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MMM für MM Beilage zu Nr. 46. Sonnabend, den 21. April 1917. retm-W ftr da SMag MsMMs DoMm. Psalm 23,1: Der Herr ist mein Hirte. Hirtensonntag heule. Das Evangelium des Tages redet vom Herrn als dem gute» Hirten. Als Antwort aus dem gläubigen Herzen quillt das Bekenntnis: Der Herr ist mein Hirte. So hat es einst schon David abgelegt lind für alle Zeiten festgelegr. Er war selbst ein Hirte gewesen und kannte also aus Erfahrung den Beruf, den Wert eines Hirten. Der irdische Beruf aber wurde ihm zum Abbild und zum Vergleiche des Verhältnisses seines Schöpfers und Gottes zu den Menschen. Der Herr Himmels und der Er den steht zu den Menschen wie der Hirte zu seinen Scha fen. Er hat uns gemacht, bekennt darum ein anderer Gläu biger des, Alten Testaments und nicht wir selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Herde. Unter den Menschenhirten gibt es gute und schlechte Hirten. Der Herr ist aber der gute Hirte, wie es keinen zweiten gibt, das Vorbild des Hirten. Der gute Hirte führt seine Schake stets auf eine fette Weide, hat stets ein wach sames Auge für die ganze Herde wie für das einzelne Schaf, kennt alle in ihrer Eigenart, hält sie zusammen, geht aber denen nach, die sich von der Herde trennen, sucht das Ver lorene und tritt mit seinem Leben für ihr Leden ein. Also unser Gott, unser Herr und Heiland, einen besseren Hirten hast du nicht. Aber in den Tagen des Friedens haben wir Viess seine Hirtenstellung zu uns nicht erkannt oder von uns aus wohl gar verworfen. Jetzt ruht sein Hirtenstab Wehe auch auf uns: unter mancherlei Nöten, die der Krieg mit sich bringt, erkennen ihn manche wieder, nachdem ihnen der Krieg die Ohnmacht und Schwachheit des einzelnen ge- offenbart hat. Allerdings werden manche auch durch die Kriegsgreuel und -Verwüstungen an seiner Hirtenliebe und streue irre. Aber der echte Hirte weist auch zurecht und straft, sonst gleicht er dem Mietling, der nur a'' sein Le ben denkt und nicht an das der Schafe. Siehe, also ge rade in der Züchtigung offenbart sich der Herr als dein guter Hirte. Darum sei still dem Herrn und ertrage er geben, was er dir sendet. - Wohl dem, der gleich dem David auch in schweren ernsten Zeiten unter dem Hirtenstabe des Herrn sich gebor gen steht und vom ihn nicht läßt. Dem ist geholfen in Zeil und Ewigkeit,,,.d<m muß alles zum Besten dienen, nichts kann ihn scheiden von der Liebe Gottes, sofern er nur bleibt ein Schäflein in der Herde Christi. Lasset auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht? Älis Stack unä Lanct. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am >9. April. — zM. I) Wichtig für Landwirte! Die Erfahrungen haben gezeigt, daß in den landwirtschaftlichen Kreisen vielfach Unkenntnis über die Möglichkeit besteht, aus den Lazaretten Arbeitskräfte zu erhalten. Es wird daher erneut darauf hingewiesen, daß die Heranziehung von geeigneten, genesenden Mannschaften aus den Lazaretten zu den Frühjahrsbestel lungen angängig ist. Die Gesuche sind an die Amtshaupt mannschaft einzureicheu die nach etwa nötiger Prüfung der Gesuche das Weitere unmittelbar mit den ihnen zugewieseuen Garnisonkommandos veranlassen. Vorbedingung ist selbst verständlich, daß den Genesenden aus der Beteiligung an den Erntearbeiten kein gesundheitlicher Nachteil erwächst, daß die Möglichkeit hinreichender ärztlicher Ueberwachung gegeben ist und daß für eine den gesundheitsmäßigen An forderungen entsprechende Unterkunft und Verpflegung der Leute Vorsorge getroffen wird. Außerdem sind folgende Bedingungen zu erfüllen: 1) Gewährung des ortsüblichen Lohnes, freie Unterkunft und Verpflegung: 2) Rückerstattung des Eisenbahnfahrgeldes, soweit freie Eisenbahnfahrt nicht erwirkt ist; 3.) Regelung der Brotfrage durch die Kommu nalverbände. Es wird noch hinzugefügt, daß die zu land- wirtschaftlischen Arbeiten beurlaubten- gegen Lohn beschäftig ten Mannschaften ohne weiteres bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft versichert sind (Handbuch der Unfall- veisicherung, Band 1, Seite 58). Es wird ferner darauf hingewiesen, daß seitens der Stellv. Generalkommandos auch Pferde und Gespannführer den Amtshauptmannschaften zur Verfügung gestellt worden sind. Gesuche um Ueberlas- sung von Pferden und Gespannführern für die Feldbestel lung sind deshalb in gleicher Weise, wie die Gesuche um Stellung von Urlaubern an die Amtshauptmannschaften zu richten. — Der Sommerfahrplan der sächsischen Staats eisenbahnen wird in diesem Jahre erst am l, Juni in Kraft gesetzt. Wie verlautet, werden die Aenderungen gegen über dem jetzt gültigen Fahrplan, der bekanntlich während des Winters mehrfache Beschränkungen erfahren hat, vor läufig nur geringfügiger Natur sein. — Zwecks Ersparnis an Milch hat das Ministerium des Innern mit sofortiger Wirksamkeit angeordnet, daß Käl ber, die zu Schlachtzwecken bestimmt sind, spätestens im Al ter von 14 Tagen zur Abschlachtung zu bringen sind. Wer dieser Anordnung zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis dis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis 1500 Mark bestraft. — Berufung Stegemanns au die Universität Bern. Die "Gazette de Lausanne" meldet aus Bern, die Philosophische Fakultät der Universität Bern haben be-' schloffen, als Professor für Kriegswissenschaften Herrn Stegemann, den Militärkritiker des "Bund", vorzuschlagen. — Es mehren sich die Klagen darüber, daß große Kreise des Publikums, insbesondere der Landbevölkerung, die Herstellung von Seifen selbst übernehmen, wobei viel fach Butter, Rohfette aus Hausschlachlungen sowie andere für die Ernährung geeignete Fette verarbeitet und so den Ernährungszwecken entzogen werden. Es wird darauf hin- gewiesen, daß die Herstellung von Seife aus pflanzlichen und tierischen Qelen und Fetten durch die Bekanntmachung vom 21. Juli 1916 verboten ist Dieses Verbot bezieht sich nicht nur auf die gewerbliche Herstellung, sondern auf jede Herstellung überhaupt. Abgesehen von der Möglich keit strengster Bestrafung muß eine solche Verschwendung wertvoller Fette in schärfster Weise mißbilligt werden. — Meißen. Eine schreckliche Verletzung hat sich eine 20jährige Arbeiterin am Montag abend im hiesigen Jacobi werk zugezogen. Beim Einsetzen einer Granate geriet die am Mühlweg wohnhafte Klara Kögler, obwohl sie einen Haarschutz trug, mit den Haaren in die Maschine, welche ihr die Kopfheit vollständig herumerriß. Die Verunglückte war erst seit drei Wochen in der Fabrik tätig. Sie wurde nach dem städtischen Kcankenhause gebracht. Ihr Zustand ist nicht unbedenklich. Als wir nach unserem herrlichen Siege über. Frankreich 1870/71 eine Kriegsentschädigung in Höhe von 5 Milliarden Franken erhielten, gingen wir zur Goldwährung über. d. h. wir machten das Gold zur Grundlage nnseres Geldwesens. Das Bankgesetz be stimmt, daß für das bei der Reichsbank befindliche Gold nicht mehr als das Dreifache an Banknoten aus gegeben werden darf. Außerdem weiß jedes Schul kind, daß wir lange nicht alles, was wir zum Leben, zur Kriegsführung und erst recht nach Friedensschluß zum Wiederaufbau unserer Friedenswirtschaft in Handel, Industrie und Gewerbe nötig Huben, im Lande selbst erzeugen, sondern vom Auslande beziehen müssen. Und wenn wir nach dem Kriege nicht doch wirtschaftlich besiegt werben sollen, daun müssen wir alle Kraft einsegen, um mit unseren an Güte und Billigkeit den Erzeugnissen aller übrigen Länder über legenen Produkten unseres Fleißes und unserer Tüch ligkeit möglichst schnell auf allen Teilen des Welt marktes wieder zur Stelle zu sein. Die Rohstoffe hierfür aber müssen bezahlt werden, und zwar mit Gold Je größer also der Goldbestand unserer Reichs bank ist, um so größer ist die Möglichkeit des raschen Bezugs aller nötigen Produkte für jetzt im Kriege und in der Zukunft beim Aufbau der Friedenswirt schaft. So hängt also ein Teil des Sieges unserer Waffen und unseres weiteren Emporkommens auf dem Weltmärkte ab vom Goldbestand der Reichsbauk. Darum gib Deinem Herzen einen Stoß! Raffe Dich auf, und trenne Dich von allem Goldschmuck, und bringe ihn dem Vaterlande dar, das durch seine Gold ankaufsstellen Dir den vollen Goldwert bezahlt und Dir obendrein ein schönes Gedenkblart und eine wundervoll geprägte eiserne Denkmünze schenkt, die die Aufschrift trägt: Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr! — Dresden. Die Saalinhaber der Amtshauptmann-. schäft Dresden-Altstadt beantragten beim Landesverband der Saalinhaber, unverzüglich geeignete Schritte zur Tanz erlaubnis zu unternehmen, sobald Aussicht auf Genehmi gung vorhanden sei. Der hierauf eingegangene Bescheid besagte, daß zurzeit keine Aussicht hierzu vorhanden sei. - - Dresden. (Landlagsabgeordneter Kuntze -j-.) Hier starb im Alter von 71 Jahren der Landtagsabgeorduete Kommerzienrat Kuntze, Mitinhaber des Dresdner Bankhau ses Albert Kuntze L Co. — Zschopau. Einer Anzahl hiesiger Familien wurde die Milchlieferung auf einem Gornauer Gut mit der Be gründung gekündigt, daß „die dort' beschäftigten Russen früh ihre Milchsuppe haben müßten." So ist's richtig! Der deutsche Michel muß den Kriegsgefangenen, den Herren Russen, Milchsuppe kochen, und deshalb entzieht er deutschen Familien die Milch. Mait sollte es nicht für möglich halten! KL Leipzig. (Teilstreiks in Leipzig.) Zn den bürger lichen Blättern Leipzigs findet sich folgende Mitteilung: Montag und Dienstag vormittag haben in Leipzig mehr fach Arbeitsniederlegungen stattgefunden. Zur Besprechung der Fragen, die die Arbeiter zu dieser Maßnahme ver anlaßt haben, ist am Montag von der in Ausstand be findlichen Arbeiterschaft eine zahlreich besuchte Versamm lung in Stötteritz abgehalten worden, in der die Lebens mittelfrage und Fragen allgemeiner Art besprochen wurden. Am Montag vormittag sollten ein paar kleine Umzüge in -er Stadt stattfinden. Sic nahmen einen durchaus ru higen Verlauf und lösten sich nach Hinweis auf eine am Nachmittag in Stötteritz geplante Versammlung ohne weiteres auf. Menn auch die Arbeiterschaft bei ihrer Kundgebung bisher eine durchaus ruhige Haltung bewahrt hat, so bleib: dieses Vorkommnis doch tief zu beklagen. Einmal wird die Auslandspresse diese Vorgänge unter übermäßiger Aufbauschung der tatsächlichen Ereignisse ausschiachten, wodurch der Mut unserer Gegner zur Fort setzung -es Krieges nur verstärkt wird. Andererseits geht dadurch die kostbare Zeit zur Herstellung von Munition und Kriegsmaterial unbenutzt verloren Jeder, der an derartigen Kundgebungen teilnimmt, sollte sich überlegen, daß er durch jede Stunde verlorener Arbeitszeit seinen An gehörigen an der Front schwere Gefahren bringen un- unter Umständen, ohne irgend etwas Nützliches zu er reichen, den Tod von Tausenden seiner Landsleute mit verschulden kann. — Senftenberg. Bet einer Getreiderevision die rn Dollenchen abgehalten wurde, fand Wachtmeister Sturm auf dem Äcker des Besitzers Franz Wunderlich elf Zentner Roggen und zehn Zentner Hafer — man sollte es kaum für möglich halten — unter Düngerhaufen versteckt, um diese der Kontrolle zu entziehen. Der Rogen war schon etwas angefault. Hafer und Roggen verfielen der Beschlag nahme. Die Bestrafung für den Landwirt wird nicht aus- bleibcn. — Magdeburg Da in der letzten Zeit in der hiesigen Gegend für Gänsckücken ans Fabelhafte grenzende Preise bis 12 Mark für das Stück — verlangt und gezahlt wurden, hat die Regierung nunmehr Höchstpreise festgesetzt, und zwar darf das Stück mir nur 3 Mark verkauft werden. — Nach Mitteilungen von verschiedenen Stellen hat die auf Anordnung des Herrn Präsidenten -es Kriegs ernährunsamtes an die Zuweisung von Zucker zur Bienen fütterung geknüpfte Bedingung, daß die Zucker empfangen den Bienenzüchter sich verpflichten müssen, ihre Honig- erzrugung nach näherer Bestimmung der Neichszuckerstelle zu einem noch festzusetzenden Preise an eine noch zu bezeichnende Stelle abzuliefern, in Imkerkreisen Beunruhi gung hervorgerufen. Insbesondere wird besorgt, daß der Imker seine gesamte Ernte werde abgeben müssen. Alff Anordnung des Herrn Präsidenten des Kriegsernährnngs amts wird mitgeteilt, daß ein so weitgehender Eingriff nicht beabsichtigt ist. Es kann sich nur darum handeln, erforderlichenfalls die Mengen zu erfassen, zu deren ver äußerung der Imker bereit ist. Auch dies wird aber nur soweit in Erwägung zu ziehen sein, als es erforderlich ist, um zu verhüten, daß der Honig Gegenstand der Spekula tionen und Preistreiberei wird. Die Imker können auch, soweit sie zur Abgabe des Honigs angehalten werden sollten, damit rechnen, -aß ne einen angemessenen Preis erhalten Der ffür die zu übernehmenden Mengen fest zusetzende Uebernahmepreis würde den Preisprüfungsstellen eine Handhabe bieten, den Handel mit Honig zu über wachen und auch die im freien Verkehr zulässigen Preise in angemessenen Grenzen zu halten. vurckkaUen. iM. I.) Der welterlaunige April hat die kalten Winter monate abgelöst. Die Zeit der eisigen Kälte ist vorüber, und wenn wir unter der kalten Leperatur auch mancherlei Entbehrungen auf uns genommen haben, so manchen Tag ohne Heizmaterial waren, Kohlen und Koks unter allerlei Erschwernissen und nur sack- oder eimerweise beziehen konnten, wenn wir teilweise auf die gewohnte Beleuchtung verzichten, die Schulen, Theater und Kinos vorübergehend schließen mußten — es ist gegangen. Wir haben durchgehalten— trotz der KohlennoN Diese ist jetzt in der Hauptsache vor über. Aber schon droht eine neue und ernstere Schwierig keit: Das Broc wird knapp. Auch diese Not werden wir überwinden. Die Geschichte der Nahrungsmittelchemie lehrt uns, daß ganze Völker zeitweise in Jahren von Mißernten unter einer wirklichen Hungersnot gelitten und dieselbe über standen haben. In ganz anderer Weise als wir jetzt noch, Gott sei Dank, versorgt sind, haben diese Völker damals sich ernähren müssen. König berichtet in seiner bekannten „Chemie der menschlichen Nah^ungs- und Genußmitlel" über ein Hungersnotbrol aus dem Tulsker Gouvernement, das aus 75»/, Gänsefuß und 25»^ eines Gemisches aus Roggen kleie und Knöterich bestand, von einem Landbrote aus Roggen-, Maismehl und aufgeweichtem Buchholzmehl, ferner von schwedischen Brotsorten: „Roggenvlutbrot", „Rinden brot" (Mehl mit Kiefernrinde), „Strohbrot" (Hafer- und Gerstenähren und etwas Mehl), „Sauerampferbrot" (Sauer- ampferpstanze mit Waldkräutern), „Knochenmehlbrot" (Hafer mehl und Knochenmehl), „Rindenbrot" (Roggen und Föhren rinde), „Hungersnotbrot" (Stroh und Rinde). Bettels und Olig-Münster berichten über Brot aus Mais und Roggen mir Eichelmehl und Eichelschalen, Brot des „Roten Kreuzes" in Samara, aus Roggen mit etwas Weizen und Unkrautsamen, und Maurizio-Zürich fand in den Jahren 1894 -1898 Brot aus 30—40°/, Mehl und Kleie und 70—60°/g Holzstückcheu und Unkraut, Brot aus Wurzeln einer Schilfsorte, Brot aus 30°/, Roggenkleie, 15°/, grob zerquetschten Haferkörnern, 15—20«/o Kornradenschalen. 30—35°/, sonstiger Unkräuter und Spreu, ja, sogar Brot aus Mehl und Ton (bis 64°^). Soweit ist es bei uns noch lange nicht, soweit wird es auch nie kommen. Unsere Nahrungsmittelkonlrolle sorgt schon dafür, daß wir jetzt nicht Holz, Baumrinde und Ton im Brote vorgesetzt bekommen. Aber es ist nützlich, daran