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WMM U MW vlatt Kmts j 76. Jahrg Sonnabend den 1. September 1917 Körrigliche Amtsgericht med Hex Stadtrat zu Wilsdruff Forstreutamt zu Tharandt. Das Wochenblatt für Wilsdruff erscheint »Schenttich dreimal und zwar Montags, MW- rvochs und Freitags abends L Uhr für den folgenden Tag. — Bezugspreis bei Selbst- abi)oiung von der Druckerei monatlich 65 Ofg., vierteljährlich z,YÖ Mk., im Stadtbe zirk zngetragen monatlich 70 Asg., vierteljährlich 2,05 Mk., bei Selbstabholung von unseren Landausgabestellen monatlich 70 i^fg., vierteljährlich 1,95 Mk., durch unsme Laudausträger zugetragen monatlich 75 Z>fg., vierteljährlich 2,15 Mk. — Im Falte höherer Sewalt — Aricg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zei tungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen An- ipruch auf Lieferung oder Na-blieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugs preises. 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Lokalblatt für Wilsdruff Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinfchönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Kesselsdors, Steinbach bei Mohorn, Spechtshausen, Tanneberg, Taubenheim, Ullendorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Druck und Vertag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich Oberlehrer Gärtner, Wüsdruff. Der amtliche Teil befindet sich in der Beilage. Rege Kampstätigkeit an allen Fronten. Vorkang Kock! Das war einmal eine Enthüllung in Petersburg, vor den Schranken des Gerichtshofes, der über den ehemaligen Kriegsminister Suchomlinow abzuurteilen hat, die diesen Namen redlich und für alle Zeiten verdient hat. Sie ist auch gerade im rechten Augenblick gekommen, während in London die Konferenz der Ententesozialisten, in Moskau die große allrussische Reichskonferenz tagte und in Stock holm die Eröffnung Les internationalen Sozialisten kongresses nahe bevorsteht: überall steht, mittelbar oder unmittelbar, dieSchuldfrageim Vordergründe der Emvfin- dungen, denn ehe man sich dazu entschließen kann, einen besnminten Schritt zur Beendigung des Krieges zu tun, will man sich Rechenschaft ablegen über die Möglichkeit, wie es zu dieser ungeheuren Katastrophe überhaupt kommen konnte. Auch der Papst wird jetzt vielleicht über manche Einzelheit seines Friedensbriefes sich seine Gedanken machen — nachdem ein Wissender den Mund aufgetan hat, ein Mann, der in den schicksalsschweren Tagen des Juli 1914 die Hand am Steuerrade der Weltgeschichte hatte. Die Wahrheit ist auf dem Marsch ... Wie war es doch? Die deutsche Regierung hat ihre Kriegserklärung an Rußland immer mit der Zwangslage begründet, in die sie durch den Zarenbefehl zur Mobil machung der gesamten Streitkräfte des russischen Reiches versetzt worden war. Erst mit dem Augenblick, wo dieser l Befehl zur Ausführung kam, nahm der österreichisch- serbische Zwist den Charakter eines europäischen Zer würfnisses an, und wir mußten zu ihm nicht nur gemäß unserer Bundespflichten Stellung nehmen, sondern auch gegen die eigene Bedrohung unserer Grenzen die selbstverständlichen militärischen Vor kehrungen treffen. Also richteten sich alle Be mühungen unseres Kaisers darauf, den Zaren zur Zurücknahme seines Befehls zu bewegen, solange es noch Zeit war. Wir wußten ganz genau, daß er bereits er gangen war, obwohl er noch nicht veröffentlicht und von den militärischen Spitzen in Petersburg, sogar unter Ver pfändung des Ehrenwortes, abgeleugnet wurde. Umsonst — und so mußte unser Oberster Kriegsherr zur Mobil machung schreiten, und das Unheil nahm feinen Lauf. Gegen diesen Zusammenhang der Dinge verschloß man in Frankreich und England, in Italien und Amerika hartnäckig sein Ohr. Nun aber kommt der damalige russische Generalstabschef Januschkewitsch und erzählt vor Gericht nach Anrufung Gottes für die Wahrheit seiner Aussage: einmal, daß der Befehl zur Gesamtmobilmachung deS Heeres schon am 29. Juli 1914 vom Zaren unter zeichnet worden ist, daß er, der Chef des Generalstabes, mit diesem Befehl in der Tasche dem deutschen Militär attache am Nachmittage des gleichen Tages ehrenwörtlich versicherte, daß eine solche Mobilmachung noch nicht er klärt worden sei, daß dann der Zar auf eindringliche tele graphische Vorstellungen Kaiser Wilhelms sich anders be sonnen habe und den Befehl wiederrückgängig machen wollte— aber hier setzt nun das teuflische Spiel der russischen Sol dateska ein. Januschkewitsch und Suchomlinow, der Generalstabschef und der Kriegsminister taten sich zusammen und logen, dazu angefeuert und befruchtet von dem wackeren Minister des Auswärtigen Ssasonow, dem Zaren vor, die Mobilmachung werde tatsächlich nur gegen Osterreich- Ungarn durchgeführt, während sie in Wirklichkeit alle Hebel in Bewegung setzten, um sie so rasch wie nur irgend möglich im Gesamtgebiet des Zarenreiches ins Werk zu setzen. Eine vollendete Tatsache sollte geschaffen werden, um jeden Preis. Und stehe -a: am nächsten Tage, dem 30. Juli, hatte der Zar sich wiederum die Sache anders überlegt — wer weiß, wer ihn inzwischen von neuem umgestimmt hatte — und nun schritt man sofort zur öffentlichen Bekanntgabe der Mobil machung und machte so weiterem Zögern und Schwanken ein rasches Ende. Jetzt konnten die Anstifter der Mensch heitstragödie sich im stillen und, vor allen Dingen, vor Lem Zaren noch eines besonderen Verdienstes rühmen, Lenn es war ihnen gelungen, mit ihrer Doppelzüngigkeit Lem deutschen und ihrer mit frecher Lüge verbundenen Eigen mächtigkeit ihrem eigenen Kaiser gegenüber einen über aus wichtigen militärischen Vorsprung zu gewinnen. Wenn alles gut gegangen wäre, woran die Herren damals bei der Planmäßigkeit des gewaltigen Kesseltreibens gegen die Mittelmächte natürlich nicht die leisesten Zweifel hegten, wie strahlend hätte dann ihr Verdienst um den Sieg des Vaterlandes vor allen anderen Helden taten jener entscheidenden Vorbereitungstage her vorgeleuchtet. wie groß wäre dann die Gnade des Zaren gewesen, in der sie sich bis an ihr Lebensende hätten sonnen können. Aber es ist anders gekommen, ganz anders. Und nun, da alles verloren ist, der Zar ein machtloser Gefangener, der in Sibirien feine Tage verbringen muß, die Armee geschlagen und zerfetzt, das Volk aus tausend Wunden blutend, das Reich am Rande des Abgrundes, nun kann auch die Wahrheit ans Licht steigen — es ist doch alles verlorenl Der Vorhang ist hochgegangen über den Anfängen des Weltkrieges, und keiner Macht der Erde wird es gelingen, den Brunnen der Erkenntnis wieder zuzuschütten, der sich vor den entsetzten Augen der Menschheit hier plötzlich aufgetan hat. Nur ein erster Schritt ist es vorläufig: in Paris und in London werden unzweifelhaft auch noch Geheimnisse unter Schloß und Riegel gehalten, die ein würdiges Seitenstück zu den Petersburger Enthüllungen abgeben würden. Aber die Wahrheit ist auf dem Marsch, und ihr Siegeslauf wird sich nicht mehr aufhalten lassen. So sieht es mit der Schuld am Kriege aus, die Sonne hat es endlich an den Tag gebracht. Und nun denke man an das Märchen vom Potsdamer Kriegsrat, an die Albern heiten über die preußische Militärkaste, die den allgemeinen Völkermord beschlossen habe, um die deutsche Weltherrschaft durchzusetzen. Sie sind entlarvt, die wahren Urheber des Krieges, ihr eigenes böses Gewissen hat ihnen Geständnisse abgepreßt, die nicht mehr wegzuwischen sind aus der Vor geschichte dieses jammervollen Trauerspiels. Hört ihr Völker und laßt's euch sagen:- die Schuldfrage ist geklärt. Und wenn ihr nun vom Frieden reden wollt, dann wißt ihr jetzt endlich, wo der Hebel angesetzt werden muß. Der Krieg. Großes Hauptquartier, 30. August. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Die Kampf tätigkeit in Flandern beschränkte sich auch gestern auf starkes Feuer in einigen Abschnitten nordöstlich und östlich von Ipern. — Frühmorgens führten die Engländer einen heftigen Vorstoß nordöstlich von Wieltje, der verlustreich im Feuer und Nahkanpf zusammenbrach. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Am Chemin- des-Dames scheiterten mehrere nach Feuerwellen vor brechende Erkundungsstöße der Franzosen südöstlich von Cerny. — Vor Verdun nahm abends der Artilleriekampf wieder größere Stärke an; außer Erkundergefechten keine Jnfanterietätigkeit. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Französisches Feuer gegen Thiaucourt wurde erneut durch kräftige Beschießung von Noviant aux Pros erwidert. östlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. Bei Dünaburg und Smorgon lebte die Feuertätigkeit erheblich auf; auch südwestlich von Luck, bei Tarnopol und am Zbrucz war die russische Artillerie rühriger als sonst. Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph. Südlich von Tirgul Okna wurden rumänische Angriffe gegen unsere Linien abgewiesen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen. Der Kampferfolg des 28. 8. in den Bergen nordwestlich von Focsani wurde gestern erweitert. Kraft voller Stoß der bewährten Angriffstruppen warf den zähe sich wehrenden Feind aus Jresti und drängte ihn über die Höhen nördlich des Dorfes gegen das Susita-Tal zurück. Ein aus Schlesiern und Sachsen bestehendes Regiment zeichnete sich besonders aus. An 300 Gefangene und zahlreiche Maschinengewehre und Fahrzeuge wurden eingebracht. — Heftige Entlastungsangriffe der Gegner, ohne Rücksicht auf Menschenverlust gegen die von uns nordöstlich und nördlich von Muncelul erkämpften Linien geführt, blieben erfolglos und ohne Einfluß auf die Angriffsbewegung westlich der Susita. — Am Sereth und an der unteren Donau steigerte sich die Gefechtstätigkeit. Macedonische Front. Die erhöhte Feuertätigkeit dauerte an, besonders südwestlich des Dojran-Sees. — Bei Jhuma und Alcak Mah unternahmen die Bulgaren erfolgreiche Streifen, bei denen mehrere französische Posten aufgehoben und Gefangene zurückgeführt wurden. Einige angreifende feindliche Kompagnien wurden durch Feuer vertrieben. Der Erste Generalguartiermeister Ludendorff. Oer k>ieg rur 8ee. Neue L-Boot-Beute. Durch unsere U-Boote wurden in der Nordsee und im Bristol-Kanal neuerdings vier Dampfer und drei englische Fischerfahrzeuge versenkt, darunter zwei be waffnete englische tiefgeladene Dampfer von mindestens 4000 Tonnen, ein tiefgeladener französischer Dampfer, anscheinend mit Kohlenladung, nnd die englischen Fischer fahrzeuge „Nr. 101", „Elraza" (W.Y. 105), „S. H. 107". Der Chef de's Admiralstabes der Marine. Erledigung der „Toro"-AngelegenheiL. Der argentinische Gesandte hat in Berlin mitgeteilt, daß seine Regierung die Angelegenheit der Versenkung des argentinischen Dampfers „Toro" durch die deutschen Er klärungen als erledigt betrachte. Die deutsche Regierung hat für den Dampfer „Toro" die Zahlung einer Entschädigung zugesagt. . . 4- Vie Kämpfe um Veaumont. Vergebliche französische Anstrengungen. In den Kämpfen um Verdun spielt das Dors Beaumont eine große Rolle. Nach der Wiedergewinnung des Forts Douaumont galten die Anstrengungen der Franzosen besonders diesem Dorf und sie scheuten in den letzten Wochen keine Anstrengung, um Beaumont in ihren Besitz zu bringen. Der Eiffelturmbericht meldet am 27. August Gegenangriffe der Deutschen auf den Südrand des Dorfes. In Wirklichkeit haben die Kämpfe um Beaumont mit einem vollen Erfolge der deutschen Waffen geendet. Amtliches über sie Staatsrats-Kelse. . Warschau, 2S. August. Der provisorische Staatörat hat beschlossen, sein Mandat uiederzulegen. Ferner hat er die Bildung eine» «nöschnffes beschlossen, dem sämtliche Verwaltungs- und HauShaltSangelegenheiten, für die -er Staatsrat zu ständig ist, insbesondere diejenigen betreffend Übernahme deS Gericht»- und Schulwesen», übertragen werden sollen. Der bisherige Zustand wird durch diese Beschlüsse sachlich nicht verändert, da die Bildung deS A«»schusse» die Fort führung der StaatsratSgeschäfte sichert. Nach einer Krakauer Meldung soll die Ursache deS Rücktritts die Anordnung des GeneralgouverneurS v. Beseler gewesen sein, daS polnische Schützenkorps aus der polnischen Wehrmacht auszuscheiden und der öster reichisch-ungarischen Armee zur Verfügung zu stellen. 4- fmnlanä vor cler Sntscbeiäung. Stockholm, 30. August. Im Hinblick auf die angesagte Wiedereröffnung des Landtages besetzten russische Truppen frühmorgens das Laudtagsgebäude in Helsingfors. Die russische Tele- graphen-Agentur meldet dazu, daß schon in Len letzten Tagen große Truppenabteilungen nach Finnland gegangen seien und daß weitere Abteilungen Kavallerie mitPanzer- kraftwagen und Maschinengewehren entsandt werben sollen.