Volltext Seite (XML)
marsch der österreichisch-ungarischen Truppen aus Lem Sugana-Tal nicht zu behindern. Sie haben bereits Feltre hinter sich gelassen und Fonzaso erobert. Zugleich aber haben sie neue Stützpunkte den Italienern entrissen, so u. a. TiSmon am Oberlauf der Brenta nordöstlich von Äsiago. Die zweite Verteidigungslinie. Nach einer Pariser Meldung aus Mailand ist 80 Kilo» Meter hinter der Piave-Stellung eine zweite italienische Verteidigungsstellung errichtet worden. In diese zweite Verteidigungslinie sind die französischen Hilfstruppen ein- gerückt. Padua ist nicht mehr Sid des italienischen Haupt quartiers. Der Kampf um Venedig. Dem „Corriere della Sera" zufolge ist -er Kampf nm Venedig bereit» entbrannt. Di« Städte Mestre und Treviso wurden durch Flieger bombardiert. Zwischen Norventa und der Adria sei eine große Schlacht im Gange. Kleine Kriegspost. Berlin, 13. Nov. AuS guter Quelle verlautet, daß die in Cette stehenden Schweizer Eisenbahnwagen, die für die Schweizer Lebensmittelversorgung bestimmt sind, für fran zösische Truppentransporte nach Italien verwendet werden. Berlin, 13. Nov. Kaiser Wilhelm, der eine Reise nach dem italienischen Kriegsschauplatz angetreten hat, traf in der Nähe von Triest mit Kaiser Karl und dem Zaren Ferdinand zu längerer Besprechung zusammen. Berlin, 13. Nov. Herr von Batockt, der frühere Leiter unseres Kriegsernährungsamtes, ist wieder in da» Heer ein getreten und steht zurzeit am Jsonzo. Berlin, 13. Nov. Der Orden I'our I« merits ist dem Kapttänleutnant Robert Moraht, bekannt durch Tor pedierung des „Danton' sowie durch andere Erfolge im Mittelmeer, verliehen worden. Basel, 13. Nov. Die Hoffnung auf ein japanische» Eingreifen in Rußland sei vergeblich, weil der günstige Augenblick für eine solche Aktion verpaßt worden sei. Betreffs einer erheblicheren Beihilfe Japans zur See seien die Ver handlungen noch in der Schwebe. Dom Tage. Die Hebung der deutschen Währung. Die gewaltigen Erfolge der deutschen Waffen in Italien, die Umwälzung in Rußland und Lie dadurch ge steigerten Friedensaussichten führten in einigen neutralen Ländern eine sprunghafte Besserung der Bewertung der deutschen Reichsmark herbei. In Stockholm veranlaßten große Kaufaufträge und Spekulationen in zwei Tagen eine Erhöhung von 30 Vo. Der Kurs ging später wieder etwas zurück. Auch im Inlands, so in Berlin, verschlechterte sich der Preis der ausländischen Zahlungsmittel im Ver hältnis zu den inländischen, d. h. das deutsche Geld wurde Lesser. Eine Überschätzung dieser Kursbewegungen wäre allerdings verfehlt, immerhin ist die Besserung bezeichnend und erfreulich. Friedensgedanke» find Vaterlandsverrat. Der von Italien, England und Frankreich gegründete KriegSrat, der von jetzt an alle Monat einmal in Versailles tagen soll, wurde gelegentlich des Pariser Besuchs Lloyd Georges in hoben Tönen gefeiert. Der englische Premier minister gab der Überzeugung Ausdruck, daß sich solch« Katastrophen, wie die in Italien, nach der Hoffnung dieses Kriegsrates nicht mehr wiederholen können. Zum Schluß sagte er: Ich versichere, daß wir siegen werden, aber wir muffen schnell und mit wenig Opfern siegen. Und der französische Kollege fügte hinzu: „Gedanken an Frieden seien jetzt Verrat am Vaterlande, Verrat an der Mensch heit. Die Parole ist Kampf bis zu dem Tage, wo sich auf dem Schlachtfelds das Recht triumphierend erheben wird." — Deutscher Mut nnd deutsche Ausdauer werden dafür sorgen, daß dieser hoffentlich nicht allzuferne Tag für Lloyd George, Painlevü und ihre geistesverwandten Genossen zum Tage des Gerichts wird. , Englische Arbeiter dürfen sich nicht unterrichte». Der Arbeiterführer Und gewesene englische Minister Henderson sagte in einer Rede, die er in Glasgow hielt, es wäre empfehlenswert, daß die alliierten Regierungen eine starke Abordnung von Arbeitern nach Rußland schickten, um mit dem Arbeiter- und Soldatenrat ihre zukünftige Haltung gegenüber dem Kriege zu beraten^ Ehren M -Tafel der in den Kämpfen um Deutschlands Ruhm und Fortbestehen gefallenen Helden aus Wilsdruff und den Orten der Umgebung. Otto Kitte! aus Wilsdruff Paul Otto Barthold aus Wilsdruff Oskar Knötzsch aus Kaufbach Hermann Ackermann aus Limbach Alfred Bennewitz aus Mohorn Bruno Muster aus Neukirchen Ehre den Tapferen! Ein Engel, schwebte niederwärts, Die Palme in der Hand, Er legt sie aufs gebrsch'ne Herz: Du starbst fürs Vaterland. Henderson spricht einen zwar verständlichen, aber frommen Wunsch aus. Die Londoner und Pariser Re- qierung, die Angst vor Stockholm und Bern hatten, werden auch keine Pässe nach Rußland bewilligen. Ob sie ihre friedenshungrigen Arbeiter aber ewig an dem Hochheben Ler aufgedrungenen Scheuklappen verhindern können, ist zu bezweifeln. Los von Italien. Über ein beachtenswertes Gerichtsurteil berichten italienische Blätter. Das Gericht in Modena verurteilte drei Personen zu Zuchthausstrafen, weil sie öffentlich die Parole „Los von Italien" aukgegeben und den Wunsch nach deutsch-österreichischer Herrschaft ausgesprochen hatten. Mit dem Patriotismus der Oberitaliener scheint eS also nicht an allen Stellen weit her zu sein. Bei der bekannten Mißwirtschaft eigentlich kein Wunder. Wer in Oberitalien gereist ist, kann sich leicht überzeugen, wie alle Einrichtungen, die so einigermaßen nach Ordnung auSsehen, noch aus voritalieniicher Zeit stammen. Volk wider Volk. War ist Sieger i» Rußland? Die einander ^widersprechenden Nachrichten auS Ruß land zeigen am besten, daß die Lage noch ziemlich un- aeklärt ist. Die neue RevoluüonSbeweauna bat offenbar stärkeren Widerstand, als der Umsturz in den Märztagen. So ist et verständlich, wenn die Maximalisten über die Petersburger Telegraphen-Agentur melden, daß sie immer größeren Anhang gewinnen, während die Anhänger Kerenskis auf privatem Wege behaupten, daß die Umsturz- bewegung im Erlöschen sei. Kämpfe i« und m» Petersburg. Nach englischen Meldungen aus Rußland nähern sich die regierungstreuen Truppen Petersburg. Eine Kosaken- Livisiorr aus Finnland ist gleichfalls im Anmarsch. Die Garnison von Petersburg bekundet von neuem schwanken des Verhalten, da sie Waffenbrüder nicht bekämpfen will. Aus Stockholm wird berichtet, daß in der Nähe Peters burgs ein blutiger Kampf zwischen den Anhängern beider Parteien stattgefunden habe, bei dem die Kerenski treu gebliebenen Truppen Sieger geblieben seien. Der Augen zeuge berichtet, die Stimmung in der Hauptstadt sei sehr gedrückt, die bürgerlichen Schichten wagen sich nicht auS Lem Haus, auf den Straßen sieht man nur Arbeiter und Soldaten. Es wird gestohlen und geplündert. Die Arbeiterfrauen suchen fieberhaft nach Lebensmittelvorräten, in wenigen Tagen werde die Stadt leergegessen sein. Niederlage der Bolschewiki? Nach, einer englischen Meldung soll 10 Kilometer von Petersburg bei Gatschina ein Kampf stattgefunden haben, bei dem die Truppen der Bolschewiki unterlegen seien. Fahnenflüchtige der Bolschewikitruppen sollen in Peters burg erzählt haben, alle Minister der alten Regierung außer Terestschenko und Konowalow seien wieder befreit worden. Außerdem soll sich aus der Stadtverwaltung, den Menschiwiki, den internationalen Sozialisten und den revolutionären Sozialdemokraten ein Wohlfahrtsausschuß gebildet haben, den die Botschafter der Entente anerkennen. Der Petersburger Wohlfahrtsausschuß. Nach bisher weiter nicht bestätigten Petersburger Meldungen sollen daselbst Verhandlungen im Gange sein, welche die Bildung einer neuen Regierung bezwecken. Der „Sowjet" hat ein ausführendes Bureau gebildet, das aus 21 Mitgliedern besteht. Darunter 14 Maximalisten, die Minderheit gehört den anderen sozialistischen Gruppen an. Der Vorstand besteht aus Lenin, Trotzky, Zinnojew und Dahn. Gute Kenner der Maximalisten erklärten in Kopen hagen, daß diese, falls sie Lie Regierung behielten, mit Äestimmtheit gegen die gefangenen Minister große Staats- prozesse ins Werk setzen würden. Es könne kein Zweifel bestehen, daß, wenn die Prozesse Tatsachen würden, alle Angeklagten zum Tode verurteilt würden. Noch eine neue Regierung. Nachrichten aus Finnland zufolge, stützt sich die Be wegung der Maximalisten nur auf die Städte Kronstadt und Helsingfors. In Moskau dagegen wollen Rodsianko, der ehemalige Dun a^räsidsnt und der aus dem Gefängnis entflohene ehemalige Generalissimus Kornilow eine Gegen regierung bilden. Das Zentralkomitee der vereinigten Sozialdemokraten hat beschlossen, eine einheitlichesozialistische Regierung zü bilden, wobei die Bolschewiki jedoch aus geschlossen sein sollen; gegen diese will man vielmehr einen unbarmherzigen Kampf einleiten. Die Kosaken Les Don-, deS Wolga- und KaukasuS- Listriktes haben beschlossen, eine Vereinigung der Kosaten Les Südwestens zu gründen, deren Ziel es ist, ein solides Rußland mit einer Regierung zu schaffen, die eine nationale Kriegspolitik verfolgt. -Die Truppen deS SemstwoS haben sich den Kosaken angeschlossen, die als ihren Führer den ehemaligen Generalissimus Alexejew er- nannt haben. Anklagen gegen Kerenski. Nach einer Meldung des „becolo" auS Petersburg lauten die gegen Kerenski erhobenen Anklagen der neuen Regierung auf daS Verbrechen der Annahme staatlicher Gelder für Staatshandlungen von fremden Mächten, aus Landesverrat und fortgesetzte Handlung gegen die Interessen Rußlands und der Armee. Unter Englands Vormundschaft. Nach der Stockholmer „Tidningen" beabsichtigt die englische Regierung, falls die Maximalisten sich behaupten, gestützt auf di« russische Beamtenschaft die Regierungs gewalt in Rußland an sich zu reißen. Dadurch würde der bereits seit längerem gehegte Ententeplan nach Vor- mmidschaft über Rußland verwirklicht werden. Der eng- lisckie Oberst Tompson hat sich mit den in Rußland befindlichen englischen und belgischen Hilfstruppen KerenSkt zur Verfügung gestellt. Am clie Scholle. Lin Roman von Richard Wenz. 2sj (Nachdruck verboten.) 9 Iakob war vom Militär zurückgekommen, und schon gleich in den ersten Tagen begann zwischen ihm und Heinrich ein hartnäckiger Wetteifer um des Lulenhöfers Gunst. Sie arbeiteten wie zwei erbitterte Feinde. Und der Bauerngott segnete Wiesen und Felder mit Fruchtbarkeit, so daß der Hofherr darüber alles Mißgeschick der ver gangenen Jahre vergaß. Lin« ungewohnte stolze Zufrieden heit erfüllte ihn, und er fintz an, wieder an das Glück des Eulenhofs zu glauben. Lr sah ja nicht die geheimen Triebkräfte dieses Aufschwungs und ahnte nicht, daß sie auf Kampf eingestellt waren. Auch Iakob fühlte sich vor der Hand mehr aus natürlicher Anlage, aus Fleiß und Ehrgeiz getrieben, als daß er gewußt hätte, um welchen Preis es eigentlich ging. Denn Heinrich war klug genug, seine Gesinnungen und Absichten wohl zu verbergen und über allen Grimm, der in ihm war, mit der Miene des gleichgültigen Schalks hinwegzutäuschen. Nur Elise empfand deutlich, was im Werke war. Die Art, wie der Vater Heinrichs Eigenschaften ins hellste Licht rückte, wurde ihr immer verdächtiger. Sie fühlte, dar zielte auf sie selber. — Es war ein schwüler Septembertag gewesen, und eben hatten sie auf dem Eulenhof glücklich den letzten Wagen Hafer in die Scheune gefahren, da prasselte aus schwarz gelben Wolken ein wüstes Hagelwetter nieder. Am Abend war der Eulenhöfer aufgeräumter als sonst und ließ sogar einen Krug wein aus dem Keller hsraufholen. Man sprach von den reichen Erträgen der Ernte, machte Arbeitspläne für den Dktober, und der Eulen- Höfer konnte sich Heinrich gegenüber nicht genug tun an Zeichen der Freundlichkeit und Achtung. Als er nachher noch eine Weile mit Elise allein am Tische saß, sagte er: „Wo es mit unserm Adolf so gekommen ist, wär der Heinrich am End einer, der mal den Hof kriegen könnt." Elise tat ahnungslos und meinte: „Steht der sich denn so gut? Dann hätte er doch den Pachthof kaufen können." „Kaufen können," machte der Eulenhöfer, unwillig darüber, daß Elise ihn nicht verstehen wollte. Wer sagt denn davon was? Ich mein, wo kein Sohn ist, da könnt so einer mal -er passendste Schwiegersohn sein." „Ja gewiß, aber ein tüchtiger Bauer sein, ist auch noch nicht grad alles." Sogleich schlug des Lulenhöfers gute Stimmung wieder um, und er entgegnete bitter: „Nein, er muß auch noch 'n feiner sein." Ferdinands erster Gang nach seiner Rückkehr in die Heimat hatte darum auch den Lulenhof zum Ziel. Er verfolgt« allrrdings gleichz«itig damit die Absicht, zu dem Alten wieder in regere Geschäftsbeziehungen zu kommen; denn er hatte bemerkt, daß ihm wegen des Streitfalles mit Heinrich Köster auch der Eulenhöfer nicht mehr hold sei, und glaubte ihn sogar als Kunden verloren zu haben. Da er mit dem plane umging, das vereinfachte System einer kleineren Mähmaschine in der Gegend einzuführen, so bot er dem Eulenhöfer die erste dieser Maschinen zum Probegebrauch an.- Er glaubte ihn geneigter zu machen, wenn er sie ihm zum Fabrikpreise überließ und sich erbot, sie nach einem Jahre zurückzunehmen, wenn sie nicht all seinen Erwartungen entspräche. Aber der Eulenhöfer zeigte durchaus keine Lust zu diesem Versuch. Er war ein Feind v»n allen Neuerungen im landwirtschaftlichen Betrieb und «ar obendrein viel zu selbstbewußt, um sich eine solche Neuerung auch noch von dem jungen Hiller empfehlen zu lassen. So kam die Versuchsmaschine denn auf den Pachthof, den ein reicher Bauernsohn vom Hunsrück übernommen hatte. Elis« war von Fran Hiller und ihrem Sohn zu einem Spaziergang in den laubjungen Wald abgeholt worden. Das frohgemute Wesen dec beiden tat ihrer gedrückte« Stimmung wohl; sobald sie bei ihnen war, lebte sie auf und schien dann eine ganz andere zu sein als daheim im unfreundlichen, verdrießlichen Alltagsdasein. Sie wanderten durch das knospende Buschwerk des Bergkammes und hatten zur Linken einen freien Blick auf das vielgewundene Moseltal. Ein buntbewimpelter Dampfer plätscherte den Fluß hinauf, sein reines Weiß erglänzte im Schein der frohen Lenzsonne, deren Licht mit den zartgrünen Birkenfloren des Berghangs sein wunderfeines Farbenspiel hatte. Und was Elise wie lange schon nicht mehr getan hatte: sie sang. Nun bricht aus allen Zweigen das maienfrische Grün ... „Sieh unsere Elise!" sagte Frau Hiller froh, „sie hat wieder Mut bekommen." Ferdinand wollte mit einstimmen, merkt« aber sogleich, daß es kein schöner Zusammenklang war, und sagte: „Wir harmonieren nicht." Elise war im Singen etwas vorangeschritten, und Fran Hiller flüsterte Ferdinand zu: „Ist sie nicht ganz entzückend? Das himmelblaue Kleidchen in dem jungen Grün!" „Ich hab selten was Lieblicheres gesehen, als wie ste da so singend unter den Birken wandelt. Wie eine Feet" „Und weißt Du auch, was ich schon gedacht habe?" fragte sie weiter, ihn schelmisch von der Seite anblickend. „Ich kann's mir schon denken," erwiderte er, „und ehrlich gestanden: Auch mir ist es schon oft durch den Kopf gegangen. Aber ich riskiere es nicht, das Kindchen ist so spröd, und der Alte? Gib, Räuber, aus dem Felsverließ die Tochter mir zurück ..." „Der käm' ja erst im zweiten Akt," meinte die Mutter, „und die Elise glaub ich besser zu kennen." (Fortsetzung folgt.)