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Rindes. Voraussetzung für die Genehmigung ist, daß die an dem neu anzun-hmenden Namen (also der der Mitwes rechtlich beteiligten Personen, d. s. vor allem die Eltern und die Geschwister des (verstorbenen oder geschiedenen) Ehemannes der Namensänderung nicht in begründeter Weise widersprechen. Das werden sie aber kaum tun, da durch die Annahme an Rindesstatt ebensowenig wie durch die Namensänderung ein Verwandtschafts- oder Schwägrr- schaftsverhältnis zwischen ihnen und dem Rinde und mit hin auch kein Erbrecht des Rindes ihnen gegenüber be gründet wird. — (M. I.) Falsche Gerüchte über Einstellung -er Fleischzulage. Das auch in der presse umgehende Gerücht, Sachsen plane die Einstellung der verbilligten Fleischzulage früher als zu dem anfänglich in Aussicht genommenen Zeit punkt, ist ebenso aus der Lust gegriffen wie das Gerede über eine bevorstehende Herabsetzung der Brotrationen. Dis Fleischzulage wird auch in Sachsen nur im Einverneh men mit den anderen Bundesstaaten und den zuständigen Reichsstellen erst dann in Wegfall gestellt werden, wenn wir über die Schwierigkeiten der letzten Wochen vor der neuen Ernte hinweggekommen sind. Daß der jetzige Ein griff in unsere Milchviehbsstände namentlich im Interesse der Milch- und Fettversorgung für den nächsten Winter zu Bedenken Anlaß gibt, ist nicht zu leugnen, wenn Er sparnisse gemacht werden können, namentlich dadurch, daß reichlicher Seefische ausgenommen werden, so kommt das der künftigen Ernährung der Bevölkerung natürlich zu gute. Die Verwendung der Geldzulage zur Verbilligung anderer zur Verfügung stehender Nahrungsmittel, insbesondere der der Fische, wird deshalb von vielen Seiten gefordert. Es ist auch den Rommunalverbänden nachgelassen worden, je nach Lage der örtlichen Verhältnisse entsprechende Maß nahmen zu treffen. In keinem Falle dürfen aber die Schlachtungen zu ungunsten anderer Bezirke beschränkt werden, an die Vieh zu liefern ist. - Zählung der männlichen Zivilpersonen Am 8. Juli wird eine vorläufige Zählung sämtlicher gegenwär tig vom Militärdienst befreiter Männer zwischen dem 18. und 60. Jahre stattfinden. — Das Reisen ohne Patz kann auch einmal teuer zu stehen kommen. Das beweist folgender Fall: Eine Frau aus Oberwiesenthal fuhr nach Chemmtz. Sie wurde unterwegs angehalten und da sie keine Ausweispapiere bei sich hatte, wurde sie zu 32 Mark Geldstrafe verurteilt. — In der Sitzung des Ständigen Ausschusses des Landeskulturrates vom 11. d. M. kamen unter anderen folgende Gegenstände zur Beratung: Dem Königlichen Mi nisterium ist auf eine diesbezügliche Anfrage gutachtlich zu berichten, daß der Umtausch von Brotgetreide gegen Mehl bei den Mühlen durch Selbstversorger in denjenigen Fällen zugelaffen werden möchte, in denen die wirtschaftlichen Ver hältnisse und das örtliche Bedürfnis es unbedingt erfordern. Die Entscheidung hierüber möchte von Fall zu Fall den Kommunalverbänden überlassen bleiben. — Am 1. Juli d. I. findet eine erhebliche Herabsetzung der Preise für Schlacht rinder statt. Es ist aber seitens der Reichsregierung den Landesfleischstellen freigestellt worden, für besonders gut ge mästete Tiere einen Preiszuschlag zu bewilligen. Der Lan desfleischstelle soll empfohlen werden, von dieser Ermächti gung Gebrauch zu machen, weil das Königreich Sachsen angewiesen ist, viel Vieh, vor allem Milchkühe, aus anderen Bundesstaaten einzuführen, die Landwirte sich aber nur ent schließen werden, teures Nutzvieh anzukaufen, wenn sie beim Verkauf ihres Schlachtviehs einen entsprechenden Gegenwert erhalten, der sie vor Verlusten schützt. Die Einführung höherer Preise für die sogenannten Fetträger würde dem nach mittelbar der Milcherzeugung zugute kommen. — Es sind Klagen darüber laut geworden, daß die für den Vieh handelsverband bezeichneten Schlachtrinder von den beauf tragten Fleischern häufig aus den Ställen der Besitzer ab geholt werden, ohne vorher dem betreffenden Besitzer eine Mitteilung zugshen zu lassen. Die Landesfleischstelle soll gebeten werden, Anordnungen zu treffen, daß vor Abnahme solchen Viehes eine rechtzeitige Benachrichtigung erfolgt. — Die Preise für die Frühkartoffeln Noch ist vom Rrieasernährungsamt nicht bekannt gegeben, wie die Anter cter riropensonne. Roman von Erika Grupe-Lörcher. (Nachdruck verboten.) 33) Fortsetzung. Herbert betrachtete sie stumm und sann, wie er nun alles wenden sollte. Sie war ja noch krank, er sah, wie die Erregung ihren geschwächten Körper durchlief! Und Erregungen sollten ihr fern gehalten werden. Da begann sie von neuem: »Wenn ich auch lange bewußtlos war und wenn ich auch nach jenem Fall in diesem traumhaften Hindämmern nichts von mir weiß — die Erinnerung an deine zornige Aussprache unmittelbar vor dem Erdbeben steht in allen Einzelheiten vor mir. Ich weiß auch, daß ich es damals nicht über die Lippen brachte, dir zu sagen, warum ich dir nicht gestand, daß ich John Maer schon kannte, als du ihn einführtest —" Herbert beugte sich hinab, denn er sah, daß Sylvia sich aufrichtete, daß sie sich zu ihm hinüberneigte. Das, was sie nun sagen wollte, war wohl so schwer, daß sie nur leise und nur ihm es sagen wollte. »Heute will ich es dir sagen, ehe wir uns trennen, ehe wir uns Lebewohl sagen, denn ich will nicht, daß du nach jener hämischen Einflüsterung mit Unwillen später an mich Lenken sollst: ich hielt es nicht mehr nötig, dir zu sagen, daß du selbst den Mann eingeführt hattest, den ich liebte, denn sein Bild mußte für mich erlöschen und ich hatte mich mit ganzer Überzeugung schon von ihm ab gewandt. An jenem Abend sind mir Augen und Herz über seine Niederträchtigkeit ausgegangen. Ick habe ein gesehen, daß ich Meine Liebe einem Unwürdigen geschenkt hatte, daß für ihn meine Neigung nur ein Spiel war. Glaube mir, ich habe in dieser Erkenntnis so schwer und bitter gelitten, daß ich mich schämte, von seiner Unwürdig keit zu sprechen, als du mich damals plötzlich und unvor bereitet zur Rede stelltest. Ich schämte mich, weil eine Ahnung von deiner Gitte in unserem Zusammenleben in mir aufgestiegen war, weil ich dir, befangen in meiner Torheit, häßlich begegnet war. Und deswegen griff ich zu — als du mir den Weg zornig frei geben wolltest.' Preisfestsetzung Ler Frühkartoffeln im einzelnen gestaltet wird. Doch ist einer Nachrichtenstelle zufolge soviel durch gesickert, -aß man mit 9,HO Mark für den Zentner am s. Juli beginnen will. Die Perioden, in denen die Preise dann nach und nach sinken, sind bedeutend kürzer wie im Vorjahr. Der Abbau der Höchstpreise wird immer nur ZO—HO pfg.. betragen, gegen den September hin dann 50 pfg., so daß Anfang Oktober noch ein Preis von 6 Mk. zu zahlen sein wird. Die einzelnen preisstaffeln werden immer nur einige Tage bestehen bleiben, so daß der Anreiz, frühreife Rartoffeln unzeitig heradszunehmen, genommen wird, weil ja durch die weitere Entwickelung der Rartoffeln, durch besseres Ausreisen, der Landmann so viel und mehr gewinnt, als die Preissenkung ausmacht. — Futtermittel für Mastschweine. Dem Landes kulturrat sind durch die Landesfuttermittelstelle zur Schweine mast Futtermittel zur Verfügung gestellt worden. Die jenigen, die einen Mästungsvertrag abschließen wollen, er halten von der Futtermittelstelle des Landeskulturrates für das Königreich Sachsen, Dresdsn-A., Christianstraße 33, I, Fernsprecher 13501, die Bekanntmachung „Futtermittel für Mastschweine" und einen Schweinemastvertrag zugestellt. Deutsche Frau! De»» gold'ne» Tand Braucht Dein kämpfend Vaterland. Willst Du dies — und das — bedenken, Es handelt sich um kein Verschenken, Den vollen Wert zahlt Dir reell Die nächste Goldtand-Sammelstell'. — Die Einziehung des Hartgeldes wird noch im Laufe des Sommers erfolgen, nachdem der Reichstag sich mit der Frage befaßt haben wird. Genügende Mengen von Ersatzmaterial sind vorhanden, so daß mit der Ausprägung neuen Hartgeldes bald begonnen werden kann. Das alte Hartgeld wird alsdann außer Kurs gesetzt. Dis Ausgabe neuen kleinen Papiergeldes unter 1 Mark ist nicht beab sichtigt. — Wie gefährlich es ist, mit vollem Magen ins kalte Bad zu gehen.beweist ein Unfall, der sich im städtischen Bade zu Saalfeld zugetragen hat. Den 19 Jahre alten Arbeiter Hoy befiel ein Unwohlsein. Trotzdem ging er abermals in das Wasser. Dabei trat infolge Erbrechens und in die Luftröhre geratener Speisereste der Erstickungs tod ein. Trotz sofortiger Hilfeleistung und der Wieder belebungsversuche gelang es nicht, den Verunglückten ins Leben zurückzurufen. — Anträge an den Landtag. Der Ersten Rammer liegt ein Antrag Ler H. Deputation vor, die Petitionen der Saalinhaber der Röniglichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen, soweit sie die Bereitstellung von Mitteln zur Unterstützung derjenigen Saalwirte verlangt, welche sich in ihrer Existenz bedroht sehen. — Abg. Brodauf (Fortschr. Volkspartei) uyd Genossen haben folgende Anfrage einge reicht: Ist die Rönigl. Staatsregierung bereit, dahin zu wirken, daß die sich stetig steigernde Bevormundung und und Rontrolle der Staatsbürger durch Verordnungen und Maßnahmen ziviler und militärischer Stellen auf ein er trägliches Maß, auf das unbedingt notwendige, eingeschränkt wird? Ist sie bereit, sowohl bei den zentralen Reichsstellen und den mit Verordnungsgewalt ausgestatteten zivilen und militärischen Behörden in dieser Richtung zu wirken? Will sie auch ihrerseits alle durch keinen Notstand veranlaßten Verordnungen, wie das jetzt für die Straßenbahnen erlassene Rauchverbot, anfheben? — Der Abg. Friedrich (kons.)und Gen. fragen: Was gedenkt die Rönigl. Staatsregierung zu tun, um die Gefahr des Verderbens von Getreide, die mit dem geplanten zwangsweisen Frühdrusch verbunden ist, zu verhüten? — Der Beratungsstelle für bäuerlichen Besitzwechsel bei dem Landeskulturrate ist infolge wiederholter Anregung in der „Sächs. Landw. Zeitschrift" zwar eine Zahl ver käuflicher Grundstücke aufgegeben worden, gleichzeitig hat „Deswegen?" fragte Herbert leise zurück, „deswegen, Sylvia, und nicht, um für jenen andern wieder frei zu werden?" Er ergriff ihre Hand. »Und dein Herz gehört nicht mehr ihm?" Sie schüttelte stumm den Kopf und in dieser stummen Antwort lag für ihn eine Lebenswendung. Als ob das alles körperliche und seelische Kratt ge kostet, lag Sylvia müde, den Kopf von Herbert abgewand and dem Garten zugeneigt, da. „Und warum wolltest du nun gehen?' fragte er nach einer kurzen Stille. „Weil ich fühlte, daß ich dir Unrecht getan hatte. Jetzt kann ich nicht betteln, bei dir bleiben zu dürfen, nachdem ich einsah, daß jene andere Liebe ein Phantom war —' „Und wenn ich dich nun bitte, zu bleiben, Sylvia, wenn ich dir sage, daß mein ganzes Vertrauen wieder zu dir gegangen ist, Nachdem du offen alles mir gesagt hast — würde es dir eine Überwindung fein, nun doch Sylvia Beermann zu bleiben?" Und als sie nicht gleich ant wortete, fuhr er fort: „Du hast damals an unserem Trautage gesagt: Du könntest mich nie, nie lieben lernen, ich habe aus deiner Antwort damals fast einen Abscheu herauslesen müssen. — Sieh, ich weiß, daß ich nicht äußerlich so vornehm war, wie du es dir wohl vorgestellt hattest —" »Laß das alles!" sagte sie gequält, „wenn ich nicht mit dieser törichten Liebe hier angekommen wäre, hätte ich nicht Fehler an dir, Mängel und Schattenseiten in meiner Umgebung gesucht." „Glaubst du nicht, daß du Kraft genug hast, nachdem jener Irrtum hinter dir liegt, daß du für mich nicht jetzt so viel Sympathie haben wirst, um ein neues Leben mit mir zu beginnen?" Da sie nicht antwortete, rückte Herbert näher heran, ergriff ihre Hand und fuhr in einem Tone fort, als müsse er Ruhe haben, um nun auch von seinem Innenleben zu sprechen: „Sieh, als Ich gestern morgen durch unsere Zimmer im Stadthaus ging und sah, ob nichts während unserer Abwesenheit gestohlen sei, fand ich, daß mein Bücherschrank unverschlossen geblieben war. Und als ich sah, daß die Bücher noch alle von den Erdstößen durch sich jeLoch auch die Nachfrage nach Grundstücken verstärkt. In allen Gegenden Sachsens werden Grundstücke gesucht; gewünscht werden Rriegeransiedlungen mit wenigen Acker- Land und Güter in allen Größen mit hoher barer An zahlung. Zur Befriedigung der vielfachen Anfragen bedarf die Beratungsstelle noch wesentlich mehr Zuweisung-» von verkäuflichem Besitz. Jeder Landwirt, insbesondere aber die Rriegerswitwen und Angehörigen von Rriegsteilnehmern sollten deshalb bei einem beabsichtigen Verkaufe das Grund stück in erster Linie der Beratungsstelle beim Landeskulturrat zum Verkauf aufgeben, bevor andere fremde, meist mit er heblichen Ausgaben verbundene Hilfe in Anspruch genom men wird. Alle Auskünfte und Vermittlungen der Bera tungsstelle erfolgen vollkommen kostenfrei. Eine kurze Schil derung des Grundstückes mit Angabe der Größe, Rultur- arten, Steuereinheiten, der Brandkasse, der Höhe des Rauf- preises und der gewünschten Anzahlung genügt. Auf Ver langen werden auch Fragebogen zugesandt. — Dresden. (Spende des Königs von Bulgarien.) Seine Majestät Zar Ferdinand von Bulgarien hat aus Anlaß seines Besuches in Dresden dem Oberbürgermeister 10000 Mar! überwiesen mit der Bestimmung, sie je zur Hälfte für die Armen der Stadt und zugunsten hifsbedürf- tiger verwundeter Krieger zu verwenden. — Dresden, 20. Juni. (Gehaltsvorschüsse an die sächsischen Staatsbeamten). Die sächsische Staatsregierung hat beschlossen, den Beamten und den mindestens sechs Monate beschäftigten Bediensteten unverzinsliche Vorschüsse zum Ankauf des Kartoffel- und Heizbedarfs für den Winter bis zur Höhe eines Monatseinkommens zu gewähren. — Chemnitz. Bekanntlich ist vor einigen Tagen in Dresden die öffentliche Beleuchtung eingestellt worden. Wie wir hören, macht sich die gleiche Maßnahme auch in Chem nitz und Leipzig notwendig, weil die Kohlenzufuhr für die Gaserzeugung nicht in ausreichender Mengs erfolgt. Bei den kurzen und Hellen Nächten des Sommers ist ja die Straßenbeleuchtung keine unbedingle Notwendigkeit, viel wichtiger ist -die Versorgung der Bevölkerung mit Gas und Elektrizität für andere Zwecke. — Crimmitschau, 20. Juni. (Grenzkontrolle). Durch den Landratsamtsassessor Dr. Erbe aus Ronneburg wurden bei einer Streife ins sächsische Grenzgebiet von Schmölln bis Maunichswalde bei Crimmitschcku, wo von der Werdauer und Crimmitschauer Bevölkerung die Aufbesserung der Nah rungsmittel aus dem Altenburger Land betrieben wird, eine Anzahl Frauen und Männer mit Eiern, Quark und Käse abgefangen. Die Leute mußten die erkauften Lebensmittel den Gemeindevorstehern zum Allgemeinverkauf übergeben und kamen so um Waren uud Geld. — Sonneburg. Pfund Wurst umsonst und noch 10 pfg. dazu erhält man, wie die „Viehhandelszeitung" berichtet, im Rommunalverband Sonneburg in Sachsen- Altenburg. Die Festsetzung der Fleischhöchstpreise ist dort derart, daß die Zuschüsse, welche der Staat und die Rom- munen auf die Fleischsonderkarten des Rommunalverbandes gewähren, bei der Entnahme von Wurst jetzt nicht voll verbraucht werden, so daß der Räufer von Wurst auf jedes halbe Pfund noch 10 pfg. herausbezaht erhält, während er für die Wurst selbstverständlich überhaupt nichts zu zahlen hat. Begnügt sich der Räufer mit Schweins knochen, dann kommt er besser weg, denn dann erhält er auf jedes halbe Pfund 26 pfg. zugezahlt, während er sich bei der Entnahme von Wurstfett nur 2 pfg. bar in die Tasche stecken kann. Besser als an diesen Beispiel kann wohl das verkehrte einer solchen Einrichtung kaum ge zeigt werden, denn eine derartige „Freigebigkeit" wird weder erwartet noch verlangt. „Anier ciem Sacksenbanner." Eine Sammlung hervorragender Platen unserer feldgrauen. Der Meldegänger. (dn) Als Gefechtsordonnanz zeigt der Gefreiter des Landsturms Posern (aus Dberfrohna) von der 8. Rom- pagnie eines Reserve-Infanterie-Regiments ganz besonderen Mut und große Geschicklichkeit. In der Schlacht an der einandergeschüttelt lagen, öffnete ich die Lür. La uurzre mir als erstes die große schwere Hausbibel meiner Eltern entgegen. Ich konnte sie nicht auffangen, sie fiel zuMden. Und als ich mich nach ihr bückte, las ich auf denMrsten weißen Blatt in den Schriftzügen meiner Mutter: „Und hätte ich der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz, oder eine klingende Schelle." — Du weißt ja, daß ich kein Mann von Sentimentalitäten bin. Aber du glaubst mir, wenn ich dir sage, daß mich diese Worte ergriffen." Sylvia sah vor sich nieder. — „Der Spruch", fuhr Herbert dann fort, „ist mir damals an meiner Konfirmation in unserer schönen Michaeliskirche in Hamburg mitgegeben worden. Aber ich habe damals nicht allzu viel über seinen Sinn nachgegrübelt. Seitdem kurz nacheinander beide Eltern starben, und meine beiden Brüder auch, seitdem ich mich durch die schwere Zeit der Lehre gedrückt, die Kommiszeit verging und ich dann hierheraus ging, ist in meinem Leben von Liebe keine Rede gewesen. Aber als ich hier rasch voran kam, da dämmerte die Frage in mir auf: „Für wen, für was arbeitest du seit Jahren mit solcher Energie? Kommst du selbst zu irgendeiner Freude an deinem Gelingen?" Sieh, ich fühlte mich einsam, fühlte mich liebearm. Wir Europäer betrachten das Hiersein ja nur als vorübergehende Arbeitszeit, in der man sein Häuflein Geld zusammenscharrt, um dann in die schöne Heimat zu rückzukehren. Und mit den Jahren wuchs das Heimweh nach meinem lieben Hamburg! In dem Gedanken, daß eine Frau mir mein Herz, mein Leben, mein Haus be reichern solle, stand als festes Ziel, daß nur eine Ham burgerin es sein dürfe: ein Mädchen, das all jene Sitten, jene Straßen, jene Namen meiner Heimat kennt —? Und als Petersens einmal schrieben, daß du ein so stattliches junges Mädchen geworden seiest, daß du dich tapfer allein durchschlügest — da fiel mir ein, daß ja auch du allein durchs Leben gingest, daß auch dein Leben nicht unter dem Zeichen der Liebe stand. Da glaubte ich, unsere Ehe müsse einen guten Klang geben. Und wir beide verlobten uns. — Als ich dich auf dem Schiff auf der Herreise wußte, habe ich die Wochen und Tage gezählt. Ich habe lange Abende in meinem großen Saal oben allein gesessen und mir ausgemalt, wenn du mir erst gegenüber säßest und