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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 21.04.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191704212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19170421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19170421
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-04
- Tag 1917-04-21
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Monat
1917-04
-
Jahr
1917
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öckwere dnruken m Petersburg. Abermals ein Umsturz 7 Alle Bemühungen, selbst die englischen Drohungen. Wben bisher die in der Krieg- und Friedensfrage sich einander gegenüberstehenden Reoolutionskräfte nicht zu einigen vermocht. Über Schweden kommende Nachrichten »issen sogar von neuen heftigen Verwicklungen in Peters- bm:g zu berichten: AuS Huparanda wird der Ausbruch »euer schwerer -uruhcn in PrterSburg gegen die vorläufige Regierung grmeldct, die noch ärger als die Märznnruheu seien, EchwedtfcheLfietsendc wurden in Haparanda" zurückgehalten, weil der Eisenbahnverkehr sehr gefährdet sei, alle Post, bedungen ans Rußland find seit vier Tagen auögebliebeu. Die üer Dumaregierung ergebene russische Presse ««ßtc zuletzt von steigendem Wahnwitz der Arbeiter zu «zählen. D"S gefährlichste sei, daß sich die Armee in das joZalpolitstche und ökonomische Leben gewaltsam eimnische. In Moskau beschloß der Arbeiterrat, die von Gesellschaften gesammelten Fonds für Volksbildung unter die Arbeiter M verteilen. In Ärsama, Gouvernement Nischni Now- Svrod, eigneten sich die Soldaten das bare Geld in den tzisenbadnkassen an, eine Bauernversammlung forderte die Trennung der Kirche vom Staat sowie den Zusammen tritt einer allgemeinen Bauernoersammlung zur Lösung der Bodenfräse. Auf dem in Stockholm aus Amerika etngetroffenen Dmnpfer .Bergefjord" haben die Engländer bei der Durchsuchung in Halifax 20 rückreisende russische Revolutionäre festgenommen, weil sie friedenLfreundlichen Neigungen verdächtig sind. Es soll sicher sein, daß der sozialistische Führer Tscheretelli, der von der Verbannung rms Sibirien zurückkam, in die provisorische Negierung M Arbeiterminister eintreten soll, während Plechanow Äs besonderer Vertrauensmann der Sozialisten Minister ohne Portefeuille wird. Beharabieu für -e» Zaren. Der Vollzugsausschuß des Petersburger Arbeiter- »nd Soldatenrates erhielt viele Depeschen aus Beßarabien, in denen geklagt wird, daß die Zarenanbänger dort ihre Propaganda ungehindert weiter betreiben. Die Polizei P die alte geblieben, und die neu geschaffenen Gesellschaftsorganisationen find schwach und uneinig. Der Arbeiterrat möge revolutionstreue Soldaten von der Front schicken, um die neue Ordnung zu be seligen. Auch Depeschen aus Odessa bestätigen, daß in Beharabien die frühere Ordnung beibehalten wird. Die örtlichen Obrigkeiten erkennen die neue Ordnung nicht an. Die Polizei zwinge die Bauernschaft, Ergebcnheitsadressen Mi Len früheren Zaren zu unterschreiben. Vei irbeiterrat kür clen frieäenssckluÜ. Landfroge und Achtstundentag. Die Arbeiten des Kongresses der Arbeiter- und Soldatenabgeordneten in Petersburg schloß mit einer un umwundenen Kundgebung für sofortigen Friedensschluß. Der Abgeordnete Kamenew sagte, LaS kürzliche Mani- fiO der Regierung sei unbefriedigend, weil daS Haupt gewicht nicht auf den Krtegöschluß, sondern auf die Fort setzung der Berteidtgung gelegt wird. Die Vertreter des Heere» hoben hervor, die Armee wünsche den Frieden, d fi keinen schimpflichen. Siagin verlas eine Entschließung der sozialistischen Mittelpartet, die da» Proletariat ermahnt, die Regierungen zum Frieden zu zwingen. Ulajnow, der Vertreter der Pr,anskifabrtken, forderte ebenfalls uumtttel- Hareu ArtedeuSschluß. Die Landfrage. Weiter nahm der Kongreß in seiner Schlußsitzung eine Entschließung betreffend die Agrarfrage an, in der er fest- Kellt, daß die Zeit gekommen sei, diese Frage endgültig zu erledigen, wozu folgendes nötig sei: 1. Unterdrückung von Klaffen und Titeln. 2. Gründliche Umbildung des Systems der örtlichen Verwaltung. 3. Uneingeschränkte Einziehung aller Ländereien, die der Krone, Kirchen oder Klöstern ge hören, und deren Übergabe an die Bauern. Die Ent schließung fügt hinzu, daß die endgültige Lösung der Agrarfrage der konstituierenden Versammlung überlassen «erden muß. Achtstundentag. Der Kongreß fordert die Regierung auf, ein einst weiliges Dekret zur Einführung des Achtstundentages zu «klaffen. Der Kongreß erkennt an, daß im gegenwärtigen Augenblick der Kampf zwischen Arbeit und Kapital sich untergeschlagenen Armen an die Wand gelehnt, umher. Und gerade heute hätten sie emsiger sein und sich regen dürfen, denn Beermanns gaben heute den ersten Emp fangstag. Nur das Klingen gezählter Münzen drang durch die Stille und alle wandten sich dem mageren Chinesen Pepe zu, der in einer Ecke hockte und teilnahms los für seine ganze Umgebung Münze um Münze in einen schmierigen Beutel zählte. „Nun, Pepe!" fuhr der chinesische Küchenchef Huapi- chong seinen Stammesbruder an, „für was für einen Staat willst du wieder Geld zusarnmenkratzen?" „Für meinen neuen Zylinderhut!" antwortete der Chinese trocken. Und als alle lachten, fuhr er unbeirrt fort, indem er den Beutel in seine schlotternden gelblichen Hosen schob: „Jawohl, solch einen schönen Zylinderhut, wie ihn der Herr neulich trug, als er mit der Segnora zum Gouverneur fuhr —" Pepe aber ließ sich durch das erneute Lachen nicht aus der Fassung bringen. Mit unerschütterlichem Ernst schob er seinen Beutel tiefer ein und sagte: „Bekommen wir noch nichts zu essen?" Der Küchenchef Huapichong warf Pepe einen wütenden Blick zu Er war gerade dabei, nach Anweisung und Rezept von Sylvia' und allen Regeln der Kunst einen deutschen Napfkuchen zu backen. Da Sylvia aber an geordnet hatte, daß die Dienerschaft bei Gesellschaften und am Empfangstag rechtzeitig vorher essen sollte, ergriff Huapichong einen großen irdenen Napf, in den er dampfenden Reis füllte. Auf zwei andere Schüsseln legte er gekochte und zerteilte Hühner und geräucherte Fische. Die drei Eßnäpfe stellte ein Diener mitten in die Küche und alle hockten, sich in die Knie setzend, im Kreis um das Essen. Während die Tagalen mit den Fingern in die großen Schüsseln fuhren und sich bald Reis, bald ein Stück Huhn, bald einen Fisch holten, benutzten Huapi- chong und Pepe nach chinesischer Sitte ihre beiden langen beinernen Stäbchen zum Essen, die sie mit grober Ge wandtheit handhabten. „Hoffentlich kommen heute viele vornehme Leute!" meinte der Koch, während alle emsig kauten, „die Segnora hat alle möglichen neuen Rezepte a.us ihrer Heimat mit gebracht, und ich habe mir große Mühe gegeben, alles zu fisreiten!" mit dem Zustand der Dinge in Einklang setzen muß, wie <r durch dir noch nicht abgeschloffene Revolution und durch die Bedrohung seitens des äußeren Feindes geschaffen ist. In den Werkstätten der finnischen Staatsbahnen wird vom 2! April ab der Achtstundenarbeitstag eingeführt. Sonn abends wird nur sieben Stunden gearbeitet. Die Löhne werden derart erhöht, daß sie trotz des kürzeren Arbeits tages die gleiche Höhe behalten wie früher: auch in einer großen Anzahl von Privatbetrieben in Finnland wird der Achtstundentag eingeführt. Wie der Zar behandelt wird. Aus London wird nach Holland gemeldet, daß dem früheren Zar und der Zarin verboten wurde, mitein ander und mit anderen Gefangenen zu sprechen, außer in Gegenwart einer Wache. Diese Maßregel wurde ge troffen, weil Briefe aus dem Palast geschmuggelt worden waren. Der Zar verfügt jetzt über drei Zimmer des Palastes. Die Wachen wurden verstärkt, die Verpflegung der Ge fangenen vereinfacht. Der Kampf gegen den frieclen. Was die Mittelmächte auch anstellen mögen, ihren Feinden können sie es niemals recht tun. Daß sie blut dürstig sind, eroberungssüchtig, kriegslüstern, daß sie unter der Herrschaft einer unbarmherzigen Militärtaste stehen und von einer größenwahnsinnigen Dynastie geleitet werden, daß sie sich alle Völker der Erde bis nach den: fernen Osten und dem Süden des amerikanischen Kontinents hinunterwerfen wollen, das alles sind für unsere Gegner und diejenigen, die ihnen blindlings Gefolgschaft leisten, feststehende Tatsachen, die gar keines Beweises mehr bedürfen. Sprechen wir aber vom Frieden, dann geschieht es nicht aus Sehnsucht nach diesem kostbaren Gute der Menschheit, bewahre, dann stecken Heuchelei und teutonische Hinterlist dahinter, und nichts wäre gefährlicher, als sich auf Verhandlungen darüber einzulassen. Wir haben uns längst abgewöhnt, das Verhalten unserer Feinde verwunderlich zu finden. Es fehlt eben der gute Wille, und vom Distelstrauch lassen sich nun einmal keine süßen Früchte ernten. Die französische Presse ist zurzeit angefüllt mit Be trachtungen über eine österreichisch-ungarische Friedensnote. Was damit eigentlich gemeint ist. läßt sich nicht mit Be stimmtheit feststellen; anscheinend bandelt es sich nicht nur um die bekannten Äußerungen des Grafen Czernin, wo nach die provisorische Regierung in Rußland nach ihren lebten Erklärungen die Möglichkeit einer baldigen Beendi gung des Krieges im wesentlichen nicht anders beurteile wie die Zentralmächte, daß also das russische Volk den Frieden jeden Tag haben könne, wenn es nur ernstlich wolle. Nichts Schlimmeres können die Pariser Blätter sich vorstellen, als daß diese vernünftigen Worte in Peters burg auf fruchtbaren Boden fallen könnten. Also wird das ganze Register ihrer hetzerischen Abwehrmittel ge zogen, um das — Unglück zu verhüten, daß die gequälte Menschheit dem Frieden vielleicht um einen einzigen, dem ersten Schritt näher käme. Österreich will den Frieden? Ist es nicht in den Kampf gezogen, um Serbien zu vernichten? Ist es den Mittelmächten etwa um Befreiung der Völker und Nationalitäten zu tun? Wenn dieses Ziel auch von Rußland gebilligt werde, dann müsse es mit seinen Verbündeten nur noch enger zusammenarbeiten und feine Erzeugung von Kriegsmaterial noch weiter vervollkommnen. Eine merkwürdige Note, meint der „Petit Parisien". Der Petersburger Re gierung sei es u. a. darum zu tun, dem geeinigten Polen die Unabhängigkeit zu geben; sei Österreich- Ungam bereit, Galizien, und Preußen zum mindesten die Provinz Posen zu diesem Zwecke herauszugeben? Noch seien ja nicht einmal Serbien und Rumänien wieder in ihre früheren Rechte eingesetzt worden. Noch bester versteht sich natürlich der biedere „Matin" auf das Geschäft: Österreich werde lediglich von Deutschland vorgeschoben, aber die russischen Revolutionäre würden nicht so töricht sein, auf diesen Köder anzubeißen. So geht es weiter durch den französischen Blätterwald, und wo ein grund sätzlich auf den Frieden eingeschworenes Organ sich Mühe' gibt, den ausgelegten Samen nicht ganz und gar zu zer treten, darf man sicher sein, daß seine Stimme kaum über den Bannkreis der französischen Hauptstadt hinausdringt. Summa Summarum: der Feind muß vernichtet werden, gleichviel ob er den Krieg oder den Frieden will. Alle diese M mover sind nichts weniger als neu. Sie haben ihre Wirkung gegenüber Italien, gegenüber Ru mänien und jetzt wieder gegenüber den Vereinigten Staaten van ««werKa getan und sollen nun oer- „Es werden sicher bald alle vornehmen Leute aus Manila bei unserer Herrschaft verkehren", entgegnete Antonio, „denn unsere Segnora ist schön und liebens würdig." „Nur nicht gegen den Segnor!" mischte sich ein an derer Diener fürwitzig ein. Und als Antonio ihm eins auf den Mund schlagen wollte, fuhr der Naseweise fort: „Das haben wohl andere auch schon gemerkt, denn als die Segnorita de Conti neulich einen Besuch machte und die Herrschaft nicht zu Hause traf — hat sie mich viel ausge- fragt über unsere Herrschaft —" „Aber ich hoffe, du hast dich nicht über deine Herr schaft aussragen lassen, sondern dich als anständiger Diener benommen!" fuhr Antonio ihn an, denn die Segnorita de Conti hat vorher sehr auf unseren Herrn spekuliert!" Als der andere verlegen den Kopf senkte, sagte Pepe, der inzwischen aufgestanden und auf den breiten offenen Gang getreten war: „Die Segnora kommt, macht euch an die Arbeit, ihr Faulpelze!" Sylvia kam, um nach dem Rechten zu sehen, zur Über raschung der Dienerschaft, die von den anderen überseeischen Herrschaften und Hausfrauen nicht viel an persönliche Kon trolle gewöhnt war. Alle stürzten an die Arbeit, als seien sie unablässig tätig gewesen. Als Sylvia in die Küche trat, war Huapichong gerade im Begriff, einen prächtig geratenen Rapskuchen aus der Form zu stürzen. Er hielt ihn seiner Herrin triumphierend entgegen. Sylvia lobte ihn erfreut, denn auch sonst war ihrem Koch alles gut gelungen. Da das gesellschaftliche Leben in Manila sehr rege war und Herbert und seine junge Frau bei ihren Besuchen überall liebenswürdig ausgenommen worden waren, hatte er bestimmt, gleich mehreren anderen Familien, einen Tag der Woche als offenen Empfangstag zu wählen. Und es war anzunehmen, daß heute, an ihrem ersten Empfangs- tag, die meisten angesehenen Familien der europäischen Kolonie teils aus Neugierde, teils aus Höflichkeit sich ein finden würden. Und wenn auch Sylvia, immer noch in dem festen Vorsatz, sich über kurz oder lang wieder frei zu machen, ihren Aufenthalt hier nur als Durchgangsstadium be trachtete, so setzte sie doch aus Ehrgeiz und Eitelkeit alles hindern, daß Rußland etwa nach seiner Befreiung vom Zarenjoch einen eigenen Weg zu finden sucht, um aus dem Kneg endlich herauszukommen. Es ist kein Geheim nis mehr, daß die Regierung des Zaren für den Fall innerer Unruhen ausdrücklich volle Handlungsfreiheit ungeachtet des Londoner Abkommens ausbedungen hat, so daß die heutigen Machthaber in Petersburg sich keines Vertragsbruches schuldig machten, wenn sie von sich aus die Hand zu Friedensoer^unblungen bieten wollten. Dazu aber darf es, so lange die Ententepreste noch über einen Setzerkasten und über ein Pfund Druckerschwärze verfügt, unter keinen Umständen kommen. Wieder einmal wird also um die Seele des russischen Volkes gerungen, und um alles in der Welt darf es die Wahrheit nicht erkennen, wenn man das Spiel nicht ver lieren soll. In diesem Kampf um die Lüge werden wir den Kürzeren ziehen, darin sind uns nun einmal die Eng länder und Franzosen unstreitig überlegen. Schon läßt sich erkennen, daß manche Rüster, ihren Verbündeten auch diesmal wieder auf den Leim geben wollen. So finde« sich zum Beispiel in einem ihrer letzten Heeres berichte Bemerkungen eingestreut über angebliche Erzählungen eines angeblichen österreichischen Über läufers, wonach der deutsche Reichskanzler mehrere: Sozialdemokraten nach Stockholm zu Verband-! lungen mit russischen Sozialisten über einen Sonderfrieden j entsandt habe. Es sei auch ausgefallen, daß man in Deutschland der. lebten Waffenerfolg im Osten nicht so geräuschvoll bekauutgegeben habe, wie das sonst zu ge schehen pflege, und dort wie in Österreich verkäste man sich schon so ziemlich darauf, daß die innere Uneinigkeit in Rußland zu seine»! Zusammenbruche beitragen werde. Die Absicht dieser Ausstreuungen ist natürlich so durch sichtig wie möglich. Zum Überfluß erklärt auch noch die deutsche Regierung, daß eine Entsendung deutscher Sozml- d.mcftaten nach Stockholm durch den Reichskanzler nicht erfolgt ist und daß dort auch keine Verhandlungen über einen Sonderfrieden stattgefunden haben. Aber was tut's? Der Kamps gegen den Frieden erfreut sich auch in Ruß land hoher Protektion, und wenn die Arbeiterführer nicht noch ein Machtwort sprechen, wird es bald wieder still werden von Friedensnoten der Mittelmächte, so laut auch die russischen Sozialisten nach ihnen gerufen haben. dnlere Kraven in Ostafrika. Neue siegreiche Kämpfe unserer Schutztruppe. Der frühere englische Oberbefehlshaber in Ostajrika, der Bur Smuts, hatte schon vor zwei Monaten behaupte^ daß die deutsche Schutztruppe für Ostafrika erledigt sei. Jetzt aber ist dps englische Kriegsamt gezwungen, in einer Mitteilung an die Presse zuzngeben, ldaß die militärische Lage in unserer von vielfacher Übermacht bedrängten Kolonie doch ganz anders ist. In der Mitteilun heißt es: Die deutsche Hauptmacht stebt noch südlich des Rusidji zwischen Madaba M und Liwale; ihre Vor posten sind in Fühlung mit unseren verschiedenen Kolonnen. Im Westabschnitt, wo die klimatischen Ver hältnisse die Bewegungen nicht in dem gleichen Maße behindert haben, ist eS zu größerer kriegerischer Tätig keit gekommen, und deutsche Kolonnen, die in südlicher Richtung von Mabenge und dem Ruhudje-Fluß oor- gegangen sind, sind mit unseren Rbodesischen und Nyassalandtruppen nördlich und nordöstlich des Nyaffa- Sees in Gefechtsführung gekommen. Nach dem letzten Absatz dieser Erklärung darf man mit Sicherheit darauf schließen, daß die deutsche Ver teidigung OstafrikaS in der Gegend des Nyaffa-Sees gegen die schon in den Oktober- und Novemberkämpfen schwer mitgenommenen Truppen des englischen Generals Northe» neuerdings unter Überwindung der früher weit östlich davon, d. h. zwischen Jringa und Songea laufenden englischen befestigten Linien wieder erheblich an Bode» gewonnen hat. * Me unsere Oftafrikaner leben. Ein aus Umwegen in diesen Tagen etngetroffener längerer Bericht eines Deutsch-Osiasrikaners zeigt gleichfalls, daß es mit der Niederringui g unserer Sckutztruvve in Ostafrika noch gute Wege hat. „Zwar war es", so heißt es in dem von der „Franks. Ztg." veröffentlichten Schreiben, „uns bald klar ge worden, daß wir der feindlichen Übermacht gegenüber dar offene Gelände an der Tanganiikababn auf die Dauer nickt daran, heute alles möglichst geschickt und geschmackvoll zu gestalten. In den vielen einsamen Stunden, die ihr blieben, hatte sie für die Bewirtung und die Zerstreuung ihrer wahrscheinlich eintreffenden Gäste einen genauen Plan ent worfen und mit Antonio alles besprochen. Als aber in den letzten Tagen Herbert fragte, wie man dieses oder jenes machen wolle, entgegnete sie kur» abweisend, sie werde schon alles richtig arrangieren. Während sie jetzt noch in der Küche nach den Leistungen der Diener sah, kam Pepe zurück und meldete Sylvia, daß der Herr die Segnora sprechen wolle. Herbert stand im Speisesaale am Billard und schob einige neue Billardstöcke in den Ständer. Als Sylvia kam, deutete er auf ein Paket, das auf dem Billard lag. „Ich habe noch einiges mit dir besprechen wollen, ehe ich wieder in die Apotheke hinuntergehe. Dort liegen zwei neue Spiele Karten, die ich besorgen ließ. Ich habe vergessen, dir zu sagen, daß hier in den Gesellschaften gern Karten gespielt wird und du die zwei Spieltische auf klappen, mit silbernen Leuchtern und den beinernen Spiel münzen dort aus jenem Kasten versehen lasten mußt." Da sie schwieg und ohne Antwort die farbigen Spiel münzen in kleine geschnitzte Schüsselchen legen wollte, be gann Herbert in etwas verlegenem Ton: „Ich wollte dir auch noch sagen, daß heute abend noch ein Herr kommen wird, den du zwar noch nicht kennst und der auch noch keinen Besuch machen konnte —" „Wer ist denn das?" unterbrach sie ihn befremdet. „Ich lernte ihn gestern abend in unserm deutschen Herrenklub kennen, ein sehr liebenswürdiger und feiner Mensch, sehr gewandt und jedenfalls schon viel gereist, ich habe mich ziemlich viel mit ihm unterhalten — * In Sylvia stieg eine Vermutung aus, ganz ohne Zu sammenhang, aber sie kam eben und schnürte ihr das Herz zusammen. War das vielleicht Jgnatios' geheimnisvoller Gast mit der Stimme John Maers? War es am Ende John Maer selbst? „Und was will er hier, lebt er in Manila?" „Nein, er kommt aus Japan. Ich glaube, er hat dort ein großes Kommissionsgeschäft in Eisen usw. Ich halte ihn für einen Deutsch-Amerikaner und glaube, daß er unter der Hand auch diplomatische Missionen vertritt. Er ist wirklich äußerst gewandt und spricht alle möglichen Sprache«"
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