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Sächsische Amts- und Anzeigeblatt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und iß durch die Erpcdition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltc» für 10 Ngr. vicrtcljährl. zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindcrmstr. Bro seh in Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse i» Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Erpedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh st Uhr abzugebcn bittet. 5. Freitag, den 31. «Januar 2862 B e k a n n t m a ch rr n g. Künftigen Sonntag, am 2. Febrnar ». o., wird in hiesiger Kirche früh LV Uhr für die wunderbare Rettung der in den Poftelwitzer Steinbrüchen Ver unglückten ein Lob- und Dankgottesdienst und zwar unter allseitiger Gegen wart derselben, abgehalten werden, bei welchem Herr Superintendent Ur. Schlurick in Pirna die Ansprache und der Herr Ortspfarrer die Predigt hal ten wird , Dank. Den braven Arbeitern, welche mit kühnem Muthe und rastloser Thätig- keit zu der fo wunderbaren Rettung der verschütteten Steinbrecher beigetragen haben, bringe ich meinen herzlichsten Dank dar. Königliches Gerichtsamt Schandau, den 2S. Januar 1862. Hiili vlLiivi. Verunglückung und Nettnng oder Vertrau auf Gott und laß ihn walten, Er kann dich wunderbar erhalten. Verklungen ist der grelle Nothschrei, welcher tausend fachen Wilde» hall in dem lieben engen und weiten Vater lande gefunden^ als am Sonnabende, den 25. d. Mon. in der 10. Morgenstunde das unaussprechlich große Unglück sich ereignete, ^daß in den Postelwitzer Sandsteinbrüchen und zwar auf dem früher Quandt'scheu, setzt den Herren Fröde und Pieschel in Schmilka gehörigen Grundstücke ganz unerwartet eine Felsenwand,' zum sogenannten guten Bier, zusammeustürzte und im Nu sämnulichc 24 Arbeiter tief unter Schutt und Stein vergrub; aber se schrecklicher der Vorfall, desto tiefer machte auch sede vorlommende einzelne Scene den Eindruck auf Alle, die davon hörten und sahen und um so lieber kommen wir den Wünschen des Publikums nach, hier noch einmal ein Gcsammtbild der ganzen Katastrophe zn geben. Sämmtliche 24 Arbeiter hatten sich am 25. Morgens in den Bruch begeben, aber keineswegs in der Absicht, die Wand zu fällen. Um '/.10 Uhr ertönt das Signal zum Frühstück und sic Alle nehmen in ihrer Hütte, welche sie sich unmittelbar unter der steilen Wand unter einem starken Felsenklippel, der etwa 12 Ellen unten vorstand und so die Decke der Hütte bildete, ausgehöhlt hatten, ihren falten Imbiß ein. Gegen 10 Uhr ertönt das Signal wieder und man schickt sich an von Neuen» das Werk zu beginnen. ! Jrnhümlich wurde von anderer Seite dieses als Nothsignal bezeichnet. Steuermann Heinrich Pclterö aus Ostrau geht voran, ist etwa einen Schritt aus der Hütte, da drängt ihn auch schon ein gewaltiger Luftdruck zurück in dieselbe und er spricht: „Kinder ein Erdbeben." Darauf antwortet der Vater Linke: „Ja von oben" und er hatte sich nicht geirrt, denn schon schwankte der Felsen und wider alles Erwarten löst sich plötzlich die hohe steile Wand und mit unendlicher Niesenwuchi stürzt sie, ungefähr 200 Ellen lang, 70 Ellen hoch und l0—12 Ellen stark, donnerähulich krachend zusammen. Von Mund zu Mund, von Ort zu Ort pflanzt sich die Schreckenskundc wie ein Lauffeuer fort; Alles regt sich, Alles kommt in Bewegung, die Be hörden wurden sofort von dem Geschehenen in Kenntniß gesetzt. Händeringend, weinend und verzweifelnd um standen Weiber, Kinder, Väter, Brüder das furchtbare Felsengrab. In den Ortschaften umher trat tiefe Trauer ein, keine Lustbarkeit fand mehr statt, und man sammelte schon für die Hinterlassenen der Todten. Die Arbeiter aus den benachbarten Brüchen eilen herbei, die verunglück ten Kameraden hcrvorzusuchen und so wurden unter rühm lichst anzucrkcnncnder Leitung von Sachverständigen die Neltungöarbeitcn in Angriff genommen und Tag und Nacht mit verdoppelter Anstrengung fortgesetzt, das Riesenwerk zu vollenden, die armen "Verschütteten lebendig oder todt aus ihrem Nrcscngrab den lieben Ihrigen hcrvorzubringcn. Bergleute von Mittclndorf und Berggieshübel kamen "als ! neue und wackere Arbeitskräfte herzu, "ohne jedoch, derartige