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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,W!l-dr»fin Tagrblxlt- erscheint !SaNch «achm. L Uhr für hrn fvlxmkni T»a. Lezug.prri»: Lei Abholung >n »>-» »cfchäft-st-lle un» den Au-gnbeliellen 2 Wk. iui Monat, bei Zustellung durch die Bote« L,M Mk., bei Postbesiellung j Mb. ju,üs!tch Abttng- „ ,, . gebllhr. Linzelnuminern A BK Alle Doftrnftaltrn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsere Au,, rhger nn» Beschäftsst-llen — nehmen ju jeder Zeit Be« Wellungen estgezeu. Im Falle dSH-rer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Hein Anspruch auf Lieferung >er Zeitung oder ÄLrzuag des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandier Schriftstücke erfolgt nur. wenu Porto briliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzelle 20 Loldpsennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4N «old- pfennig, die 3 gespalteneAeklamezeNe im textlichen Teile lovGoldpfcnnig. 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Die Botschafterkonferenz btt gesprochen, und der von ihr gefasste Beschluß in der Jragc der Räumung Kölns ist genau so ausgefallen, wie man cs nach allein Vorangcgangenen erwarten mußte Dis amtliche Mitteilung über den Beschluß hat folgenden Wortlaut: „Die Botschafterkonferenz hat dievol! e überein- itimmung der Regierungen Frankreichs, Belgiens, Großbritanniens, Italiens und Japans in der Frage der Kölner Zone festgestcllt. Sie hat sich über dasVcr- snhrcn geeinigt, wie die Auffassung der Botschafterkonferenz Deutschland zur Kenntnis gebracht werden soll. Die Konferenz hat mit der Ausarbeitung einer Note begonnen, die die alliierten Regierungen der Reichs- regierungvor dem 10. Januarübersendcn werden. Der Wortlaut dieser Note soll am 31. Dezember endgültig bestimmt werden." Vor der Sitzung der Botschafterkonferenz hatte der Vorsitzende der Konferenz, Cambon, nach vorheriger Übereinkunft den deutschenBotschafterv. Hoesch empfangen. Der Botschafter entwickelte in der Unter redung den deutschen Standpunkt in der Abrüstungs frage und in der Frage der Räumung der Kölner Zone. Nur der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß der belgische Außenminister Hymans vor der Konferenz an die englische und an die französi- s ch e Regierung eine Denkschrift gerichtet hat, in der er darauf hinwies, daß nach der Meinung der belgischen Regierung die Kölner Zone am 10. Januar nicht ge- räumt werden könne, weil Deutschland die auf die Em- Jasfnnng bezüglichen Bestimmungen des Versailler Ver trages bis jetzt noch nicht völlig durchgeführt habe. Der Inhalt der'Entwaffnungsnote. Berlin, 29. Dezember. Der „Montag" meldet aus Paris: Das Komitee, das in den gestrigen Abendstunden der Direktor im Außenministerium mit je einem Sekretär und einem Offizier der verschiedenen Kontrolldelegationen gebildet hat, hat sofort den Entwurf zu einer Note ausgearbeitet, die zur Erstar rung der Nichträumung der Kölner Zone nach Berlin gesandt werden soll. In dieser Note heißt es: Die alliierten Mächte stellen fest, daß am 10. Januar 1925 gemäß dem Versailler Ver trag die Kölner Zone von den alliierten Truppen geräumt wer den sollte, vorausgesetzt, daß Deutschland alle im Vertrag fest gesetzten Verpflichtungen erfüllt hat. Die Botschafterkonferenz ist noch nicht im Besitze eines definitiven und abgeschlossenen Berichtes der Militärkontrollkommission. Dieser wird erst gegen den 20. Januar abgegeben werden. Ohne ihn jedoch erwähnt zu haben, gestatten die vorläufigen Berichte -rr Botschasterkonfe- renz den einheitlichen Eindruck, daß deutscherfeits zahlreiche und sehr ernste Verfehlungen begangen worden sind und noch be gangen werden. Es folgt eine ausführliche Darstellung dieser Verfehlungen, insbesondere in bezug auf die Ausrüstung. Die Schlußfolgerungen sind sehr kurz gehalten: Die Frage der Räu mung Kölns kann nur dann in Bettacht kommen, wenn Deutsch land die Verträge beachtet. Zwischen den Zeilen dieser Note ist herausznlesen, daß die Verlängerung der Besetzung der Kölner Zone ebenso lange dauern soll wie die angebliche Nichteinhal tung der Beträge. * Oie Kullaklung in Serkin. Berlin, 29. Dezember. Der Beschluß der Botschaster- tcnferenz, die Kölner Zone entgegen den Bestimmungen des Ver sailler Vertrages am 10. Januar nicht zu räumen, erfährt in der gesamten Berliner Presse ohne Ausnahme schärsste Verurteilung. Es wird das neue furchtbare Unrecht, das an Deutschland be gangen worden ist, hervorgehoben, von einem neuen Rechtsbruch, von einem weltgeschichtlichen Betrug gesprochen und dir Forde rung an die deutsche Regierung gerichtet, öffentlich bekanntzu geben, daß die Verbündeten den Vertrag von Versailles zum zweiten Male gebrochen haben. In den Rechtsblättern wird von einem Zusammenbruch der deutschen Verständigungspolitik gesprochen, während ein demokratisches Blatt schreibt, daß die Schwierigkeiten von England ausgehen, das seinen alten Kriegs zweck, die deutsche Konkurrenz niederzukämpfen, weiter verfolgt. Aber trotz scharfer Ablehnung tritt in den Blättern doch eine ruhige Auffassung zu Tage, was wohl aus den bei allen Parteien herrschenden Wunsch zurückzuführen ist, die deutsche Politik aus der noch immer herrschenden Wahlphysiose heraus in ein mehr rcMst schrs Fahrwasser zu leiten. So werden bereits zwei Mög- i'-chleiten für die Lösung des schwierigen Problems in Erwägung gezogen. 1. Verhandlungen zwischen Deutschland, Frankreich und England mit dem Ziele, daß die Alliierten das Recht Deutsch- lands auf Räumung anerkennen, aber von deutscher Seite das i Zugeständnis erhalten, über den 10. Januar hinaus bis zum Tage , der Ruhrräumung in Köln zu bleiben unter -er Bedingung, daß z Ness Räumung erheblich früher erfolgt, als ursprünglich vorgr- s sehen war. 2. Im Falle eines Scheiterns dieser Verhandlungen ! die Anwendung der wirtschaftspolitischen Waffe. Man weist dar- j auf hin, daß Deutschland am 10. Januar seine handelspolitische ! Freiheit zurückgewinnt und die französischen Eisen- und Textil- kontingente von diesem Tage ab nicht mehr zollfrei nach Deutsch- i land eingeführt werden können. Da Deutschland keine anderen Machtmittel besäße, müsse es, so meint man, die ihm zur Ver- , fügung stehende wirtschaftspolitische Waffe anwenden, um sich ' gegen die dauernde Beunruhigung und Quälerei zu wehren. In der Tat wird auch als vorläufige Antwort auf das Ergebnis der Botschafterkonferenz der sofortige Abbruch der Wirtschastsver- handlungen mit Frankreich und die Nichtratifizierung des deutsch- i englischen Vertrages von mehreren Blättern gefordert. An der - Auffassung in deutschen Regierungskrisen hat sich, wie die TU. ! erfährt, seit dem kürzlichen Interview des Reichskanzlers, der sich übrigens noch in Sigmaringen befindet, nichts geändert. Eine etwaige weitere amtliche Erklärung dürste auch erst nach Eingang der angekündigten Note der Botschasterkonferenz erfolgen. In ! politischen Kreisen glaubt man jedoch, daß der ungünstige Be schluß der Botschafterkonferenz wenigstens ein Gutes für die deutsche Politik haben wird, die Beschleunigung der Bildung einer neuen aktionsfähigen Regierung. Man weist auf die vollkom mene Unmöglichkeit hin, daß das jetzige Kabinett, das sich in Demission befindet, derartige schwerwiegende Entscheidungen tref fen könnte, als es der Ernst der Lage gebieterisch erscheint. * Dr. Getzler gegen die Rüstungslegende. Berlin. 28. Dezember. R e i ch s w e h r m i n i st e r Dr. Geßte- hat in einer Unterredung mit einem Berliner Jour nalisten die Sensationsmeldungen der französischen Presse über verheimlichte Wasfenlager in Deutschland als törichte Legenden bezeichnet und durch genaue Mit teilungen über die einzelnen „Wasfensunde" alle jene Mel dungen in ihrer ganzen Lächerlichkeit bloßgestellt. „Die Inter alliierte Militärkontrollkommission", so schloß er, „kennt >ede Fabrik Deutschlands, ja beinahe jede Drehbank und jeden Schraubstock, und sie würde sich selbst kein glän zendes Befähigungszeugnis ausstellen, wenn sie behauptete, daß nach ihrer fünfjährigen Tätigkeit eine solche geheime Massen fabrikation in Deutschland noch möglich sei." vir Stellung Amerikas. Coolidges Mahnung an dir Entente. Newyork, 27. Dezember. Bei der letzten Prcffekonferenz des Präsidenten Coolidge erklärte der Sprecher der Regierung den offiziel len Standpunkt Amerikas zur entstandenen Streitfrage der Kölne »Räumung. Die Regierung der Bereinigten Staaten istsehrbesorgt wegen der Wirkungen, die eine Hinauszögerung der Räumungen für Deutschland haben könnte. Ihrer Ansicht nach bedroht ein weiteres Bcrwei- len britischer und französischer Truppen auf diesem Stück deutscher Erde die erfolgreiche Ausführung des Dawes- Abkommens. Die Regierung der Vereinigten Staaten glaubt, daß verheimlichte kleine Waffenlager, wenn solche entdeckt wurden, von keiner wesentlichen Bedeutung für dir Kriegsfühiglcit Deutschlands seien. Präsident Coolidge vertraut daraus, daß zwischen Deutschland und den Alliier ten hinsichtlich der Räumung des Brückenkopfes von Köln eine befriedigende Regelung erreicht werden i wird. Amerika habe kein offizielles Interesse an der Frage ! der Räumung und demzufolge sei auch keine amerikanische Aktion zu erwarten. Indessen hätten dir Bereinigten Staa ten ein allgemeines Interesse an allem, was das Wohl ergehen Europas berühre, und demgemäß würden die offi ziellen Stellen inoffiziell ihre besondere Aufmerk samkeit den Maßnahmen der Botschafterkonferenz und den Schlnßberichten der Militärkontrollkommission zu- wendcn. Diese Ausführungen von feiten des amerikanischen Prä sidenten sind zweifellos als Winke an die in Paris nunmehr tagende Botschafterkonferenz der al liierten Mächte aufzufassen. In den letzten Tagen wurden Situation hinausgeschoben. In den letzten Tagen wurden nämlich die französischen und belgische nDenk- getauscht, und es zeigte sich, daß Frankreichs und Englands Standpunkt nicht überein st imknen. Die britische Ansicht geht dahin, daß die endgültige Entscheidung über die Frage lediglich über das bekannte Datum hinaus ver schoben werden sollte, bis die ausführlichen Berichte der Interalliierten Kontrollkommission von den Regierungen in angemessener Weise erwogen worden seien. Die fran zösische Ansicht ist, daß die bereits vorliegenden vorläufigen Berichte der Kommission genügend Beweise brächten, daß Deutschland seine Abrüstungsverpflichtungen aus dem Ver sailler Vertrag nicht erfüllt habe, so daß die Besetzung der Kölner Zone sozusagen automatisch aufrechterhalten bleiben müßte, bis diese Verpflichtungen vollkommen erfüllt seien. Paris habe daher gewünscht, daß eine einfache Mit teilung m diesem Sinne ohne weiteren Verzug an die deut sche Regierung abgcsaudt werden sollte. England nimmt aber die Beschwerden über die angebliche Richtentwaffnung Deutschlands nicht so ernst, wie Frankreich sie aufge- faßt wünscht. Deshalb will England eine bestimmte Zeit zur Räumung sestlegen, womit Frankreich nicht einverstanden ist. * Oie angeblichen deutschen Waffenlager. Berlin, 27. Dezember. Zu den französischen Behauptungen über neuentdcckte heimliche deutsche Wasfenlager wird von zuständiger deut scher Stelle halbamtlich wiederholt erklärt, daß es sich dabei nur um Borwände handle, die die Verzögerung der Räumung der Kölner Zone bemänteln sollen: was an llber- znyngen Wassen oei ver Generannspettton vorgesunden worden sei, steht in gar keinem Verhältnis zu den französi schen Behauptungen wie zu der erlaubten Menge deutscher Waffen. Wenn erst die Militärkontrollkommission über ihre angeblichen Funde öffentlich und genau Bericht er statte, dann werde sich ohne weiteres die Richtigkeit der deutschen Darstellung ergeben. Es kann nur immer wieder mit aller Bestimmtheit er klärt werden, daß bei den fast 1800 Kontrollbesuchen, die bisher erfolgt sind, niemals überzählige und unzulässige Waffen, sei es bei der Reichswehr, sei es bei der Polizei, gesunden worden sind. Natürlich wendet sich die sranzö- sische Presse sosort gegen diese Darlegungen und man be eilte sich in Paris, offiziös durch Radio mitteilen zu lassen, es seien an verschiedenen Orten insgesamt 30 000 bis 40 000 Gewehre und Maschinengewehrläuse in der letzten Zeit ent deckt worden. Auch das der Botschafterkonferenz vorzu legende Gutachten der Militärkommission, unterzeichnet von dem französischen General o ch als Vorsitzen dem, wird schon als Beweis für die angeblichen Verfehlun gen Deutschlands zitiert, ohne daß etwas anderes als allge meine Anschuldigungen herauskommt. Es ist fraglos, daß „Verfehlungen" Deutschlands gegen die Abrüstung nur Vorwand, daß die militärischen Wünsche Frankreichs bezüglich der fortdauernden Ruhrbesetzung der wahre Grund des ganzen Konflikts sind. * Dr. Wie-fet-is Aktion. Wie man aus Washington erfährt, hat der deutsche Botschafter Dr. Wiedfeldt in der Frage ver Kötner Zone den gleichen Schritt bei der amerikanischen Regierung unternommen, wie er in London, Paris, Nom und Brüssel ersolgl ist. Dr. Wiedfeldt hatte eine Unterredung mit Staat.fekretär Hughes, in der er darauf aufmerksam machte, daß die von den Franzosen betriebene Hinausschiebung der Räumung der Kölner Zone starke Rückwirkungen aus die Stimmung des deutsche» Volkes haben werde und die glatte Abwicklung des Dawesplans gefährdendhhalbg, b glatte Abwicklung des Dawes-Plans gefährdet werden könnte, wenn sich ein dem Geiste dieses Abkommens entgegengesetztes Sanktionsverfahren wieder durchsetzen würde. * Eine italienische Stimme. In der römischen „Tribuna- behandelt Senator Morello Rastignae die Bestrebungen Frankreichs, die Rheinlande dauernd besetzt zu halten. Der Senator meint, man könnte durch die richtigen Mittel an vielen Paragraphen des Friedensvertrages von Versailles zeigen, daß Deutschland sie nicht genau ausgeführt habe, weil i h r Sinn überhaupt zweifelhaft sei. Während man aber bei Privatklagen manchmal leider den Streit fortsetze, obwohl die Sache, um die man sich streite, schon längst er-« ledigt sei, so müßte man diesmal doch hoffen, daß Frank reich, England und Deutschland den Streit nicht so lange fortsetzen wollten, bis der Friede endlich erledigt sei. * Verhängnisvoll für Europas Zukunft. Das englische Arbeiterblatt „Daily Herald" schreibt zur Kölner Frage: Die Alliierten werden natürlich vorgeben, daß sie wider ihre Neigung handeln, und werden, wie Poincarö 1923, iuristiscbe Gründe kür iüren Schritt ankübren.