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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 14.07.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191707146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19170714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19170714
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-07
- Tag 1917-07-14
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Monat
1917-07
-
Jahr
1917
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brachte, wonach Deutschland seine Waffen lediglich zur Verteidigung der Freiheit und Selbständigkeit sowie der Unversehrtheit seines territorialen Besitzstandes ergriffen hat. Auch an der Schwelle des vierten Kriegsjahres, so wird ausgeführt, erstrebt die Mehrheit des Reichstages einen Frieden der VerständigMg und der dauernden Versöhnung der Völker. Solange die feindlichen Regierungen einen solchen Frieden nicht zugestehen wollen, ist das deutsche Volk und seine Reichstagsvertretung entschlossen, einmütig zusammenzustehen und den Kampf sortzusetzen, bis die Rechte Deutschlands und die seiner Verbündeten gesichert sind. Als Voraussetzung wird dabei angenommen, daß ent weder die zu bildende neue Regierung oder die ent sprechend umgewandelte und durch neue Männer zum Teil neu besetzte Regierung dieser Kundgebung vollinhaltlich und bedingungslos beitrete. Die Erklärung sollte nach dem Willen dec Parteien bis zu ihrer Verlesung im Reichs tag geheimgehalten werden. Ein vierter Kriegswinter? Die Kölnische Volkszeitung schreibt u. a.: Führende Personen sind heute bereits nicht mehr im Zweifel, daß praktisch für eine schnellere Herbeiführung des Friedens und für eine schnellere Beendigung des Krieges die Friedensresolution kaum einen Wert hat. Das deutsche Volk muß leider mit weiterem Blutvergießen und einem vierten Kriegswinter rechnen. Wenn im deutschen Volke der Glaube entstehen sollte, eine Friedensresolution des Reichstages könne Deutschland vor einem weiteren Kriegs- winter bewahren, dann könnte diese Meinung zur gefähr lichen Selbsttäuschung und Enttäuschung werden. Verschiedene Meldungen. Berlin, 12. Juli. Gestern nachmittag empfing Herr v. Bethmann Hollweg die Parteiführer der Linken, so u. a. die Abgeordneten o. Paper. Scheidemann und Ebert zu längeren Besprechungen. Heute vormittag konferierte er mit nationalliberalen Abgeordneten. Berlin, 12. Juli. Der Kronprinz stattete heute vor mittag dem österreichisch-ungarischen Botschafter in Berlin, Prinzen Hohenlohe, einen längeren Besuch ab. Berlin, 12. Juli. Der Chef des Zivilkabiuetts, Herr v. Valentini, stattete heute im Laufe des Vormittags dem Kanzler einen Besuch ab. * Unsere U-Boote am Werk. Im Sperrgebiet um England wurde wiederum eine größere Anzahl Dampfer und Segler versenkt. Darunter befanden sich der bewaffnete englische Transportdampfer „Armadale" (6153 To.) mit Truppen, Munition^ und Proviant von Liverpool nach Saloniki, italienischer Segler „Nostra Madre" mit 940 To. Mais von Amerika nach England und ein grober unbekannter Dampfer, der aus dem Geleitzuge herausgeschossen wurde. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Bern, 12. Juli. „Temps" zufolge wurde am 3. Juli der französische Dampfer „Diana" nach einem Feuergefecht von einem U-Boot versenkt. Amsterdam, 12. Juli. Aus Vlissingen wird gemeldet: Der holländische Segler „'Roelfina" wurde von einem U-Boot nach Zeebrügge aufgebracht. Kopenhagen, 12. Juli. Nach einer Mitteilung des dänischen Ministeriums des Auswärtigen sind drei dänische Schoner von deutschen U-Booten an der norwegischen Küste versenkt worden, nämlich „Cimbria". auf der Reise nach den Faroer mit Salz, ferner „Kodan", auf der Reise von England nach Island mit Kohlen, und der Motorschoner „Motor", auf der Reise von Kopenhagen nack Island mit Stückgut. klein» knegspost. Berlin, 12. Juli. Russische Soldaten, die bei der Offensive in Ostgalizien in Gefangenschaft gerieten, er klären einstimmig, daß sich die dortige Offensive nur dadurch habe bewerkstelligen lasten, daß man sie glauben machte, die Deutschen hätten an einem anderen Frontabschnitt zuerst den Angriff wieder ausgenommen. Berlin, 12. Juli. Dank dem einwandfreien Zusammen arbeiten aller unserer Abwehrmittel war der einzige militärische Erfolg aller französischen Bombenangriffe im Monat Juni öer, daß ein Teil eines für die Kriegsrüstung arbeiten den Werres durch eine geringfügige Beschädigung für einige Stunden stillgelegt wurde. Berufung äes Kronprinzen Milkeim nack Kerim. Berlin, 11. Juli. Die Spannung in der politischen inneren Lage dauert mit unvernünderter Stärke an. Gestern erörterte der Kaiser mit dem Reichskanzler im Anschluß an den Kron rat in mehrstündiger Unterredung die schwebenden Fragen mrd deren Lösung. Der Kaiser berief den Kronprinzen zur Besprechung der in Hussicht genommenen Entscheidungen nach Berlin. Der Kronprinz ist bereits heute morgen in Berlin ein getroffen. Der Kaiser hat die Meinung geäußert, daß di« von der Rcichstagsmehrheit gewünschten Neuregelungen s» schwerwiegender Natur und so tief eingreifend in das Ver fafsungsleben sind, daß ihre Wirkungen weit über die eigen« Regierungszeit hinaus reichen und eine Beratung mit dem Thronfolger notwendig und geboten sei. Der Kronprinz kam mit Sonderzug über Hannover. Die Berufung des Kronprinzen zeigt jedenfalls, daß weittragende Entscheidungen zu erwarten sind. Als un richtig und aus der Luft gegriffen werden amtlich die Pressenachrichten über Vorschläge bezeichnet, die der preußische Minister des Innern v. Loeb eil dem Kaiser gemacht haben soll. Ebenso unrichtig ist die telegraphische Meldung aus Wien, nach welcher der Abg. Erzberger vor einigen Tagen in Wien geweilt hätte und vom Kaiser Karl in Audienz empfangen worden fei. Kleibr octer gebt äer Kanzler? Eine offiziöse Mitteilung in der Nordd. Allg. Ztg stellt fest, daß die von mehreren Berliner Blättern ver. breitete Angabe, der Kanzler habe im Hauptausschub sein Verbleiben im Amt aus vaterländischem Interesse für not wendig erklärt, eine reine Erfindung ist. Über die Frage des Verbleibens des Kanzlers im Amte gehen die Meinungen nach wie vor sehr auseinander. Immerhin erscheint sein Rücktritt noch keineswegs als gewiß. Die Mehrheitsparteien stehen noch immer auf dem Standpunkt) daß, wenn ec ihre Forderungen restlos erfüllt, seinem Vers bleiben im Amte nichts entgegensteht. Allerdings scheint er bisher nur in der preußischen Wahlrechtsfrage vollständig nachgegeben zu haben. Wenn auch in den jenigen Parteien, die ihn und seine Politik bisher gestützt haben, der Gedanke eines Kanzlerwechsels erwogen wird, so deshalb, weil er auf dem Wege zur Parlamentarisierung Hindernisse aufgestellt zu haben scheint. Will er mit der Mehrheit des Reichs tages einig werden, so wird er in bezug auf die Parla mentarisierung mehr Entgegenkommen als bisher zeigest wüsten. Als Kandidat für den Fall eines Kanzlerwechsels wurde heute im Reichstag Fürst Bülow genannt. In den Kreisen der Neichstagsmehrheit hält MMWWWHWWMWWMMWMWMMMMWMMMWWMMMMWMM Wenn das ganze deutsche Volk einig bleibt im : - Willen zum Siege mit Gottes Hilfe, so kann die ; f Welt »ost Feinde ihn uns nicht mehr entreißen. i Geueralfeldmarschall v. Hindenburg f f au den Volksansschuß für rasche Nieder : kämpfung Englands in München, Juli 1917 j mau aber diele Kandidatur für schlechthin unmögUch. Die Sozialdemokraten sind seine Gegner, auch das Zentrum bat ihm die Zeit der Blockpolitik nicht vergessen. Schritt macher für ihn sind eigentlich nur die Nationalliberalen. Selbst die Konservativen würden in seiner Wiederein- bernfung keine glückliche Lösung sehen. Zwei führende Abgeordnete der Mehrheitsparteien sagten: Steht die Frage so: Bethmann oder Bülow, so würden die Mehr heitsparteien vermutlich einmütig gegen Bülow Stellung nekmen. Von einer Seite, die mit Herrn von Bethmann Hollweg persönlich konferierte, wird getagt, daß ein Rücktritt des Kanzlers nicht wahrscheinlich sei. Er besäße nach wie vor das Vertrauen des Kaisers. Von anderer Seite wird aber wiederholt! daß sowohl im Zentrum wie bei den Nationalliberalen starke Strömungen gegen den Kanzler vorhanden sind und daß der Gedanke, es müsse die Umbildung der Regierung an Haupt und Gliedern erfolgen, immer mehr an Boden, gewönne. Protest der Konservativen. Nach der Kreuzzeitung wendet sich die konservative Partei gegen die weitere Verschiebung der Kriegskreditvor lagen. Es wurde bekannt, daß die Tagesordnung der für heute geplanten Reichstagssitzung deshalb abgeändert sei, weil die Vereinbarung' der Regierung mit der Linken und dem Zentrum über die innerpolitische Neugestaltung noch nicht endgültig erreicht ist. Die konservative Fraktion will hiergegen mit der Begründung Einspruch erheben, daß die Entscheidung über diese Frage des wichtigsten Verieidi- gungsmittels unseres Vaterlandes nicht von Verein barungen über innerpolitische Verhältnisse abhängig ge macht werden dürfe. In dieser Frage könne nur die eine Notwendigkeit bestehen, dem Vaterlands ohne Gegen leistung das zu geben, dessen es in der Stunde der Not bedarf. Sozialdemokratische Bedenken. Im heutigen Leitartikel des „Vorwärts" wird die Möglichkeit behandelt, daß mit der Entwicklung der Krise Sozialisten zum Eintritt ins Ministerium aufgefordert werden könnten, und untermcht die Bedingungen, unter denen o ein die Sozialisten sich entschließen könnten, an einer bürgerlichen Regierung teilzunehmen. Der Artikel hält es für nicht angängig, daß deutsche Sozialdemokraten sich ähnlich wie der französische Sozialist Thomas oder der Belgier van der Velde an einer Fortsetzung der Kriegspolitik beteiligen würden. Deutsche Sozialdemokraten könnten nur dann in die Regierung eintreten, wenn diese dem Frieden and der Demokratie dienen will. Wenn die Regierung richt klar auf ein solches Programm festgelegt sei, fo vürden nur die Sozialisten, nicht die Regierung, einer Kesinnungsänderung verdächtig werden. Sozialisten könnten mr der demokratischen Regierung eines demokratisch legierten Landes angehören. Eine Regierung, die mit Hilfe der Sozialdemokratie gebildet werde, müsse am Tage hres Amtsantritts erklären, daß sie nur so lange im Amte »leiben werde, als sie sich auf das ausgesprochene Ver- rauen des Reichstags stützen kann. * Gerückte über Gerückte. Bis in die Abendstunden des Mittwoch blieb di> Klärung der politischen Lage aus. Tausenderlei Gerücht« gingen sowohl in den diplomatischen Berliner Kreisen wß bei den zahlreich anwesenden Reichstagsabgeordneten um So sprach man von einer bevorstehenden abermaliger Kronratssitzung im Beisein des Kronprinzen Wilhelm während von anderer Seite dieser Mitteilung widersprochen wurde. Einberufung äes Kunclesrats Zusfekukkes. München, 11. Juli. Der bayerische Ministerpräsident Graf Hertling hat plötzlich seinen Sommerur.aub in R bpolding unterbrochen und ist heute vormittag vom KvMg in einer längeren Audienz empfangen worden. Daß diese Rückkehr und der Empfang des Grafen Hertling mit der politischen Krisis znsammenhüngt, darüber braucht kein Zweifel zn bestehen. Diese Audienz dürste anch in der Hauptsache den Zweck verfolgen, eine Aussprache mit dem König herbsizuführen, bevor der Ministerpräsident als Vorsitzender des Bundes- rats-Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten in den nächsten Tagen nach Berlin reist, um dort, wie hier ver. lautet, den Bundesrats-Ausschuß einzuberufen. Mehrfach wird auch Gras Hertling als Nachfolger des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg bezeichnet. Die Berechtigung eines solchen Gerüchtes läßt sich natürlich nicht nachprüfen. Absage des Zentrums au den Kanzler. Auf den Entschluß des Kanzlers zum Rücktritt soll angeblich die Tatsache stark eingewirkt haben, daß die Zentrumsfraktion in scharfer Weise gegen ihn Stellung benommen habe. Die Voss. Ztg. will ganz zuverlässig ge hört haben, daß Dienstag der Vorstand des Zentmms im Auftrage der gesamten Fraktion an den Reichskanzler ein Schreiben gerichtet habe, in dem dem Sinne nach das Folgende steht: „Die Vorstaudschaft der Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstages steht in dem weitere»« Verbleibe»« des Reichs kanzlers auf seinem Posten eine Erschwerung der Herbei führung des Friedens. ' Dieser brieflichen Äußerung sollen sich auch die Elsässer smgeschlossen haben. Infolge dieser entschiedenen Stellung nahme des Zentrums soll, wie ferner mitgeteilt wird, der Abgeordnete Spahn die tatsächlich au ihn ergangene Be rufung zum preußischen Justizminister abgelehnt haben. AuKerkalb äes ÄttLUngskLales. — Bilder aus dem Neichstagsgebäude. — 0/-. Berlin, 11. Juli. Im Reichstag entwickelte sich heute erst in den späteren üormittagsstunden regeres Leben. Um 9 Uhr früh waren Ke Räume noch öde und verlassen und nur im Lesezimmer hatten sich etwa zwei Dutzend Abgeordnete eingefunden. Allmählich aber wurde es voller und voller und in der Wandelhalle sah man größere und kleinere Gruppen im eifrigen Gespräch. Diese Gruppen waren durchaus inter fraktionell gemischt; Zentrumsleute, Fortschrittler, Sozial demokraten pflogen lebhafte Unterhaltungen. Besonders Ke Avgeoronelen Spatzn unü von Payer, oie gestern vom Reichskanzler empfangen worden sind, wurden von den Parlamentskollegen mit Fragen über ihre Beurteilung der Lage bestürmt. Von den Nationalliberalen und den Konservativen waren nur wenige Mitglieder im Haufe, i An der Ausfchußtafel ist noch eine Sitzung des Aus schusses für das Wohnungswesen angezeigt. Durch die Fraktionstafel werden nur die Nationalliberalen zu einer Fraktionssitzung und zwar nach dem Plenum ein geladen. Der Hauptausschuß ist auch noch nicht wieder einberufen und wird erst nach der Klärung der Lage und nach Beendigung der Regierungskrise >eme Beratungen fortsetzen. Heute dürste keine Sitzung mehr stattfinden. Der interfraktionelle Ausschuß hat vorläufig ebenfalls keine Sitzung anberaumt. Das hängt aber mit der noch ausstehenden Entscheidung der nationalliberalen Fraktion, wie man sagte, nicht zusammen. Die Vertreter der Fraktionen sind mit ihren Besprechungen fertig. Der Wortlaut der Friedenskundgebung ist festgestellt und die Mehrheit scheint entschlossen zu sein auch ohue die Nationalliberalen ihren Weg fortzusetzen, da für die geplante Aktion auch fo eine Mehrheit vor handen ist. Diese Mehrheit dürste sogar eine sehr stattliche werden, da mit dem Anschluß eines Teiles der Deutschen Fraktion (in Frage kommen hauptsächlich die christlichen Gewerkschafters, sowie der Polen, Elsässer, Dänen und Welfen gerechnet werden kann. Übrigens dürften auch -twa 15 Mitglieder der Nationalliberalen mit den Mehr- hettsparteien stimmen. Es bestätigt sich, daß die von dem interfraktionellen Ausschuß verfaßte Friedensresolution »en Hauptausschuß nickt beschäftigen, sondern als Antrag sofort an das Plenum gebracht und zur namentlichen Abstimmung »gestellt werden soll. Oie innere krile. Berlin, 12. Just. Wie von mehreren Seiten, darunter auch von be- kannlen Abgeordneten, versichert wird, soll sich die Stellung des Reichskanzlers bis auf weiteres wieder befestigt haben. Der Reichstag hält heute bekanntlich keine Sitzung ab, aber auch die Ausfchußsitzungen fallen aus. Dagegen spricht man von einer Versammlung des preuyischen Staatsministeriums, die vermutlich über den Rücktritt mehrerer Minister eickscheiden soll, die sich nicht mit der Proklamation über das gleiche Wahlrecht für Preußen befreunden können. Der Mecklel im preulttlcken Mnistei-ium. Nach der Berliner Abend-Zeitung haben nach der gestrige» Sitzung des preußischen Staatsministeriums, in der die Entscheidung zugunsten des ReichStagswahlrcchts für Preußen gefasten ist, fünf Minister ihr Abschiedsgesuch eingeretcht. Es find die Herren v. Breitenbach, Dr. Frei herr v. Schorlcmer, v. Locbest, Dr. Beseler und der Kultus minister Dr. v. Trott zu Solz. Diese Herren haben sich den, Vorschläge des Reichs kanzlers v. Bethmann Hollweg, an Preußen das Reichs- lagswahlrecht zu geben, nicht anschließen können. Vie partcifuknen beim I^i-onppin^en. Der von Kaiser Wilhelm nach Berlin berufene deutsche Kronprinz nimmt lebhaften Anteil an den schwebenden Verhandlungen, indem er persönliche Besprechungen mit führenden politischen Persönlichkeiten abhält. Der Kronprinz hat heute morgen hervorragende Mit glieder der Rcichstagsfraktioncn im KronprinzcnpalaiS empfangen Es waren berufen die Abgeordnete» v. Payer lBp), Dr. David sSoz), Dr. Stresemann (natl ), Mcrri» (Drsch. Frakt.), Erzberger (Zeutr), Graf Westarp (kom.Z. Die Unterhaltung mit jedem einzelnen Abgeordnete», die gesondert empfangen wurden, dauerte tangere Zeit. Bei dem Empfange wurden alle Fragen der gegenwärtigen Lage eingehend besprochen. Über den Empfang erfährt man noch, daß der Thron folger den Abgeordneten ausschließlich das Wort ließ. Er erklärte, daß ec aus ihrem Munde eine Darstellung unserer innerpolitischen Lage wünsche und daß er, durch diesen Wunsch geleitet, sie zu sich gebeten habe. Innerhalb ihrer Fraktion werden die genannten Parlamentarier den Partei genossen eingehend Bericht erstatten, insbesondere über den Eindruck, den, wie sie glauben, ihre Ausführungen auf dm Kronprinzen gemacht haben. Gestern abend hatte der Kronprinz eine längere Unter redung mit dem Reichskanzler. In der linksliberalen Presse wird behauptet, die Besprechung habe zum Ein oernehmen über d.. Zukünftige Politik geführt. Zenp<mt». und Reichskanzler. Das von 0er Voss. Ztg. veröffentlichte angebliche Schreiben des Vorstandes derZentrumsfrattion an den Reichs- kauzler, in dem das Zentrum das Verbleiben des Reichs kanzlers im Amte als schädlich bezeichnet haben sollte, veranlaßt das W-T.B. zu folgender Erklärung: Die Vossische Zeitung behauptet, daß von der Vorstands schaft des Zentrums im Auftrage der Fraktion ein Schreiben an den Reichskanzler gerichtet worden sei. in dem sich die Fraktion gegen ein Verbleiben des Reichskanzlers in seinem Amt ausgesprochen hätte. Das Blatt glaubt, den Inhalt dieses Schreibens Sem Sinne nach angeben zu können. Wie uns vom Vorstand der Fraktion des Zentrums mit geteilt wird, ist ein derartiges Schreiben, das übrigens auch den Auffassungen der Fraktion nicht entsprechen würde, weder verfaßt, noch abgesandt worden. Die Germania sagt, das Schreiben existiere nicht, es sei vielmehr folgendes festzustellen: Der Vorstand der Zentrumsfraktion hat sich auf Befragen mit der Stellung gegenüber dem Kanzler befaßt. Der Meinungsaustausch ergab, daß der Vorstand der Ansicht ist, daß gegen wärtig kein Grund vorliegt, der einen Rücktritt deS Reichskanzlers erforderlich erscheinen lasse. Die Meinung des Fraktionsvorstandes geht vielmehr dahin, daß auf Grund der Stimmung, welche zum Teil in der Fraktion Md in den anderen bürgerlichen Kreisen herrscht, ! der Reichskanzler allerdings kaum geeignet sei, bei de« Friederröverhandlunge»« mitzuwirken. Besonders auch mit Rücksicht auf den Umstand, daß die Kriegserklärung unter seiner Amtszeit erfolgt ist. Mit aller Entschiedenheit muß die Darstellung zurückgewiesen werden, als ob das Zentrum ein Interesse daran habe, den Reichskanzler zu stürzen. Erkrankung des Abg. Spahn. In der heutigen Fraktionssitzung deS Zentrum», di« nm I» Uhr vormittags begann, erkrankte plötzlich der Vor sitzende Dr. Spahn, nachdem er eine längere Rede gehalten hatte. Die Sitzung wurde abgebrochen. Dr. Spahn brach nach Beendigung seiner Rede bewußt los im Sessel zusammen. Zwei Arzte, die Abgeordneten Dr. Gerlach und Dr. Schatz bemühten sich um ihn. Sie glaubten feststellen zu können, daß eS sich infolge Ver arbeitung und der großen Aufregung dieser letzten Tage
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