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Erzgebirgischer Volksfreund : 04.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192310044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19231004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19231004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-04
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 04.10.1923
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brachte eine Brftskassrtft tS«njetzn« iMZ Gegen die ErntrplüiGerungeu. Berlin, 2. Oktober. Zur Aufrechterhaltung Ler Sicherheit«» verhältnisseaufL«mflach«nLandehat-ie Reichsrcgie- was ist Zukunft? Ewigkeiten... Ihr sslaubt nicht an den Teufel, und doch geht er unter euch umher unü streckt die Krallen nach euch aus. Ihr wollt nichts von Gott wissen und ahnt es nicht, daß er mit ten unter euch weilt. Es gibt keinen Himmel, sagt ihr? Unsere Erde schwebt mitten drin im All und ist ein Teil des Himmels selbst. Stufe für Stufe haben wir zu erklimmen bis zur Vollkommenheit. Urw wer von euch möchte nicht ein vollkommener Mensch sein? Ihr ver lacht das Gebet. Wißt ihr, was Beten ist? Ls ist ein Wachrufen! der schlummernden Kräfte zum Guten in uns. Gott lebt in uns, so wie er in der ganzen Natur lebt. Wir sind Teile Lottes, solange wir uns nicht selbst von ihm lossagen. Er schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde. So heißt es. Nun, wir wollen unsere Kinder nach unseren Idealen, nach dem Bilde unserer eigenen Vollkommenheit bil- den. Spürt ihr nun das Göttliche in euch? Wer kann es leugnen?* Annie ergriff Ilses Hand und streichelte sie. „Kind, Liebling, was hast du für Gedanken! Darüber laß uns noch öfter reden. Aber vor diesen Menschen dort sage so etwas nicht. Dazu bist du noch zu jung und unreif. Die Menschen wollen keine Moralpredigten hören. Du könntest auf Widerstände stoßen, Unannehmlichkeiten haben und Las möchte ich dir lieber ersparen, liebe Ilse.* Ilse widersprach nicht, sondern sch schweigend vor sich hin. Ins« geheim aber dachte sie: „Ich werde doch noch mal darüber reden!" Ilse wurde von ihrer Mutter mit stürmischer gärtlichkit em pfangen. Herr Winkler, der sogleich nach Beendigung Les Vortrages antelephoniert und ihr gesagt hatte, daß Ilse brillant gespochen habe, hatte diesen Umschwung ihrer. Stimmung verursacht. Frau Len- war stolz auf ihre Tochter. Was für ein Mädchen war das auch! Schön unü dabei doch einfach und natürlich, arbeitsam von früh bi« spät, una dazu klug unL geistreich. Niemals wollte sie es wi^er versuchen, ihrs Ilse al« „Die Kleine" hinzustellen, um sich dadurch ein wenig an Iah. ren zurückzuerobern. Rein, alle Welt sollt« es wissen, daß sie ein« er» wachsen«, volljährige Tochter besaß, auf die sich di« Blicke der Oeffent» lichkeit lenkten. Darum waren auch die Vorbereitungen^ die sie für die Feier vor« Ilses Geburtstag traf, sehr umfassender und splendider Art. S» sollt, ein Fest werden, das für immer in aller Erinnerung stehen würde. Klau« Len- hatte seiner Tochter einen wundervollen Brillantring gesandt und dem Geschenk einig« herzliche geilen beigefügt. Da» De» schenk prangte inmitten de» Sabentisll>«s, den di« Hand -er Mitter mit allerhemd nützlichen und unlltzen Dingen beladen hatte Tonte Anni« Der Küstriner Putsch völlig unterdrückt. Berlin, 2. Oktober. Amtliche Meldung. Da« Küstriner Abenteuer hat ein schnelles Ende gefunden. Der Einsatz der nach Küstrin herange zogenen militärischen Verstärkungen ist nur in geringem Umfang nö tig gewesen. Die Aufständischen, in einer Gesamtstärke von zirka 4l>0 Mann unter einem Dutzend Rädelsführern, sind restlos gefangen und entwaffnet worden. Bei der Säuberung der Umgebung von Küstrin ist noch eine Bande von etwa 30 Köpfen ausgehoben worden. Das Feuergefecht vom gestrigen Abend hat auf der Seit, der Aufständischen 1 Toten und einige Schwer- und Leichtverletzte ge bracht. Die nach Küstrin herangczogenen auswärtigen Truppenteil« werden heute in ihre Standorte zurückkehren. Die Diktatur iu Spanien. Madrid, Oktober. Amtlich wird ein Dekret über die Auflö sung -«r Demstndarate in ganz Spanien veröffentlicht. Vertreter der Steuerzahler, der Industrie um de» Handel» sollen sofort die Demrinderätc ersetzen und in jeder Gemeinde Bürgermeister wU« len. Larchau, 2. Oktober. Das französische Kriegsgericht in Landau hat gestern den Vorsitzenden der Demokratischen Part ei der Pfalz, Dr. F. Raschig in Abwesenheit zu fünf Jahren Ge fängnis verurteilt. Die chemische Fabrik Dr. Raschigs hatte von der deutschen Eisenbahnbehörde vor Ler Besetzung zwei Lokomotiven gemietet, di« im Betriebe liehen gebliehen waren- Die Franzosen er blickten hierin den Tatbestand der Hehlerei. Münch««, 2. Oktober. Wegen Verdachts der Teilnahme an der kürzlichen Schießerei im Brudermühl-Viertel wurde der Apo theker Bouisson verhaftet. Bouiffon war Leiter der aufgehobenen sozialdemokratischen Schutzabteilungen. - Der Sieg -er Jugend. , Roman von A. Gaber. (Nachdruck verölen.) (31. Fortsetzung.) , Wo ist das wahre Königtum, Lessen Grenzen unermessen sind, dem wir untertan sind, auch wenn wir uns frei machten von allem Zwange, ein freies Volk unter Gottes ewigen Himmel? Das Geld! werdet ihr sogen. Es ist allmächtig. Sein Reich ist ohne Grenzen. Es vermag alles, ihm ist Lie höchste Macht auf Erden gegeben. Und doch sage ich, daß es des Geldes nicht bedarf, um glücklich zu sein. Daß es Geistes arbeiter gibt, die arm sind an irdischen Gütern und sich dennoch reich und mächtig dünken unter dem Schutze ihres Königs, der Wissenschaft. Die robuste Kraft, meint ihr, sei der wahre König. Aber es gibt Sieche und Leidende auf ihrem Schmerzenslager, deren Gemüter zuweilen so voller Seligkeit sind, daß sie mit keinem anderen ihr Königreich ein tauschen möchten. Die Liebe, sagt ihr, sei Ler wahre König? Ach, euer König hat eine Narrenkappe auf und stumpfe, vertierte Augen, tn denen kein Lichtfunke des Geistes blitzt. Und oft erscheint uns vre Lieb« erst dann al» eine Königin, wenn wir sie entthront haben, und sie uns verließ auf Nimmerwiederkehr. Ihr Königreiche alle, die rin menschlicher Wille errichtet«, di« menschlicher Wahn mit seinem Pur pur schmückte, nieder mit euch, nieder! Eure« Reiches Ende ist oa. Nehmt eure Kronen von den Häuptern und hüllt euch in unscheinbare Gewänder, damit niemand sehe, d^ß ihr einst Könige gewesen seid. Wir wollen eure Herrschaft nicht mehr. Wir fanden den wahren Känig. Wo ist er? Wer ist e»? Seht in euch hinein, ihr Menschen. Der wahre König wohnt in euch selbst. Hört ihr sein« Stimme? Er sagt euch, was ihr tun und lassen sollt. Er sitzt über euch zu Gericht. Er belohnt euch mit süßesten Freuden, und er straft euch mit Folter- quälen. Er gibt euch di« Arbeit nach gerechtem Maße, er lehrt euch ftöhlich sein wie Kinder. Er macht, Laß ihr immer nach Recht und Gerechtigkeit handelt, daß ihr euch selber treu bleibt. Er beschützt euch mit seinem gewaltigen Waffen gegen di« Anfeindungen Nicdrioo-sinn- ter. Der wahre König wohnt i» euch selbst. Ihr tragt ihn ü ?urer eigenen Brust. Euer eigenes Wahrheit«, und Derechtigkeitsyn i — da« ist der wahr« König! Die Selbstverantwortung, die eu«r T md Lassen bestimmt — da» ist da» wahre Königtum!" Ilse war in Ekstase, und ihre Wangen glühten. Ihre Augen glänzt» emd st« schlug mit der güallterr Rechten gegen di« hochat- «MOM Mtigl" E« ging ets (chUMttige- * Die Organisation der Aundertschaften. Wie die Tel.-Union berichtet, ist es trotz aller vermutlichen Demen tis Tatsache, daß sowohl in den Kreisen der Landespoltzei, wie rn venen des proletarischen Selbstschutzes der Plan einer Angliederung der proletarischen Hun dertschaften an die Landespolizeibehörde lebhaft erörtert worden ist. Tatsache sei ferner, daß im Auftrag des Innenministers Liebmann nicht nur ein allge meiner Plan entworfen, sondern die organisatorischen Vor bereitungen bis in alle Einzelheiten getroffen werden, da mit die Einberufung der proletarischen Hundertschaften jeden Augenblick erfolgen kann. Der Plan laufe darauf hinaus, den bisherigen Mannschaftsbestand der sogenannten grünen Polizei durch diese Einberufung auf mehr als das Dop pelte zu erhöhen. Die Einzuberufenden sollen aus den vorhandenen Beständen eingekleidet und mit Revolvern oder Karabinern bewaffnet werden. Außerdem sollen an größe ren Standorten eine oder mehrere Maschinengewehrmann schaften zusammengestellt werden. Bei der Auswahl der Einzuberufenden wird den Parteileitungen der Kommu nistischen und Sozialdemokratischen Partei ein entscheiden der Einfluß eingeräumt werden. Auch eine Verstärkung der örtlichen, sogenannten blauen Polizei durch proletarische Hundertschaften sei vorgesehen. - Zwischen der D.S.P.D. in Leipzig und der K.P.D. in Leipzig haben Verhandlungen stattgefunden, die folgendes Ergebnis hatten: Die Leitungen der V.S.P.D., der K.P.D. und der U.S.P.D. sind Donnerstag nachts zu- sammen getreten und waren sich darüber einig, daß die Gefahr für die Arbeiterklasse eine sehr bedrohliche ist, daß die Lags die höchste Alarmbereitschaft der Ar beiterschaft erfordert, daß die Selbstschutzorganisationen bei der Parteien eine Leitung zu bilden haben, die die Kampf- verbände einheitlich führen sollen. Die Parteien einigten sich darauf, fortlaufend in Verbindung zu blei ben, um gegebenenfalls gemeinsam gegen die Gegner vor zugehen. Den Parteien bleibt es unbenommen, ihrerseits die notwendigen Vorbereitungen für di« Abwehraktion der Arbeiterschaft zu treffen. ' . Düsseldorf, 2. Oktober. Die freien, christlichen und Hirsch-Dunker- schen Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenorganisationen und der Deutsche Beamtenbund weisen in einem Schreiben an General Degoutte darauf hin, daß alles geschehen sei, um Zusammenstöße zu vermeiden, für die lediglich die Sonderbündler verantwortlich zu machen seien, und sprechen die Zuversicht aus, Laß General Degoutte die wäh- rend der Zusammenstöße festgestellte Begünstigung der Sonderbündler durch französisches Militär mißbilligen werde. Die vorerwähnten Ver bände legen Protest gegen die am vergangenen Sonntag von den Or ganen der Desetzungsmiichte getroffenen Anordnungen ein und sprechen die Erwartung aus, daß sich künftig bewaffnete Zivilpersonen nicht auf den Straßen der Stadt hemmungslos umhertreiben können, und Latz die Verhaftung von Beamten rückgängig gemacht wird. Düsseldorf, 2. Oktober. General Denvignes teilte dem Regie rungspräsidenten mit, daß die Düsseldorfer Schutzpolizei auf- gelöst ist, und die Stadtverwaltung verpflichtet wird, die kommu nale Polizei zu verstärken. Die Angehörigen der Schutzpolizei sind interniert. rung in einem Rundstyreiven an Md LlMvrrrearerung«, Vereinbarung«» -ur-«genseitigen Hilf«!«! st unq -u tref fen, wenn die eigenen Polizeikräfte eines Landes nicht ausrelchen. Sie «rwarttt di« Verwendung der Polizeiorgane der Länder nicht nur für di» Interessen de» eigenen Lande«, sondern für das deutschc Gesamt- intereffe in Gestalt einer Polizeigrenzhilf«. Außerdem wird nach dem Borbild« Preußen» di« Bildung eines Flurschutz«» emp fohlen, um da» flach« Land vor gewaltsamen Einwirkungen zogen di« Ernte zu schützen, Im übrigen ist die beschleunigte und au«reich«ndr Ablieferung derLrnteerträae durch dir Erzeuger al» da» desto Mittel gegen Plünderungen und Ausschreitungen auf dem Lande anzuschen-i Fluidum von ihr aus. Sie schien die Bestätigung dessen zu sein, was sie gesprochen hatte. In schlichter, vornehmer Ehrlichkeit und Wahrheit stand sie vor den Menschen, ohne äußeren Prunk, ohne Koketterie und Eitelkeit, und dennoch des eigenen Wertes bewußt. Eine Vertreterin der Arbeit, Ler modernen Weltanschauung, die jedem einzelnen das gleiche Recht gibt wie dem Nachbam, Lie aus jedem Menschen einen König macht, dem sein inneres Königtum Len Leitstern gab für sein Denken, Reden und Tun. Als sie ihren Vortrag geendet hatte, regten sich alle Hande zu lau- tem Beifall. Man sah das schöne Mädchen, das so hinreißend gespro chen hatte, mit begeisterten Blicken an. Sie bekam Blumen. Hände streckten sich ihr entgegen und -rückten ihre Rechte. Sie wurde, im Triumph durch den Saal zu ihrem Platz geleitet. Der Vertreter der Presse bat um das Manuskript ihres Vortrages, da die Redaktion wört liche Auszüge daraus veröffentlichen möchte. Ilse sagte: „Das Manuskript können Sie haben. Aber er lautet nicht so, wie ich sprach. Das kam alles ganz anders. Ich sprach so, wie ich angesichts der Zuhörer sprechen mußte." „Wunderbar, ganz wunderbar!" stammelte der Berichterstatter. „Ls war doch eine ganz fließende, wohlaufgcbaute Rede!" Ilse reichte ihm das Manuskript zu. „Sehen Sie sichs selbst an. Dann werden Sie mir recht geben." Tante Annie hatte in einer der vordersten Reihen gesessen. Jetzt schob sie ihre kleine Gestalt zu Ilses Platz hin. „Gut gebrüllt, Löwel" sagte sie »nd ergriff Ilse» Hand. „Zwar noch nicht ganz stilrein, aber es hört sich nett an. Du hast ein gut«» Mundwerk. Na, da» ist uns ja nicht neu. Aber daß du hier vor allen Menschen so fließend gesprochen hast, erfüllt mich mit großer Achtung. Nun schau dich mal um, ich glaub«, d«inen Vater und Herm Winkler gesehen zu haben." Ilse sandte die scharfen Blicke im Saale umher. „Ich sche nie- manden", sagt» sie. „Du mußt dich wohl getäuscht haben." „Ich täusche mich nicht", sagte Tante Annie. „Ich habe schärft Augen. Du kannst ja Herrn Winkler einmal fragen." Sie schob ihren Arm unter den Ilse». „Komm, wir wollen jetzt heimgehen. Dit bist doch frrtig? Na, schön. Mr werden heute nobel sein und un» «ine Droschke leisten" „Ich wollte eigentlich noch viel m«hr sagen," m«intr Iss«, al», fir beide im Wagen saßen. „Was wolltest du denn noch sagen, Ilse?" „Ra, ungefähr so: Ihr zweifelt an der Ewigkeit und merkt e» nicht« -ai W mitten drin Acht, Da, ist dm« AaMNgstzcht« US? Aus Helsingfors wird uns geschrieben: In der Moskauer „Prawda" berichtet derdeutscheKommunist Heinz Müller aus führlich über die sogenannten proletarischen Hundertschaften, die be kanntlich von der preußischen Regierung aufgelöst und verboten worden sind, aber unter Beteiligung von deutschen Regierungver- trctern in einzelnen Ländern (Sachsen) fröhlich weiterbestehen. Der genannte kommunistische Verfasser gibt die Zahl dieser Hundertschaf ten auf etwa 800 an. Er betont, daß diese Hundertschaften, die früher einen rein defensiven Charakter getragen hätten, seitdem die proleta rische Bewegung zum Angriff vorgegangen sei, einen offensiven Charakter angenommen hätten.- An einzelnen Stellen seien dies« Hundertschaften bereits zu offenen militärischen Verbänden gewor den unü hätten z. B. in Sachsen von Ler Regierung die Auslieferung von Waffen gefordert. Di« Anne^v« d«- Nllhrgebtete». London, 2. Oktober. „Morningvost" läßt sich au» Pari» melden, daß die letzte Sitzung des französischen Kabinett» beschlossen hat, an der militärischen Besetzung de» Ruhrgebiet«» unter all«« Umständen und zunächst bi» 1V2S festzuhalten. Die .Lim«»" melden au. Pari-, der englische Botschafter sei Montag früh bei Poincare gewesen. Es verlautet, Laß die Unter redung denjenigen Schritten gegolten hat, die mit der Einstellung de» passiven Widerstande» im Ruhrgebiet zwischen Frankreich und Eng- land notwendig geworden seien. Es scheint ftstzustehen, daß England sich mit der Besetzung der Ruhr abgesunden hat. Dienstverweigerung der Ruhreisenbahne,. Esse«, 2. Oktober. Di« Gewerkschaften der Eisenbahner und Be amtenverbände der Reichsbahndirektion Essen haben beschlossen, den Dienst nicht wieder aufzunehmen, wenn nicht die Franzosen auf die Bedingungen bezgl. der Ablegung des Diensteide» auf die Regie und Abgabe einer Pflichftrklärung verzichteten und wenn nicht sämtlich« Ausgewiesenen zurückkehren dllrftn. Kei« deutsch«» Geld auf d«u Regiebahuen. Gelseukirche«, 2. Oktober. Seit heut« morgen sind die Franzosen dazu übergegangen, für die Benutzung der französischen Regi«züg« kein deutsche» Geld mehr anzunehmen, sondern die Zahlung infranzö - fischen Frane» zu fordern. Diese Maßnahme hat dazu geführt, -aß sich vor den Bahnhöfen Schieberbörsen aufgetan haben, an denen auch die Franzosen einen lebhaften Anteil nehmen. Gefangenenrrvolft i« Düsseldorf. Düsseldorf, 2. Oktober. Aus dem Gefängnis in der Ulmenstraße sind 70 Gefangene ausg«brochen,die vorher gemeu tert hatten." Es verlautet, Laß es zu einem Kampfe gekommen ist, bei dem sowohl Wärter wie Gefangene verletzt wurden. Ein Teil der Gefangenen konnte von der blauen Polizei bereit» wieder «ingebracht werden. , Bayrru verhandelt mit Württemberg. München, 2. Oktober. Die bayerische Gtaatsregieruna hat sich mit Ler württembergischen Regierung in« Benehmen gesetzt, um über di« politische Lag« und ihr« möglichen Konsequenzen für beide Länder in einen Meinungsaustausch zu treten. E« soll be absichtigt ftin, die Deutschnationalen in die württembergische Re- gierungskoalition aufzunehmen. ' Da» «erbot de» „Völkischen Beobachter". Berlin, 2. Oktober. Wi« da» „Berliner Tageblatt" erfährt, wird La» Verbot des „Völkischen Beobachter" durch General von Lossow durchgeführt werden. General von Lossow hat den Befehl, falls Las Blatt sein Erscheinen nicht freiwillig einstellt, die Druckerei durch Reichswehr besetzen zu lassen. München, 2. Oktober. Laut „Münchener N. N." ist der Befehl -es Generalreichskommissars, betr. da» Verbot des Völkischen Beob achters, General von Lossow in München zugestellt worden. Dieser hat den Befehl an Generalstaatskommissar von Kahr weitergegeben. Deutschland s^l ztchle«! Parr«, 2. Oktod«. Der französische Vertreter in der Reparation»- kommtssion, Barthou, hielt gestern bei Ler Eröffnung de» Srneral- rate» von Basse» Pyren««, «in« Rede, in der er sagt«: „Wir wollt» Dtutschland weder «rnichrigen, noch minieren, noch zerstückeln, ftin Schicksal hängt von seinem guten Willen ab, aber wir «ollen, daß e» endlich Lie Folgen auf sich nimmt, welch« di« Unter- zeichnung L«, Friedenevertrage, nach sich zieht, und Laß «» loyal feine Reparation,pflichten erfüllt.» Englands neue AuhenpvlMK. Die Kapitulation vor Frankreich. Loudon, 2. Oktober. Auf -er britischen Reichs konferenz 'gab Ministerpräsident Baldwin einen Ueberblick über die inter nationale Lage, nachdem er in kurzen Ausführungen -ie Ent wicklung geschildert hatte, -ie di« Reparationen in den letzten Monaten genommen haben. Er sagt« Die Noten, Lie zwischen uns und Ler französischen Regierung über Liefe Frage gewechselt worden finL, haben immer mehr und mehr zu einer Meinungsver schiedenheit über die Methoden geführt, durch die am besten Re parationen zu erlangen sind, und durch di« «in dauernder Friede in Europa gesichert werden kann. Diese Gegensätze sind auf Unter schiede der Temperamente und der Ziele der beiden Rationen zurllck- zuführen, deren Existenz zu leugnen, töricht wäre. Aber die letzten 20 Jahre haben gezeigt, daß sie nicht mit einer Zusammenarbeit an gesichts schwerer Gefahren unvereinbar sind. Wir haben jeden Weg «ingeschlagen und eingehakten, umdieSolidaritätunter den Verbündeten, und vor allem mit Frankreich, aufrecht zu er halten. Wir haben das in dem Glauben getan, daß jeder Bruch den Frieden stören würde, den Europa gerade jetzt so notwendig braucht. Ich weiß, daß die Geduld, die wir in unseren Versuchen bewiesen ha ben, unsere guten Beziehungen zu Frankreich zu erhalten, uns von -rutschen Kreisen als Unschlüffigkeit un- Schwäche ausgelegt wor den ist. Aber si« haben uns unseren Wunsch nur erfüllen helfen nach dem Worte Disraelis, unsere Freundschaft mit Frankreich zu er halten. In diesem Augenblick schienen wir mit der Aufgabe des deutschen passiven Widerstandes in eine neue Phrase einzutreten. Wie die neue Situation sich weiter entwickeln wird, vermag ich jetzt noch nicht vorauszusagen. Aber eins war uns vor wenigen Tagen in Paris, als ich mich mit dem französischen Ministerpräsidenten unter hielt, vollkommen klar und wird uns täglich klarer: Nur durch ein gemeinsames Zusammenwirken un- ein vollkom men gegenseitiges Vertrauen zwischen den Verbündeten kann di« Hoffnung erfüllt werden, Europa und seine Schwierigkeiten szu retten. Lando», 2. Oktober. Die heutige Morgenpreffe ist von Baldwins Zurückhaltung über den Inhalt seiner Unterredung mit Poincare leb haft enttäuscht. „Daily Lhronicle" nennt die Rede nicht die ge ringste Andeutung einer selbständigen Politik. „Westminster Ga zette" spricht von Baldwins Kapitulation. „Daily Ex preß" ist unzufrieden darüber, -aß Baldwin sich damit begnügt habe, Lie alte Kontroverse über die Zweckmäßigkeit der Ruhrbefttzung wie der aufzunehmrn. „Times" deuten an, daß nicht Baldwin, sondern Smuts der englische Politiker ftin werüe, der der neuen Außenpolitik des Weltreiches die grundlegenden Gedanken oer- leihen werde. Die konservative Presse hält es für möglich, zu einer Kompromißformel zu gelangen, die England wohl das Recht wahrt, in Europa einzugreifen, es aber der englischen Politik über läßt, sich nur dann mit europäischen Fragen zu befassen, wenn le benswichtige Interessen auf dem Spiel« stehen, Berlin, 2. Oktober. Da» Ergebnis der GolLanleih« steht, vorbehaltlich geringfügiger Ergänzungen, jetzt fest. Insgesamt sind 104 224188 Mark Sold gezeichnet wovoen, und zwar gegen Mk. 120 788194 Mark Gold, gegen Divisen 30 882 809 Mark Golo, gegen Dollarschatzanweisungen 2 896 553 Mark Gold und gegen Goldmark« quittungen 986630 Mark Gold. , ü" 7"" ' l Angelegenheiten.^^ Reich«» zu Recht bestchk, so dürft amy van» von Bayern da» Koalt- tion»r«cht, mithin La» Streikrecht Ler Arbeiter, nicht angetastet wer den. Di« Arbeiter haben vorerst keine Veranlassung, nervö» zu welchen. Münch«, 2. Oktober. Der Bezirk»- und OrtsvorstanL München d«r sozialdemokratischen Partei hat die Ortsgruppen SÜbbayern, und Schwaben» aufgefordert, die Sicherhritoabttilungen der sozialdemokra- tischen Partei auf Grund der Derprdnung de» Generalstaatskommis, sar» al» aufgelöst zu betrachten. Den bisherigen Führern und Mann- schäften der Sicherheitsabteilungen wird der Dank der Partei au»- gesproche» und bemerkt, Laß man nur Ler Gewalt gewichen sei, daß oft Partei aber strengste Durchführung der Auflösungsanweisung ver- Vlange.
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