt ihre Tagcsctappen inne- gehalten. Das gemeinsame Eintreffen in der Westfalenhalle soll rm Montag vor sich gehen. . Olympiaschau für Automobile. Die Londoner Auw- mobilausstcllnng „Olympiaschau" wurde eröffnet. Sie ist noch reichhaltiger beschickt als der Pariser Salon. kunMunk-ppogrsmm « Rundfunk Leipzig (Welle 365,8), Dresden (Welle 294). Mittwoch, 19. Olt. 17: Konzert. Dresd. Funkkavelle. Verdi: gant, ans Violetta. — Svohr: 1. u. 2. Satz aus dem Vioiin- wnzert A-moU. — Rentzsch: Mariiena, span. Walzer. — Schlippe: 'älte Kameraden. S 19: Leo Greiner-Berlin: Aus eigenen Werken. 2,0-1^- Uebertr Stuttgart: Konzert von Erica Morini-Wien ^Vwlme). Elazounow: Violinkonzert Ä-moll. S 21: Euitarre- Konzert von Emilio Pujol, Paris-Barcelona. S 22.15: Tanzmusik. Königswusterhauien. Mittwoch. 19. Ott. 12: Einheitslurz- ,„^r Sch^s- El 12.30: Mittest, des Reichsstädtebundes. S 12.45: Mrtteil des Verbandes der Preuß. Landgemeinden S 15: EmkeNslumchris! ß Ans. S 15.35: Wetter und Börse. S 16: i-chulral Wolfs, St. Konetzky: Schulkundliche Fragen in Dialog- wrm. 16.30: Französisch lkutturlundliÄ-Iiterärische Stunde). § 17: Dr. Herrmann: Eins, in dis Geologie: Das Eis. S 17.30: Dr. Birkenield: Adolf Paul. G 18: Stud.-Ra! Müller: Techn. Lehrgang für Facharbeiter: Konstruktionselemcnie. » Ig Zg: Fran- wüsch für Ani. S 18.55: Architekt Lienecke: Gemeinnütziger Klein- ivahnungsbau im Kamp! gegen die Wohnungsnot. Ä 19.30- Uebertr. aus der Stadt. Oper Charlottenburgs Krenek: „Joni» ivielt aui" — Buntes. Mittwoch, 19. Oktober. Berlin Welle 484 uud ab 20.30 Welle 1250. 13.45—14.15: Glockenspiel der Parochialkirche, Berlin, 15.30: Dr. Ilse Reicke: Die moderne Frauenbewegung (Inter nationale Frauenarbeit). * 16.00: A. I. Blaschick: Eine Fahrt auf der Wolga von Twer bis Astrachan 16.30—18.00: Jngendbühne (Sendespiele): „Der zerbrochene Krug", Lustspiel von Heinrich v. Kleist. — Anschlretz.: Werbenachrichten. H 18.Ä: Dr. Max Winckel: Die Entstehung der Nahrung. * 18.45: H. Reichenbach, Professor a. d. Nniv Berlin: Der Aufbau der Materie (Der Zerfall der Materie: Radioaktivität). * 19.15: Personen- und Inhaltsangabe zu der Übertragung aus der Stadt. Oper, Charlottenburg. * 19.30: Übertragung aus dcr Städt. Oper, Charlottenburg: „Jonny spielt aus", Oper in zwei Teilen von Ernst Krenek. Danach: Buntes. Mitwirk.: Henry Erichsen (Attordion), Loni Pyrmont (Sopran); am Flügel: Th. Mackeben. Karl Blume (Lieder ,zur Lautes. Kei X. 2orrc, ^Vilsclrutt, Dresdner 81r. «»MV» D« bist mein! Roman von H. v. Erltn. Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 30. Nachdruck oerdotru. 68. Fortsetzung. Da wandte sich auch gegen ihn der umflorte Blick. „Oswald — mein Sohn —" Ein letzter Seufzer verzitterte und über dem zurück gesunkenen Haupte leuchtete der Frieden der Ewigkeit. — Lautlos erhob sich Madeleine, legte sanft die in der ihren erkaltete Hand auf des Dahingeschiedenen Brust und drückte ihm die Augen zu. Starren Blickes sah Hartmut zu ihr aus wie sie an feinem Vater das letzte Liebeswerk vollbracht, und plötz lich brach es über ihm zusammen, was dieser Vater ihm gewesen, wie er allzeit vor feines Herzens verschlossener Pforte gestanden, die sich ihm auch in allerletzter Stunde nicht geösfnet — und er weinte laut. Kein Trost kam von Madeleines Lippen, aber sie sah aus ihn hernieder, als bräche ihr das Herz. — Durch das schwarze Pförtchen hatten sie ihn hinge tragen zur letzten Ruhestätte an seines Sohnes Seite. Aus Hartmuts Händen sielen die ersten Schollen hernieder aus den Sarg, ihm jolgte Madeleine. Und sie standen Seite an Seite und blickten hinunter in die Gruft, und in beider Augen leuchtete es grell hin auf aus dunkler Tiefe: „Ruhe sanft! — Angelika." Goldene Buchstaben auf eines Kranzes breiter Schleife. Sie hatten ihn obenaufgelegt, den prachtvollen Lorbeer kranz, den Angelika aus der Ferne gesandt. Von dem Grabe trat Hartmut zurück, daß er die goldenen Lettern nicht mehr sah, sie selber nicht mehr sah in ihrem Grabe, die holdselige Traumgestalt, den toten Irrwahn seiner Liebe. Gemeinsam mit Madeleine verließ er den Friedhof. Sie hatten beieinander gestanden in diesen letzten Tagen in aller Selbstverständlichkeit, wie zwei gute Kameraden. Nun, da die letzten Trauergäste sich entfernt hatten, une sie mit Hartmut allein war, trat sie ruhig vor ihm hin und sagte festen, klaren Tones: „Ich habe in diesen schweren Tagen deinem Hanse vorgestanden, wie ich das dir, der Welt gegenüber, trotz allem noch schuldig zu sein glaubte. Diese Pflicht hier ist beendet und ich sage dir Lebewohl." „Du gehst — zurück nach Falkenhagen?" Seine Stimme schwankte, sein Blick znckte über sie hin. Sie senkte den Blick. „Ja, vorläufig. Später werde ich reisen wie früher. Die Wiederaufnahme des Scheidungsverfahrens zu be antragen, überlasse ich dir, wenn dir der Zeitpunkt ge kommen scheint, daß die damit verbundenen Formalitäten die Trauer um deinen Vater nicht mehr verletzen." Wie einen Niß suhlte er ihre Worte durch sich hin gehen. Es war ihm, als müsse er es hinausschreien in diese stillen Räume, durch die sie einen getragen, der auch in seines Herzens trügerischem Wahne blind gewesen: „Wir sind ja blind, irr und blind alle beide!" Da bot sie ihm die Hand. „Lebewohl. Uns beiden ist wohl das Alleinsein not." „Madeleine, mir tut not vor allere daß ich dir danke! Dir danke für alle deine Güte, deine Großmut. Und be vor du von mir scheidest, sage mir eines: Kannst du mir je im Leben verzeihen, was ich dir tat?" „Ich dir -—?" Tie lächelte in Schmerz und Güte. „Wir waren beide irrende Toren — das ist vorüber." Das ist vorüber. — Es hatte hineingeschlagen in ihn, und sein Blut ward kalt, indessen jein Mund die Worte wiederholte — „vorüber". — Und dieser zuckende Muno preßte sich plötzlich auf ihre Hand — „Mein Kamerad —" Sie stand ergriffen und bangte doch vor ihm. Die ! Brücke zwischen ihnen war zerbrochen, keine neue wieder ! schlagen wollen, vom leichten Gebälk der Stimmung ge- zimmert. Sie trüge keinen von ihnen beiden! Und hastig entzog sie ihm ihre Hand. „Kamerad, ja! Es wäre schön, wenn wir es lernten, uns dereinst wiederzufinden in Freundschaft." Dann war sie hinausgeschritten und ein Einsamer blieb zurück auf dem Ulmenhofe. 27. Kapitel. Ein harter Winter, der das Eis nicht hatte tauen lassen wollen, neigte sich seinem Ende entgegen. Märzstürme trugen Lenzesahnen auf ihren Flügeln. Und wie ein Sturmwind, der Wolken von Jugend, Lenz und Glück ins Haus fegte, war Ulla wieder in Hölfenstein ein gezogen, hatte jedes Fältchen, das ihr etwa am Herzen Schwiegermamas noch unliebsam ausgefallen wäre, mit allerwärmster Liebenswürdigkeit sich glatt geplättet, ge streichelt und geschmeichelt, bis Tante Klementine gar nicht anders konnte, als mit ihr sich jener Zukunft freuen, wo sie fröhlich beisammen fitzen und einander so lieb haben würden. Ja, sie hatte sogar ein übriges getan, die beste aller Schwiegermütter, sie hatte ihrem Sohne, der sich auf seinem stattlichen Gute einarbeitete, eines Tages ein Billettdoux des freundlichen Inhalts geschrieben: „Sie ist wirklich charmant, Deine kleine Braut. Sie wird Dich hoffentlich glücklich machen. Jedenfalls sind die geordneten! Verhältnisse ein Glück, das Du ihr verdankst. Ich werde ein häufiger Gast bet Euch sein, mein lieber Sohn, und damit wir den Sommer auf Deinem neuen Besitze ver eint genießen können, wäre es wohl am geratensten, wir setzten Eure Hochzeit auf Anfang Mai fest." — „Im Mai, du, Madeleine, im Mai kriege ich endlich meinen Egon für mich allein! Auffressen könnte ich die ganze Welt vor Seligkeit, dich zuerst!" (Fortsetzung folgt.)