Volltext Seite (XML)
Anlage zu Ar. 136 des Wochenblattes für Witsdruß LS Vaterländisches. Wilsdruff, 15. November 1901. — Dresden, 14. November. Die Kummerschen Werke in Niedersedlitz scheinen sich nicht wieder zu erholen. Nachdem der Betrieb der A.-G. Elektrizitätswerke vormals O. L. Kummer u. Co. infolge des über genannte Ge sellschaft hereingebrochenen Concurses immer mehr und mehr eingeschränkt werden mußte und nachdem die ange stellten Versuche, das Fortbestehen des Werkes zu sichern, infolge der in der gesammten Industrie vorherrschenden ungünstigen Conjunktur bis heute noch zu keinem Resultate geführt hat, ist der Concursverwalter der Gesellschaft, Herr Justizrath Dr. Mittasch, gezwungen gewesen, weitere, ganz erhebliche Beamtenkündigungen per 31. Dezember d. I. vorzunehmen, sodaß der Beamtenetat nur noch eine ganz kleine Anzahl am 1. Januar aufweisen wird. Es betrifft dies meist verheirathete Beamte, denen es wohl doppelt schwer fallen wird, per 1. Januar Stellung zu finden. — Von einer Frau, die nahe der Dampfschiff-Land ungsbrücke in der Leipziger Vorstadt zu Dresden am Ufer entlang ging, wurde Mittwoch früh ein Paket aus der Elbe gezogen, das, wie sich bei näherer Betrachtung erwies, eine in Zeitungspapier eingeschlagene Kindesleiche enthielt. — Eine von 2000 Personen besuchte Arbeitslosen versammlung forderte gestern Abend zur Milderung der schrecklichen Arbeitslosigkeit entsprechende Maßnahmen von Staat und Commune. — Rabenau. Gestern Abend in der zehnten Stunde ertönten in unserem Orte Feuersignale. Es brannte die dem Baumeister Wünschmann gehörige Ziegelscheune. Das Feuer fand durch eiue Masse Bretter, welche kurz zuvor in der Ziegelscheune abgelagert worden waren, reichliche Nahrung und verbreitete sich so rasch, daß das Gebäude in kurzer Zeit in Hellen Flammen stand und-vollständig verloren ging. Außer den Spritzen der hiesigen Feuerwehr trat diejenige von Obernaundorf mit in Thätigkeit. Neber die Entstehungsursache des Feuers, welches durch Ver nichtung von Baumaterial einen bedeutenden Schaden ver ursacht hat, ist bis jetzt Näheres noch nicht bekannt geworden. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Mittwoch in Freibergsdorf. Dort wurde von einem Kohlen fuhrwerke eine 70 Jahre alte Dame umgerissen und über- sahren. Die Dame trug schwere Verletzungen davon. Den Geschirrführer soll keine Schuld treffen. — In Coswig erfolgte am Montag unter starker Antheilnahme der betheiligten Gemeinden die feierliche Grundsteinlegung zur neuen Kirche, die sich nach den Plänen des Architekten Kandler-Dresden in deutscher Renaissance, ein Seitenstück zum Schloß Gauernitz, er heben wird. — Pirna. Wie dem „P. Anz." von zuständiger Weise versichert wird, ist der vor einiger Zeit aus der Außenabtheilung Jessen entwichene Kranke bereits vor längerer Zeit der Anstalt wieder zugeführt worden. In letzterer werden ausschließlich so schwachsinnige und so harmlose Kranke verpflegt, daß ihnen die Ausführung eines mit so viel Ueberleguug geplanten Raubanfalles, wie der an Pastor R. ausgeführten, schlechterdings nicht zugetraut werden kann. — In Obermalter bei Dippoldiswalde fand der Gutsbesitzer Eger bei einer Reparatur in seinem Stalle unter einer Schwelle einen Topf mit Silbermttnzen, aus dem siebzehnten Jahrhundert stammend, im Gewicht von vier zehn Pfund. — Großröhrsdorf, 14. Nov. Ein schweres Unglück ereignete sich Dienstag Abend ^12 Uhr in unserem Orte. Es explodirte ein Dampfbehälter, wobei der Maschinen führer Philipp seinen sofortigen Tod fand. Schwer ver letzt wurde auch der Betriebsleiter Mauschk, der nach wenigen Stunden ebenfalls seinen Geist ausgab. — Die Belohnung für die Auffindung des ver schwundenen'Justizraths Dr. Barth in Leipzig ist von der Familie auf 1000 Mark erhöht worden. — In einen Steinbruch während der Dunkelheit hinabgestürzt ist am Sonntag Abend der auf dem Nach hausewege von Häslich begriffen gewesene Tischlermeister Eckart aus Kamenz, wobei sich der Genannte empfind liche Verletzungen zuzog. Der Bedauernswerthe mußte in seinem hilflosen Zustande die ganze Nacht verbringen, da er erst am andern Morgen aufgefunden wurde. — Einer unverhofften Revision von Seiten der sächsischen Zollbeamten wurde vorige Woche auf dem Bahn hof Zittau der von Reichenberg nach Löbau verkehrende Güterzug unterworfen. Die Revision war von Erfolg, da verfchiedene zollpflichtige Waaren versteckt vorgefunden und kontreband gemacht werden konnten, weil sie im Zuge eingepascht worden waren. — Seit Kurzem haben sich in Zittau zwei angeb liche Missionare der „Kirche Jesu Christi des Heiligen der letzten Tage" — es sind dies Mormonen, deren Kirchengesetze die Vielweiberei dulden — niedergelassen, welche Flugschriften vertheilen und Mitglieder für die Sekte werben. — Als ein seltenes Vorkommniß wird aus Treuen i. V. berichtet, daß im Laufe der ganzen letztverflossenen Woche beim dortigen Königl. Standesamte weder ein im gesammten Stadtbezirke vorgekommener Geburts- noch Todesfall zur Anmeldung zu bringen war, ebenso wurde auch keine Eheschließung vorgenommen. — In einer Maschinenfabrik zu Crimmitschau stürzte am Montag der 40jährige Arbeiter Fischer von einem Krahn ungefähr 10 Meter herab und erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß er wenige Minuten darauf verstarb. — Der am Sonnabend Nachmittag in Crimmit schau von einem zweistöckigen Hause abgestürzte Bauunter nehmer Meyer ist an den erlittenen schweren Verletzungen noch Abends gestorben. Der 62 Jahre alte Verstorbene hinterläßt eine Frau und mehrere Kinder. — Das Schankwirth Mädlersche Wohnhaus in Ober - crinitz brannte am 11. August ab. Mehrere Familien wurden obdachlos. Als Brandstifter wurde der 16jährige Sohn des Calamitosen ermittelt. Er hatte den Brand gelegt, um seinem Vater, der das Haus abbrechen lassen wollte, die Brandkasse zu sichern. Das Landgericht Zwickau verurtheilte ihn zu 1^ Jahren Gefänguiß. — Das Gesammtergebniß der für die Retter Thieles in Grim m a veranstalteten Sammlung beträgt 2758,54 Mk. — Vor etwa 14 Tagen hatte sich der beim Maurer meister Stöß in Gößnitz beschäftigte Maurer Müller eine ganz geringe Verletzung an der Hand zugezogen, als ihm bei einer Deckenarbeit einige farbige Putzstücke auf die un bedeutende Wunde fielen. Bald darauf stellten sich jedoch furchtbare Schmerzen ein und der Bedauernswerthe ist jetzt an Blutvergiftung und entsetzlichen Qualen gestorben. — Ein Negerknabe, Namens Samia, der während des letzten Jahres in Plauen i. V. wohnte und jetzt mit dem Missionar Faßmann wieder nach Moschi zurück kehrt, besuchte während seines Aufenthaltes in Plauen die zweite Bürgerschule. Die Kinder dieser Schule haben nun dem scheidenden Mitschüler ihre Liebe und Kameradschaft noch durch eine hübsche That bewiesen. Sie haben eine Sammlung veranstaltet, die den ansehnlichen Betrag von 116 Mk. 69 Pf. ergab. Diese Summe ist der Missions schule zu Moschi mit der Bestimmung überwiesen worden, daß sie zu Gunsten Samias, der Lehrer werden will, verwendet wird. — Um aus dem Armenhause ins Zuchthaus zu kommen, steckte am Sonnabend der 24jährige Handarbeiter Krug aus Chrieschwitz bei Oelsnitz einen Getreidefeimen in Vogtsberger Flur in Brand und stellte sich dann selbst der Behörde. — Reichenbach, 13. Nov. Vor dem Kgl.Schwur gericht in Planen hatten sich gestern di? Brüder Max und