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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 21.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191712210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19171221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19171221
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-12
- Tag 1917-12-21
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Monat
1917-12
-
Jahr
1917
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trüge« worden ist, wirtschaftliche mit Sem FrievenZiHlust zusammenhängende Fragen zu untersuche» und zu klären, jetzt bereits größere Bureauräume bezogen. Geheimrat Albert, der Reichskommissar auf der Weltausstellung m Sa« Franzisko ist ihm beigeordnet worden. Der deutsch-russische Handelsverkehr. In den nächsten Tagen werden in der Reichsbank Be- sprechungen stattfinden/ in denen die durch die Wieder aufnahme des russisch-deutschen Handelsverkehrs geschaffene Lag« in bezug auf den deutschen Geldmarkt beraten werden wird. Die Reichsbank bat selbstverständlich ein großes Interesse daran, daß der Handelsverkehr^ namentlich die Einfuhr aus Rußland, unter Bedingungen eingeleitet wird, Lie eine Schädigung unserer Valuta ausschließen. Servier» wünscht ebenfalls Frieden. Nach Londoner Berichten hat das Bekanntwerden des zwischen Deutschland und Rußland abgeschlossenen Waffen stillstandes an der serbischen Front zu vielen Fällen von Fahnenflucht geführt. Wie außerdem die „Morning Post" zu berichten weiß, ist bei den Ententeregisrungen eine Note der serbischen Regierung über die WaffenstillstandS- und Friedensfrage eingelaufen. Auch Portugal will enthülle«. Nach dem Muster Trotzkis will nun auch die neue portugiesische Regierung mit der Veröffentlichung der Geheimverträge der früheren Regierung mit der Entente beginnen. In London und Paris herrscht bereits Zähneklappern. WaS soll aus der Welt noch werden, wenn auch di« bis herigen Zwangsfreunde aufsässig werden und die säubern Abmachungen bekanntgeben, die alle, die schönen öffent lichen Reden der Ententeführer als Lug und Trug brand marken? Englische Geistliche für Versöhnungsfrieden. In einer Versammlung des britischen Rates des kirchlichen Bundes für internationale Freundschaft brachte Dekan Ingo eine Entschließung ein, in der festgestellt wurde, daß ein gerechter und dauernder Friede nur durch die Anwendung der christlichen Grundsätze der Versöhnung und der Bruderschaft der Menschheit, durch die die alten Beziehungen »wischen den Völkern wiederhergestellt werden, h«rbeigeführt werden kann. Unter anderem gab der Dekan der Meinung Ausdruck, daß die Welt wünschen würde, zu vergeben und zu vergessen, wenn sie daS Gefühl hätte, daß fi« den Frieden und die Sicherheit erreichen würde. Di« eingebrachte Entschließung wurde angenommen. Ob Lloyd George den Dekan Ingo und seine G» stnnungSgenofsen nun einsperren lassen wird. Kleine Krtsgspost. verlt», 19. Dez. Generaloberst v. Eichhorn ist in An- erkennung seiner Erfolge als Oberbefehlshaber der 10. Armee und der nach ihm benannten Heeresgruppe, deren Kämpfe wesentlich zur Herbeiführung der an der Ostfront eingeleiteten Verhandlungen beigetragen haben, zum Generalfeld marschall befördert worden. Basel, IS. Dez. Bei den Wahlen in Kanada bat die Wehrpflichtpartei den Steg davongetragen. Vern, 19. Dez. Wie da» .Berner Tagblatt" au» zu verlässiger Quelle erfährt, kann heute die Stärke der ameri kanischen Truppen im Westen auf keinesfalls mehr als 40 000 Mann geschätzt werden, wovon über ein Viertel uniformierte Eisenbahner sind, die lediglich den Bahnbau hinter der Front übernehmen sollen. Bern, 19. Dez. Das -Jntelligenzblatt" erführt, daß die gegenwärtige Stärke de» italienischen Heere» 4800000 Mann betrage. 800000 Mann werden jetzt noch ausgehoben. Lugano, 19. De». Die italienischen Kriegskosten betragen römischen Berichten zufolge nach Abzug des Frteden»- Mtlitär-Stat» bis End« Oktober 1917 28.8 Milliarden Lire MV, Milliarden Mark). Vom Tage. I» der Schweiz verurteilte Entente-Spione. Das Berner Bundesgertcht verurteilte wegen Spionage zugunsten Frankreichs verschiedene Angeklagte, darunter einen gewißen Richard zu einem Jahr Gefängnis, den Schweizer Kießling zu sieben Monaten Gefängnis, den Italiener Malan zu fünf Monaten Gefängnis und den Franzosen Douge zu vier Monaten Gefängnis. Straferschwerend wirkte der Umstand, daß die Ver urteilten sich nicht gescheut haben, zu versuchen, Schweizer Bürger für den Spionagedienst anzuwerben. Die französische Gesandtschaft in Bern, dir ihr Spionagenetz über die ganze Schweiz gesponnen hat^.blieb O ä« mein Veulscbianä! Roman aus großer Zeit von Elsbeth Borchart. Ein Mann der Bürgerwehr mit der gelben Kordel am Hut stand wie aus der Erde gewachsen mitten im kreise und fragte nun mit barscher Stimme nach dem Grunde des Lärms. Ehe Heinz noch antworten konnte, schrie einer der Betrunkenen, daß der junge Monsieur sich ihnen entgegen gestellt und den Weg versperrt hätte, und das brauchten sie sich nicht gefallen zu lassen. Der Mann der Bürgerwehr musterte Heinz scharf, »Was haben Sie in dieser Gegend zu suchen? — Machen Sie, daß Sie nach Hause kommen." Das lieb sich Heinz nicht zweimal sagen. Er war froh, den rohen Menschen hier entkommen zu können, danl des Dazwischentretens der Wache. Was ohne'ein solches mit ihm geschehen wäre, wagte er sich nicht auszumalen. Er wußte zur Genüge, wie gemein und verwildert das niedere Volk hier war. Wie oft war er Zeuge roher Auf tritte gewesen, bei Anlaß von Volksbelustigungen, Festen oder außergewöhnlichen Geschehnissen. Ohne Schule aus gewachsen, ohne Kenntnisse und sittlichen Anstand, lebten sie nur ihren niederen Instinkten und kannten darin kein Mab und kein Ziel. Der Ekel schüttelte Heinz, und er atmete erst auf, als er in der elektrischen Straßenbahn saß und die berüchtigt! Gegend weit hinter sich lassend, den vornehmen Teil, wo feine Mutter wohnte,, erreicht hatte. Leichtfüßig eilte er die teppichbelegte Treppe hinaus zu der Wohnung und trat in das Zimmer seiner Mutter ein. Es war ein vornehmes, nach Brüsseler Geschmack ein gerichtetes Seim. Auf vem Sosa, das ein weißes Tigerfell deckte, rußte eine noch immer schöne Frau in halbliegender Stellung. Sie trug eine geschmackvolle Pariser Robe, und in Ver bindung damit hatten eS raffinierte Toilettenkünste ver mocht. die Spuren beginnenden Alters auszulöschen und eine jugendlich pikante und prickelnde Erscheinung hervor zuzaubern. Die schöne Rens Chambrier erwartete Besuch. unbestraft, da man kein« Macht hat, n« vor oe» iNlwr-, »u gingen. . Es nützt ihnen nichts . . . Der bekannte englische Militärschriftsteller Repington macht folgendes wertvolles <LingeständniS: Wir haben unsere Streitkräfte schlecht angewandt, indem wir so viel« Truppen nach entfernten Kriegsschauplätzen entsandten. Es nützt uns nichts, Jerusalem und Bagdad einzunehmen, wenn wir nicht auf dem Hauptkriegs- schauplatz erfolgreich sind. Repington stimmt hier durchaus mit der deutschen Auf fassung überein — «8 nützt ihnen nichts. Clemeneeaus Schreckensregiment. Ein in Aufregung geratener Heißsporn, der royalistische Abgeordnete Dela Maye, hatte in der Kammer den An trag eingebracht, jede friedensfreundliche Äußerung mit dem Tode zu bestrafen. In seiner Erklärung sagte Minister Nail, so weit könne die Regierung ja nicht gehen, aber man erwäge einen Gesetzentwurf, nach dem künftig jedes Wort, das geeignet ist „der Moral deS Landes zu schaden", mit Kerker bis zu fünf Jahren bestraft werden kann. Ein solches Gesetz könnte natürlich jeden Bürger für die harmloseste Äußerung ins Gefängnis bringen. Die französische Republik kann eS noch weit bringen, wenn sie auf die Dauer einer solchen Regierungsaufsassung unter»; liegt, wie Clemenceau sie beliebt. Wenn ein GLaaL zahlungsunfähig wird ... lVon einem Jinanrmann.) Vorläufig bat sich die vor kurzem wie ein Blitzstrahl die Welt erschütternde Nachricht von der Zahlungseinstellung des russischen StaateS nicht bewahrheitet. Die neueste Meldung in dieser Angelegenheit, daß die Volkskommissare angeblich beabsichtigen, alle ausländischen Anleihen zu an nullieren, sobald die Alliierten sich weigern, an den Friedensunterhandlungen teilzunehmen, ist mit Vorsicht aufzunehmen. Denn die Mitteilung stammt aus der .Times", und diese» erste aller Hetzblätter der englischen Kriegstreiber hat im Augenblick alles Interesse daran, der über den Frieden verhandelüden russischen Regierung Steine in den Weg zu werfen. Also ganz abgesehen von der gröberen oder wahrschein licher geringeren Wahrscheinlichkeit der Ententemeldungen über die russische Finanzkraft — was tut ein Staat, wenn er zahlungsunfähig wird, und waS können seine Gläubiger Mn? Die Antwort daraus ist nicht ganz so einfach. Wenn ein Privatmann oder ein Kaufmann sieht, daß er feine Gläubiger nicht mehr befriedigen kann, dann geht er »um Amtsgericht und meldet Konkurs an. Der Staat sorgt dann für gerechte Verteilung seiner Vermögen»stücke, vielleicht sogar, falls ein Zwangsvergleich möglich ist, dafür, daß der überschuldete in die Lage Ersetzt wird, sich eine neue Existenz zu gründen, ohne daß ihm die alte Schuldenlast nach- bängt und hinderlich wird. In dieser Weise kann nun rin Staat nicht Vorgehen, denn e» gibt kein Konkurs gericht für Staaten. Eine gewiffe Ähnlichkeit aber ist doch vorhanden und diese wird am verständlichsten au» der Geschichte. Die ersten Staatsschulden haben nämlich nicht die Staaten gemacht, sondern die Fürsten persönlich. Und damals war es beinahe die Kegel, daß der Nachfolger erklärte, er komme für die Schulden seines Vorgängers nicht auf, daß unter Um ständen sogar ,. B- in Spanien und Frankreich ldeS öfteren) der Herrscher selbst frühere Schulden glattweg für ungültig erklärte, um neue machen zu können. Gegen der artige RechtSbrüche sollte die jüngere Form der „Staatsschuld" sichern. Aber das gelang ihr nur unvollkommen. Denn die verschiedensten Staaten sahen sich, namentlich in und nach der napoleonischen Zeit, gezwungen, ihren Gläubigern die Zinsen »u kürzen oder eine Zeitlang vorruenthalten. Damit sind wir nun auch bei dem modernen Staats bankrott angelangt, wie ihn in den letzten Jahrzehnten de» 19. Jahrhunderts z. B. noch Portugal, Griechenland, Serbien u. a. m. gemacht hüben. In all diesen Fällen er klärte der Staat seinen ausländischen Gläubigern lden in ländischen gegenüber kann er natürlich erheblich schroffer Vor gehen), daß er außerstande sei, die Zinsen seiner Staatsschulden zu zahlen und die ausgslosten Stücke zu begleichen. Dann „organisierten" sich die Besitzer der Renten dieses Staates unter der Führung von ein paar Banken, der so gebildete Schutzverband verhandelte mit dem Schuldnerstaate, und eS kani »u einem Abkommen, wonach (Meist) nur ein Teil der Zinsen gezahlt und die Tilgung der Schuldverschreibungen etwas binausgeschoben wurde. War der Schuldner politisch schwach, dann setzte man ihm wohl eineStaatsschuldenverwaltung ins Land, die nun allerdings eine verteufelte Ähnlichkeit mit einer Konkursverwaltung hatte. Bösartiger getrieben, d. h. Kapital und Zinsen einfach nicht bezahlt, haben es im 19. Jahrhundert eigentlich nur ein paar der Wählerstaaten LeS ehrenwerten Herrn Wilson, einig« derSüdgebiete der Vereinigten Staaten von Amerika nach dem Sezessions kriege. Und kurz , vor, dem Weltkriege bat auch einer von und zwar, wie eS schien, jemand, für den eS sich lohnte, sich so vorteilhaft wie möglich zu machen. Neben ihr faß ein hagerer, älterer Mann mit schwarzem Spitzbart und seltsam stechenden kleinen Augen, ebenfalls nach Pariser Schnitt gekleidet. Sie schienen sich beide sehr lebhaft unterhalten zu haben. Bei Heinz' Eintritt wurde das Gespräch ab gebrochen. »Nun, Heinz, woher kommst du?" fragte Rens, den Gruß ihres Sohnes erwidernd und ihm die beringte Hand entgegenstreckend. »Ich komme von Papa", antwortete Heinz französisch, denn es wurde in diesem Hause nur Französisch gesprochen. „So", meinte Rens gleichgültig.» Heinz hatte inzwischen den Onkel begrübt und sich au besten Seite gesetzt. „Was gibt es Neues, mein Sohn?" fragte jetzt die Mutter. ,Du siehst erhitzt aus." Heinz zögerte mit der Antwort. Er mochte jetzt nicht von seinen häßlichen Abenteuern berichten oder es gar erklären müssen, wie er in die Gegend der Hochstraße ge kommen war. Er wußte es ja selbst kaum. „Ich bin sehr schnell gelaufen", sagte er endlich, nach einem Ausweg suchend: „denn ich habe heute noch eine lateinische Arbeit zu machen, konnte mich bei Papa auch nicht lange aufhalten — Apropos — denkt euch — Papa will nicht, daß ich belgischer Offizier werde." Das platzte wie sine Bombe mitten hinein. Rens richtete sich jäh aus ihrer liegenden Stellung auf. „Was heißt das? Hast du ihn um seine Erlaubnis gefragt?" „Nicht eigentlich, liebe Mama. Ich erzählte ihm mir, daß ich die Absicht habe, nach meinem Abitur in die belgische Armee einzutreten, und — da sagte er mir, daß er das nicht zulassen werde." „Nun und —?" fragte die Mutter jetzt ungeduldig. — »Ahl" Renö lachte hart und nervös auf. „Sehr gut. Was sagst du dazu, Raoul?" wandte sie fick an ihren Bruder. Dieser lächelte gelassen: „Das —war doch oorauS- msehen, liebe Renö." umeren Leinoen, VruMien, eine neue Alliance in das Bild gebracht. Daß ein Schuldner (Staat oder Privatmann) neue Schulden macht, um die alten »u bezahlen oder zu verzinsen, ist schon häufig dagewesen, Brasilien aber ging dazu über, die Zinsscheine seiner alten Schuldverschreibungen in neuen Schuldverschreibungen zu bezahlen — und das Jahre hindurch. Man siebt, es gibt eine ganze Anzahl von Arten, mit denen ein Schuldnerstaat seinen Gläubigern die ihnen zu- stehenden Summen entziehen kann. Wir weit ihm dies ge lingt. ist lebten Endes allerdings eine Machtfrage, denn mehr als ein Kleinstaat ist im Laufe der Geschichte schon durch die Kanonen der Grokstaaten zum korrekten Geschäftsmann er- zogen worden. politische Rundschau. Deutsches Reich. » Der Beirat des KriegöeruährungSamtes tritt am 21. d. Mts. zu einer zweitägigen Beratung zusammen. Auf der Tagesordnung steht u. a. eine Aussprache über die durch die bekannte Denkschrift der Neuköllner Gemeinde verwaltung aufgedeckten Vorkommniste auf dem Leben-- mittelmarkt. Auch der Plan des KriegsernährungsamtS, für die Kartoffelversorgung ebenfalls Lieferungsoerträge einzuführen, dürfte von den Vertretern der Gemeinden, die bekanntlich Dagegen sind, zur Sprache gebracht werden. 4- Mit einem Aufruf wendete sich der vor einiger Zett begründete Volksbund für Freiheit und Vaterland cm dir Öffentlichkeit. Der Aufruf stellt als Ziele deS VolkS- bundes hin, äußere und innere Freiheit in Übereinstim mung zu bringen und fordert stärksten Zusammenschluß, bis der Vernichtung-Wille unserer Feinde gebrochen ist, sofortige innerpolitische Neuordnung, klare, von Volk und Negierung getragene Außenpolitik. Unterzeichnet ist der Aufruf vom Ausschuß deS deutschen (christlich-nationalenj Arbeiterkongresses, von der Generalkommission der Gewerk schaften Deutschlands, dem Verbände der christlichen Ge werkschaften, der Interessengemeinschaft deutscher Beamten- verbände, dem Verbände der deutschen Gewerkvereine (H.-D.), dem Verbände deutscher Eisenbahnhandwerker und -arbsiter, dem Verbände deutscher Handlungsgehilfen und dem Verein Leutscher Kaufleute. 4- Die Vossische Zeitung hatte bei dem Abgeordneten Erzberger angefragt, wie er zu den Gerüchten stehe, daß er in der Schweiz Unterredungen mit einer englischen Persönlichkeit gehabt habe und in Beziehungen zu dem jüngst bekanntgewordenen deutsch-englischen Friedensfühler stehe. Abg. Erzberger erklärt daraufhin, er habe keinen Grund zu verbergen, daß er schon seit langem bei seinen Besuchen in der Schwei, Unterredungen mit Angehörigen feindlicher Staaten gehabt habe. Dasselbe hätten auch andere Persönlichkeiten aus Deutschland und den ver bündeten Ländern getan. Vollkommen falsch aber sei eS, daß er, Erzberger, irgendwie in Beziehungen »u dem FriedenSfühler gestanden habe. Schweiz. X Für einen allgemeinen Waffenstillstand während ^r ELeihoachts- «nd Neujahrszeil wollen sich verschiedene Mitglieder der Parteien der Bundesversammlung etnsetzen. Sie haben beim BundeSrat angefragt, ob eS nicht Zeit sei, sei den kriegführenden Staaten gegen die wirtschaftlichen Einschränkungen Einspruch zu erheben und beiden Neutralen nnen gemeinschaftlichen Schritt im Sinne deS Angebots ,uter Dienste zur Anbahnung von Verhandlungen für einen allgemeinen Waffenstillstand über die WeihnachtS- und ReujahrSzeit anzuregen. Diese Anfrage wirb Wahlschein- rch vom BundeSrat am Donnerstag beantwortet werden. Rußland. X Das Verhältnis der Pole« u«d Ukrainer In der neuen Bundesrepublik der Ukraine ist außerordentlich ge spannt. Das polnische Exekutivkomitee hat gegen den Be schluß deS ukrainischen Zentralrats, den gesamten polnischen Grundbesitz zu enteignen und die polnischen Kirchengüter einzuziehen, feierlich Einspruch erhoben. — Russische Blätter! bestätigen, daß künftig nicht nur das ukrainische Militär, sondern auch die Schwarze-Meer-Flotte der ukrainischen Landeshoheit unterstehen soll. GroßHritannien. X Die Kriegszieldebatte im Unterhaus«, die am Mittwoch begonnen hat, beschäftigt die Gemüter im ganzen Lande. Die Presse steht sich in zwei getrennten Lagern gegenüber. Der eine Teil fordert, daß alle Anfragen einer Vorzensur unterworfen werden, damit nicht Anfragen an die Regierung gerichtet werden, die der Feind zu Propa gandazwecken benutzen könne. Der andere Teil will eine „Mein Gott — das sagst ou w, als bandelte es sich um rin verweigertes Kinderspielzeug", fuhr Rens fetzt erregt ruf, „und es steht doch Henrys Zukunft auf dem Spiel." Raoul hob abwehrend die Hand. „Wozu regst du dich unnütz auf, meine Liebe? Latz dock erst die Zeit kommen, dann macht sich das schon vo» jelbst." „Onkel", rief jetzt Heinz mit großen Augen, in denen neue Hoffnung stauch zu dem Onkel aufsehend. „Wen« du den Papa überzeugen könntest, daß ich —" Ein heiseres Lachen unterbrach seine Worte. „Deinen Papa überzeugen — ich? Nein, mein Sohn — ich will auch nichts mit meinem verehrten Herrn Ex- schwager zu tun haben. Aber gräme dich nicht. Es wird sich alles finden — und auf deinen Onkel kannst du dich verlassen." „Wie dankbar wäre ich dir, mein Onkel — indessen Papa meint — man würde mich, als Deutschen, kaum in die belgische Armee aufnehmen", kam es jetzt stockend m»ü kleinlaut über Heinz' Lippen. „Wie?" fragte Raoul — dich, als Deutschen?" Er lachte wieder, ein Lachen, das Heinz weh tat. ohne baß er sich den Grund erklären konnte. „Mein Sohn, du bist in Belgien geboren, erzogen, deine Mutter ist Belgierin, du lebst in Belgien, folglich bist du Belgier", fuhr er sehr nachdrücklich fort, „und was deinen deutschen Namen anbetrifft — an ihm allein könnte man AUstoß nehmen — so ist es eine Kleinigkeit, ihn etwas zu französieren. Du nennst dich einfach statt See burg Seebourg und hängst den Mädchennamen deiner Mutter, den sie selbst längst wieder angenommen hat, daran. Also: Henry Seebourg-Chambrier — klingt daS nicht schön?" „Aber, darf man denn das so ohne weiteres?" fragte Heinz ganz verdutzt. „Dafür laß mich nur sorgen. Meine Stellung beim Ministerium ist einflußreich genug, dir diese Namens änderung zu verschaffen, wie auch alles andere, und daß du als Seebourg - Chambrier bessere Aussichten in der belaiicken Armee haben wirst, das leuchtet dir gewiß ein?" (Fortsetzung folgt.)
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