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Erzgebirgischer Volksfreund : 04.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192305046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19230504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19230504
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-04
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 04.05.1923
- Autor
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Die Well Yak das Wort. Berlin, L Mai. In d« heutigen Silang der Minister- u. Staals präfidenten gab der R«1ch»kanzl«r di« deutsch« Nat« bekannt und führte u. a. aus: Heute wird den Mächten ein« Note übergeben, die den Standpunkt der Reichsregirrung zur Repavationsfrage und der Frage der Befriedung Europa» pritztstert. Da» ist ein unge wöhnlicher Schritt, weil er mitten im kraftvollen und ein mütigen Abwehriampf getan wird, ohne daß die Haltung de» Deg ner» dazu Anlaß gibt. Sin Schritt von ungewöhnlicher Bedeutung, weil von seinem Gelingen das friedliche Zusammenarbeiten zwi schen Deutschland und Frankreich und darüber hinaus in Europa und in den weltwirtschaftlichen Beziehungen, sowie die Abkehr von einem System des Hasse» und der Feindschaft und der Weltvernichtung abhängt. Ein Schritt, der dem Wieder- aufbau dienen soll, während sein Mißlingen fortdauernde Verschär fung de» Abwehrkampfe» und di« Entziehung Ler letzten für die Re parationen bereitzustellenden Mittel und Reserven bedeutet wrL für beide Teil« industrielle Belastungen und Erschütterungen au»lösen könnte, die für Europa und die Welt voller Gefahren sein würden. Darin liegt zugleich die Begründung des Schrittes. Wir wollten den Frieden und wollen ihn noch. Aber d« Preis dafür muß zahlbar sein. Das war der Grundsatz, mit dem dieses Kabinett sein Amt antvat und mit dem es steht und fällt. Höher als jede andere Rücksicht stehen uns die Interesieri des Bölkes und des Landes, besten Schicksal uns anvertraut ist. Unsere.Vorschläge gingen, wie Sie wissen, bis zum Höchstmaß des Möglichen, ließen aber Gegenvorschlägen und Abänderung ihrer Modalitäten in offener Aussprache freien Raum. Sie sind von Frankreich abgelehnt worden und ohne jed«n Rechtsgrund mit dem Nuhreinbruch, dem Eingriff in den vertragsmäßigen Zustand der Rheinland« und dem Einbvuch in andere deutsche Lande beantwortet worden, besten Aus- Wirkung in immer rücksichtsloseren Formen wir täglich erleben. In Ler einmütigen Erkenntnis, Laß von der Reichsregierung alles ge schehen ist, um den Nechtsbruch zu verhüten- hat das deutsche Volk ohne Unterschied der Partei und Stände zur Waffe des passiven Widerstandes gegriffen und es hält die Waffe auch heute noch in starker, treuer Hand. Diesem folgt, daß mit Einsetzung aller Werte, di« das Leben bietet, die deutsche Sache an der Front vertei digt wird. Wir müssen aber alles tun, was nötig ist, um die Leiden abzukürzen und keine Möglichkeit außer Acht lasten, di« eine Lösung bringen kann. ! Die Reichsregierung ist deshalb nicht müde geworden, alle Wege zu gehen, die irgendwie Aussicht boten, diesem Ziel nähcrzukommen. Aber nichts kann sie veranlassen, den Weg des Diktates, des iUstimatums oder den der freiwilligen Annahme unerfüllbarer Bedingungen zu beschreiten. Nur, wenn aufrichtig dem Volke ge- sagt werden kann, daß Erfüllbares zu leisten ist, ist die Regierung in der Lag«, auch die letzten Kräfte und Reserven aus allen Schich- len des Landes herauszuholen. Der Versuch, Unerfüllbares zu lei sten, greift die Substanz an und schmälert die Fahlungskraft. UnL fo oft unter Zwang erkennbar Unerfüllbares zugesagt war, vergaß die Welt nur allzubald, unter welchem Druck die Zusage erfolgt war, und fand sich, wenn nach kurzer Zeit nicht gehalten werden konnte, zu der Anklage zusammen, daß Deutschland nicht zahlen wolle.. Die- ser Vorwurf darf nicht wiederkehven, um keinen Preis. Daraus folgt zugleich, daß die Reichsregierüng kein Angebot der Unter werfung oder der Aufgabe des passiven Wider standes machen wird und machen kann. Aber im Rah- Men ihrer Grundsätze ist die Regierung einen folgerichtigen Schritt weitergegangen, indem sie über die Erklärung der Zahlungsbereit schaft hinaus schon in der Reichstagsrcüe des Reichsministers des Auswärtigen vom 16. April die Konturen deutlich angczeigt hat, die für uns bei der Lösung der Reparationsfrage in Betracht kommen. Wenige Tage später trat ein außenpolitisches Ereignis ein, das uns in Erwägungen eintreten ließ, ob es nicht richtiger sei, einen Schritt weiterzngehen, indem an uns von außen her die Auf forderung erging, unsere Stellung zur Reparationsfrage klar zur Kenntnis der Welt zu bringen. Es war nicht leicht, sich zu diesem Entschluß durchzuringen, denn Hemmungen verschiedener Art standen uns entgegen, psychische, praktisch« und theoretische. Trotzdem haben wir den Schritt gewagt, um abschließend zu sagen, was wir können und wollen. Was wir Vorschlägen können, hielt sich grundsätzlich im Rahmen der bisherigen Regierungserklärungen. Sie finden in der Note die drei Fragen einem Wsungsvcrsuch entgogengeführt: Lie Frage der Reparationen, die Frage des wirt schaftlichen Ausgleiches der Kräfte insbesondere zwischen Frankreich und Deutschlaird und die Frage der politischen Sicherheiten für beide Länder. Was die Frage der Reparativnssumme anlangt, so haben wir erneut den Versuch gemacht, zahlenmäßig eine Abgrenzung sür unser« vnpflichtungxn zu finden. Dies«, Versuch yar schwerer als jemal» zuvor au» Gründen, di« vor allen Dingen in Ler fortge- setzten und nicht berechenbaren Wertminderung im besetzten und im Einbruchsgebiet und damit für Li« gesamt« Wirtschaft b«stehen, fer ner in der beträchtlichen Siqnuie, die -um Ausgleich allem Unrecht», da» dort Menschen und Sachen »«gefügt worden ist, erforderlich sein wird. Ein« Verständigung Witte schon -ustandegekommen, wenn nicht Frankreich jede Besprechung darüber bisher abgelehnt hätte. Auch heute noch wird Lie deutsche Wirtschaft sich einer Zusammen, arbeit nicht entziehen. Weil wir wissen, daß Frankreich immer noch von -er Sorge vor deutschen Angriffsabsichten spricht, haben wir auch Lie Frage der politischen Sicherheiten für Frankreich und Deutschland nicht unerörtert gelassen. Wir sind zu jeder friedlichen Vereinbarung mit Frankreich bereit und weiter bereit, all« Streit fälle einem Schiedsgericht oder Vergleichsverfahren zu unterstellen. Da» ist alle», was wir in dieser Frage tun können, um den Beweis zu liefern, daß wir nicht an Krieg, sondern an FrieLen Lenken. Mr sind bereit, der Zerstörung Einhalt zu tun, aber wir sind' auch bereit, bis zum Letzten auszuhalten, was Len Tod sür die Repa- rattonen bedeuten* würde. Wir sandten unsere Note mit dem Wunsch« ab, Laß sie zu offenen Friedensverhandlungen führen möge, in Lenen wir unsere Lage und unsere Leistungswilligkeit darlegen wollen, die bi» an die Grenze Le» Könnens gehen. Der Kanzler warnte dann vor Unbesonnenheiten und schloß: Die Welt hat bisher Lem Konflikt wie einem Schauspiel zugesehen, ohne sich sonderlich zu interessiere«. Wir haben sie jedoch vor die Frage gestellt Fb sie den Frieden will oder die Fortdauer de» Konflikte», der unübersehbar« Folgen haben kann. Die Welt hat das Wort. Der englisch« Botschafter beim Kanzler. Berlin, 2. Mai. Der Reichskanzler hat Dienstag nachmittag den englischen Botschafter empfangen, der etwa dreiviertel Stunde in der Reichskanzlei verblieb. Am Dienstag vormittag war der erste italienische Botschaftssekretär im Auswärti gen Amt, um Herm v. Rosenberg um einige Informationen zu bit ten. lieber den mutmaßlichen Erfolg -er deutschen Note an die En- tente gibt sich die Reichsregierung der einen sicheren Erwartung hin, daß Lie Note mindestens die Erörterung Ler Ruhrbeset zungsfrage unter den Alliierten zur Folg« haben wird. * Berlin, 2. Mai. Reichebankpräsident v. Havenstein begibt sich nächste Woche nochmals nach London. Pari«, 2. Mai. Im Ministerium de» Aeußercn wurde gestern abend zum ersten Male unumwunden erklärt, man sei einverstanden, dnß die deutschen Vorschläge an alle Alliierten übermittelt werden und nicht bloß an Frankreich und Belgien allein, und ferner, daß die Fortdauer des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet Frankreich nicht hindern würde, die deutschen Vorschläge in Erwägung zu zie hen. Mrs hänge davon ab, daß die deutschen Vorschuß« als .auf richtig" angesehen werden können. » Amerika will ay den Reparationsberattmgen teiluehmen. Rotterdam, 2. Mai. Die .Times* melden au» Washington: Der Präsident hat den Senatoren durch Hughes mitteilen lassen, daß er die Union an Verhandlungen der europäischen Staaten über die Ruhrbesetzungsfrage und Lie Frage der endgültigen Rege lung der Reparationen vertreten lassen woll«. Im Se nat sind alle Anfragen an Harding, die die Ruhrbesetzung betreffen, zurückgezogen worden. Das Devisennotgesetz. Berlin, 2. Mai. Die Reichsregierung hat auf Grund des Not- gesetzes dem Reichsrat die Entwürfe von Verordnungen über Maßnahmen gegen die Devisenspekulation und über Wechselstuben vorgelegt. Der erste Entwurf sieht weit gehende Beschränkungen für Markverkäufe i «Ausland, Anmelde pflicht für Deviscnkäufe auf Rechnung von Ausländern oder auf eigene Rechnung von Devisenbanken, gesetzliche Sicherungen sür das von der Reichsbank schon erlassene Verbot der Devisenbeleihung ein schließlich der Befugnis der Reichsbank, von jedermann Auskunft über Devisenbestände zu fordern, sowie Ablieferung wirtschaftlich nicht berechtigter Devisenbestände zu verlangen. Der zweite Entwurf regelt die Konzessionierung der Wechselstuben und stellt sie unter besondere Aufsicht. Sobald der Reichsrat diesen im Einvernehmen mit der Reichsbank ausgearbeiteten Entwürfen zuge- stimmt hat, was voraussichtlich in wenigen Tagen der Fall sein wird, wird Lie Reichsbank von den für sie in Aussicht genommenen weitgehenden Befugnissen entsprechenden Gebrauch machen. Frage ihrer Sicherheiten und ihrer Existenz von einer anderen - Macht abhängig zu sein. „Dailn Expreß* erblickt in der Erklärung des Ersten Lords der Admiralität eine wichtige Aenüerung der britischen Flottenpolitik und eine Verlegung des Flottenschwergewichts von der Nordsee nach dem Fernen Osten. Singapore solle di« große Flotten basis der Zukunft werden. Diese Acnderung sei die natürliche Folge de» Aufhörens der deutschen Bedrohung. Berlin, 2. Mai. Die Polizei verhaftete am Sonntag 21 Personen, Lie nach den polizeilichen Ermittelungen eine gewaltsame Befreiung des verhafteten ehemaligen Freikorpsführcrs Roßbach ge plant hatten. Gs handelt sich um Angehörige der in Steglitz tagen den Tischgenossenschaft Mangel, die als Fortsetzung der früheren Ortsgruppe Steglitz Ler aufgelösten Deutschvölkischen Freiheitspartei anzusehen ist. Die Verhafteten werden sich auf Grund des Gesetze» zum Schutze der Republik wegen Beteiligung an einer aufgelösten Bereinigung zu verantworten haben. Nach völliger Klarstellung des Sachverhalt«» wurden di« Fostgenommenen aus Ler Hast entlassen. O Karlsruhe, 2. Mai. Unter dem Geläut der Kirchenglocken fand am Montag im Mausoleum, das Großherzog Friedrich I. erbaut hatte, die Beisetzung der Großherzogin Luise, die bekannt- dich eine Tochter Kmser Wilhelm l. war, statt. Eine große Menschen, menge hatte sich in Ler Umgebung der Dvabkapelle eingesunken. Die Studentenschaft mit trauerumflorten Fahnen, Militärsereine und Schulen bildeten Spalier. Da» Großherzogspaar, Las Königspaar von Schwaden und Prinz Max mit Familie waren von Baden zur Beisetzung gekommen. Ferner nahmen daran teil eine Reihe alter Offiziere, Dertreter der früheren Lribregimenter, Landtagsabgeovd- «et« usw. * London, Z. Mei. BonaeLaw reiste im Automobil nach Sout- stamtm Wd draÄ^Nch a» Hord Ls» holländisch«» Dampfer» ^Prin ¬ zessin Juliane*, der Kurs nach Genua nahm. Bonar Law scheint sehr ermüdet. Wohin di« Weiterreise von Genua aus geht, steht noch nicht fest. Veilchen. Die Fenster waren geöffnet. Mit dem Nachmittagsschein floß warme Luft von Heller Straße her ins Zimmer. „Jetzt steht bei uns alles voller Veilchen*, sagte die junge Frau nachdenklich zu dem jungen Dichter, „ach, hier in der Großstadt weiß man ja garnicht, was La» heißt. Hier kauft man die Veilchen wie man einen Salatkops, eine Gurke kauft. Hier ist alle» losge löst, Ware. Wenn ich an meine Heimat denkel Die Stadt klein; da» Häus chen auch. Der Garton — di« Grd« war karg — trug schlecht un recht sein bischen Blumenbunt, seine Sträucher. Gr war durchaus nicht» Besondere«. Aber so um Liese Zeit, da war da» große Wunder. Der Garten war noch karg. Nur an der Südmauer war ein Blümchen! Wenn ich die Fenster meine« MAxhenstübchens öffnete, kam eine Welle von zartem Duft herauf. Dies« Well«, ich sah e, wirklich, nein, lächeln Sie nicht, diese Welle war blau, man spürte sie auf den Lippen, die» sanfte Blau der Veilchen! Und wi« flog man hinab, Ler blauen Welle nach, bis man umo Hau» herum war; und nun in -er warmen Sonne kniete; behutsam fremdes Gekräut hinwegschob, Osterstern«, Dotterblumen, die La wuchsen. Und endlich sah man die Veilchen, fühlte, faßte da« Frühlingowunder. Wa» ahnt man hier, wo man Lie fertigen Bund« kaust, von Lem veilchenwunber, da» man hervor holt, scheuen Herzen», au» Gras und Blättern. Hi« ist alle» ent- göttert!' — , Wenige Tage später saß die junge Frau mit ihrem Mann« beim Frühstück. Di» Pov bracht, ihr «in klein» Pappschächtelch«. A» trag den Stempel ein« nahen Kleinstadt. Die jung« Frau öffnet,: Zwischen Gras, zartgrün, zwischen Blät tern von Dotterblumen lag eine blaue Fülle von Veilchen; ihre Ge. sicht« waren zum Teil noch geschlossen, Lie Stengel ungleich — wie man st« eb«n gepflückt hatte. „Bon Georg?* fragt« Ler Mann. „Drollig, wie unpraktisch diese Dichter sind. Hier bekommt «r Loch viel vollere und schönere. Was ist Las für ein Durcheinander von Kraut und Blumen?* — Da» ist Ler Frühling*, sagt« die junge Frcm leise und hob die bläue, kühl- duftende Delle ihrem überglänzte» Gesicht entgegen. * DK allgomieine Lebensdauer steigt. Nach Len neuesten Statt. Men Ler Leutschen Lebensversicherungsgesellschaften steigt das durch- schnittliche Lebensalter der Menschen. So betrug z. B. die mittlere Lebensdauer überhaupt nach den Berechnungen von 1886 nur 36 Jahre, während sie jetzt auf 4ö Jahre gestiegen ist. Die mittlere Lebenserwartung betrug bei einem Fünfzehniährigen damals 45^, jetzt 4VA Jahre. Im höheren Alter sinkt natürlich die Zahl der Jahre, die man voraussichtlich noch zu loben hat. Aber für einen Sechzigjährigen beträgt die mittlere Lebenserwartung immer noch 13)4 Jahre (früher 12)4 Jahre), ein Siebzigjähriger kann noch auf 8 Jahre rechnen, und ein Achtzigjähriger auf 4)4 Jahre. * Kartoffelpreis. Die Kartoffelpreisnotierungskommission hat am 30. April einen Erzeugerpreis von 2600 bis 2960 Mark je Zent ner für weiße, rote und gelbfleischige Sorten notiert. * Luxussteuer müssen in Höhe von 1ö Prozent des Verkaufs. Preises Privatpersonen entrichten, wenn sie bestimmte Gegenstände verkaufen, die der Reichsfinanzminister als Luxus erklärt hat. Ist nun z. B. eine verarmte Witwe infolge der Geldentwertung genötigt, derartige Dinge zu Geld zu machen, so muß sie ebenfalls die Luxus steuer entrichten. Ein Schmuck, ein Teppich, ein Pelz ist vielleicht der letzte Gegenstand, den sie entbehren kann. Sie zehrt die Er sparnisse besserer Zeit auf. Das Reich aber beteiligt sich daran und verkürzt die Zeit, für die sie noch zu leben hätte. Es wäre höchst« Zeit, daß solche Verkäufe von Lieser überaus Hohm und harten Steuer gesetzlich befreit werden. * Der Mai bringt uns am 10. den Himmelfahrtstag, der noch als gesetzlicher Feiertag begangen wirL. Ihm folgen hintereinander am 11., 12. und 13. Mai die drei Eisheiligen Mamertus, Servatius und Pankratius, die als „gestrenge Herren* di« Grenze zwischen Winter- und Sommerwetter bilden. Erst nach diesen Tagen, sagt der Dolksmund, kann man erfahrungsgemäß damit rechnen, daß di« grünende Natur keinen Schaden mehr durch Kälte erleidet. Das schönste Fest des Jahre--, Pfingsten, fällt auf den 20. und 21. Mai. Die Pfingstschulferien beginnen am 19. Mai und dauern bi» 26. Mai. » " Zwickau. Beim Sdadtrat war vom PMikum Klage geführt worden, Laß man die Schwäne vom Schwanenteich entfernt Hobe. Der Stadtrat stellt nun fest, daß der Schwanenteich seit dem Jahr« 1912 nur noch durch starke GrunLwasseraüern gespeist wirü. Das Grurrdwasser enthält jedoch große Mengen van Thlor, Säuren und Salzen, die Lem Wasser einen ganz außergewöhnlich hohen Härtegrad verleihen. Diesem Hohm Gehalt Les Wassers an Salzen ist zuerst Ler Fischbestand zum Opfer gefallen» dann aber nach und nach auch Ler größte Teil L«s früheren stattlichen SchwaenbestanLes. " Gersdorf. Der Gemeinderat plant die Einführung einer Le digen- und Kinderlosensteuer, um dadurch den mißlichen Finanzver hältnissen etwas abzuhelfen. " Oelsnitz i. E. Der 27 Jahre alte Bergpraktikant Kurt Alfred Hunger, gebürtig aus Stein, ist im Gottes-Hilfe-Schacht tödlich verunglückt. Er war mit dem Umbau des Haspelberges beschäftigt als plötzlich große Dergmassen hereinbrachen und Hunger unter sich begruben. Trotz sofort vorgcnommener Rettungsarbciten konnte Le: Verschüttet« nur noch als Leiche geborgen werüen. " Bad Elster. Für die Maifeier der Kommunisten in Bad Elster hatte der Minister des Innern Liebmann die vornehmer Räume des staatlichen Kurhauses zur Verfügung gestellt. Um 3 Uh: nachmittags versammelten sich die G«landenen auf der Terrasse des Kurhauses zum Auftakt Ler eigentlichen Feier. In geradezu wider- licher und verhetzender Weise schilderte der Festredner die Knecht schaft der Arbeiter in Deutschland, ihnen entziehe man durch Kurz arbeit und Stillögen der Betriebe das tägliche Brot. Mit theatra lischen Gebävden schwenkte der Redner die ihm gereichte rot« Fahm mit dem Sowjetstern; sie sei das Panier, um das sich Lie Arbeiter schaft scharen werde, zum Kampf gegen Len Feind, Lie bürgerlich« Gesellschaft. Eine Empörung bemächtigte sich der Badegäste, al, diese erfuhren, daß der Festredner der Badearzt Dr. Schminke war " Dresden. Reichspräsident Ebert wird am 17 Mai zur Er öffnung Ler Iahresschau deutscher Arbeit (Spiel und Sport) nach Dresden kommen. " Dresden. Ein berüchtigter Einbrecher, der 34 Jahre alte Otto Winsheimer wurde verhaftet, als er in sine Wohnung in der Nürnberger Straße eingestiegen und gerade beim Zufvmmenraffen der Diebesbeute war. Man fand bei ihm ein Notizbuch, aus dem hervorging, daß er wegen verschiedener Straftaten zu langjährigem Zuchthäuse (bis 1927) verurteilt worden war, aber vom Justizmini sterium vor einiger Zeit beurlaubt wurde! " Kamenz. In der Mühle zu Dernbrnch kam di« ISjährigs Tochter des Mühlenbesitzers mit dem Haar in eine Welle. Ihr wunde hierbei die Kopfhaut -bis über die Nase gerissen. " Zittau. Nach lebhafter Aussprache hat die bürgerliche Mehr- heit des Stodtverovdnotenkollegiums den Antrag der Sozialdemokra tischen Partei auf Beflaggen der städtischen Gebäude am 1. Mai ab- gelshnt. Der Rat hatte vorher gegen die Stimmen seiner sozialisti schen Mitglieder in gleichem Sinne beschlossen. Der Vertreter der Festbesoldeten im Stadtverordnetenkollegium betonte, daß die Gruppe der Festbesolürten sich dem Antrag der Sozialdemokratischen Partei gegenüber auch in diesem Jahre ablehnend verhalten 'müsse, do gegenüber dem vorigen Jahre Lie Zeiten nicht besser geworden seien. ' / " Riedercunersdorf. Einem dieser Tage zur letzten Ruht ge brachten Kvtegsveteranen von 187Ü/71 konnte wegen des bestehenden Verbotes das sonst übliche Ghrenfeuer nicht erwiesen werden. Doch der Militärvereinsvorstand wußte Rat; er ließ drei Mörser laden, die sonst nur bei Schützenfesten Verwendung finden, und an die Friedhofsgrenze bringen, wo sie ihren Dienst statt der verbotenen Gewehre verrichteten. z "O Gesundheitspflege im Frühjahr. Die Ucbergangszeiten im Frühjahr und im Herbst erfordern ein« besondere Sorgfalt in Hinsicht auf di« Pfleg« der Gesundheit, und wer nicht ganz taktfest ist, hat um so mehr Vorsicht anzuwenden. Die lang« Stubenhaft des Winter» und di« dickere Bekleidung habe» den Körper verweichlicht und empfindlicher gemacht gegen die gerade in olchen Zeiten sehr schwankenden Witterungsverhältnisse, anderseits Hite es dem Körper bisher an genügend« Bewegung und Aus arbeitung. Man m«rkt da» sehr wohl an sich selbst, deshalb freut man sich eines sonnigen linden Frühlingstage», wirft di« dicke Klei dung von sich und tummelt sich draußen. Das ist olle, nicht hygie nisch und kann deshalb zu schweren Schädigungen führen. Wie di« Natur, so muß auch der Mensch sich erst nach und nach an di« «in nige Zeit gewöhnen. Man kleide sich also zwar leichter, ober nicht >ar zu leicht, streng« auch die Lungen nicht gleich im Uebermoß an. Dor allem hüte man sich vor dem „Frösteln . Es ist da» erste An zeichen einer Erkältung. Das Frösteln tritt besonders dann ein, wenn man gleicht, au« ErsparnisgrüiÄen ohne Heizung auskommen zu können. Hingegen beginne man jetzt schon mit der Abhärtung nit kurzen, nach und nach längeren Luftbädern früh und abend» im Zimmer, wobei turnerisch« Freiübungen unerläßlich find, und änder« auch Lie Nahrung, indem man viel Planzenkost, viel grüne Salat« zu sich nimmt usw. Auch der tägliche Genuß von blutreinigenden Kräuterte«» ist sehr zu empfehlen. Desgleichen vergesse man nicht ein tLalich« Stündchm »ifrig«» „Spazier» arfchcs'.
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