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Zweites Blatt. Tharandt, Mosten, Sieöenteßn und die Umgegenden. No. 14z Dienstag, den 3. Dezember 1SV1 6». Jahrg an dem nehmen die alte Miether, des alten Herrn vernahm, der seinen Aerger nichtsnutzigen „Schlingel" von Jakob ausließ. Hamburg erreichen soll, die schimmernde Welleneinsamkeit des atlantischen Ozeans. Der Dampfer ist voll von Passagieren, Großkauf leuten, Unternehmern, Agenten, Handwerkern, müden Weltbummlern und sonnverbrannten, waghalsigen Aben teurern. Sie haben zum Theil in den plötzlich zur Kultur erwachenden Distrikten Kaplands, Natals, Transvaals, in den Goldminenstädten und den Diamantenfeldern sich die Taschen gefüllt und schleppen nun siegesfroh den Mam mon Südafrikas, den trüben stets bedrohten, in die sichere Heimath. Unter ihnen befindet sich Jens Classen. Auch er hat gefunden, was er gesucht, und rascher als er selbst geglaubt. Wie ein Schimmer des Triumphes überfliegt es seine schärfer gewordenen Züge, wenn er Stines gedenkt und ihrer protzigen Sippe in dem fernen holsteinischen Dorfe. * * Um die Küsten der Bretagne rast der Märzstnrm. Zu berghohen Wogen empor wühlt der Orkan die Fläche des Ozeans und schleudert die rollenden Wasser massen mit grausem Wuthgeheul donnernd an das Ge- klipp des Felsenstrondes, an dem die schwarzen Wellen- kümme zu weißem Gischte schäumend zerstäuben. In diesem grausen Chaos von gellender Luft, zer malmenden, steigenden und fallenden Fluthgebirgen, treibt und fliegt der Afrikadampfer, stampft haushohe Wellenhänge hinan uud gleitet hinab in gähnende Wogen abgründe, indeß mächtige Sturzseen das Verdeck und den qualmenden Schornstein überfegen. Noch kämpft das Schiff todesmuthig mit dem ver nichtenden Element. Da rollt von links her plötzlich eine gewaltige Wasserbau! heran, während rechts ganz nahe das Ge- zack der bretagnischen Küste empordroht, fatzt den Dampfer in die Seite und schmettert ihn mit Wucht gegen die Klippe. Mit dumpfen Krachen schlägt das Schiff wider den Felsen, hebt sich empor und sinkt dann sammt seiner ganzen Bemannung hinab in die grausige Tiefe. Fern in dem holsteinischen Dorfe harrt Stine sehn süchtig der baldigen Ankunft des Geliebten entgegen, in deß der alte Mörder, der atlantische Ozean über dem drunten im Seetang den ewigen Schlaf schlafenden Jens Classen eine wilde, brausende Frühlingshymne singt. 15. „Das kann ich nu nich begreifen, abers Sie's man nich übel, Herr Wohlfart!" bemerkte Köchin Stine am nächsten Morgen, als der zwar etwas abgespannt und blaß, aber doch sonst ganz vergnügt, zu ihr in die Küche trat. Er war in Mantel und Hut, völlig angekleidet zum Ausgehen, kam gerade wegs von seiner Nachtwache bei Dr. Jonas nach Haus. „Was können Sie nicht begreifen, meine liebe Freundind" fragte er gutgelaunt. „Ja, sehn Sie, da muß ich nu reinen Wein ein- schänken, Herr Wohlfart!" erwiderte Stine, sich auf einen Küchenstuhl niederlaffend, und ihn vorwurfsvoll anblickend. MMmenk-kiMW. Für Monat Dezember werden Bestellungen auf das .MoWN für Mdruff etc.' für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter Geschäftsstelle 44 für auswärts bei allen Kaiserlichen Postämtern, sowie Landbriefträgern gern zu SS entzegengenommen. Hochachtungsvoll Geschäftsstelle des Mts- und Wochenblattes für Wilsdruff etc. M. Die Dezember-Abonnenten erhalten einen 1901er Wandkalender gratis. Das Gnde. Novelette von Kurt L. Born. (Nachdruck verboten.) Es ist ein stiller, klarer Spätherbstnachmittag. Noch einmal gießt die Sonne ihren goldenen Schimmer auf die verwelkenden Gefilde, noch einmal ruft sie täuschend die ganze Zauberschöne des entschwundenen Sommers wach. In müder Ruhe liegt lichtverklärt und schweigend die weite Ebene. Nur die Windmühlenflügel auf der Erhöhung drehen sich lautlos im schwachen Luftzug, und oben im Wipfel der Eberesche, von welcher das erstorbene Laub langsam herunterraschelt, singt ein später Sprosser seine schwermüthige Weise, ein Lied vom Scheiden, ein Lied vom Schmerze der Trennung. An einer Biegung der Landstraße, die zu der nahen, großen Hafenstadt führt, stehen einsam Hand in Hand zwei junge Menschen. Die Augen des etwa zwanzigjährigen Mädchens hängen thränenfeucht mit bangem Blicke an dem Antlitz des statt lichen, braunen Burschen. „Nun laß uns ein Ende machen Stine. Sei tapfer. Unser Gluck liegt über dem Meere. Im Kapland werde ich es zu finden wissen. Hier kommen wir nie zusammen, niemals. Wir sind jung. Drei Jahre gehen rasch vorüber." „O Jens, mir ist das Herz so schwer wie damals, als meine Mutter starb." Noch einmal umschlingt der Scheidende die theure Gestalt, daun reißt er sich los und schreitet eilends, ohne zurückzublicken, die Straße entlang. » * Achtundzwanzig Monate später. Die Bucht von Kapstadt verlassend, durchschneidet europawärts auf der Fahrt zur Heimath ein Afrika, dampfer das tiefblaue Meer. Drüben versinken die weißen, im dunklen Grün ge betteten Villen Kapstadts, versinkt das langgestreckte Plateau des majestätischen Tafelberges mit den sich gi gantisch bis in die Wolken erhebenden, riesigen, mattrothen Felsenzinnen seiner Ausläufer, einer mächtigen, wilden Gebiraswelt. Mit ganzer Maschinenkraft, mit vollem Dampfe durch rauscht, durchjagt das stolze Schiff, das in vier Wochen „Ich hab' Sie in letzter Zeit, wo Sie immer so nach vier Uhr Morgens heimgekommen sind, vor einen rechten Swiemelanten gehalten, worüber ich mir gegrämt hab'. Nu abers hat der Jakob gesagt, Sie wachten Nacht um Nacht beim Dr. Jonas, is denn das wahr?" „Ja, Stine, es ist wirklich so," sprach Wohlfart sehr ernst, „woher der Schlingel von Jakob es aber weiß, ist mir ein Räthsel. Und doch nicht," setzte er, sich be sinnend hinzu, „der Peter Wisch ist ja so eine Art von Laufbursche bei dem verunglückten Erben von Julianen- höh." „Sprechen Sie nich so'n Quatsch Herr Wohlfart," grollte Stine empört; „wenn Sie so sprechen, denn sind Sie auch sein Freund, denn sonsten würden Sie Woll nich bei ihm wachen. Abers mit uns is es alle, ich bedanke mir, Ihre Freundin zu sein." „Stine, Stine, das glauben Sie doch selber nicht von mir," sprach Wohlfart, „sehen Sie, es liegt mir sehr viel daran, den Dr. Jonas nicht sterben zu lassen und dann erfülle ich mit der Nachtwache auch nur eine Bitte des Herrn Physikus Reimann, der's Ihnen selber erzählen nnd sich für meine Ehrenhaftigkeit verbürgen kann, weil die Freundschaft eines Dr. Jonas eine Beleidigung für mich ist." „Na, Sie wohnten doch vorher bei ihm un waren dicke Freunde zusammen, wie der Jakob sagt." „Ganz recht, da habe ich ihn ja auch recht kennen gelernt, Stine! Doch streiten wir uns nicht darüber, dem Herrn Physikus werden Sie wohl mehr Glauben schenken, als mir." „Er kommt garnich mehr herauf un nu erst recht nich, nu Fräulein Marjanne so krank is. Si is woll garnich bei Verstand, wie Jakob sagt?" „Der Schlingel will sich wohl als allwissend auf spielen," rief Wohlfart stirnrunzelnd. „Ich, muß ihm wieder einmal den Maulkorb anlegen, es ist ja ein ganz gemeinschädliches Subjekt." „Ein Taugenix is er, das weiß ich woll," meinte Stine nachdenklich. „Aber sagen Sie man bloots, Herr Wohlfart, ob Sie die ganze geschlagene Nacht bis an Hellen Morgen bei ihm gewacht haben? — Sons kamen Sie doch all' um vier oder spätestens fünf zu Hause." „Der Kranke hatte eine schlimme Nacht, wir mußten den Physikus holen lassen." „Ich denke, daß der neue Doktor, was ja sein Freund sein soll, an ihm herumdoktert." „Na, der hat sichs nicht allein getraut, die Geschichte ist gefährlich. So blieb ich denn länger als sonst und ging mit dem Physikus fort, der mich zu einer Tasse Kaffee nach seinem Hause einlud. Da haben wir denn die Zeit verplaudert. Und schließlich kam die Frau Physikus — übrigens eine prächtige Frau — dazu, um mir einen herz lichen Gruß von dem kranken Fräulein für Sie aufzu tragen, Sie mißtrauischste aller Köchinnen." „Von Frölen Marjanne?" fragte Stine fast athemlos. „Natürlich, und eine Einladung auf heute Nachmittag Auf Inlianenhsh. Roman von Emilie Heinrichs. (28) (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Apropos, mein bester Herr," setzte er mit listigem Lächeln hinzu, „ich hörte von einem Freunde, dem Physi kus, daß Sie bei dem verunglückten Dr. Jonas nächtliche Samariterdienste verrichten. Sie sind ja ein äußerst viel seitiger Mann." „Und darüber wundern Sie sich, Herr Justizrath?" „Nein, ich ziehe mir nur meine Schlüsse, Herr Wohl fahrt. Verlohnt es sich denn einer solchen Mühe und Aufopferung? Ich denke mir, daß Fieber-Delirien nichts Positives bedeuten —" „Der Herr Physikus Reimann wird gewiß anders darüber urtheilen," fiel Wohlfart ruhig ein. „Ja so, ich vergaß," brummte der Justizrath, sich ärgerlich der Thür zuwendend. „Gott befohlen, mein lieber Herr!" Damit ging er in einer nichts weniger als rosigen Laune. Wohlfart aber rieb sich die Hände und lachte dann leise in sich hinein, als er draußen die polternde Stimme Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesfelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff- — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst.