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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 01.05.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191705019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19170501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19170501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-01
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Monat
1917-05
-
Jahr
1917
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Engländer auf dem am weitesten vorgerückten Punkt noch immer 6000 Uards von der Queantlmie stehen, sei, meint er, der beste Beweis dafür, daß es den Engländern nur um Operationen rein lokaler Natur zu tun war. — Dem Fuchs sind die Trauben zu sauer. Kelfast wegen ^inengefakr gesperrt. Der wichtige Hafen von Belfast, Hauptstadt der iri schen Provinz Ulster und zugleich Hauptsitz der ganzen irischen Industrie, ist wegen Minengefahr gesperrt worden. Der Hafen liegt an der gleichnamigen Bai an der Nord ostküste Irlands und ist einer der verkehrsreichsten Britanniens, Ausgangspunkt reger Schiffahrt nach England, Schottland und vor allem nach Nordamerika. Die Industrie der 400 000 Einwohner zählenden Stadt umfaßt große Brauereien, Eisenwerke, Wersten und Docks. Ein A-Boot beschießt einen algerischen Hafen. Wie amtlich gemeldet wird, hat ein deutsches U-Boot am 21. April die Mr die Erzverschiffung aus Nordafrika wichtige Hafenanlage bei Gourays westlich Algier wirkungs voll beschossen. Eine Erzladebrücke ist eingestürzt, eine zweite schwer beschädigt. Genf, 29. April. Nachträglich gibt „Havas" die Versenkung eines rumänischen Torpedobootes zu, die am 16. April erfolgte. Drei französische Marineoffiziere fanden hierbei den Tod. Kopenhagen, 28. Avril Das Ministenum des Äußern meldet: Folgende dänische Schiffe wurden versenkt: der Dampfer „Nordsöen". von Norwegen nach Italien, an der portugiesischen Küste, der Schoner .Anna Riese", von Amerika nach Dänemark mit Ölkuchen, in der Nordsee: die Bark „Este", von Amerika nach Dänemark mit Futterküchen, und die Bark „Callana", von Dänemark nach Amerika. Bergen, 28. April. Der finnische Dampfer „Fixes" wurde bei den Shetlandinseln torpediert. Er sank so schnell, daß die Besatzung nicht die Boote besteigen konnte, von 22 Mann wurde nur einer gerettet. * Sckeitern cles rweiten englischen Vur-ckbrucks. Der zweite feindliche Durchbruchsversuch der Eng länder bei Arras darf heute als völlig gescheitert ange sehen werden. Während aus englischen Gefangenen aussagen, besonders denen von schottischen Regimentern, die bei Roeux in unsere Hand fielen, klar die Absicht der Engländer, in der zweiten Arras'chlacht auf jeden Fall durchzustoßen, hervorgeht, versucht das englische Kriegsamt diese Absicht abzuleugnen, indem es vorgibt, der unter ge waltigen Massen von Menschen und von Munition an gesetzte Angriff habe nur die Eroberung einiger Dörfer zum Ziele gehabt. Wie bei Reims im Süden ist der Durchbruch der Enteiste auch bei Arras gescheitert. Nach der ungeheuren Schwächung ihrer Kampfkräfte in dieseri blutigen Schlachttagen steht die Entente ihrem strategischen Ziel ferner denn je. Die Massenverluste des Gegners. Der mächtig angesetzte und wuchtig begonnene Durch- bruchsversuch der Engländer ist buchstäblich verblutet. Nach den Aussagen jener Teile unserer Kampftruppen, die be reits im Osten fochten, kaffen sich die Verluste der Eng länder nur mit jenen der Massenverluste der Ruffen ver gleichen. die die Russen bei ihren ohne Unterstützung durch Artillerie ansgeführten Angriffen erlitten. Aus allen Ge fangenenaussagen geht ebenfalls klar hervor, wie un geheuer die englischen Bataillone zusammenkartätscht wurden. Neutrale Urteile. Der „Tagesanzeiger" Zürich vom 25. 4. schreibt zur Kriegslage: Laß die Kosten einer modernen Offensive trotz ungeheurer Feuervorbereitung durch Artillerie immer noch ganz gewaltig sind, zeigt ein Blick in die Verlustlisten des englischen Kriegsamtes, welches seit dem 16. April die Offiziersverluste vom Beginn der ersten Schlacht um Arras zur Veröffentlichung bringt. Bis zum 21. April enthielt diese Verlustliste rund 2000 Mann, wovon gegen 700 gefallen. Auf Grund bisheriger Erfahrungen ent spricht diese: Verlust einer Mannschaftseinbuße von min destens 60 000—70000 Mann. Dabei bezeichnete die englische Heeresleitung ihre Verluste in der ersten Schlacht um Arras ausdrücklich als „sehr leicht". „Welche Hekatomben möge erst beim jetzigen Angriff und bet der französischen Offensive geopfert worden sein, da diese Schlachten ungleich größer und heftiger waren und sind als die Eröffnungsoffcnsive." Nach den „Neuen Züricher Nachrichten" ist die Haupt kraft der englischen Armee durch die fürchterlichen Verluste in der zweiten Arrasschlacht so geschwächt, daß sie das ihr gesteckte Hauptziel nimmermehr erreichen kann. „Noch eine solche Niederlage und Englands Heere sind über wunden. Deutsches Heldentum bat seinen größten Triumph gefeiert." Kein Mangel an Munitions-Rohstoffe«. Die englische Presse bemüht sich, das Gerücht zu ver breiten, Deutschland habe einen derartigen Mangel an den wichtigsten Rohstoffen zur Erzeugung von Geschossen von großer Explosivkraft, daß es nicht mehr in der Lage sei, mit schwerer Artillerie zu wirken. Demgegenüber wird deutscherseits festgestellt: Nach einer m den ersten Kriegsmonaten etngetretenen Knappheit an Salpeter mit der Lösung des Stickstoffpro blems war die Herstellung von Pulver und Sprengstoffen in jeder Menge gesichert. Deutschland produziert auf künst lichem Wege größere Mengen Stickstoff, als es vor dem Kriege aus Chile einfübrte.- Infolgedessen kann jetzt nicht nur der Bedarf der ständig wachsenden Pulver- und Spreng stofferzeugung, sondern auch der der Landwirtschaft gedeckt werden. Die Baumwolle bei der Pulververfertigung wurde durch Zellstoff ersetzt. Auch über Glocerir verfügt Deutsch land jetzt in überreichem Maße, seitdem s gelungen ist, dieses nicht mehr aus Fett, sondem aus anderen, in unbe grenzten Mengen vorhandenen Stoffen herzustellen. So ist Deutschland schon fett längerer Zeit auch in dieser Hinsicht vollkommen unabhängig vom Auslande. Daß es an der für die Sprengstofferzeugung nötigen Kokeretproduktion nicht fehlen kann, bedarf wohl keines Beweises. Unter diesen Umständen war es nicht nur möglich, die Erzeugung von Pulver und Sprengstoffen bis auf den heutigen Tag fortlaufend zu vermehren, Deutschland befindet sich vielmehr augenblicklich in einem Abschnit ganz außergewöhnlicher Steigerung, die beliebig fortge führt werden kann. « Staatssekretär v.LapeUeiiberäend-Koot-kitteg. Große Erfolge — geringe Verluste. Im Hauptausschuß des Reichstags hat der Staats sekretär des Reichsmarineamts v. Capelle vertrauliche Mit teilungen über den U-Boots-Krieg gemacht, aus denen folgendes veröffentlicht werden kann: Wie bisher, stände der U-Boot-Kriea unter dem Zeichen: Sobald der Staat ruft: „Jetzt gilt es mir und meinem Dasein!", dann erwacht in einem freien Volke die höchste aller Tugenden, die so groß und schrankenlos im Frieden nie mals walte« kann: der Opfermut. Treitschke- „Große Erfolge, geringe Verluste". Auch für den Monat Avril sei nach den bisherigen Meldungen ein sehr günstiges Ergebnis zu erwarten. Die mit mathematischer Sicherheit erfolgende Zusammenschrumpfung des unseren Gegnern zur Verfügung stehenden Schiffsraumes, die hierdurch bedingten steigenden Lebensmittelnöte, der stets wachsende Mangel an Kohien, Erz und Grubenholz äußerten sich bereits in schärfster Farm. Die Marine habe bisher alle Erwartungen, die sie auf die Verhängung der Seesperre gesetzt hätte, vollauf bestätigt gefunden und zweifle nickt, daß England in ab sehbarer Zeit gezwungen sein würde, die nötigen Schluß folgerungen zu ziehen. 55 000 Tonne« im Mittelmeer versenkt. Nach amtlicher Meldung des deutschen Admiralstabes wurden im Mittelmeer neuerdings zehn Dampfer und sechs Segler mit rund 55 000 Br.-Reg.-To. versenkt. Es wurden versenkt am 5. Avril der bewaffnete englische Dampfer „City of Pmis" (9239 Br.-Reg.-To.) von Bombay nach Marseille mit Stückgut: am 10. Avril der bewaffnete englische Dampfer „Dalton" (3486 Br.-Reg.-To.) von Saloniki nach Malta bestimmt und der italienische Dampfer „Porto di Rode" (2480 Br.-Reg.-To.) auf dem Wege von Alexandrien nach Genua mit Stückgut: am 11. April der griechische Dampfer „Meritos" (2500Br.-Reg.-To.) mit Kohlen vonEngland nach Port Said: am 12. April der bewaffnete englische Dampfer „Kiidale" (3830 Br.-Reg.-To.) mit Kodlenladung; am 18. April der bewaffnete englische Dampfer „Mashobra" (8236 Br.-Reg.-To.) voll beladen mit Mais und Lebensmitteln, von Indien nach Marseille unterwegs; am 16. April ein eng lischer Truppentransportdampfer von etwa 12000 Br.-Reg.- To-, wahrscheinlich zur Orientlinie gehörig, im Ägäischen Meer und der griechische Dampfer „Zenobia" (4000 Br.- Reg.-To.), mit Kohlen von England nach Italien; am 17. Avril ein unbekannter tief beladener Damvfer von etwa 3500 Br.-Reg.-To.; am 18. April der bewaffnete englische Dampfer „Rinaldo" (4321 Br.-Reg.-To.) mit Kohlen wahrscheinlich nach Italien. Die versenkten Segler hatten hauptsächlich Schwefel nach italienischen Häfen geladen. Nach eingetroffenen Ergänzungsmeldungen befanden sich unter den am 16. April bekanntgegebenen U-Boot-Erfolgen im Mittel meer noch folgende Dampfer: Der bewaffnete englische Dampfer „Britannta" (3129 Br.-Reg.-To.) mit Baumwolle von Alexan drien nach Liverpool, der bewaffnete englische Dampfer „Cal- liope" (3829 Br.-Reg.-To.) mit 5100 To. Kohlen von Cardiff nach Malta, der bewaffnete englische Dampfer „Trefusis" (2642 Br.-Reg.-To.) mit 4000 To. Kohlen von Cardiff nach Alexandrien, der bewaffnete englische Dampfer „Tremorvah" (3674 Br.-Neg.-To.). Csdiz, 27. April. Der Dampfer .Triana" traf hier ein mit der Leiche des Koches und einem schwerverletzten Matrosen. Der Dampfer wurde an der portugiesischen Küste von einem deutschen Unterseeboot aus Geschützen beschaffen. Christian!», 27 April. Der versenkte englische Schiffs raum ist in d- - letzten Woche fast doppelt so groß wie in der vorigen und -er größte seit Beginn des uneingeschränkten Unterseebootkrieges. Kopenhagen, 27. April. Der norwegische Postdampfer „Harald Haarlager" mit Post und Reisenden an Bord wurde am 25. April am Skagerrak von einem deutschen Kriegs schiffe aufgebracht und nach einem deutschen Hafen über- geführt. Die Edsr!Ä«dischen Schiffe in England. Das holländische Ministerium des Äußern teilt mit, daß eine Anzahl niederländischer Schiffe mit Viehfutter, Kunstdünger und Getreide, die jetzt noch in englischen Häfen liegen, am 1. Mai die Heimreise antreten werden. Die deutsche Regierung hat für die Überfahrt, was die Gefahr von feiten der Ü-Boote betrifft, völlige Sicherheit garantiert. Die Schiffe müssen die Signalflagge führen und auf dem Schiffskörper und auf der Schiffsbrücke mit vertikalen roten und weißen Streifen von 3 Meter Breite bemalt sein. Nack den aus England vorliegenden Nach richten werden die Sckiffe dort m die Lage versetzt werden, sich mit diesen Kennzeichen zu versehen und es wird alles getan werden, um die Abfahrt zur festgesetzten Zeit zu ermöglichen. Deutsche Gefangene ans „Hospitalschiffe«". Auf eine Anfrage im Reichstagsausschuß antwortete General Friedrich: Die deutsche Regierung hat durch die Schutzmacht Schweiz der englischen Regierung mitteilen lassen, daß die deutsche Regierung, wenn Gefangene auf sogenannte Hospitalschiffe gebracht und im Sperrgebiet der Gefahr des Torpedierens ausgesetzt würden, die schärfsten Vergeltungsmaßnahmen anordnen werde. Der französischen Regierung wird eine Note desselben Inhalts zugehen. Oie Gewerkschaften gegen Streikgeiülte. Gerechte Nahrungsmittelverteilung. An den Chef des Kriegsamtes, Generalleutnant Groener, hat die Generalkon-wisston der Gewerkschaften Deutschlands ein Schreiber' : stet, in dem die unter zeichneten freien (sozialdenw: ! den), christlichen, Hirsch- Dunckerschen und sonstigen Gewerkvereine entschiedenen Einspruch erheben gegen die sich in einigen Kreisen be merkbar machenden Streikgelüste. Die Gewerkschaften stellen sich ohne Rückhalt auf den Boden der mit allen Kräften aufrecht zu erhaltenden Arbeit für die Verteidigung des Vaterlandes und die Versorgung der kämpfenden Feld armee. Andererseits erklären die Gewerkschaften, manche Mißstimmungen seien entstanden durch die nicht der Zeit angemessene, ungleiche und ungerechte Verteilung der vor handenen Nahrungsmittel. Sie fordern Abhilfe in dieser Richtung und bitten schließlich um Übermittlung ihres Schreibens an den Generalfeldmarschall o. Hindenburg. Das Schreiben lautet: Ew. Exzellenz danken wir für die Übermittelung des Schreibens des Herrn Generalfeldmarschalls v. Hindenburg. Mit den leitenden Gedanken der Darlegungen erklären wir uns völlig einverstanden. Arbeitseinstellungen in der gegenwärtigen Stunde find zn vermeiden; Erhaltung und Sicherheit des Reiches stehen an erster Stelle. Nach allen Kundgebungen der Gegner Deutsch lands unterliegt es für politisch reife Menschen keinem Zweifel, daß nicht eine Verminderung, sondern nur eine Erhöhung der Widerstandskraft Deutschlands uns einen baldigen Frieden bringen kann. Wo diese politische Erkenntnis nicht vorhanden ist, sollte zum mindesten das Mitgefühl mit unseren an den Fronten ihr Leben einsetzenden Söhne und Brüdern die Arbeitnehmerschaft von Handlungen fernhalten, die geeignet sind, die Kraft der Kämpfenden zu lähmen. Seit Jahresfrist haben England und Frankreich, unterstützt, von den gereinigten Staaten AmerituS. ungeheure Lcapen von Gescyützen und Munition an del französisch-belgischen Front aufgehäuft. Das Ungeheuer uchstc. was Menschenhirn sich auszumalrn vermag, ist über unsere dort kämpfenden Volks- genossen hereingebrochen. Nur ein herzloser, gewissenloser Mensch kann dazu raten, diesen die erforderlichen Berteidtgungsmtttel zu ver sagen. Diese Auffassung beherrscht nach unserer innersten Überzeugung auch die Bevölkcrungokreise, die durch unsere Organisationen vertrete» werde» Unsererseits wird alles geschehen, sie nicht nur zu erhalten, sondern zu stärken und zu erweitern. Vou unoerantwortlicken Jemen tst, glücklicherweise mit ganz vereinzeltem Erfolg, »ersucht worden, die Arbeitsein stellungen der Waffen- und Munitionsarbeiter politischen Zwecken dienstbar zu machen. Der Wunsch nach baldiger Beendigung des blusigen Bölkerringens ist, ebenso wie in anderen kriegführenden Ländern, auch im deutschen Volke groß, er ist menschlich erklärlich und verständlich. Das Be streben ein Mitte! zu finden, die Beendigung des Krieges herbeizufüdren, beherrscht auch die arbeitende Bevölkerung. Bedauerlich ist, daß einige, wenn auch unbe deutende Kreise, dieses Mittel in einer Verweigerung der Her stellung der zur Landesverteidigung erforderlichen Waffen er blicken. Solche Ideen hätten jedoch die beklagten Arbeits einstellungen tu dem etngetretenen Umfang nicht herbeiführen können, wenn nicht bestimmte Voraussetzungen für die Miß stimmung in der arbeiienden Bevölkerung vorhanden wären. Die wesentlichste Ursache, die die Stimmung für die Arbeits niederlegungen schuf, ist in den unzureichenden Maßnahme» sus dem Gebiete der ErnädrungSpolittk zu erblicken. Den Arbeitern und Angestellten ist bekannt, und die Tatsache läßt sich nicht bestreiten, daß immer noch ver hältnismäßig große Mengen wichtiger Nahrungsmittel außer halb der Rationierung, jedoch mir zu Preisen, die von der erwerbstätigen Bevölkerung nick: xrzMt werden können, er hältlich sind. Diese Nahrungsmittel werden gerade vielfack von Kreisen konsumiert, die nickt ihre volle Arbeitskraft in den Dienst der Landesverteidigung zu stellen genötigt find. Das Verlangen, Maßnahmen zu restloser Erfassung und ge rechter Verteilung der vorhandenen Nahrungsmittel schleunigst herbeizuführen, hat im wesentlichen den Anlaß zu den Arbeitseinstellungen gegeben. Deshalb erwarten wir bestimmt, daß die in Aussicht gestellten und zum Teil in Angriff ge nommenen Maßnahmen zur Sicherung der Ernährung der Bevölkerung der Städte und Industriegebiete mit der nötigen Schärte und Rücksichtslosigkeit und dem dann zu erwartenden Erfolge durchgeführt werden. Damit würde der wesentlichste Grund zur Beunruhigung der arbeitenden Bevölkerung genommen sein. Des weiteren muß alles ver mieden werden, was geeignet ist. bei den Arbeitern und An gestellten das Gefühl aufkommen zu lasten, daß sie nicht die volle Beachtung und Wertschätzung ihrer Leistungen finden. Unzureichende Entlohnung, die Neigung vieler Unternehmer, die Arbeitsleistung unter Berücksichtigung der für den Lebensunterhalt erforderlichen Aufwendungen zu bezahlen, unnötige Härten bei der Durchführung des Hilfs- dienstgesetzes, die oielsachen Versuche, die durch das Gesetz der Arbeitnehmerschaft zustehenden Reckte etnzuschränken oder zu beseitigen, sind geeignet, eine große Mißstimmung und sieten Konfliktsstoff zu erzeugen. Leider haben viele Unternehmer, vornehmlich in der Großindustrie, auch während der langen Dauer des Krieges sich nickt von den Methoden der Behand lung der Arbeitnehmer freigemacht, die schon in Frteüenszeiten zu großer Unzufriedenheit und zu scharfen Kämpfen führten und die auch jetzt unausgesetzte Reibungen Hervorrufen. Hier eine Änderung herbeizuführeu, sollten sich Staats- und Heeresleitung nachdrücklichst angelegen sein lassen. Wir werden immer wieder darauf Hinweisen, daß diejenigen sich an unserm Lande versündigen, die durch willkürliche Her abminderung der Lieferung von Verteidigungsmitteln die Widerstandskraft unserer Truppen schwächen. Auf der andern Seite muß aber auch alles getan werden, was erforderlick ist. die Leistungsfähigkeit der Heimarmee zu erhallen. Werden die Pflichten mit dein tiefen Ernst, den die gegenwärtige Zett erfordert, von allen Seiten erfüllt, so wird unser deutsches Volk auch diese schwersten Wochen des furchtbaren Wellkrieges bestehen. Ew. Exzellenz bitten wir, dem Herrn Generalfeld- marschall von Hindenburg von diesem Schreiben Kenntnis zu geben Die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, gez. C. Legien. Gesamtverband der christlichen Gewerk schaften. gez. Franz Behrens. Verband der deutschen Gewerkvereine (H.-D.). gez. Gustav Hartmann. Polnische Berufsoereinigung, gez. Eymer. Arbeitsgemeinschaft für die kaufmännischen Verbände, gez. Dr. Köhler. Arbeits gemeinschaft für ein einheitliches Angestelltenrecht, gez. Aufhäuser. Arbeitsgemeinschaft der technischen Verbände, gez. Dr. Höfle. Gin Gang clurck cias neue Petersburg. Nach der Umwälzung. Von einem Osterspaziergang durch die Straßen „Neu- Petersburgs" erzählt ein Berichterstatter des Pariser „Journal": „Wer da glaubte", so schreibt er, „daß Petersburg gegenwärtig das Aussehen einer Stadt, die soeben erst eine Revolution durchgemacht hat, zur Schau trage, würde sich sehr täuschen. Rußlands Haupt- und Residenzstadt macht vielmehr — äußerlich wenigstens — einen durchaus ruhigen Eindruck, und sie ist mir nie so heiter und sorglos erschienen, wie in dreien Frühlingstagen. Die Russen feierten ihr Osterfest. In den Straßen drängt und schiebt sich eine gewaltige Volksmenge: an manchen Stellen, vor allem auf dem Newskij, ist der Verkehr geradezu lebensgefährlich, aber die Haltung der Spaziergänger unter scheidet sich gar sehr von der, die man diesem Volke früher ansah. Die Bauern, die Arbeiter, die sonst fortwährend von der Polizei cmgefabren wurden, haben nicht mehr die un ruhige, ängstliche Miene, durch die sie einst aufsielen. Die Bürgersteige, auf die sie sich in früheren Zetten kaum hinauf wagten. sind jetzt sozusagen ihr Herrschaftsgebiet, und das Volk ist sich dessen durchaus bewußt und nutzte die neue Macht reichlich aus. Da die Zeitungen nicht erschienen sind, bilden sich vor den mancherorts angeklebten Extrablättern, die eine kurze Übersicht über die neuesten Nachrichten aus Rußland und der ganzen übrigen Welt enthalten, dickte Gruppen. Man liest laut vor und es knüpfen sich daran ruhige oder auch erregte Erörterungen. Hier und da tauchen plötzlich Redner auf, die die gemeldeten Geschehnisse in ihrer Weise erläutern. Man muß die Strenge der alten Regierung gekannt haben, um die Genugtuung der Volksklassen, die einst am Rande der Ge sellschaft lebten, über die gründliche Wandlung der Dinge zu verstehen. In ihrer Freude darüber, daß sie nicht mehr als Parias behandelt werden, konnten sie die wahre Be deutung ihrer neuen Rechie leicht übertreiben. Einstweilen verbrüdert man sich, und das rote Band, das als Sinnbild der Revolution auf jeder Brust zu sehen ist, scheint alle Kreise einander nähergebracht zu haben. In den Straßen, wo man sich geschlagen hat. sind die Häuser von Kugeln durchbohrt. An fast allen Läden, die in der Nähe liegen, find die Schau fenster von den Geschossen zertrümmert worden, und es haben noch nicht alle ersetzt werden können. Trotz der günstigen Ge legenheit hat das Voll an dem Tage, an dem es Herr der Straße war, nicht geplündert. Das kann den Studenten als ein Erfolg gebucht werden. Sie hatten die Stadt unter ihre Obhut ge nommen und entledigten sich ihrer Ausgabe in tadelloser Weise, indem sie die Plünderung der Lebensmittelgeschäfte durch einen Appell an die Ehrlichkeit der Arbeiter verhinderten. Als das Haus des Barons Fredericks brannte, wurden die Wein-
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