Volltext Seite (XML)
Matt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrcntamts Tharandt, Finanzamts Stoffen Wilsdruff-Dresden Sonnabend 6. Dezember 1924 Nr 285 83. Jahrgang. Telegr^Adr.. .Amtsblatt« Postscheck: Dresden 2640 Japan gegen neue Abrüstungen LmSee in Kraft treten. mögen bewertet. Die früheren Papiermark-Vilanzen waren ein Kunter- vunt der verschiedensten Bewertungen. Da stand z. B. ein großes Gebäude aus der Vorkriegszeit mit 20 000 M. zu Buche und eine während des Jahres 1023 in dies selbe Gebäude gelegte Heizanlage mit Hunderten von Milliarden! Für große Unternehmungen war es außerordentlich schwer, eine richtige und — eine zweckmäßige Neubewertung der ver schiedenen Vermögensteile vorzunehmen. In der Wahl propaganda ist oft behauptet worden, die deutsche Unter nehmerschaft habe ihr Vermögen absichtlich viel zu niedrig angegeben, um bei den Vermögenssteuern glimpflich weg zukommen. Wenn die Unternehmer das wirklich allgemein getan hätten, so hätten sie sehr töricht gehandelt. Es liegt voch auf der Hand, daß später einmal erzielte Gewinne einen mel größeren Prozentsatz des Kapitals ausmachen, wenn dies Kapital künstlich in der Bewertung herabgedrückt ist, und daß diese Gewinne dann sehr hoch besteuert werden. Auch liegt es durchaus nicht im Interesse der deutschen Unter nehmer, durch zu niedrige Bewertung ihrer Anlagen so genannte „stille Reserven" zu schaffen, an denen dann Aus länder, die ihr Kapital in Lies Unternehmen hineinstecken, ohne weiteres teilnehmen. Im Laufe des Jahres 1924 sind die Verluste, welche auch die Sachwertbesitzer in der In flationszeit erlitten haben, erst richtig zutage getreten. Wenn die Besitzer von wirtschaftlichen Anlagen auch nicht annähernd den Vermögensverlust erlitten haben wie die Sparer und Rentner, so sind sie doch keineswegs verschont geblieben. Was ihnen hauptsächlich verlorengegangen ist, ist das Betriebskapital. Ohne solches Betriebskapital können aber die Anlagen nicht in Gang gesetzt und damit auch nicht nutzbringend verwertet werden. Unternehmungen ohne ausreichendes Betriebskapital sind wie Lokomotiven ohne Brennstoff: Sie stehen still. Ein Anlaß dazu, die Besitzer der „auf Gold umgestellten Anlagen" um ihren Reichtum zu beneiden, liegt für keinen Deutschen vor. Wenn es gelingt, die stattlichen und leistungsfähigen deutschen Wirtschaftsanlagen voll und gewinnbringend in Betrieb zu nehmen, so haben alle Teile des deutschen Volkes und mit ihnen auch der Staat Vorteil davon. Die Rheinlandkommisfion wird grotzmütig Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 5. Dezember. Der „Lokalcmzeiger" meldet aus Köln: In einer soeben veröffentlichten Erklärung der Rheinland kommission heißt es: Die Interalliierte Rheinlandkommission hat beschlossen, im Geiste der Versöhnungspolitik und unter Berück- sitchigung der gegebenen Umstände eine bestimmte Anzahl von Berordunngen ihrer Ordonnanzen aufzuheden oder abzuändern. Sie habe unter anderen folgende Maßnahme getroffen: Deutsche Gesetze und Vorschriften werden in Zukunft in fast allen Fällen gleichzeitig in den besetzten Gebieten wie im übrigen Deutschland Brennereien evensalls in einem Jahre nicht weniger als 14 000 Hektoliter beschlagnahmt. Eine amerikanische Sta tistik veröffentlichte kürzlich interessante Zahlen darüber, wie viele Menschen dem Prohibitions-Gesetz zum Opfer ge fallen wären. Es sind einige hundert Beamte und etwa das Doppelte an Schmugglern und anderen Ehrenmännern, die ihre teuren Schätze mit dem geliebten Browning in der Hand zu verteidigen suchten und dabei den „Heldentod" fanden. Dafür sind aber — man lese und staune: in einem ganzen Jahr nur fünf Fälle von Alkoholvergiftung mit töd lichem Ausgang in den Staaten nachgewiesen worden. Und das ist immer schon einiges wert. — Glückliches Amerika! Englische Rote an den Völkerbund Berlin, S. Dezember. Die DAZ. meldet aus Genf: Das Generalsekretariat des Völkerbundes veröffentlicht eine Note Cham berlains an den Völkerbund, in der sich England jode Einmischung in den englisch-ägyptischen Konflikt verbittet. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neu york, 5. Dezember. In Reuyorker politischen Kreisen finden die aus Japan kommenden Nachrichten starke Beachtung, «ach denen Japan aus keinen Fall gewillt ist, sich an weiteren Beschrän kungen der Flottenftärke durch eine neue Abrüstungskonferenz zu be teiligen. Di« scheinbar von maßgebender japanischer Seite stammen den Nachrichten gegen eine neue Abrüstung werden von der ganzen japanischen Presse eingehend erörtert. Cs wird behauptet, die geogra phische und strategische Lage Japans gestatte keine wettere Flotten- abrüftung. s für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gefpaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die2gefpalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Pfennig, die 3gespalteneReklamezeNe im textlichen Teile l00 Goldpfennig. Nachweisungsgedühr 20 Goldpfcnnige. Bor- ÄZLuach^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmebisvorm. 10Uhr — - — — - - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden mutz oderderAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Mackensen IS Lahre ali. Der erfolgreiche Armeeführer im Weltkriege- Am 6. Dezember feiert Generalfeldmarschall August v. Mackensen, der erfolgreiche und populäre Führer im Weltkriege, auf seinem Gute Falkenwalde in Pommern in geistiger und körperlicher Frische seinen 75. Geburtstag. Die Siege bei Kutno, Lodz und Lowicz im Jahre 1914, die Aufrollung der russischen Karpathenfront im Mai 1915, die Besetzung Serbiens im November 1915 und die Er oberung Rumäniens 1916 waren sein Werk. Dadurch wurde er eine der meistgenanntesten Persönlichkeiten während des Krieges, gleich beliebt bei Soldaten und Daheimgeblrcbenen. Nach Abschluß des Waffenstillstandes 1918 wurde er von den Franzosen bei Neusatz (Ungarn) interniert und erst Anfang 1919 freigegeben. Unzweifel haft wird ihn auch später die Geschichte zu den Große« einer großen Zeit zähle». Die Türkei und der Protest Aegyptens. Paris, 5. Dezember. Nach einer Meldung aus Konstan tinopel hat die türkische Nationalversammlung beschlossen, hie Protesterklärung des ägyptischen Parlaments gegen die Hebel griffe Großbritanniens nicht zur Kenntnis zu nehmen. Mordpläne ägyptischer Nationalisten gegen englische Mirister? Paris, 5. Dezember. Wie „Daily Mail" meldet, hat Lord Allenby dem englischen Kabinett mitgeteilt, daß ägyptische Nationalisten den Entschluß gefaßt hätten, hervorragende Mit glieder des englischen Kabinetts zu ermorden. Die Verschwörer hielten sich unter den ägyptischen Studenten in London auf. Der Innenminister Johnson Hick veranlaßte, daß sämtliche Minister Tag und Nacht von bewaffneten Geheünpoliziflen bewacht wer den. Die Steuerreform Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 5. Dezember. Wie die Neue Tägliche Rundschau von zuständiger Stelle erfährt, wird das Reichsfinanzministerium mit der Reform der ganzen Steue.gefetzgebung beschäftigt, die jedoch nicht vor Mitte April nächsten Jahres abgeschlossen sein dürste. Man hofft, wenn sich ein Ueberblick über die Finanzlage gewinnen läßt, die Um satzsteuer um ein weiteres halbes Prozent ermäßigen zu können. Die Veröffentlichung des deutsch-englischen Handelsabkommens. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 5. Dezember Heute ist der Inhalt des deutsch- englischen Handelsvertrages veröffentlicht worden. Die Times gib't an leitender Stelle einen Kommentar. Der deutsch-englische Handels vertrag sei deshalb schon der bedeutendste, weil auf ganz neuen Grundsätzen ausgebaut sei und die regulären Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern wieder herstelle. Auch die Entscheidung der Londoner Konferenz konnte nicht deutlicher als dieser Handelsvertrag die Tatsache ausdrücken, daß normale Verhältnisse gegenüber dem früheren Kriegsgegner eintreten müßten und daß der Krieg endlich vorüber sei. In der letzten Zeit seien in Frankreich und Belgien wie auch in England und Deutschland Gerüchte im Umlauf gewesen, über allerlei Abkommen zwischen Deutschland und dem westlichen Europa. Seit dem hätten die Ereignisse eine entscheidende Wendung genommen. Es sei klar, daß es einen großen Nachteil für Deutschland bedeutet hätte, wenn die englische Regierung mit der Aufnahme der Verhand lungen auch nur einen Augenblick gezögert hätte. Wenn Deutschland der mächtigste Kriegsgegner in der Vergangenheit gewesen sei, s» würde es in Zukunft der hauptsächlichste Handelslonkurrent sein. Abbau der Jnteralliirteu Kontroll kommission Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 5. Dezember. Aus Grimd der bisherigen Ergeb nisse der Generallnspektion haben die alliierten Regierungen beschlossen, die Zahl der Offiziere der Ueberwachungskommiffion um fast dir Hälfte zu vermindern. Die Kommission, die zur Zeit noch einen Stand von rund 18Ü Offizieren ausweist, soll bis Ende des Jahres aus 100 Offiziere heruntergesctzt werden. Eine wettere Verminderung ist für Januar in Aussicht genommen, die wohl als Vorläufer des gänz lichen Abbaues anzufehen ist. Die Umstellung auf Gold (Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.) Am 30. November ist die Frist abgelaufen, innerhalb welcher die wirtschaftlichen Unternehmungen in Deutsch land ihre sogenannte „Eoldbilanz" ausarbeiten und ein reichen mußten. Eine große Anzahl von Firmen hat mit ! Erfolg um eine Verlängerung der Frist nachgesucht. Im Publikum, das keinen Anteil an solchem Wirtschaftsbesitz hat, ist die Meinung verbreitet, daß diese Umstellung auf Gold nur für die betreffenden Unternehmungen und allen falls noch für die Finanzämter Bedeutung habe. Wer bisher dieser Meinung war, konnte sich im Wahlkampf davon überzeugen, daß die parteipolitische Propaganda sich viel mit den Eoldbilanzen abgibt. Zn Ler Tat ist es auch , für alle Nichtbesitzenden und sogar auch für die nicht un mittelbar mit der Wirtschaft verbundenen Beamten von großer Wichtigkeit, wie die deutsche Wirtschaft ihr Ver Ms Jahre Alkohalverbot in Amerika Im Jahre 1919 wurde für die Vereinigten Staaten von Amerika bekanntlich das allgemeine strenge Alkohol verbot erlassen. Das sog. Prohibitions-Gesetz hat, wie wohl selten vorher ein soziales Gesetz, dem Lande Vorteile und gleichzeitig Nachteile gebracht. Während man aus den nordischen Ländern, insbesondere aus Finnland, wo das Alkoholverbot nun auch schon einige Jahre lang in Kraft ist, meist nur günstige Erfahrungen über die soziale Wirkung dieses Gesetzes hört, war das Prohibitions-Gesetz im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten bald derart in Verruf ge kommen, daß es dauernd als Zielscheibe deck internationalen Witzes diente. Die Herren Pankees sind nun einmal im Guten wie im Bösen nicht „trocken" zu legen. Auch ist ge rade das Verbot im Lande der Dollars nur eine Anregung mehr, ein steigender Anreiz zur Uebertretung je schärfer die Strafen sind. Dazu kommt natürlich beim smarten Ameri kaner das Geschäft. Daß dies gerade auf diesem verbotenen Gebiet recht einbringend gewesen sein muß, zeigen die immer sich mehrenden Versuche, auf nur alle möglichen Arten das ersehnte Naß in da» verbotene Land einzu schmuggeln. Es liegen recht lehrreiche Ziffern darüber vor, in welchen Mengen nun in der Tat der Alkohol in das vtrocken«" Amerika auf illoyalem Wege eingeführt wird. " c im Lause eines Jayre^. ui Vermehr gevracytt Alkohol wird auf nicht weniger als 688 000 Hektoliter viel leicht sogar noch knapp geschätzt. Im Laufe eines Jahres wurden von Lei: unermüdlich auf der Lauer befindlichen Zollbehörden auf der See 120 000 Hektoliter beschlagnahmt «nd gleich an Ort und Stelle dem Herrn der Fluten, Aegir, ^opfert. An der kanadischen Grenze, als immerhin an einem verhältnismäßig kleinen Grenzteil, wurden allein 2000 Hektoliter beschlagnahmt. An der mexikanischen Grenze «elang es, 1600 Hektoliter unschädlich zu machen. Auch im Lande selbst blüht, aller schweren Strafen und unentwegten Verfolgungen zum Trotz, Las edle und einbringendc Ge werbe Ler Schnckhshrennerei. La werden tn sog. wilden Schweres SootSunglück aus der Mee. Man rechnet mit 13 Toten. Ein böiger Nordtvestsiurm übertaschte acht Fischer boote vor Sarkau auf See. Vier Boote konnten Las Land glücklich erreichen, zwei schlugen kurz vor der Küste um. Die aus sieben Mann bestehenden Besatzungen konnten nicht mehr geredet werden. Ein anderes Boot konnte auf der Kurischeu Nehrung in der Nähe von R o - sitten geborgen werden, jedoch nur mit zwei Mann der Besatzung, zwei andere Leute sind von der schweren See über Bord gespült worden. Ein Boot wird noch vermißt, nur die Segel dieses Bootes wurden an Land gespült. Vom Boote selbst und den vier Insassen ist bis heute keine Spur zu finden gewesen, so Laß mit einer Gesamtzahl von dreizehn Toten gerechnet werden muß. Studentenunruhe» in Laibach. Laidach, S. Dezember Auch die kommunistischen Studenten der hiesigen Universität veranstalteten eine Versammiung gegen die Pensi onierung von 4 Professoren der Agramcr Universität. Es kam zwischen anarchistischen und komunistrschen Studenten zu Tumulten, weshalb der Rektor die Universität räumen ließ. Auf dem Wege von der llniver- sität kam cs zu Schlägereien. Gestern wurden alle Vorlesungen abge sagt, die Studenten versammelten sich nachmittags vor der Universi tät und unter Absingen nationaler Lieder und Vorantragung der Staatssahne in die Universität. Die Professoren wurden stürmisch be grüßt. Als die kommunistischen Studenten vor der Universität eine Versammlung abhaUen wollten, wurden sie von den Nationalisten daran gehindert. ZranzöW-mWcher Zwischenfall. Kapitän Sadoul wird gesucht. Paris, 4. Dezember. In Paris herrscht große Aufregung wegen des Aus tauchens des früheren Rechtsanwalts und Kapitäns Sa doul in der russischen Gesandtschaft. Sadoul ging seiner zeit mit der französischen Gesandtschaft nach Rußland, trat später zu den Sowjets über und nahm verschiedene höhere Posten bei diesen ein. Im Jahre 1919 wurde er in Frank reich wegen Desertion und Einverständnis mit dem Feinde zum Tode verurteilt. Jetzt rach der Aufnahme der Be ziehungen mit Moskau soll er in Paris gesehen worden sein. Sadoul war von der Kammer begnadigt worden, während der Senat seine Begnadigung abgelehnt hatte. Infolgedessen hatte die Negierung Befehl erteilt, Sadoul zu verhaften, wenn er französischen Boden betritt. Da er in die russische Botschaft geflüchtet sein soll, erschien die Polizei, um ihn möglichst zu verhaften. Die russische Bot schaft weigert sich entschieden, eine Auskunft darüber zu geben, ob sich Sadoul im russischen Botschaftsgebäude be findet oder nicht. Die Polizei hat das Gebäude umstellt. Nachttäglich wird gemeldet, daß Sadoul, der gestern «ns Moskau ankam, nachmittags verhaftet und nach dem Mllitärgesängnis Eherche-Mibi gebracht worden ist. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,Wil-druffer Tageblatt- erscheint täglich nach«, s Uh« für den folgende» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mit. im Monat, bei Zustellung durch die Bote» 2.S0MK., bei Postdcftellung »P,g. All«Wanstatten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten undu^ «Säger und Geschäftsstellen - nehmen zu jeder Zeit Be» ftellungen entgeh». Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Hein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenu Porto dciliegt.