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sundheitsrückstchten das Lager verlassen mußte, entkam glück lich nach Lourenzo Marques. In einer Unterhaltung über Botha und die Friedensunterhandlungen war er der An sicht, daß Botha gerade so wenig anUeberaabe denkt, als De Wet und De La Rey. Botha sei entschlossen, weiter zu kämpfen, so lange noch seine Bürger ihm Gefolgschaft leisten. Daß diese ihn verlaffen würden, sei nicht zu er warten. Die meisten seien alte Bürger, die zum Theil schon den alten Unabhängigkeitskrieg mitgemacht hätten. Sie würden bis zum letzten Mann aushalten aus Liebe zur Freiheit und würden sich unter keinen Umständen unter das verhaßte englische Joch bringen lassen. Die Zahl der sogenannten „Kap-Rebellen" sei gering. Europäer kämpften fast gar nicht mehr, sie seien alle nach Europa zurückgebracht. Nur wenige Jrisch-Amerikaner seien noch unter Waffen. Alle Angaben der englischen Presse, daß Bothas Kommando aus Kap-Rebellen und europäischen Söldnern zusammengesetzt sei, wäre eitel Lüge. Aber man nehme an, daß unter De Wet immer noch einige unsichere Kantonisten kämpften, denen man nicht ganz trauen könne, obwohl man nicht recht einsehen könne, weswegen sie so lange mitgekämpft hätten. Die Engländer versuchten alles Mögliche, um durch Informationen von Leuten in De Wels Lager der Laufbahn des großen Guerillaführers ein Ende zu machen. De Wet seien diese Versuche bekannt und er hüte sich sehr, irgend welche Absichten vorher laut werden zu lassen, da sie nur zu oft an die Engländer verrathen worden seien, ohne daß man allerdings derjenigen habhaft werden konnte, die Information gegeben hätten. Von der angeblichen Erschießung der Friedensdelegirten wußte dieser Afrikander nichts. Ebensowenig hatte er eine begründete Ansicht darüber, ob die beiden Friedensdelegirten im Zusammenhang mit den „unsicheren Kantonisten" ge standen haben. De Wet habe es aber durch das ewige Herumziehen Denen, die nicht mit ganzem Herzen bei der Sache waren, so schwer gemacht, daß wahrscheinlich die unsicheren Elemente allmählich abfallen würden. London, 19. März. Die Unterhandlungen mit Botha scheiterten, wie vertraulich verlautet, an der Weigerung der Londoner Regierung, die von Botha ge forderte Autonomie in der inneren Verwaltung unter selbst gewählten Boerenführern zuzugestehen, die endgiltigen Friedensverhandlungen mit Schalk Burger und Steijn zu führen und die Kap-Rebellen zu begnadigen. Botha nahm bereits am Sonnabend die Operationen wieder auf und besetzte die Delagoa-Bahn. Kitchener erklärt, die eng- lischen Truppen seien gegenwärtig unfähig, ihrerseits die Offensive zu erneuern, und fordert dringender Verstärk ungen. In London ist die Stimmung überaus gedrückt. Wieder eine mißglückte „Umzingelung". Die „Times" berichten aus Bloemfontein unter dem 18. März: Die Zwecks Umzingelung Fouries und seiner 800 Mann unternommenen Operationen sind mißlungen; die Hälfte des Feindes entkam letzte Nacht. In einigen Tagen wird eine bedeutend umfangreichere „Umzingelung" unternommen. Die Engländer sollten doch endlich auf diese lächerlichen „Umzingelungen" verzichten. Die Pest in Kapstadt. AuS Kapstadt wird gemeldet: 5 neue Pestfälle wur den am Montag hier konstatirt. Einer der Erkrankten gehört der Armee an. 30 Personen stehen unter ärztlicher Beobachtung. Lhrsnik. Das Theaterbesuchern bekannte Hotel zum weißen Rössel in St. Wolfgang am Abersee im österreichischen Salzkammergut gelegen, ist aus freier Hand zu verkaufe». Anfragen sind an Dr. Richard Ulbing, Advokat in Ischl, erbeten. Sollte sich da Herr Blumenthal sich nicht als Käufer melden? Naßkalter Sommer in Sicht? Prof. Dr. G. Jäger schreibt dem „Stuttg. N. Tgbl.": Wie Ihre Leser wissen, hat meine Ansage gestimmt, daß die übermäßige vorjährige Sommerhitze Nordamerikas vermittelst des Golfstromes bei uns mildes Wetter für die letzten Monate des Jahres bringen werde. Nun kommt soeben aus New-Jork die Nachricht, daß dort ein fast beispiellos strenger, grimmer Winter mit riesigen Schneeverwehungen herrsche. Das er öffnet schon jetzt bedenkliche Aussichten für unsere Witterung im Juli und August, da die unausbleibliche Erkaltung des Golfstromes etwa 100 Tage später sich bei uns geltend machen wird. Neber eine Blutthat auf dem Baikalsee berichtet ein russisches Blatt: Zwei Schauspielerinnen einer gegenwärtig in Sibirien auf Gastreisen weilenden Moskauer Truppe, die Damen Uschakow und Paulowskaja wurden mitten auf dem schnee- und etsbedeckten See todt und halb im Schnee vergraben vorgefunden. Ermordet und mit einem abge schlagenen Bein fand man ferner das eine zweijährige Mud der einen, während das andere sechsmonatige bisher noch nicht aufgefunden werden konnte. Die Leichen waren ihrer Kleidung vollständig beraubt. Als Mörder wurde der Postkutscher verhaftet, der die Ermordeten in einem Post- schlitten über den See fahren sollte. Eisenbahn-Zusammenstoß. Berlin, 19. März. Auf der Kleinbahn Königwusterhausen-Mittenwalde stieß in der Station Gallun südlich von Mittenwalde eine Lokomotive, welche vier mit Steinen beladene Wagen führte, auf eiue Anzahl leerstehender Lowrys. Der Lokomotivführer wurde schwer verletzt und starb, zwei Reisende sind gleichfalls schwer verletzt. Ein größerer Einbruchsdiebstahl ist in der Nacht zum 14. März in Berlin verübt worden, wobei den Dieben in die Hände fielen: 120 goldene Faxonringe, darunter 3 mit Brillanten, 14 goldene Damen-Nemontoir-Savonette- uhren, 94 offene goldene Damen-Remontoiruhren, 10 silberne Damen-Remontoiruhren, 135 silberne Herren- Remontoiruhren, 16 Stahl-Herren-Remontoiruhren, 9 Nickel-Herren-Remvntoiruhren, 7 goldene lange Damen- Uhrketten, Trauringe u. s. w. Der Werth der gestohlenen Sachen beziffert sich auf 8000 Mark. Die Bank von Monte Carlo gesprengt! Nach dem „B. L.-A." sprengte Baron Alfons Rothschild's Schwieger sohn Ephrussi am Montag unter colossaler Aufregung des Publikums zweimal die Bank im tsnts st quoronts- Spiel. Brand eines Krankenhauses. In einer der letzten Nächte brach im Kreiskrankenhause zu Insterburg Feuer aus, das den Dachstuhl ganz und das Obergeschoß zum Theil zerstörte. Der Braud hat leider auch drei Menschen leben gefordert. Ein Kranker, der nicht mehr rechtzeitig gerettet werden konnte, verbrannte, eine kranke Frau starb vor Schrecken, uud ebenso fiel ein krankes Kind dem Schreck vor dem Feuertodte zum Opfer. Im Uebrigen wurden die Kranken sicher geborgen und im benachbarten Garnisonlazareth untergebracht. Das Militär half wacker mit; vier und vier Soldaten nahmen ein Bett und trugen die Kranken mitsammt den Betten ins Freie. Altenburg, 19. März. Zwei Selbstmordfälle waren leider am gestrigen Tage in unserer Stadt zu konstatiren. An der Schmöllner Chaussee fand mau in der Kirschplantage einen Mann aus Ronneburg, Namens Edmund Schumann, erhängt auf und in der Kanalstraße nahm sich ein bei seiner Mutter wohnender Soldat des hiesigen Regiments, namens Schenk, durch Erhängen das Leben. Was die beiden zum Selbstmord getrieben, ist unbekannt. Ein originelles Bittgesuch au den Kaiser hat dieser Tage zur Zufriedenheit der Antragsteller seine Er ledigung gefunden. Vier Schulknaben im Alter von 9'/s bis 12 Jahren hatten den Monarchen um Ueberlaffung einiger abgelegter Uniformen der kaiserlichen Prinzen ge beten zwecks Erneuerung der abgetragenen Uniformen ihrer „Ostarmee", da in ihrer „Kriegskasse" zur Neuanschaffung von Uniformen kein Geld mehr vorhanden sei. Dem eigen artigen Gesuche hatten die jugendlichen Bittsteller in Skizzen form einen vollständigen Situationsplan ihres Exercier- und Kriegsplatzes beigefügt. Der Kaiser ordnete Erkundig ungen über den thatsächlichen Sachverhalt an und hat nun mehr den „Führern der Ostarmee" einen Beitrag von 50 Mark zu den Neu-Anschaffungen überweisen lassen. Berliner Leben. Berliner Zeitungen berichten Folgendes: Am Sonnabend Morgen zwischen 8 und 9 Uhr war die Chansonnetten-Ecke am Oranienburger Thor wieder mal der Schauplatz einer ausgesucht ekelhaften Szene. Ein total betrunkenes, höchstens 18jähriges Mädchen hatte einen großen Menschenauflauf verursacht. Der Zu stand und die elegante Kleidung des Frauenzimmers spotteten jeder Beschreibung. Mehr als Hundert aus den umliegenden Kaffees und Kaschemmen weideten sich an dem Schauspiel. Anständige Männer veräußerten ein gewisses Mitleid, während zusehende Frauen und Mädchen vor Freude über das Schicksal ihrer Mitschwester außer Rand und Band geriethen. Schließlich torkelte die Person unbe helligt an mehreren Schutzleuten vorbei durch die angrenzende Obere Friedrichstraße, rempelte drei Offiziere an, fiel öfter lang hin und landete endlich auf dem Bahnhof Friedrich straße, wo sie nach langem Bitten merkwürdiger Weise eine Fahrkarte erhielt! Vaterländisches. (Miltheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 20. März 1901. — Unsere Kirche ist ein Meisterwerk in mehr als einer Beziehung. Die einfach schönen Formen der reinen Gotik, die weiten Kreuzwölbungen und die ornamentale Ausstattung erfreuen das Auge; die vorzügliche Akustik läßt musikalische Darbietungen voll zur Geltung kommen. Letzteres war am vorigen Sonntag recht deutlich zu be merken, als der Semi» archor zuNossen evangelische Kirchenmusik aus vier Jahrhunderten darbot. Wer das gleiche Konzert in der Kirche zu Nossen angehört hat, dessen Urtheil wird sehr zu-Gunsten der Darbietung in Wilsdruff ausfallen. Außerordentlichen Eindruck machten die beiden ersten Nummern des reichhaltigen Programms. Es waren Klänge von wunderbarer Kraft und Frische aus der Reformationszeit. Der Einfluß italienischer Meister war aus der häufigen Anwendung der Synkope deutlich zu erkennen. Nr 3a, der bekannte Choral „O Lamm Gottes", gesetzt von Joh. Eccard, ist vollständig frei von fremdem Einfluß; die Kraft und die Schönheit der Harmonie gewinnt dadurch bedeutend. Das selbe gilt von Nr. 3b, einer Motette von Heinrich Schütz. Der lebhafte Fortschritt der Melodie unterscheidet diese Darbietungen von den vorhergegangenen. Den größten Anspruch an Sänger und Zuhörer machte Nr. 6. Es gehört mehr als durchschnittliche musikalische Bildung dazu, sie recht zu würdigen. Nr. 2 und 4, Lieder für Singstimme mit Orgelbegleitung, trug Frl. Otter mann vor. Anfangs schien sie etwas indisponirt; doch gewann ihre Stimme sehr bald an Fülle und Reinheit. Deutlichkeit der Textaussprache, Reinheit der Intonation, künstlerische Behandlung des Tones, innere Wärme und Beseelung des Vortrages beherrscht die Sängerin mit großem Verständniß und macht das Anhören der vorzüg lichen Gesänge zu einer wahren Lust. Die Orgelbegleit ung hatte Herr Seminaroberlehrer Claußnitzer über nommen. Volle Beherrschung der Königin aller Instrumente zeigte er in Nr. 7, Präludium und Fuge 0 moll) von I. S. Bach. Dieser erste Theil des Konzertes brachte Kirchenmusik aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Wer in der Kleinstadt lebt, hat selten Gelegenheit, Werke alter Meister zu hören. Desto dankbarer muß man daher dem Dirigenten sein, Herrn Seminaroberlehrer Sturm, der eine so reiche Auswahl in musterhafter Weise darbot. Der zweite Theil begann mit M. Hauptmanns Motette „Christe du Lamm Gottes." In derfolgendenNummerwaren Gesang und Begleitung gleich gut ausgeführt. Namentlich verdiente das reine, klangvolle Violinspiel Anerkennung. In Nr. 3 kam die vollendete Technik des Herrn Seminarober lehrers Claußnitzer wieder zur vollen Geltung. Einen tiefen Eindruck machte Nr. 4, eine Motette über Psalm 37,5. Der Komponist ist ein junger Tonkünstler, der leider früh zeitig erblindet ist. Aus dem großen Orgelkonzert „Ostern" von dem bekannten Orgclhelden Ang. Fischer, s. Z. in Dresden an der Neustädter Hauptkirche, führte Herr 0. Hientzsch den als „Ostermorgen" durchgcführten Choral „Wachet auf ruft uns die Stimme" technisch gewiß meister haft wie nicht minder mächtig erhebend den lauschenden Zuhörern vor, und als beim 3. Satze (5. Vers des Liedes: „Gloria sei dir gesungen") die Pauken, Trompeten und Posaunen das volle Orgelwerk noch durchtöntcn, da war es, als ob ein heiliger Schauer jeden der Anwesenden er fassen wollte. Zum Schluß bot der Seminarchor F. Mendelssohn-Bartholdy's „Ehre sei dem Vater" dar. Nach Beendigung des wohlgelungenen Konzertes begab sich die Sängerschaar nach dem Hotel zum Adler, um sich daselbst an Speist und Trank nach vollbrachter Arbeit zu laben. Herzliche Daukesworte seitens des hiesigen Kirchen- vorstandes an die lieben Nossener Gäste, sowie Erwiderungen seitens der letzteren wurden hierbei in stimmungsvoller Weise gewechselt, sodaß der Aufbruch zum Nossener Zuge für die Anwesenden nur ungern angetreten wurde. — In diesen Tagen fanden im 12. Armeecorps größere Radfahrer-Uebungcn statt. Auch unser Wilsdruff berührte Dienstag Mittag eine Abtheilung der Fahrer; dieselben setzten nach kurzer Rast ihre Fahrt nach Tharandt zu fort. — Zu Ostern gelten im Bereiche der Sächsischen Staatsbahnverwaltung die am 26. März d. I. und an den folgenden Tagen gelösten gewöhnlichen Rückfahrkarten von tarifmäßig kürzerer Dauer bis zum 19. April d. I. einschließlich. Die Vergünstigung erstreckt sich sowohl auf die Rückfahrkarten und Rundreisekarten im sächsischen Binnenverkehre als auch auf die Rückfahrkarten im Ver kehre mit Stationen der meisten außersächsischen, insbe- besondere der preußischen Bahnen. Das Nähere ist aus den Bekanntmachungen zu ersehen, die auf den Stationen angeschlagen sind. — Wie wir hören, hat Herrn Gutsbesitzer Gemeinde- Vorstand Pietzsch in Hühndorf bei Gelegenheit der Taxirung des kürzlichen Brandes bei Herrn Gutsbesitzer Rüdiger in Helbigsdorf heute Nachmittag der Schlag ge rührt. Es läßt sich erhoffen, daß dieser Schlaganfall ohne schwere Folgen verläuft. — Herzogswalde, 18. März. In der Nacht vom Sonntag zum Montag, früh gegen 1 Uhr, hat vor dem Gasthof zu Herzogswalde eine Schlägerei stattgefunden, wobei der beim Schneidermeister Engelmann hierselbst in Arbeit befindliche Schneidergesclle Max Zschock, geb. am 13. Juli 1873 zu Berga bei Forst den in Mohorn wohnen den Brauer Gustav Arthur Straube mit einem Holz- pontoffel an den Kopf geschlagen hat, so daß Str. heute Nachm. Vs 4 Uhr in seiner Wohnung verstorben ist. Zschock wurde heute Nachm. 6 Uhr im Gasthof zu Pohrsdorf ver haftet und an das Amtsgericht Tharandt eingeliefert. — Dresden, 19. März. Dementi. Das „Dresdner Journal" schreibt: Die letzte Sonntagsnummer des „Dresdner Anzeigers" enthält auf Seite 5 unter den Landtagsnachrichten eine Mittheilung, die auch in andere Tagesblätter übergegangen ist, wonach seitens der könig lichen Staatsregierung eiue Vorlage für den nächsten Land tag vorbereitet werde, derzufolge aui dem alten Mifitär- bahnhofe an der Carola-Brücke ein neues großes Museums gebäude errichtet werden soll, und zwar für die königliche Porzellan-Sammlung, das königliche ethnographische Mu seum und die königliche prähistorische Sammlung. Nach jener Zeitungsnotitz liegen die Pläne zu dem Bau bereits fertig vor. Wie uns von maßgebender Seite mitgetheilt wird, entbehrt die Meldung des „Dresdner Anzeigers" durchaus der Begründung. — Dresden, 18. März. Selbstmorde. — Unglücks fall. Auf der Pfotenhauerstraße erschoß sich in der Nacht zum Sonntag ein unverheiratheter Arbeiter. — In der Autonstadt versuchte am Sonnabend Nachmittag ein 22 Jahre alter Gewerbsgehilfe mit einem Rasirmesser sich den Hals zu durchschneiden. — Auf dem Felde an der Kanonenstraße wurde gestern Nachmittag ein 55 Jahre alter Zimmermann todt aufgefundeu. Sein Leben hatte durch einen Herzschlag geendet. — In seiner in der Leipziger Vorstadt gelegenen Wohnung erhing sich am Sonntag Abend ein 27Jahre alter Handarbeiter. — In der Striesener- straße ist am Sonnabend ein Mädchen beim Absteigen von einem Straßenbahnwagen schwer verunglückt. — Dresden, 14. März. Beide Beine abgefahren wurden gestern dem Bremser Goldschmidt auf dem Kohlen bahnhof. Er starb nach 2 Stunden. — In der Hecht straße hat gestern Abend ein Werkführer Eichhorn auf seine Geliebte geschossen und sich dann selbst den Tod gegeben. Die Frau ist noch lebend in das Stadtkranken haus gebracht worden. Nach dem Inhalte eines vorge fundenen Schriftstückes ist die That in beiderseitigem Ein vernehmen geschehen. — Der Circusgeschäftslelter Julius Herzog beabsichtigt hier auf der Münchner Straße ein massives Circusgebäude für Vorstellungen im großen Stile zu errichten. — In der Orthopädischen Heilanstalt zu Loschwitz ist seit einiger Zeit ein Boerenkommandant untergebracht, der im Feldzug sein rechtes Bein einbüßte und für das verlorene Glied künstlichen Ersatz erhält. — Dresner Landgericht. Mit einer unverbesser lichen Diebin, die trotz ihrer erheblichen Vorstrafen die Hände nicht von fremden Gute lassen kann, beschäftigte sich die 6. Strafkammer in der Person der 28 Jahre alten, in Jauer geborenen, zuletzt beim Gutsbesitzer Pfütz ner in Grumbach bei Wilsdruff wohnhaft und be schäftigt gewesenen, schon oft vorbestraften Dienstmagd Al- wine Auguste Watschke, die sich wiederum wegen Dieb stahls zu verantworten hatte. Die Angeklagte soll am 8. Dezember v. I. als sie die Wohnung ihrer Quatier- wirthin verließ ihrer Schlafkollegin aus der Lade, nach dem sie dieselbe mittelst falschen Schlüssels eröffnet hatte, ein Portemonnaie mit nicht unerheblichen Inhalt, eine Kette, ein Etui, ein Messer a. A. m. gestohlen haben, welche Gegenstände bei der Angeklagten in Grumbach ge funden wurden. Während sich die Angeklagte in der Vor untersuchung und am Anfang der Sitzung aufs Leugnen legt, giebt sie die That, bevor die Zeugen vernommen wurden, zu uud erkannte der Gerichtshof unter Annahme mildernder Umstände auf 1 Jahr 3 Monate Gefängniß und 5 Jahre Ehrenrechtsverlust.