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Amts- für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Fernsprecher: Amt Wilsdruff Ar. 6. Nr. 197 76. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite und Ltmgegend. Erscheint seit dem Jahre 4344. Mle Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Hm Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderimgsetnrichtungen — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Aachlitzerung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner -at der Inserent in den obengenannten Fällen keine Ansprüche, falls die Zetlrrnq verspätet, in beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / (Linzel- verkavfspreis der Rümmer 10 Pfß- ^ulchristen sind nicht persönlich zu «dresHeren, sondern an den Verlag, die Schnstleltung oder die Geschäftsstelle. / Arwuynee Avsihristen bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW.4S. Smpfünger mncrh.« Tagen, vom Rcchnunq^age an, WU>cr^euw^ebe!n Königliche Amtsgencht im» kn StoVtrat zu Wilsdruff Zorstrentami zu Tharandt. Gesteigerte Feuertätigkeit an der italien. Front Rede und Gegenrede. Die ersten Züge aut dem Divlomatenschachbrett von Brest-Litowsk find getan. Beide BerhandlungSvarteten haben sich in Rede und Gegenrede über die allgemeinen Grundlagen eine« dauerhaften, für alle Teile ehrenvollen Friedens auSgesptochen, und, wenn nicht alles täuscht, ist die Antwort der Mittelmächte auf da« bekannte Friedensprogramm der Maximalisten von russischen Unterhändlern mit einen angenehmen Gefühl der Erleichterung ausgenommen worden/ Dem Grafen Czernin war bie Aufgabe zugesallen, im Namen und im Auftrage der Verbündeten den Schleier von den Friedensbedingungen zu lüften, mit denen wir unsere Vertreter in daS Haupt quartier Ost geschickt batten, und seine Erklärungen dabei so einzurichten, daß sie unbeschadet eigener LebenSinter- essen alsbald au« dem Beratungszimmer hinauSgetragen und der gesamten hochaufhorchenden Welt preisgegeben werden konnten. Damit sind wir an einem Wendepunkt von größter Tragweite angelangt. Die Friedenskonferenz von Brest-Litowsk ist bereit, auf'S Ganze zu gehen und dabei im vollen Licht der Öffentlichkeit zu marschieren. Das verspricht ein Schauspiel, dem jeder ehrliche Menschen freund zitternden und betenden Herzens folgen wird. Also zunächst die Russen. Sie beharren dabei, .einen allgemeinen, gerechten, für alle in gleicher Weise annehm bare« Frieden* anzustreben, erklären feierlich, datz sie die Fortsetzung des Krieges blök zu dem Zweck, um Annexionen zu erreichen, Ar em Verbrechen halten, und versprechen unverzüglich Bedingungen zu unterschreiben, die dem Krieg unter solchen Voraussetzungen ein Ende Sachen -können. Im einzelnen führen sie auf: gewaltsame Aneignung von Gebieten unter Zurückziehung der sie be- äetzthaltenden Truppen in kürzester Frist, Wiederher- Aellung der politischen Selbständigkeit der Völker, die sie u» Kriege verloren haben, SelbstbeftimmungSrecht natio- »aler Gruppen über ihre staatliche Zugehörigkeit zu der einen oder andnn Macht oder über ihre Selbständigkeit, »usgeübt durch Referendum (Volksabstimmung), besonderer Schutz der Rechte nationaler Minderheiten in Gebieten mit gemischter Bevölkerung, keine Auferlegung von KriegS- losten, abgesehen von Prioatverlusten, die auS einem be sonderen internationalen Fond gedeckt werden sollen, und endlich Entscheidung auch der kolonialen Fragen nach gleichen oder ähnlichen Grundsätzen. Dann im Nachtrag «och ein« Erklärung gegen .versteckte Bckämvsung der Freiheit schwacher Nationen durch starke* im Wege wirt- tzhaftlicher Vergewaltigungen, wie. z. B. durch auf gezwungene Handelsverträge, Sonder-Zollverträge, See blockade usw. — und daS russische Friedensvrogramm ist fertig. Man sieht: eine Mischung schöner, guter, nützlicher und vielleicht nicht immer durchführbarer Vorschläge, aber doch immer eine Liste von Bedingungen, über die sich reden und verhandeln läßt. Und die Antwort? Eine in Betracht zu ziehende Grundlage für den als baldigen Abschluß eines allgemeinen gerechten Friedens, erklärt Graf Czernin, den die Regierungen und die Völker Ler verbündeten Mächte gemäß ihrem klar ausgesprochenen Willen offen erstreben. Also einverstanden, waS den so fortigen Abschluß eines allgemeinen Friedens ohne gewalt same Annexionen und ohne Kriegsentschädigungen angeht, einverstanden auch mit der Verurteilung einer weiteren Kriegführung nur »u Eroberungszwecken. Wir unterschreiben sofort einen Frieden, der diesen Krieg auf Grundlage dieser ausnahmslos für alle krieg führenden Mächte in gleicher Weise gerechten Bedingungen beendet. Aber — sämtliche beteiligten Mächte müssen sich > mnerhalb einer angemessenen Frist ausnahmslos und ohne jeden Rückhalt zur genauesten Beobachtung der alle Völ er in gleicher Weise bindenden Bedingungen verpflichten, wenn die Voraussetzungen der russischen Darlegung erfüllt fein sollten. Denn von einer einseitigen Festlegung Lex Mittelmächte auf diese Bedingungen kann natürlich keine Rede sein, sonst würde dir Sicherheit fehlen, daß -Rußlands Bundesgenossen diese Verpflichtungen ehrlich !«nd rückbaltSloS auch dem Vierbunde gegenüber anerkennen und durchführen. Und nun im einzelnen: wir beabsichtigen keine gewalt samen Gebietsaneignungen: über die Zurückziehung der -Truppen hat der Friedensvertrag Bestimmungen jzu treffen. Die politische Selbständigkeit der im Krieg ! unterworfenen Völker soll wiederhergestellt werden, da gegen kann die Frage der staatlichen Zugehörigkeit nationaler Gruppen ohne staatliche Selbständigkeit nicht zwischen staatlich geregelt werden, sondern im gegebenen Fall von. jedem Staate mit seinen Völkern selbständig auf verfassungsmäßigem Wege zu lösen (was sich z. B. die Tschechen müssen gesagt sein lassen). Das Gleiche gilt für den Schutz des Rechtes nationaler Minderheiten; rmch rr wird durch das verfassungsmäßig^, ,Selbst bestimmungsrecht der im Vierbund vereunglen Avner gr- währleistet, bedarf also keiner Regelung durch einen internationalen Friedensvertrag. Auf Kriegskosten und Kriegsschäden könnte wechselseitig verzichtet werden; bliebe also nur der Ersatz an Aufwendungen für die Kriegsgefangenen sowie der im eigenen Gebiet feindlichen Staatsangehörigen durch völkerrechtswidrige Gewaltakte zugefügt^i Verluste. Und was die Kolonien betrifft, so wird Deutschland von der Forde rung Rückgabe seiner während des Krieges gewalt sam in Besitz genommenen Schutzgebiet« unter keinen Umständen abgehen. Von einem Selbstbestimmungsrecht der Kolonialvölker kann im übrigen bei der in Not und Tod bewiesenen Anhänglichkeit unserer Schutzbefohlenen an die Verwaltung des deutschen Reiches füglich ab gesehen werden. Dagegen find wir mit der Ver urteilung jedweder wirtschnftlichen Vergewaltigung im Böckerverkehr unseren eigenen stets befolgten Grundsätzen gemäß, vollkommen einverstanden. Also Summa Summarum: In diesem Sinne sind wir bereit, mit allen unseren Gegnern in Verhandlungen einzutreten. Mit den Ruffen aber möchten wir, um nicht unnötig Zeit zu verlieren, sofort in die Beratung der jenigen Sonderpunkte eintreten, deren Durcharbeitung für beide Teile auf alle Fälle notwendig erscheinen wird. Worauf die Russen befriedigt feststellten, daß man in den Hauptpunkten einig sei und die tatsächliche Möglichkeit ge wonnen habe, sofort zu Verhandlungen über einen all gemeinen Frieden unter allen kriegführenden Siaaten zu -schreiten. Sie bäten deshalb um eine zehntägige Hnlerbrechung der Verhandlungen, bi- zum 4. Januar »vi», dam,? .-.ndern Vclt-r sicll :/hl, stellten Drin pien einer solchen Fried.. : .: .chen könnten. Dafür verpflichte man sich, nach Ablauf dieser Frist die Verhandlungen unter allen Umständen fvrtzusetzrn. 1 So wurde denn auch beschlossen, zugleich aber der sofortigen ' Besprechung der Sonderfragen zwischen Rußland und den vier Verbündeten zugestimmt. Diese hat inzwischen am zweiten Weihnachtsfeiertage ihren Anfang genommen: man unterhielt sich zunächst über die Wiederherstellung des Ver kehrs an der »«samten Ostfront. Die Beratungen werden fortgesetzt. Dies das Ergebnis der ersten beiden Vollsitzungen in Brest-Litowsk. Ein ungeheurer Fortschritt in der Tat, wenn man auch immer erst noch in den Anfängen deS FriedenSwerkes steckengeblieben ist. Aber ein Rückwärts auf dieser Bahn kann eS nicht lyehr geben; deshalb dürfe» wir darauf vertrauen, daß wir jetzt vorwärtslommeu werden, trotz Wilson und Lloyd George! * Besserung des Mark- und RnbelkurseS. Seit einigen T«gen steigen in der Schweiz die Wechsel, kurt« der kriegführenden Länder ganz rapide, allen voran diejenigen der Zentralmächt«. Die Hundertmarkscheine, welche nach vor einigen Wochen mit SV Franke« bezahlt wurden, stehen heut« auf 8S. Besonder- auffallend ist Pa- Steigen des Rubel- van 6V aus ebenfalls 8S. a Austausch von Gefangenen Am zweiten Weihnachtstage begab sich unter Leitung des Grafen Mirbach die im Zusatz zum deutsch-russischen Waffenstillstandsoertrag vom 15. Dezember vorgesehene Kommission von Berlin nach Petersburg, die die Regelung des AustawchS von Zivilgesangenen und dienstuntaug lichen Kriegsgefangenen m Angriff nehmen und Maß nahmen zur Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern innerhalb der durch den Waffenstill stand gezogenen Grenzen treffen soll. Der Krieg. Wieder 21000 Tonnen versenkt. , Amtlich wird gemeldet: Neue U-PootS-Ersolge iw Sperrgebiet um England: 21 OVO Br.-Reg. To. Voll den versenkten Schiffen wurden vier Dampfer in der Nordsee vernichtet: drei davon, die tiefbeladen waren, wurden aus stark gesicherten Geleitzügen herausgeschoffen, zwei der Dampfer waren englischer Nationalität. Em anderer versenkter Dampfer trug Kriegsflagge, war dem nach ein englisches Hilfskriegsschiff. Der Ches des Admiralstabes der Marine Verlust eines U-Bootes. Nach einer von der Agence Havas verbreiteten aus führlichen Meldung über dir Versenkung des »Chateau Renauld* mutz die Vernichtung des U-Bootes, das in hartnäckigem Angriff den französischen Kreuzer »Chateau Renald* versenkt bat. als sehr wahrscheinlich anaenommen werden. Erfreulicherweise ist, der französischen Meldung zufolge, fast die gesamte Besatzung gerettet worden. „Der Höhepunkt per Verrücktheit." ' Die sonst so zuversichtliche Londoner »Times* schreibt- »ES sind nicht nur die am letzten Sonnabend abschließenden Ziffern des U-Boot-Krieges, die zeigen, daß die U-Boote noch eine überaus reale Bedrohung darstellen, sondern es ist seitdem auch noch der Liniendanipfer »Apapa* ohne Warnung torpediert worden, als er sich m der Nähe der kritischen Zone seines Ankunsthafens befand. (Der Dampfer befand sich im Sperrgebiet, war also gewarnt.) Auch haben sich weitere Versenkungen von Schiffen ereignet, als diese sich von einem Hafen Großbritanniens zum anderen be- wrgten. Aus dem erstgenannten Ereignis kann eine wachsende Kühnheit der U-Boot-Kommandanten gefolgert werden, und auS der letztgenannten Tatsache ergibt sich, daß leider immer noch einige Beamte der Meinung find, wie sie im September zum Ausdruck kam, daß das U-Boot besiegt sei. Es ist der Höhepunkt der Verrücktheit, den Versuch zu machen, die Schwierigkeiten der Lage als ge- ringer hinzustellen oder einen falschen Eindruck über ihr« Wirklichkeit zu erwecken, dadurch, daß man erklärt, die Gefahr sei überwunden.* Jellicoe verabschiedet. Nach einer von Reuter verbreiteten amtlichen Meldung ist Vizeadmiral Sir Roßlyn Wemyß als Nachfolger de» Admiral» Jellicoe zum Ersten Seelord ernannt worden. Jellicoe hat in Anerkennung seiner Verdienste hie Peers- würde erhalten. Eine unmögliche Aufgabe. Der bekannte Marinesachoerständige Nautilus führt im »Nieuwe Rotterdamsche Courant* auS, daß Amerika, am die Wirkung des U-Boot-KriegeS wettzumachen, in einem Jahr fünfzehn Millionen Echiffstonnen bauen müßte. Das sei aber nicht möglich, ohne daß die eigentliche Krieg führung dadurch in hoffnungsloser Weise beeinträchtigt würde. Denn zweifellos werden jetzt auS jenen für Schiffsbau benötigten 7'/- Milliarden Kilo Eisen, Kanonen und Geschosse angesertigt. Man stehe darum unlösbaren Problemen gegenüber. Auch England müsse da« einsehen jund solle sich, bevor eS zu spät ist, zu Friedensoerhand- flunge» mit einem unbesiegten Deutschland beretterklären. Nie Ukraine für den Waffenstillstand. Kornilow erneut geschlagen. Wie auS Petersburg gemeldet wird, hat das Se kretariat der Ukraine ein Manifest veröffentlicht, in dem erklärt wird, das Sekretariat habe sich mit dem Waffen stillstand an der ukrainischen Front besaßt und erkenne den Waffenstillstand des Sowjet an. Niederlage der Todesbataillon«» Die Abteilung Kornilow, die sich auS Todesbataillonen -usammensetzt, im ganzen 6000 Mann mit 200 Maschinen gewehren, wurde nach Petersburger Meldungen voll ständig geschlagen und durch Matrosen d»r Baltischmeer flotte, der Schwarzmeerflotte und die polnische Legion 100 Werst weit im Gouvernement Charkow verfolgt. Einstellung der Heeresbedarfs-Fabrikation. Die Regierung»kommisiare haben eine Kundmachung erlassen, in der erklärt wird, die Herstellung von mili tärischen Ausrüstungsgegenständen bewirke eine Vergeudung der Arbeitskräfte und des VolkSreichtumS im Lande. Sie müsse daher unverzüglich eingestellt und durch die Pro duktion der für daS Volk notwendigen Artikel ersetzt werden. Das Lager-Echo von Knockaloe. Eine deutsche Jnterniertenzettung in England. über die deutschen Zivilinternierten in England er fährt man mancherlei Interessantes au» den Mitteilungen, die ein neutraler Berichterstatter über die auf der Insel Man erscheinende »Zei 'chrift für daS Zioilgefangenenlager von Knockaloe macht. DaS »Lager-Echo* enthält eine» regelrechten Leitartikel, dessen Verfasser wehmütige Be trachtungen über die lange Dauer deS Krieges und über die traurige Lage der Gefangenen anstellt. »Anfangs » so schreibt er, »gab eS unter uns Scharen von Optimisten, die fest überzeugt waren, daß bald das Ende des gro en Völkerringens kommen müsse. Sie sind längst zu einem kleine« Häuflein von Sonderlingen zusammengeschmolzen. Vor einiger Zeit schien in unseren armen, gedrückten Herzen eine neue Freude aufzublühen, als wir die Kunde von deutsch-englischen Beratungen im Haag vernahmen. Selbst die ärgUen Pessimisten ,m Lager hegten >u einem