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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 29.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189707292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18970729
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18970729
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-29
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Monat
1897-07
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Jahr
1897
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wig auf dem Bahnhofe herzlichen Abschied von Ihrer Majestät. Zur Verabschiedung waren auch der preußische Gesandte Graf Monts, sowie die Mitglieder der Gesandt schaft auf dem Bahnhofe erschienen. Vor ihm hatte sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge angesammelt, welche sowohl Ihre Majestät die Kaiserin wie auch den Prinzregenten und den Prinzen Ludwig mit lebhaften Kundgebungen und Hochrufen begrüßte. Mit ganzen vier Stimmen also hat das preußische Abgeordnetenhaus die Vereinsgesetznovelle ab gelehnt. Die fieberhafte Gluth der in dem Meinungs kampfe um das Gesetz erregten Gemüther hatte bereits vor der Entscheidung ihren Höhepunkt überschritten und bald genug wird sich ihre natürliche Rückwirkung äußern. Insbesondere werden unter den Nationalliberalen manche bei ruhigem Nachdenken es gar nicht mehr fassen können, welche Rolle sie sich in dem vom Freisinn und der So zialdemokratie in Szene gesetzten Satyrspiel haben auf- drängen lassen. Sie, die tausendmal auf scharfe Maß nahmen gegen die Sozialdemokratie gedrungen und die Regierung mit Vorwürfen über ihre Säumniß in dieser Hinsicht überschüttet haben, sind die lautesten Rufer gegen die „reaktionären Anwandlungen" der Urheber der Vor lage gewesen. Sie, die immer um deu Ruhm einer ent schiedenen Gegnerschaft gegen die Sozialdemokratie geizten, haben sich bereitwillig zu deren Schildhalter gemacht. Ueberblicken wir noch einmal die Beweismittel, deren man sich zur Rechtfertigung der abwehrenden Haltung bediente. Die nichtigsten Phrasen wurden vorgeführt, es wurde gesprochen von der „Karrikatur eines brauchbaren Gesetzes", von der „Bankerott-Erklärung des Reichsgedankens, durch das einseitig vorgehende Preußen, von dein „beutehungrigen Junkerthum" und dem von ihm drohenden „Hereinbruch einer reaktionären Hochfluth." Und alles gipfelte in der Behauptung: „Das Gesetz ist ein Ausnahmegesetz, und Ausnahmegesetze sind wirkungslos." Mau suchte iu der ganzen Welt umher, um zu beweisen, daß Ausnahmege setze die Reihen der Gegner eher stärken, als schwächen. Man verwies auf deu Zusammenschluß aller Deutschen in Oesterreich aus Anlaß des slavischen Vorstoßes gegen das Deutschthum mit der Spracheuverordmmg für Böhmen. Man redete sich mehr und mehr in die Vorstellung hinein, daß die Sozialdemokratie ein überwundener Standtpunkt sei und an ihrer eigenen „Langweiligkeit" zu Grunde gehen müsse, wenn man sie unbehelligt lasse. „Nur feu- dalisirte Fabrikanten" könnten mit den Junkern eine heil same Wirkung von Ausuahmemaßregeln erwarten; das wahre Interesse der Industrie erheischte eiueu Druck aus das Parlament zu gunsten einer „liberalen" Fassung aller politischen Gesetze. — Mit Staunen vernehmen wir diese Weisheit, die Frucht einer heillosen Begriffsverwirrung. Man beachte: anfänglich erstrebte die Regierung gar keine Ausnaymeregeln, sondern lediglich voin Boden des ge meinen Rechts Kampfmittel gegen den Mißbrauch desVer- eiusgcsetzes; da Ware» es vornehmlich die Natioualliberaleu, die „gerade diesen Weg" für ungangbar erklärten. Bist Rücksicht auf sie entschied man sich nunmehr für eine Fafsung des Entwurfs, welche die Sozialdemokratie allein treffen sollte, ohne die politischen Rechte der übrigen Staatsbürger zu beeinträchtigen. Da hieß es wieder: „nur kein Ausnahmegesetz!" Jeder weiß, daß der Erlaß eines Reichsgesetzes gegen den Umsturz zur Zeit undurch führbar ist; die Bundesstaaten müssen sich also selbst helfen, wenn sie den auf Untergrabung unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung gerichteten Bestrebungen nicht freie Hand lassen wollen. Die größten industriellen Vereinigungen des Rheinlandes und Westfalens, deren Mit gliederschaft fast ausschließlich aus NaUonalliberalen be steht, haben ihre Sympathie für das Vorgehen der Re gierung kundgegebeu und die Annahme der Herrenhaus- beschlüffe empfohlen, die nationalliberale Fraktion aber verharrte im Banne der Demokratie. Daß dies der Partei zum Nutzen gereichen werde, wird kaum jemand zu be haupten vermögen. In politischen Kreisen sieht man, der „Staatsbürger Ztg." zufolge, unmittelbar nach der Rückkehr des Kaisers vou der Nordlaudreise, wichtigen Entscheidungen über die durch das Vereinsgesetz geschaffene innere Lage entgegen. Dasselbe Blatt meldet, daß auch in der Leitung und Organisation des Preßbureaus des Auswärtigen Amtes, dessen Chef Legationsrath Dr. Hamann ist, dem nächst eine Aeuderuug bevorsteht. Berliner Blätter veröffentlichen Betrachtungen über die im Abgeordnetenhause erfolgte Ablehnung des Ver einsgesetzes und geben dabei je nach der Parteistellung ihrer Befriedigung oder ihrem Unwillen über das Er- gebniß der Abstimmung Ausdruck. Die „Kreuzzeiluug" sagt: Rein formell betrachtet, hat die Regierung eine Niederlage erlitten, aber in den Augen aller besonnenen Vaterlandsfreunde hat ihr Ansehen unzweifelhaft gewonnen, indem sie den ernsten Willen gezeigt hat, dem Mißbrauch der Versammlungsfreiheit durch die Umsturzparteien zu staatsfeindlichen Zwecken endlich ein Ende zu machen. Die „Post" beschäftigt sich vorläufig nur mit der Miguel'schen Rede und sagt, der Zweck derselben, eine scharfe Spaltung unter den nationalen Parteien zu- ver hindern, sei jedenfalls voll erreicht. Die „Deutsche Tagesztg." schreibt: Ebenso kühl, wie wir die Annahme des Gesetzes behandelt hätten, läßt uns seine Ablehnung. Die „B. Neuest. Nachr." führen aus, der Fall der Vor lage sei durch eine so winzige Mehrheit besiegelt worden, daß sich politisch keine weiteren Schlußfolgerungen daran knüpfen lassen. Die „Voss. Ztg." sagt, die Abstimmung habe einen Alp von ihr genommen, der lange auf ihr gelastet habe. Ueber die Sache selbst habe sie nichts mehr hinzuzufügen. Die „Berl. Börsen-Ztg." schreibt, der Vorlage wurde lediglich zu Theil, was sie verdiente. Das „Berl. Tgbl." giebt seiner Befriedigung darüber Aus druck, daß das Volk noch in zwölfter Stunde davon be wahrt wurde, daß das „kleine Sozialistengesetz" seinen Segen über Gerechte und Ungerechte ausströmen konnte. Die „Volkszeitung" macht der Regierung zum Vorwurf, daß sie sich mit der Einbringung der Vorlage bewußt in einen Gegensatz zu mindestens einem! Faktor der Reichs- aesetzgebung gesetzt hat. Mit Bezug auf die geringe Mehrheit, mit welcher di? Ablehnung erfolgte, empfindet der „Vorwärts" dies Resultat der Abstimmung als einen Schandfleck am deutschen Namen. Die Ernennung von vier pensionir ten Offizieren zu Postdirektoren werden im Amtsblatt des Reichspostamts verkündet. Es sind nämlich übertragen: dem Major a. D. Bon das Postamt l in Querfurt, dem Hauptmann a. D. Baranowsky das Postamt l in Barth, dem Hauptmann a. D. Graeßner das Postamt I in Soldin, dem Haupt mann a. D. Lengemann das Postamt I in Uerdingen, sämmtlich unter Ernennung zu Postdirektoren. Sollten sich wirklich die Befürchtungen der Postbeamten bestätigen, daß die höheren Poststellen künftig eine Versorgung für höherere Militäranwärter sein sollen? Am Ende glaubt man, die pensionirten Offiziere billiger zu bekommen als die technisch vorgebildeten Beamten, und will damit das angekündigte Sparsystem bei der Postverwaltung be ginnen. Solche Erparnisse können aber dem Verkehr recht theuer zu stehen kommen. Kiel, 26. Juli. Telegraphiren ohne Draht. Im Kieler Kriegshafen werden Anfang August im Beisein des Kaisers und des Prinzen Heinrich umfangreiche Ver suche im Telegraphiren ohne Draht stattfinden, um dessen Verwendbarkeit für Zwecke der Kriegsmarine zu erproben. Auf der kaiserlichen Werft werden bereits die nöthigen Vorbereitungen getroffen. Köln, 26. Juli. Einem amtlichen Bericht zufolge ist die Zahl der durch den Genuß von Rindfleisch ver gifteten Personen in Kalk auf 36 gestiegeu. Gestern ist wiederum einer der Erkrankten gestorben. Seitens des Gerichts wurde die Obduktion der Leichen angeordnet. Grand enz, 25. Juli. In der Gegend von Lauten ist ein schweres Unwetter niedergegangen. Der Blitz hat 10 Personen getödlet. Prag, 26. Juli. Gestern Abend nach 10 Uhr fuhr ein Zditzer Zug in der Station Radotin in den Pilsener Personenzug hinein, wobei, soweit bis jetzt bekannt, vier Personen schwer und neun leicht verletzt wurden; drei Waggons sind zertrümmert. Aus Konstantinopel wird der „Köln. Ztg." ge meldet: Blau erhoffe zwar die baldige Erledigung der Friedenspräliminarien, indessen werde doch die Räumungs frage Schwierigkeiten Hervorrufen. Die gebildeten jung türkisch gesinnten Kreise verlangen ungestüm Thessalien. Ueber den ernsten Punkt betreffs der Grenze sind die Friedensverhandlungen noch nicht vollendet. Nach einer Meldung des „Standard" aus Kon stantinopel vom 24. ds. Mts. sind daselbst viele Per sonen verhaftet worden, und zwar in der Hauptsache Ulemas und Beamte der mittleren Kreise. — Wie das Blatt weiter meldet, ist durch ein Kaiserliches Jrade den Behörden anbefohlen worden, die Entwaffnung der musel manischen Bevölkerung nach Möglichkeit zu beschleunigen. Man betrachtet es als gutes Anzeichen eines baldigen Friedensschlusses, daß diese Maßnahme in ganz Stambul durchgeführt wird. Konstantinopel, 26. Juli. Die Artikel des Frie densvertrages sind redigirt und theilweise definitiv festge stellt. Als Kriegsentschädigung einschließlich der erwachse nen Leistungen für Beschädigungen von Privateigenthum sind 4 Millionen türkischer Pfunde bestimmt worden. Die Frage der Kontrole der griechischen Finanzen ist noch nicht gelöst. Vaterländisches. Wilsdruff, 28. Juli. Gestern wurde unserer Stadt ein Besuch zu theil, der von der künstlerischen Bedeutung unseres herrlichen neuen Gotteshauses beredtes Zeugniß ablegt. Mit dem 7W Uhr-Zuge trafen der geniale Er bauer des neuen Reichstagsgebäudes, Herr Geheimer Baurath Paul Wallot und der Schöpfer des Nieder walddenkmals Herr Professor Johannes Schilling aus Dresden hier ein. Sie wurden von den Herren Bürger meister Bursian, Amtsgerichtsrath Dr. Gangloff und Architekt Kandler nach dem Kirchenneubau geleitet, über dessen Aeußeres wie Inneres sich die beiden Künstler höchst anerkennend dem Herrn Kandler gegenüber aus sprachen. Die Besichtigung der Stellen zu beiden Seiten oberhalb des Portales, wo unter den angebrachten Bal dachinen zwei Statuen, „das Wort" und „das Sakrament" verkörpernd Platz finden sollen, war mit der Zweck des Besuches. Die Herren begaben sich hierauf nach unserer ehrwürdigen romanischen St. Jakobikirche, die innen und außen mit Interesse besichtigt wurde. Das Geläute dieser Kirche mit der aus dem Jahre 1290 stammenden ältesten Glocke Sachsens zog die Aufmerksamkeit des Herrn Geh. Baurath Wallot auf sich, während vom Herrn Professor Schilling die alten Grabdenkmäler des die Kirche um gebenden Friedhofes in Augenschein genommen wurden. Mit dem 8 Uhr-Zuge verließen die Herren unsere Stadt. — Für die heute Donnerstag, den 29. d. M. abends 7 Uhr stattfindende öffentliche Stadtgemeinderaths- sitzung ist folgende Tagesordnung festgesetzt worden: 1. Festsetzung der Löhne für die Kommunarbeiter, 2. Ver gebung der Lieferung des Heizmaterials für das Rathhaus, 3. Bestimmung der Höhe der Kaution für die Anlieger leistungen, 4. Verpachtung des vormals Große'schen Feldes, 5. die Schumannsche Musikhalle, 6. der Busch'sche Brunnen, 7. die Erhebung von Stättegeld, 8. die zu besetzende Lehrerstelle, 9. Beginn der Berathung der Ortsbauordnuug, 10. Verschiedenes (.Baugesuche, Stadthaus u. s. w.) — Limbach, 28. Juli. Einer unserer berühmtesten Professoren Sachsens, Herr Professor Schönherr- Dresden, ist z. Zt. in unserer Kirche beschäftigt, einige künstlerische, kirchliche Wandgemälde anzubringen. Zu diesem Zwecke weilt genannter Herr mit Familie in unserem Orte und hat im hiesigen Thiele'schen-Gasthvf für einige Wochen Wohnung genommen Durch diese Gemälde erhält unsere schmucke Kirche, welche im vorigen Jahre einer gründlichen Renovation unterlag, einen neuen kirchlichen Schmuck, welcher gewiß nicht allein für unsere Kirch gemeindemitglieder, sondern auch für Kunstfreunde einen lohnenden Besuch zeitigen vürftc. — Freitag, den 30. d. M. tritt an die durch den Tod des verstorbenen Kirchschullehrers Schneider erledigte Lehrerstelle an die hiesige Schule Herr Lehrer Po lst er aus Wildenfels. Anläßlich dieses Tages findet die Einholung des Neugewählten und am Abend ein allgemeines Festessen der Schulgemeindemitglieder Limbach-BirkeNhain im Thiele'schen Gasthof statt. Am darauffolgendem Sonnabend wird Herr Lehrer Polster in sein neues Amt eingewiesen. Möge dieser Herr recht segensreich für unsere Schulgemeinde wirken. — In den letzten Tagen voriger Woche wurde bei de» Herren Gutsbesitzern Merbitz in Kesselsdorf und Heyde in Grumbach eingebrochen, ohne daß den Einbrechern große Beute in die Hände gefallen wäre. Aus Rache hierüber wurden von ihnen die Wände der Stuben in nicht wiederzugebender Weise beschmutzt. In der Nacht zum Sonnabend statteten wahrscheinlich dieselben arbeitsscheuen und diebischen Individuen bei einem Gutsbesitzer in Herzogswalde einen Besuch ab. Im Keller des Gutes desselben hielten sie bei matter Be leuchtung ein „frugales Mahl". Der Nachtwächter des Ortes wurde dies gewahr. Nachdem er sich gehörig orientiertet und festgestcllt hatte, daß im Keller drei gefürchtete Einbrecher speisten, ging er zum Gutsnachbar und weckte denselben und dessen Gesinde. Mit Hilfe dieses Personals wurden die drei Diebe abgefaßt und in sicheren Gewahrsam gebracht, von wo sie aus den anderen Morgen unter starker Begleitung nach dem Amtsgericht Wilsdruff geschafft wurden. Der Umsicht und Vorsicht des schlauen Nachtwächters von Herzogswalde ist es zu danken, daß diese gemeingefährlichen Subjekte sich nun hinter Schloß und Riegel befinden und ihrer wohlverdienten Strafe nicht entgehen werden. — Unsere Jäger versprechen sich ein gutes Jagdjahr. Wie zu beobachten ist, sind die Hasen in diesem Jahre zahl reicher anzutreffen, als sonst. Besonders gut genährt ist das Hochwild. Die Rebhühner werden indeß auch dieses Jahr in vielen Revieren eine Seltenheit bilden und wenn auch zu Anfang der Jagd wieder eine größere Anzahl Hühner erlegt werden dürften, so sind doch die Hühneroölker keineswegs in solcher Masse vorhanden, um den Wünschen der Jäger zu genügen. — Die Hutmacher in Dresden sind in die Lohn bewegung eingetreten. Kürzlich wurde in einer öffentlichen Versammlung in geheime Abstimmung mit 212 gegen 2 Stimmen beschlossen, bei den dem Fadrikantenringe angehörigen Unter nehmern die Arbeit zu kündigen und in 14 Tagen in den Streik einzutreten, wenn die Forderungen nicht bewilligt werden. Letztere gehen dahin, die vorjährigen Löhne wieder einzuführen und die mit Kennzeichen «ersehnen Entlassungsscheine abzu schaffen. — Ein Stiefelputzinstitut wird heute Montag in Dresden eröffnet. In sämmtlichen Bahnhöfen, im kgl. Großen Garten und am Ausstellungspalast (Lenncstraße) werden Stände für die Bediensteten des Instituts errichtet. — Vor dem Hauptbahnhof zu Dresden ist seit einigen Tagen dieBauplanke gefallen und damit der mächtige freie Platz vor der Halle freigelegt. Vorläufig sieht es wüst genug auf dem Platze aus, da Wasserleitungs- und Gasröhren in den Platz eingelegt werden. Der Zigarrenkiosk am Beginn des Platzes wird niedergelegt, ein Springbrunnen, der früher den Bahnhossplatz zierte, ist wieder aufgerichtet und emsig arbeitet man an der Herstellung des Bürgersteiges. Ungezählte Mengen von Steinen aller Art werden aufgefahren, und eine große An zahl von Arbeitern ist damit beschäftigt, den Einebnungsacbeiten für die Zufahrtsstraßen auszuführen. Was die Eröffnung des Bahnhofes anlangt, so verlautet, daß der feierliche Akt der Uebergabe zwar am Geburtstage des Königs sich vollziehen wird, die Betriebeeröffnung aber erst am I. Mai mit der Einführung des Sommerfahrplanes verknüpft wird. — Den Bürgermeistern und Gemeindevorständen des Landes wird jetzt ein vom Vorstand des sächsischen Gemeindc- tages bezw. vom ersten Vorsitzenden desselben, Herrn Oberbürger meister Beutler in Dresden, unterzeichnetes Zirkulär zugesendet und darin mitgetheilt, daß am 23. April nächsten Jahres, dem 70. Geburtstag Sr. Majestät des Köngis Albert, zugleich das 25jährige Regierungsjubiläum unseres allverehrten Königs mit gefeiert (also nicht erst im Herbst gefeiert) werden soll und daß der sächsische Gemeindetag beschlossen habe, die Stadt« und Landgemeinden Sachsens aufzufordern, aus Anlaß des hohen Festtages wohlthätige Stiftungen ins Leben zu rufen. Entsprechende Mittheilungen sind dem Rath zu Dresden bis zum 30. Oktober b. I. kund zu geben, damit sie in einer gemeinsamen Urkunde am genannten Festlage unterbreitet werden können. Einige Gemeinden sind dieser Angelegenheit durch Einsetzung einer örtlichen JubiläumS-Kommifsion bereits näher getreten; dieselbn dürfte wohl bald allgemeiner erörtert werden und somit eine greifbare Gestalt annehnen. — Deuben. Am Sonntag Nacht gegen Vsl2 Uhr kam es auf hiesiger Dresdnerstraße zwischen den beiden Geschirren des LohnsuhrmannS Ahlendorf von hier und dem des Ritter gutsbesitzers aus Großdobritz zu einem ernsthaften Zusammen stoß, wobei die Insassen des letzteren, zwei Damen im Alter von 63 und 24 Jahren in ernste Lebensgefahr geriethen. Während die junge Dame mit unbedeutendem Schaden hin wegkam, erlitt die ältere nach Aussage des schnell herbeigerufenen Arztes schwer- innere Verletzungen. Ahlendorf und der Kutscher des andern Geschirrs kamen ebenfalls mit unbedeutenden Schäden davon. Die Schwerverletzte, welche im „Sächsischen Wolf" untergebracht wurde, befand sich noch am Montag ohne Be sinnung. — Löbtau. Eine unverhoffte, große Freude bereitete am Freitag in der Mittagsstunde unsere erlauchte Landesmutter, Ihr Majestät die Königin Carola, einer nach Hunderten zählen den Kinderschaar bei Gelegenheit des Besuches der Volksküche auf der Poststraße. So oft die hohe Frau in unserem Orte weilt, wird sie von jung und alt umringt und ganz besonders haben sie die Kinder ins Herz geschlossen, weil Ihre Majestät wiederholt allerlei Süßigkeiten unter dieselben vertheilt. So auch, als sie vor längerer Zeit die Volksküche mit ihrem Be suche beehrte, nach dem Cafee Benedix fuhr und dort für die Kinder zahlreiche Einkäufe machte. Heute brachte die fürsorg liche Landesmutter die Geschenke gleich mit und die Freude darüber unter den Kindern batte keine Grenzen. Der Hofwagen war mit Düten, welche Kirschen, Konfekt, Backwaaren u. s. w. enthielten, vollbevackt. Kaum hatte Ihre Majestät den Wagen verlassen, so ward sie umringt und unzäblige Kinderhände streckten sich der Königin entgegen, welche unermüdlich mit dem Ber theilen der Leckerbissen beschäftigt war. Vergeblich versuchte die Hofdame, Ihrer Majestät, Fräulein v. Oppel, sowie der Kammer diener und umstehende erwachsene Personen, den Ansturm der Kinder zurückzuhalten und den Eingang 'n die Anstalt freizu machen. Mit herzlichem Lächeln ließ die Königin gewähren. Erst als die letzte Düte vertheilt war, ließ der Andrang nach und Ihre Majestät bestieg, nachdem sie die Volsküche besucht hatte, wieder den Hofwagen und fuhr, begleitet von dankbarrN Kinderherzen, nach Dresden zurück.
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