Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 15.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192303154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19230315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19230315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-15
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 15.03.1923
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Aunrika fordert Zcchlung. pr ' Die sächsische Regierung hat die Gewährung von Mitein für Tagegelder an die Mitglieder der außerordentlichen Landes' syncLe ab gelehnt, da sie von der Notwen ' leit der Einberufung der Synohe nicht überzeugt sei. Das Kirchenchregimeirt wird Pro- test dagegen einlogen und die Entsendung der Ncichsinstanzen an rufen. Man muß sich klar vor Augen halten, daß die gesamten Mittel, di« bei derartiger Zusammenlegung der geistlichen Lehne sich ergeben, nächt im entferntesten zureichen werden, um di« Pfarrbesoldung auf eine angemessene Höhe zu bringen, solange der sächsische Staat sich seinen Verpflichtungen entzieht. Ls wird deshalb bei der künftigen gleichmäßigeren Verteilung zwar die schwerste Notlage eines Teiles der Pfarrer einigermaßen gelindert werden, dafür aber anderseits ein Verzicht auf lebensnotwendige Mittel auch dort gefordert wer den, wo er bisher dank der günstigeren Lage einzelner Gemeinden er spart blieb. Da« erfordert nicht nur von der Psarrerschaft des Lan des ein weitgehende» Maß echten Brudergeiste», sondern auch von den Gemeinden rmd ihren Vertretungen eine selbstlose Einsicht in die Lebensnotwendigkeiten der Geswmtkirche. Wieviel Versuchung bitte rer Kritik oder auch zu kleinlicher Engherzigkeit bietet eine derartige Maßnahme, die doch allenthalben nur als eine sauere Notwendigkeit empfunden wird. Ich gestehe, daß ich einen Augenblick im Zweifel war, ob es in der Überschrift dieser Zeilen nicht heißen müsse: „Eine schwere Stunde*. Mer ist es nicht stets so gewesen, daß oie schwersten Stun den der Kirche Jesu Christi ihre größten waren? Jetzt, wie seit langem nicht mehr, muß es sich zeigen, ob diese Kirche wirklich eine Brüderschaft Ler Liebe ist, in der einer de» anderen Last trägt. Wer die Zeichen zu deuten versteht, dem wird sich aus den Vorgängen der nächsten Wo chen innerhalb -er Kirche etwas von dem künftigen Schicksal unserer heimttlichen Kirche enthüllen. 13. März. Der Präsident d« hessischen Landtags» und r von Mainz, Madelung, und der domokvatische «ordnete Korell, di, beide von den Franzosen aus- «wiesm wurden, sind von d«r Universität Dießen zu Ehrendok- koren ernannt worden. Die Universität will in diesen Männern Ke diejenigen ehren, die in gleicher Weise schon große Opfer für das Saterland gebracht haben und noch bringen werden. - Der Landtag beschäftigte sich am Dienstag mit einem Einspruch des Händlers Manasse Kornblum in Plauen gegen seine Ausweisung. Der Prüfungsausschuß hatte auf da« Gesuch Kornblums beschlossen, die Regierung zu ersuchen, die Ausweisung vorläufig rückgängig z machen und ein Jahr Bewährungsfrist zuzuerkcunen. Abg. Kaula (Dtn.) wandte sich sehr scharf gegen das Gesuch. Er stellte fest, daß Eine grvhe Stunde für die eo.-luth. Landeskirche Sachsens. Lic. Stange, Leipzig, Mitglied der Landessynoüe, schreibt: Zn diesen Tagen verhandelt in Dresden die außerordentliche Lan- «essynode, sie am Montag zusammengetreten ist, über eine Reihe von schweren finanziellen Fragen der Kirche. Ls handelt sich um eine Lurch die Not der Zeit gebotene weitgehende Zentralisierung kirchlicher Einkünfte und eine einheitliche Regelung der Pfarrbesoldung durch die gesamte Landeskirche hin. Der Kernpunkt des Neuen liegt in der Art und Weise, wie die Einkünfte der geistlichen Stellen, namentlich aus den Pachtzinsen für die geistlichen Lehngrundstücke, zur Pfarrbesoldung heranaezvgen werden. Die Verwaltung dieser Grundstücke soll von der Landes- kirche übernommen wenden, und die Pachtzinsen sind von den Päch tern direkt an di« Pfarrbesoldungskasse der Landeskirche abzulie- fern. Der Gesamtertrag wird gleichmäßig für die Besoldung aller Geistlichen des Landes verwendet. Für alle Geistlichen wird die Höhe dm Besoldung vom Landeskonsistorium im Einverständnis mit dem zuständigen Synodalausschuß festgesetzt. Sie soll sich tunlichst eng an die Besoldungsvorschriften für die Staatsbeamten gleichstehen« -er akademischer Berufsarten anschließen. Zur Aufbringung des Pforvgehaltes bleibt grundsätzlich die Kirchgemeinde aus eigenen Mitteln verpflichtet. Die Auszahlung der Gehälter wird aber auf Da» abgesperrt« Holland. Haag, 13. März. Auf dir Anfrage eines Abgeordneten über Lie Behinderung des Handele zwischen Hollah und dem besetzten ^Gebiet hat der Minister des Aeußeren eine schriftliche Antwort er- steift, welche besagt, die Bchinderung im Güter- und Schiffahrtsver- khr infolge der Vorschriften der BesatzungsbehSrden sei derart, daß der Verkehr zwischen Holland und dem besetzten Gebiet nahezu stilliege. Mit Bezlkg auf Kohle« sei die !französische Regierung grundsätzlich bereit, Lieferungen zuzulassen. Wie Auferlegung einer Äuefuhrabgabe von 10 Prozent habe übrigens die Folge, daß der Transithanüel allmählich von Rotterdam nach ^Hamburg und Bremen übergeleitet werde. Kornblum im Jahre 1t>19 aus dem Ausland ohne Einreiseerlaubnis nach Plauen gekommen, dort Wohnung gefunden, Schieber- und Kcttenhan-elsgeschäfte nach Leu» Ausland gemacht und sein Einkom men nur mit 10 000 Ml. pro Jahr angegeben hatte. Der Redner geißelte, daß solchen Leuten möglich gemacht werde, Wohnung zu be kommen, während in Plauen allein 7833 Ehepaare keine Wohnung hätten. Aruh Ministerpräsident Duck wandte sich entschieden gegen die Aufhebung der Ausweisung und betonte, daß Deutschland von Ausländern geradezu überflutet und zum Tummelplatz ihrer Aus beutungsmachinationen gemacht werde, lieber WO 690 solcher frem den Leute aus dem Osten halten sich in Deutschland auf und nehmen unseren Volksgenossen Beschäftigung und Wohnung weg. Der An- trag auf Aufhebung der Ausweisung wurde noch einmal an den Prüfungsausschuß zurückverwiesen. * Abbau der Kohlenpreise? Im Steuerausschuß des Reichs tages erkannte der Reichsfinanzminister die Notwendigkeit an, an den Abbau der Kohlenpreise heranzugehcn. Eine Besprechung zu diesem Zweck soll in den nächsten Tagen zwischen dem Reichs- finanuninister, Lem Reichswirtschaftsminister und dem Rcichsarbeits- minister stattfiuden. * Kekne Erhöhung der Posttarise. Im Haushaltausschuß des Reichstages erklärte der Reichspostminister, weitere Tariferhöhungen würden in nächster Zeit bei der Poft nicht mehr vorgenommen werden. * Die Lage de» Arbeitsmarktes zeigte auch in der Woche vom 8. bis 10. März keine Besserung. Der Rückgang des Beschäftigungsgra des wurde weiter fühlbar. Absatzstockungen, Rohstoffmangel und Geldknappheit lösten weitere Betricbscinschränkungen und Entlas sungen von Arbeitskräften aus. Nur in der Landwirtschaft ist der Bedarf an Arbeitskräften im Steigen begriffen. Gne Wärmung de» Reich»kohl«»sonunissar». »7 BeÄin, 1S. März. Der Reichskommissar für die Kohlenvertei- kmg teilt mit: Durch neuer« Bekanntmachung der interalliierten Rheinlandskommission wird den Verbrauchern im besetzten Gebiet «empfohlen, Aufträge auf Zuftchr von Brennstoffen unmittelbar an Hie Bergwerke zu erteilen. Diesen von der RheinlanLskommission Du genehmigenden Lieferungen wir- jede Berkehrsfreiheit in Aussicht «stellt. — Die Besatzungsmächte werden mit diesem Bersuch, in einer Notlage, die lediglich sie selbst verschuldet haben, den rettenden Engel zu spielen, keinen Erfolg haben. Nur durch allgemeine, unbc- tilgte Freiheit der Verkehrswege kann die Kohlenversorgung im alt- besetzten Gebiet wieder in Ordnung gebracht «erden. Im übrigen würde den Zechen des besetzten Gebietes ausdrücklich vom Sieichskohlenkommissar unter Strafandrohung verboten, Sen» Idungen über militarisierte Strecken und unmittelbare Aufträge »an Verbrauchern, abgesehen vom Lanüttbsah, ohne besondere Geneh- Migemg auszu führen. . Pari», 13. März. „Neuyorker Heralü" meldet aus Washington: MAe Vereinigten Staaten werden in einigen Tagen ihre Unter händler in der Pariser Kommission für die Rückzahlung der ame rikanischen Besatzungskosten anwersen, auf Bezahlung der Be isatzungskosten auf Grund einer angemessenen Beteiligung der Bereinigten Staaten an den bisherigen Barzahlungen und Sachleis tungen Deutschland» zu bestehen. Ein Angebot der Alliierten, das eine Bezahlung aus den künftigen deutschen Leistungen vorsehe, soll gar nicht beantwortet werden. I Oerlllche Angelegenheiten. " " I4ag» Ti«, Herr General, wie lange da« Oberkom-'-ie PtarÄuckoldunarkasse übernommen, in welch» alle Stellenein- Wando diese schmachvollen Zustände noch dulden künfte und »i>aat»leistungen fließen, und deren Fehlbetrag im übri- MjrdV" am durch Lanüe»stm«rn gedeckt wird. Wenn die Einnahmen der Mi * Pfarrbeioldunasdaffe nicht ausveicken »ur vollen . Belolduna der W' «ft-, 13. März. Anstelle de» von hier ab-,rückten 101. Snfan- Deistlichen, so fttst tm, Londe-konststorium im Gin oerstän-nt-nütdem Nrl»-Regtm«nt« sind 78 Mann algerisch« Truppen ein-«, ständigen Synodalausschub eine für alle Geistlichen gleich« Höchst- rossen. - tgrenz« an Prozenten für die vorläufige Aus^chlung der Besoldung . * I fest. Di« nicht ormgezahlten Gehalteteil« gelten bl» auf anderwet- Landt«^ tige Regelung al» gestundet. « der «in klein roeuig mit dem kirchlich«» Loben vertraut ist, wird ahnen, daß es sich hier um einen tiefen Eingriff in die Lis- herige finanzielle Selbstverwaltung der Gemeinden handelt, und es kann hier dir Fülle schwieriger Fmgen nicht einmal angedeutet wer- den, die sich dabei erleiden. Gins aber sollte in allen Teilen der Kirche empfunden und innerlich mit durchlebt werden: Laß wir hier vor einer ungewöhnlich schweren Belastrm«vvobe der Selbstlosigkeit und Opferfreudigleit der Kirche stehen und damit vor einer großen Stunde in ihrem inneren Leben. * Aerzte «nd Krankenkassen. Im Neichsarbeitsminlsterium san« den in den letzten Tagen wieder Verhandlungen zwischen Vertretern der großen deutscheu Aerzte- und Krantenkassenvcrbände statt. Da» Ziel dieser Verhandlungen ist, di» noch schwebenden Gegensätze zwt« schen beiden Parteien au«zugleichen. Den Hauptteil der Verhand lungen bildete di« Besprechung eine» von der Regierung vorgelegten Entwurfes zur Regelung der Beziehungen zwischen Aerzte« und Krankenkassen. Die Vertreter der Kossenverbänd« erklärten, daß sie nur eine gesetzliche Regelung der Materie al, für sie bindend anerkennen würden, während die Aerzte für eine vertragliche Regelung eintreten. Trotz d«r Gegensätzlichkeit in der Auffassung wurde im großen und ganzen eine Einigung erzielt. Die Entschei dung liegt bei der Negierung. Dagegen ist in der Honorarangelegen heit keine Einigung zustande gekommen. * Bautätigkeit. Im Januar wurden in Sachsen 40 Baugeneh migungen für Neubauten mit Wohnungen erteilt, davon in der Kreishauptmannschaft Zwickau 13. Diese 40 Neubauten, von denen 31 auf neuer Baustelle errichtet werden, sollen insgesamt 30 Woh nungen enthalten. Außerdem wurden 88 Baugenehmigungen für Um-, An- oder Aufbauten mit insgesamt 130 Wohnungen erteilt, von denen 13 Not- und Behelfsbauten mit 14 Wohnungen sein werden. * Zum Streik i« der chemischen Industrie Sachsen«. Man schreibt uns: Nach Mitteilung der Presse hat ffinanzminister Hold im Land tag behauptet, der Arbeitgeber-Verband der chemischen Industrie habe die Vermittlung der Regierung abgelehnt. Das ist nicht zutreffend. Als vom Arbeitsministerium eine Vermittlung angeboten wurde, waren Verhandlungen für den übernächsten Tag zwischen Arbeit geberverband und Fabrikarbeiterverband angesetzt. Mit Rücksicht auf diese Verhandlungen zwischen den Parteien selbst, hat der Arbeit geberverband dem Arbeiteministerium mitgeteilt, daß zurzeit kein« Veranlassung für ein Eingreifen dos Arbeitsministeriume vorliege. * Handel mit der Tschechoslowakei. Das tschechoslowakische Par lament hat Lio tschechische Regierung in Prag unter dem 14. Februar ermächtigt: „den Handels- und Geldvcrkehr mit allen Staaten abzu- brechen, die ihre Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag nicht er- füllen." Da man nicht wißen kann, in welchem Augenblick die tsche- choslowakische Regierung von dieser offenbar gegen Deutschland ge münzten Ermächtigung Gebrauch macht, empfiehlt es sich für den deutschen Kaufmann, Guthaben aus der Tschechoslowakei zurückzu- ziehen und keine Vorauszahlungen dorthin zu leisten. Aue, 14. März. Der Stadtrat erläßt in vorliegnder Nummer eine Bekanntmachung über einen erhöhten Betriebskostenzuschlag zur Grundmiete. Dazu erfahren wir folgendes: Die ungeheuere Preis steigerung, die seit Beginn dieses Jahres auf allen Gebieten eingetre- ten ist, darunter allein eine 118fache Erhöhung der Brandversiche rungsbeiträge, gaben dem Landeswohnungsamte Veranlassung, die Gemeindebehörden anzuweisen, daß sie die Zuschläge nachprüften, die wegen der Betriebskosten zu den Grunbmieten zu erheben sind. Der Stadtrat hat diese Betriebskosten, die in Aue ein Haus auf das ganze Jahr durchschnittlich verursacht, auf 12 200 Prozent der Grund- miete errechnet und daher Liesen Satz als Bctricbskostenzuschlag kür die Zeit vom 1. März 1923 ab festgesetzt. Es soll besonders erwähnt werden, daß für die Monate Januar und Februar die von der Kreis- hauptmannsckaft Zwickau erst unlängst festgesetzten 1600 Prozent zu gelten haben und am Ende des Vierteljahres bei der Mietzinszahlunq zu berücksichtigen sind. Dabei kann aber allen Mietern nicht dringend genug empfohlen werden, alle größeren Ausgaben, die ein Hauswirt während des Vierteljahres zu bestreiten hat, sofort im Wege des Um- lagevcrfnhrcns zu bezahlen, weil doch einem Hauseigentümer billiger weise kaum zugemutet werden kann, Ausgaben im Betrage von 20 000 Mark bis 40 000 Mark, die jetzt leicht in einem einzigen Posten als Betriebskosten entstehen, bis zum Ende des Vierteljahres oder gar bis zur späteren Abrechnung den Mietern zu stunden, sofern er über- Haupt in der Lage ist, einen solchen Kostenbetrag allein aufzubringen. Aue, 14. März. Der Drckhermeister Paul Weiß, Mozart- straße 6, feiert heute sein 28jähriges Dienstjubiläum bei -er Firma Ernst Geßner, Aktiengesellschaft. Aus diesem Anlasfe wurde er von der Direktion beglückwünscht und ihm ein Sparkassenbuch mit Ein lage auogehändigt. Auch Lie Angestellten der Firma, sowie die dem Jubilar unterstellten Arbeiter erfreuten ihn Luvch Geschenke und Schmückung seines Arbeitsplatzes. Schneberg, 13. März. Der Turnverein (D. T.) hielt am Sonn- abend in der Sonne seine Hauptversammlung ab. Der ausführliche Jahresbericht, den der Vorsitzende Oberl. Jakob erstattete, schil dert das Leben innerhalb der Deutschen Turnerschaft im letzten Jahr«, das Leben im Gau und das Vereinsleben. Auch im 76. Jahre sei nes Bestehens hat der Verein eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung erfahren. Turnwart A. Unger erstattet einen ausführlichen Turn- bericht, aus dem vor allem Lie reiche turnerische Arbeit im letzten Jahre zu ersehen war. Der vom Kassierer Alfred Georgi erstattete Kassenbericht läßt günstige Kasscnverhültnisse erkennen, die möglich waren, durch die mannigfachen Stiftungen von Mitgliedern des Vereine. Eauvcrtreter Lange, Aue, überreichte den Senioren des Vereins Seminaroberlehrer i. R. N. Lorenz und Ober!. R. Ja ko b, die durch eine jahrzehntelange ersprießliche Tätigkeit als Vor- standsuütglicder der Turnsache und dem Verein große Dienste ge- Im Schatten. Original-Roman von Erich Ebenstein. , Urheberrecht 1921 durch Greiner u. Eo., Berlin W. SO. > (Nachdruck verboten). <31. Fortsetzung.) „Also kein Knabe mehr! Ich ervate — nun begannen zwischen -Ihnen und ihm Kämpfe." „Nein. Denn ich sand es unter meiner Würde, mit einem fÄnaben zu kämpfen. Und in meinen Augen war er noch ein Knabe! f Ich befahl also. Edgars Lebensweg war durch Geburt und Tradition jklar vorgczeichnet. Er hatte das Gymastum besucht und kurz vor -feiner Mutter Tod das Abiturium bestanden. Nun sollte er in ein uKLrassier-Regiment rintreten, dort vier Jahre dienen, dann eine Mräfin Hasselwander heiraten, die ihm als Braut bestimmt war, And die Herrschaft Eckardt-Löwenstein übernehmen. Er aber er- Märt«, durchaus Maler werden zu wollen!" „Und Sie bestanden trotzdem auf Ihrem Willen?" „Selbstverständlich! Nun endlich konnte ich ja auch meinen Dillen ohn« Nebeneinfluß geltend machen. Kurze Zeit darauf trug er denn auch die Leuttiantsunisorm Lrr GarLe-Kürassiere. Ein Jahr spätrr feierten wir auf Schloß Cckardtsau seine Verlobung mit der jungen Gräfin Hasselwand«r. Mes schien gut zu sein, wenn sein Dechalten mir gegenüber auch viel zu wünschen übrig ließ. E» > war verschlossen, kalt und unfreundlich. Ich erfuhr, daß er spielte, ziemlich toll lebte und Schulden machte. Die Schulden bezahlte ich natürlich, ließ mir aber von Edgar das Ehrenwort geben, kein« «tuen mehr zu machen. Ein halbes Icchr war Ruhe. Dann — —" „Brach er sein Dort?" „Zunächst noch nicht. Mer er erschien ein«, Abends unang«- , meldet bei mir in Eckardtsau und erklärte kurzweg, sein» Beruf nicht länger ausüben, sein« Verlobung nicht «ursrechierhalteu zu können!" „Ah — er hatte sich wohl kn Brigitt«» Mutter verliebt!?" j „Za. Er behaupte«, erst jetzt zu wissen, was Lieb« sei. Auch .sei er ein Mann, der sich in keinen verhaßten Berus zwängen lasse. Er hab« immer Maler «xrden «ollen, e» dränge ihn zur Kunst, 1 'n hie Deo«, unter freiere Menschen, al» sie bisher sein« Drlt , jübildet hatten. Nun s«i der Augenblick da. Gr werde Fräulein I.tiekmr Ma'kwerder heiraten und sie und sich »in'!»cd nan seiner k HmiA «Mr«, fall» ich ihm die Mittel zum Lebensunterhalt ver weigere. Er habe längst heimlich Unterricht bei einein berühmten Maler genommen usw. Er schwatzte noch viel, der törichte Knabe! Bio ich ihm mit kühlem Lächeln die Türr wies." „Das taten Sie? Ihrem einzigen Sohn?" „Ich hoffte, ihn so wieder zur Vernunft zu bringen. Es schien mir da« di« einzige Möglichkeit." „Und er?" „Oh, er! Er ging hin. reichte sein Abschiedsgesuch ein, nahm den Namen Eckardt an und wurde wirklich Maler. Wir haben einander nur noch ein einztgesmal gesehen. Ein Jahr später, als er abermals unerwartet bei Nacht und Nobel ankam und mich ver stört anflehte, ihm 30 000 Mark zu geben, da er für einen Kollegen Bürgschaft geleistet, der sich andernfalls habe erschießen wollen. Ich lehnte es rundweg ab. In meinen Augen war diese Bürgschaft ein Bruch seines mir gegebenen Ehrenwortes, wenn sie nicht überhaupt nur eine erfundene Geschichte war." „Das war sie aber -och sicher nicht." „Ich faßte es so auf. Uebrigens hätte ich ihm das Geld trotz dem gegeben, wenn er dafür von seiner törichten Heirat abge- standen wäre. Das aber lehnte er ab. So schieden wir nach bitteren Worten in Feindschaft. Von Fremden hörte ich, daß um seiner Schuld willen sein Atelier gepfändet und feine Bilder zwangs- weise verkauft worden waren, -aß er In Not und Elend geriet und zuletzt nach jedem Strohhalm griff, um sich über'Wasser zu halten. Lias ich in jener Zeit litt, kann niemand ermessen. Mußte ich doch Gott danken, daß mein einziger Sohn wenigstens seinen Titel ab gelegt hatte und nicht gerade rin Hochstapler wurde." „Und Sie sprangen ihm nicht bei? Sie, der Vater, der Vel in Hülle und Fülle besaß, -sm einzigen Kind, Las unverschuldet in Not geriet?" „Unverschuldet?" Der Greis richtet« sich hochnüitig auf, wo bei sich ein harter Ausdruck über sein« verwitterten Züge legte. „Wer hieß, ihn denn, die Vorteile seiner Geburt achtlos beiseite schietbsn? Was zwang ihn, sein gegebene« Wort zu brechen und so ein Ehrloser zu werden? Denn es ist doch so gut wie selbst Schulden, machen, -wenn man leichtsinnig Verpflichtungen auf sich nimmt, ohne Deckung dafür zu besitzen! Außerdem, er hatte in- zwifcheß jene Helene Markwerder geheiratet, obwohl er wußte, daß damit alle Brücken -wischen uns vevbvannt wurden." „Datum warrn Sie eigentlich so sehr gegen diese Heirat, Graf Non«p«rg?. Lag etwa. Nachteklige, gegen da« Mädchen vor?" srug die Baronin. ^ttcbt daß ick wüßte. Aber erster» war mein Sohn, als er fit kennen lernte, bereits an ein« ander« gebunden. Zweitens war sie durchaus keine Partie für einen Grafen Ronspevg." „Aber Sie selbst haben doch auch aus Liebe geheiratet!" „Gewiß! Nur daß meine Frau, wenn auch arm, so doch aus uralter Familie stammte und des Platzes an meiner Seite nach jeder Richtung hin würdig war. Jen« Helen« aber war entschieden Edgars böser Geist. Erst seit er sie kennen lernte, lehnte er sich gegen mich auf. Ihr war es offenbar nur um den Grafentitel und die später zu erwartende Erbschaft zu tun. Denn zweifellos hoffte sie mit der Zeit auf Aussöhnung mit mir. „Tat sie etwas nach Lieser Richtung hin?" „Ja. Sie schrieb mir kurz nach ihrer Vermählung, Laß Edgar schwer unter dem Zerwürfnis leide und sie sich daher ohne sein Wissen mit der Bitte an mich wende, ihr eine Zusammenkunft zu gewähren, di« sicher Edgars Wefen, das ich nicht kenne, mir zu besserem Verständnis bringen werde. Uebrigens sei die Schuld, Lie er aus zu gutem Herzen sich aufgeladen habe, inzwischen ge tilgt. Eine Lüge natürlich. Denn woher hätte der ausgepfündet« Maler Eckardt, dessen Talent, nebenbei bemerkt, das Mittelmaß nicht überschritt, eine solche Summe genommen? Ich ließ den Brief einfach ^beantwortet. Eimn zweiten schickt« ich unrröffmt zurück. Als Frau Eckardt daraufhin versuchte, mich zu sprechen, wurde sw nicht vovgelassen. Eine Woche später hört« ich, das junge Paar sei nach Amerika gegangen. „Und Sie haben nie wieder von Beiden gehört?" „Doch. Einmal noch. Ein Jahr später kam ein Licker einge schriebener Brief au« Texas an mich, dessen Adresse von der Hand meines Sohnes geschrieben war. Ich habe ihn nicht geöffnet. Da mir daran lag, ihn zurückseuden zu können, um Edgar zu beweise«, daß ich nichts vergessen habe, ließ ich Lurch ein New-yorker Au«- knnftsLuroau seinen Wohnort ausförschen. Die Antwort li«ß lang« auf sich -warten. Endlich kam die gewünschte Adresse, aber zugleich auch die Nachricht von Lem kürzlich «folgten Tod Edgar«. Damit war für mich all«« erledigt. Die Witwe und Tochter, die er laut Bericht hinterlassen haben sollte, gingen mich nicht» an. Der Brief liegt heut« noch umröffnet in meinem Sekretär, obwohl nun fast 20 Jahre darüber vergangen sind. D'es ist alles, wa» ich Ihn«n zu sagen hatte, gnädig« Frau, urd '-h hoff«, Sie verstchen nun nicht nur mein« gestrige Erregung, sondern meinen Standpunkt überhaupt." ' Sorü»tz««o folM
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)