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Großes H««Ptq»artier, 4. Okrober. <Wtb. Amtlich.) Gmgegangm nachmittags ühr. WeMcher Kriegssch«»pl«tz: HeeresgrmPPe Kr»»Pri«z N«Pprecht. Die gestrige Kampftätigkeit des Feindes in Flandern glich der an den Vortagen. Tief in das Gelände hinter unsere Stellungen reichendes und aus die belgischen Ortschaften gerichtetes starkes Zerstörungsfeuer gegen einzelne Ab schnitte unserer Kampfzone, in der Mitte der Schlachtfront zu heftigster Wirkung in Feuerstößen zusammengefaßt. Die Nacht hindurch hielt »om Houthoulfter-Walde bis zur Lys der gewaltige Artilleriekampf unvermindert an; heute morgen steigerte er sich zum Trommelfeuer. Mit dem Einsetzen starker englischer Angriffe im Bogen um Wern ist die Schlacht in Flandern von neuem entbrannt. Bei den anderen Armeen war infolge schlechter Beobachtung.die Gefechtstätigkeit tagsüber meist auf ein ge ringes Maß beschränkt: erst gegen abend lebte sie auf. HeeresgrUppe Deutscher Kronprinz.' Auf dem Ostufer der Maas setzte bei Einbruch der Dunkelheit schlagartig stärkstes Feuer an der Höhe 344 öst lich von Samogneux ein. Tiefgegliedert brachen die Franzosen bald darauf zum Angriff vor, um die von uns dort gewonnenen Stellungen zurüctzurrobern. Der Ansturm brach au der Abwehrwirkung unserer Artillerie und an der zähen Widerstandskraft der Württemberger verlustreich und ergebnislos zusammen. Heeresgruppe Herzog «»recht. X Lebhafte Nrtilleriskämpfe entspannen sich zeitweilig dicht westlich der Mosel nnd im Sundgau: Angriffe er folgten dort nicht. » OeMcher Kriegssch««Pl»tz. Bei Iakobstadt, Dünaburg und am Zbrucz sowie im Donauknie bei Galatz nahm die Feuertäligkeit vorüber gehend zn: Erkundungsgefechte verliefen an mehreren Stellen für uns erfolgreich. M«ted«nische Froxt: Die Lage ist unverändert. Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. Vom Tage. Wilson als Aktendieb entlarvt. Wie Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Vor kurzer Zeit hat dsr amerikanische Staatssekretär Lansing einen Bericht oer- oneatlickt, den angeblich der Kaiserliche Gesandte in Mexiko an feine Regierung gerichtet hatte, und in dem der frühere schwedische Geschäftsträger in Mexiko erwähnt wurde. Es wurde sofort festgestellt, daß ein solcher Bericht den hiesigen amtlichen Stellen nicht bekannt ist. In englischen Zeitun gen ist nun zu lesen, daß der von Lansing in seiner „Ent hüllung" veröffentlichte Bericht vom 8. März 1916 datiert sei. Wenn man hiermit die Tatsache zusammenhält, daß eine Reihe von Berichten des deutschen Gesandten in Merit« «ms dem Jahre 1916 ihren Bestimmungsort nicht erreicht Haden, so ist anzunehmen, daß die amerikanische Regierung bereits zu einer Zeit, wo die Vereinigten Staaten noch im vollen Frieden mit Deutschland lebten, systematisch amtliche Berichte des Gesandten in Mexiko hat entwenden lassen. — Wilsons „Kampf ums Recht" erfährt eine immer eigenartigere Beleuchtung. Franzöfische Spionage in der Schweiz. Wieder einmal müssen die Schweizer Behörden sich bemühe», einigermaßen den Spionageschmutz auszufegen, mit de» von Frankreich aus die Schweizer Kantone über flutet «erden. In Genf wurde ein sehr bekannter Rechts- anwa» verhaftet, der unter der Maske eines Bureaus der „Pateaffhaften" für französische Soldaten Schmuggel aus der Schweiz nach Frankreich und Spionage für Frankreich betrieb. Die Lokalpresse deutet enge Beziehungen zwischen der Haudelsabteilung des französischen Konsulats und diese» „Bureau für Patenschaften" an. Bei aller Zurück halt»», ist die Empörung über die schmutzigen Angelegen- heide» «ms Genf deutlich zu merken. Neueste Meldungen. Tostarica« Bruch mit Deutschland Vollzonen. Berlin. 3. Ott. Die Regierung von Costarica bat die Beziehung zu Deutschland abgebrochen. Den «schütz der deutsche» Staatsangehörigen wird eine neutrale Macht über- »eh»e»: diesbezügliche Verhandlungen schweben noch. Abschluß der amerikanisch-japanischen Verhandlungen. Stockholm, g. Okt. Die .Rietsch" meldet aus Washington, daß die amerikanisch-javanischen Verhandlungen ihren Ab- schluß gefunden haben. Der Berichterstatter läßt dnrchblicken, e» sei Lansing nicht gelungen, Japan zu einem militärischen Vorgehen m Europa zu bewegen. Halbamtliche- zur Rede Czernin». Berlin, 3. Ott. Halbamtlich wird die Rede de» Grasen kzerni» in Budapest mit warmen Worten gewürdigt. Er habe die Gedanken der Mittelmächte, wie sie sie in der Note a» den Papst niedergelegt, weiter gesponnen und grundsätzlich formuliert. Der deutsch« Luftangriff auf London. Rotterdam, 2. Ott. über den neuen deutsche« Lust. angriG am Montag abend auf London meldet ein englischer Bericht; Eine Gruppe feindlicher Flieger überschritt argen 7 Uhr abend» die Küste von Kent und flog nach L: -von. Eine Viertelstunde später folgte ihr eine zweite Gruppe. Die erste machte 7.45 Uhr von Nordosten au« einem Angriff ans London. Ein Flugzeug durchbrach die Verteidigungslinie und warf 8.L5 Uhr Bomben ans ein südwestliche» Stadtviertel. Kurz nach v Uhr über, flogen einige Flugzeuge London und warfen wiederum Bomben auf einen südwestlichen Stadtteil. Eine dritte Gruppe überschritt die Küste von Kent und warf au ver- schtedenen Punkten Bomben ab. Eine vierte Grnppe über flog Kent kurz vor 10 Uhr uud näherte sich London. Sie erreichten nur, die Außeuvtertel und warf dort einige Geschosse ad. Letzte vraktberickte «les „Milsärufler Tageblattes". Neueste U-B»»ts-Erf»lge. Berlin, 3. Oktober, (tu Amtlich) Neue U- Bo»ts-Erf»l,e i« Aermel-Ksmul uud in der Nord see: 4 Dumpfer, 1 Segler, IFifchersuhrzeug, dur- »nter drei bemuffnete Dumpfer und der neue englische Segler „Independent". Do« de« drei bemuffnete» Dumpfer« fnhr einer unter franzö- fischer Flagge, ein anderer war vom Aussehen »es englischen Dampfers „Kondal Castle" (3885 Bruttoregistertonne«). Der Chef de» Admiralstabes der Marine. Das Gelingen der päpstliche« Vermittler rolle. Lngano, 4. Oktober. <t«.) Die „Tribunu" behu«ptet, in den Kreise« des Vatikans gebe «an sich bis jetzt betreffs Gelingens der päpst lichen Vermittlerrolle größtem Optimismus hin. Das Blutt bezweifelt über, daß eine zweite Note scho« versaßt »nd ubgegungen sei, immerhin sei dies jedoch möglich. Die Beschlagnahme holländischer Schiffe i« Amerika. Gens, 4. Oktober, (tu). Einer Neuyorker Depesche znfolue erkennen die vereinigten Staa te« das zwischen Holland nnd Deutschland ab geschlossene ÜebereinkommeNi das die Ausfuhr Hollands an Deutschland betrifft, nicht an. Die Washington Negierung beschloß infolgedessen, wie schon gemeldet, die gegenwärtig in amerika nischen Häfen liegenden holländische« Schiffe zu- rückzuhalt««. Diese 85 Schiffe find mit 300000 Lonne« Lebensmittel«, Düngemittel und Vieh beladen. Wilson ist fest entschloffe«, jede Aus- fnhr Hollands «ach Deutschland z» verhindern. Ehr««g Hindenbxrgs d»rch die Berliner Handwerkskammer. Berlin, 4. Oktober, (tu.) Der Vorstand der Handwerkskammer zu Berlin Hut de« Generul- feldmarschull von Hindenburg einen Glückwunsch gesundt mit der Bitte» uls Meister des Kriegs hundwerks de« Ehre«»»rfitz der erste« u«v größte« Handwerkskummer Deutschlands zu übernehmen. ver besitz von Gibraltar unä äer Anterseebootskrieg. ( Der bekannte englische Politiker und Schriftsteller Frederic Harrison schreibt an den „Manchester Guardian" einen langen Brief, der das Gibraltarproblem behandelt und dessen Inhalt am besten durch die folgenden Eingangs worte gekennzeichnet wird: „Wohl bewußt, daß ich für eine Sache spreche, welche auf das heftigste angegriffen werden wird, empfinde ich es als Pflicht, folgende Forderungen im Intresse einer ehrlichen Neuordnung, Europas nach dem Rriege auf- zustellen: (. Großbritannien kann nicht auf einem europäischen Friedenskongreß in Ehren erscheinen, selbst nicht mit dem nötigen Anstandsgefühl, wenn wir nicht bereit find, Gibraltar an Spanien abzutreten, sobald der Frieden gesichert ist. 2. Unüberwindbar »ir ein Felsen gegenüber Angriffen von der See, ist die Stadt und der Hafen auf der Westseite einer großen Armee, welche ans den nördlichen Höhen des spanischen Festlands auf gestellt nnd mit modernen Geschützen bewaffnet ist, ausgeliefert. 3. Sechzig Jahre lang und noch heute ermahnt eine Vereinigung britischer Schriftsteller seine Lands leute, «inzusehen, daß die Zurückbehaltung einer spanischen Stadt und Festung ein unverwischbarer Fleck auf dem Ehrenschildt unserer vielberühmten „Achtung vor den Nationen" und unseres „Ab scheus vor Weltbeherrschung" ist. Die Stadt, der Hafen und die Festung von Gibraltar ist für Spanien nicht nur ein notwendiger Lebensnerv, sondern für alle, welche vom Atlantischen Meer nach Vsten reisen, das sichtbarste Zeichen spaniscber Erniedrigung und und britischen Stolzes." Der Verfasser betont weiter, daß eine Abtretung erst nach dem Rriege erfolgen dürfe, und beleuchtet die Frage des Besitzes von Gibraltar im Zusammenhang mit dem Unterseebootskrieg. Er schreibt: „Wir brauchen Gibraltar gegen die Unterseeboote Ulit oder ohne Zustimmung von Spanien kann es zu einem Unterschlupf für die U-Bo«te gemacht werden, wenn wir es jetzt verlassen. Jede Abtretung von Gibraltar als Teil der Bedingungen für ein friedliches Europa sollte unter einer Garantie geschehen, welche Spanien Groß britannien, Frankreich, Italien und den Vereinigten Staaten gibt, in der Weise, daß Gibraltar niemals in irgendeiner Weise dazu benutzt werden darf, die völlig frei« Fahrt auf dem Mittelländischen Meer zu schließen oder einzuschränken." Man kann aus diesem Brief entnehmen, daß Gibraltar durch unsere U-Boote, die unbekümmert um seine Geschütze in das Mittelmeer einlaufen, viel von seiner beherrschen den Stellung verloren hat, sonst würde sich ein derartiger Vorschlag gerade jetzt wohl nicht ans Licht wagen. französiscke JugenäbUäner. Schon vor dem Rriege ist deutscherseits häufig als ein hervorstechendes Rennzeichen der französischen Pädagogik die planmäßig betriebene Vergiftung der Rinderseele mit dem Haß gegen den „Erbfeind" Deutschland genannt worden. Unsere Feldgrauen im Westen haben immer wieder beim Durchblättern von Schullehrbüchern, Geo graphie- und Geschichtsbüchern Gelegenheit gehabt, die Wahrheit dieser Beobachtung festzustellen. Naturgemäß hat der Rrieg, der die niedrigsten Leidenschaften nirgends tiefer als in Frankreich aufgewühlt hat, die Strömung, den Haß gegen Deutschland in die Herzen der Rinder einzuimpfen, außerordentlich verstärkt. Mit welchen wahrhaft barbari schen Mitteln dabei gearbeitet wird, zeigt ein Blick in eine der französischen Rinderzeitschriften, von denen uns eine Nummer des illustrierten Wochenblattes „L'Epatant" vor liegt. Von der ersten bis zur letzten Seite bringt das Blatt nur läppische oder unflätige Schmähungen der Deutschen. Einige Stichproben mögen genügen. In der illustrierten Humoreske „Die Boche-Falle" lockt ein Belgier einen dent- schen Soldaten durch allerlei geschickte Vorrichtungen in eine eigens konstruierte Falle, mißhandelt und ersäuft ihn schließlich. Dann folgt ein Rapitel aus der Schundgeschichte „Le Roi des Boxeurs" (Der Rönig der Boxer), worin der Held nnd sein Ramsrad, ein Armenier, sich in Lrzerum eines „ungeheuer dicken deutschen Generals" bemächtigt. Bei dieser Gelegenheit zerschmettert der Armenier einem Türken den Schädel, während er gleichzeitig das Bajonett einem zweiten in den Bauch rennt und einen dritten von- hinten ersticht. Sudeleien ähnlichen Gepräges über den deutschen Raffer und den Rronprinzen füllen selbstredend ganze Seiten. Mit einer derartigen geistigen Rost nährt das Frank reich von heute, das noch immer davon durchdrungen ist, Vorkämpfer der Zi»ilisation zu sein, seine aufwachsenden Geschlechter! Was kann aus einer Jugend werden, der man so jeden Sinn für Anstand und Würde — von Menschlichkeit und Ritterlichkeit ganz zu schweigen — austreibt, nur um den hysterischen Haß nicht erlöschen zu lassen? Stuben um Gelcl — Gelcl um Glauben, bi« von äer front. Von Hauptmann Walter Bloem. Front und Heimat — wir und ihr. Sind die zwei noch eins? Gebt uns Waffen! In unser aller Namen hab ich's euch zugerufen »or einem halben Jahr. Millionen unter euch sind dem Rufe gefolgt. Alle — noch längst nicht! Wie weise die Millionen taten, die gegeben haben — die Geschichte des dritten Rriegsjahrs hat's erwiesen. Aisne, Ehampagne, Arras, Verdun von (9(7, Flandern — hei, das war ein ander Ding, als da sie uns anhielten (9(6 vor Verdun — da sie anbissen an der Somme! Die Ueber-Materialschlacht — sie hat's nicht geschafft! Denn auch wir hatten jetzt, was wir brauchten. Und hundert tausend« junger und alter deutscher Rrieger danken's euch, daß sie heut noch Gewehr und Handgranate schwingen, in den glühenden Lauf die Rartusche schieben, euch zum Schutze, statt daß die feindlichen Rriegsmaschinen sie zu Brei zerstampft hätten. Sie haben gefühlt, wie's ist, wenn die zwei eins find — Heimat und Front — ihr und wir! Sind wir immer noch eins?! Wenn die Munitionszüge heranrollten, bis zum jAatz«n gefüllt mit all dem gräßlichen Zeug, das wir so bitter nötig brauchen, um uns die da drüben vom Leibe zu halten — dann haben Musketier und Ranonier es freudig stolz empfunden: ja, sie sind mit uns und bei uns, die daheim — ihre Taschen haben sie auSgeleert bis zum letzten Rassenschein, di« Rraft ihrer Glieder ausgepumpt bis zum letzten Schweißtropfen, nm uns zu helfen im ge meinsamen Riesenkampf. Aber wenn «ir auf Urlaub kamen, dann — haben wir manchmal zweifeln müssen an euch. Ihr starrtet uns frostig an und stelltet sie immer wieder, die häßliche, gedankenlose Frage: wann geht's denn endlich zu Ende?! Als ob's an uns läge, wenn's noch immer weiter geht!! Und wenn wir von dem erzählten, des unser Her; bis zum Bersten »oll war, von unserm Rampf und Sieg, von Wunden und Sterben, von grimmiger Not und herr licher Rameradschaft, dann hörtet ihr nur mit halben; Mhre hin und erzähltet von euren Brot- und Rartoffelnöten euren Rleider- und Stiefelnöten, euren Metall- und (Dapier- nöten. von euren Entzweiungen und Parteiungen, »on Scharren und Schieben, von Wucherei und Hamsterei, von Rriegsgewinnen und Rrlegssteuern, von Alltagskram und Alltagsdreck . . . Und dann kam ein Gefühl un geheurer Entfremdung über uns, und manch braver Soldat hat im Rreise seiner Stammtischbrüder »on einst in sich hineingeflucht: Verdammt I Wär' ich erst wieder in meinem Schützengraben! Es ist nicht mehr wie im Anfang zwischen uns und euch. Wir haben den Rrieg so weit von euch hinweg gescheucht, daß ihr den ganzen Ernst unserer Rümpfe nicht mehr fühlt. Wir find verwandelt durch das furchtbarste Erleben, das jemals über Menschen verhängt war — ihr seid die Alten geblieben. Soll's so sein?! Wollt ihr, daß ihr, die Heimat, und wir, eure Rrieger, wenn wir einst heimkommen, einander nicht mehr verstehen?! Das könnt ihr nicht wollen, das wollt ihr nicht!