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Erzgebirgischer Volksfreund : 23.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192301236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19230123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19230123
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-23
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 23.01.1923
- Autor
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Geschlossener wlberfilmd aller Ber-a^elterverv«««. Vou de» Bergarbeiter-Verbände», geht dem W. T>H. «ine Erklärung zu, in der es u. a. heißt: Mr protestieren ganz energisch 1. geyen den widerrechtlichen Einmarsch französisch-belgischer Truppen in da» Ruhrgebiet; 2. gegen jeden Eingriff betriebsfremder Elemente in den Bergwertsbetneb und die Verwaltung; I. gegen di« gefährliche Besetzung der Bergwerke und die Unter bringung militärischer Kommandos auf den gechen; 4. gegen die Verhaftung von Werksleitern und Be amten; S. gegen die Erschießung von friedlichen Bürgern. Um die Ruhe und Ordnung im Ruhrgebiet wiederherzustcllen, for dern wir: 1. sofortig« Freigabe der Bergwerk« und Zurückziehung der Soldaten von dm Zechen; 2. Freigabe der Werkszeitungen und Beamten; 3. Sicherheit für Leben und Eigentum -er friedlichen Bevölke rung; 4. Zurückziehung der Truppen aus unserem Wohn- und Arbeits gebiet. , Die friedliche Bevölkerung des Ruhrgebietes lehnt es ganz ent schieden ab, unter den Bajonetten französischer Soldaten zu arbeiten." * Peitschenhiebe für deutsche Polizribeamte! Esser», 21. Ian. In Buer und Gladbeck find deutsche Polizeibe amte in Ausübung ihrer Dienstpflichten von Franzosen mit der Peitsche geschlagen worden. Er Düsseldorf, 21. Ian. Laut Köln. Ztg. beschlagnahmte eine Ab ordnung der interalliierten Kontrollkommission bei der Bergischen Kohlenhandelsgescllschaft Draht, Scholten L Co. Geschäftsbücher, aus denen sich der Verkehr mit dem Essener Kohlensyndikat ergeben soll. Ueber 100 Geschäftsbücher wurden auf einem Kraftwagen fortgeführt. Berli«, 21. Ian. Neuer Zuzug von französischen Truppen und Ingenieuren in das Ruhrgebiet ist nicht zu verzeichnen. Die bis her in dem Ruhrgebiete anwesenden feindlichen Ingenieure sind mit Beschlagnahme, Studium von Akten und Statistiken beschäftigt und haben bisher eine gewisse bedeutungsvolle Tätigkeit noch nicht aus geübt. Der Widerstand der Bevölkerung ist nach wie vor unge brochen. Die Betriebsräte werden heute in einer entscheidenden Sit zung zu der Beschlagnahme der staatlichen Gruben und der Derhaf- tung ihrer Beamten Stellung nehmen. In den Schächten Möller und Rheinbaben ist die Arbeit wieder ausgenommen worden. Die Banken in Esten sind bis zur Stunde geschlossen. Von den Franzosen konnte bisher noch nicht ein einziger Waggon Kohlen nach dem Westen geführt wcrdm. Der Widerstand der Eisenbahn- be amten und Arbeiter ist trotz aller französischen Drohungen aufrecht erhalten worden. * Eine „vaterländische Streitkaste". München, 21. Die sozialdemokratische „Münchener Post" ver öffentlicht einen von Professor Lu jo Brentano und dem Vize präsidenten des Landtages Auer unterzeichneten Aufruf für einen vaterländischen Streikfonds, worin cs heißt: Die Zukunft Deutsch lands ist durch die Halt: der Bewohner des Nuhrgebietes gegen über dem freventlichen Einbruch der Franzosen bedingt. Bisher haben Zechen besitzer und Grubenarbeiter den Lo k- kungen und Drohungen der Feinde widerstanden. Aber wird es möglich sein, daß die Arbeiter in weiterem Widerstand ausharren, wenn Frost, Hunger und Krankheiten ein- zichen? Um ihr Ausharren zu ermöglichen, ist die Gründung ei- ner vaterländischen Streikkasse nötig, um aus ihr die um di« Verteidigung ihres Vaterlandes Streikenden zu unterstützen. Berlin, 21. Ian. Line Anzahl Berliner Firmen haben an den Reichskanzler folgendes Schreiben gerichtet: Mit Ihnen einig in der Ablehnung der Gewalt und entrüstet über dis Gewalttaten, die auch nach dem Kriege jetzt im Westen von den Franzosen frevelhaft be gangen werden, wollen wir, fern von jeder Parteipolitik, auch das Wohl der Gesamtheit über alles stellen und die besonders geschädigten und gequälten Landsleute unterstützen. Unsere Arbeit soll denjeni gen helfen, die rohe Gewalt an der Arbeit hindert. Wir stellen da her vom1S. IanuarabIhnenIProzentdes Umsatz cs unserer Firmen bis auf weiteres monatlich zur Verfügung. Desgleichen haben sich unsere sämtlichen Ange st eilten einstimmig verpflichtet, 2 Prozent ihres Gehaltes ebenfalls der gemeinsamen Sache zu widmen. * Berlin, 21. Jam. Der Evangelische Bund für die weibliche Jugend Deutschlands veröffentlicht einen Ausruf an die ö«u tsch e n Mädchen und Frauen im Ruhrgebiet, in dem es heißt: „Wir vertrauen auf Euch. In Eure Hände ist die Ehre der deutschen Mädchen und Frauen gelegt vor aller Welt. Ihr sicht für uns ein, und Eure Waffen sind Würde, Reinheit und Kraft!" * Stuttgart, 22. Jam In einer großen öffentlichen Versammlung der Lmrüesversammlung Württemberg der Deutschen Volkspartei erklärte Dr. Stresemann u. a., es sei die Pflicht des Völker bundes, seine Stimme gegen das Vorgehen Frankreichs zu er heben. Schweige er auch hier, so habe er das Recht verwirkt, über haupt noch im Namen der Moral seine Stimme zu erheben. Das Kabinett Cuno könne 'das Kabinett der aktiven Politik genannt werden. Die Haltung her deutschen Regierung und der westfalischen Bevölkerung fei bi« größte Enttäuschung gewesen, Lie Frankreich se»t dem Frieden überhaupt erbebt hab«. Am Schluß seiner Rede richtete Stresemann di« Aufforderung an alle Kreis« der Bevölke rung, durch ihre Preispolitik das Staat»- »mb Bolkeintevess« dem Privattutereffe vovanzusiellem , — Di« Beerdigung de» Bochumer Opfer». Bochum, 21. Ian. Di« Beerdigung des bei dem Zwischenfall ums Leben gekommenen 18 Jahre alten Schlofferlehrlings Joseph Berwin bat unter Beteiligung von vielen tausend Bürgern stattgefunden. Magistrat und Stadtverordnete waren vollzählig vertreten. Die Stadt, der. Bezirksausschuß, der Verein deutschgesinnter Jugend und zahlreiche andere Korporationen hatten Kränze niedergelegt. ' » ' Vorbereitungen für die Rheiuzollinie. Ludwigshafen, 21. Ian. Do» am Oberen Nheinufer gelegene Dankgebäude der Firma Gebr. Röchling ist von der französischen De satzungsbehörde beschlagnahmt worden. In dem beschlagnahmten Gc- d'de soll ein französisches Zollamt untergebracht werden. Eine neue Warnung Italien«. London, 21. Ian. Reuter erfährt, daß die italienische Re gierung Schritte unternommen habe, um der ^britischen und der fron- zösischen Negierung darzuleaeu, daß Italien die Lage an der Ruhr als Höch st gefährlich ansehe." Obwohl Italien nicht die Rolle eines Vermittlers übernommen habe, hab« es doch ausdrück lich vorgeschlagcn, daß irgendwelche weiteren Zwangsmaßnahmen nur nach reiflicher Ueberleguug ergriffen werden sollten. * Loudon, 21. Ian. In einer Rede vor der Unabhängigen Arbeiterpartei m Glasgow verlangte Ramsay Mc. Donald die Zurückziehung dar britischen Besatzuugstruppen. Ferner schlug er als Gsgenpolitik ein wirtschaftliches Ueberein kommen zwischen Großbritannien und Deutschland vor. * Berlin, 21. Jan. Aus Köln wird gemeldet: Die Verordnungen der Rheinlandkommission über die Beschlagnahme der Koh lensteuer, der Zölle und der Erträgnisse der Wäl de r im besetzten Gebiete sind mit den Stimmen Les französischen und belgischen Vertreters allein angenommen worden. Der britische Ver treter enthielt sich der Stimme. Der amerikanische Vertreter wohnte den Sitzungen nur als Berater bei und der italienische nur als Beoö- achter. Die Maßnahmen sind also ausschließlich belgisch-fran- zö fische Mache. Prag, 21. Ian. Im Hochverratsprvzeß Baeran- Schwabc wurde Dr. Dacron zu vier Jahren schweren Kerkers, vierteljährlich verschärft Lurch Fasten und hartes Lager, verurteilt, ferner zum Verlust dcs Doktorats der Rechte, -es "Abgeordneten- Mandats und Ler Penstonsbezüqe. Der Rechtshöver Karl Schwabe wuode zu drei Jahren schweren Kerkers, vierteljährlich verschärft Lurch Fasten und hartes Lager, verurteilt. (Dem Abgeordneten Ler «deutschen Stadt Brünn kann nichts anderes vovqrworfen werden, als -aß er, allerdings tu verschärfter Form, für'-das Rocht der Selbstbestimmung dsr Sudetendeutschen eingetreten ist. In feiner Schlußrede hat Dr. Vaerwn feierlich ver sichert: „Hätte ich Spionage -getrieben, so würde ich es ruhig ein- geftrhen, denn das wäre in diesem Staate -keine Schande".) Nerven! Di« Nerven der Börje haben durch den Vertragsbruch und Rauv- feldzug der Franzosen einen verhängnisvollen Stoß erhalten, und verheerend walzten sich die Fluten der Katastrophenhauffe über die Wertpapiere, und in diesen selben Fluten ertrank die deutsche Mark. Vom Beginn der Pariser Konferenz, di« so unglücklich endete, bis zum Einbruch der Franzosen und Belgier in das Ruhrgebiet war der Dollar -von 7000 auf ungefähr 20 000 -gestiegen, und Teuerung, Produktionseinschräntungen und Arbeitslosigkeit stehen uns bevor. Jeder, der über die genügenden Mittel verfügt, also auch nicht nur die berufsmäßige Börsenspekulation, lucht sich durch Ankauf von in- oder ausländischen Wertpapieren vor der Geldentwertung zu sichern. Die letzte Kohle ist uns, wenn man von geringen Mengen fn Obcrschlcsieii und im Mitteldeutschen Braunkohlengebiet absieht, durch den Ver lust des Ruhrreviers verloren gegangen, uiü> der Feind setzt nun die Hoffnung in die dadurch für uns entstehende Zwangslage, die uns in kurzer Zeit dazu veranlassen soll, wieder zu Kreuze zu kriechen und unseren Rücken demütig den Peitschenhieben der Gegner auszn- sctzen. Die Verlegung des Kohlcnsyndikats nach Hamburg, die Soli darität der Arbeitnehmer und Arbeitgeber gegenüber den Naubabsich tcn der Feinde, das Festhalten der Regierung an ihrem einmal ein genommenen Standpunkte läßt jedoch die französische Aktion als ei nen Schlag ins Wasser erscheinen, und wenn nicht über kurz oder lang unerwartete Umstände dazwischentreten, wird man sich am Quai d'Orsay wohl oder übel zu einer Art Rückzug bequemen müssen. Wenn nicht alle Zeichen trügen, finden die Vorge plänkel für eine dahin abzielendc diplomatische Aktion bereits statt Aber man soll nicht prophezeien und einfachen Gerüchten keine allzu große Bedeutung beimessen. Die Forderung, die sich jedoch jetzt für uns erhebt, ist in einem, unserer Generation linder sehr wohl bc- kannten Worte enthalten: DurchhaltenI Durchhalten, wenn auch nur für wenige Wochen. Zeder Tag bedeutet einen Gewinn. Möge man also auch dir deutschen gechenoirektoren ins Gefängnis werfen, In der Küche sparen Hilst Maggi'» Würze. Man be- achte nur genau die jeder Original» flasche beigegebene Anweisung. auf wehrlos« Deutsch« schießen, und was dergleichen „Heldentaten' mehr sind, wir müssen mit den vorhandelten Mitteln versuchen, un« ein« Rückendeckung zu schaffen. Vorläufig haben wir im unbesetzte« Deutschland für ungefähr zwei Monate Brennstoff. Verhandlung» zwecks Lieferung von englischer und tschechischer Kohle sind bauernd im Gange. Er steht also nicht ganz so schlimm, wie es auf den ersten Anblick erscheinen mochte. Ungleich schwerer aber ist unsere Lag« selbst für den Augenblick bereit», wenn wir st« von d«r Geldseite be trachten uild dabei erkennen müssen, Laß die Kaufkraft der Mark auf ein Fllnstausendstel ihre» früheren Werte» herabgesunken ist. Aber auch hier ist noch kein Grund zum Verzweifeln da. Die große Spann« zwischen den deutschen und Len ausländischen Warenpreisen verbürgt, allerdings nur für eine gewisse tzit, das Fortdauern jener Schein- konjunktur, die uns bisher vor Produkttonseinschränkung und Ar- beitslosigkit, bewahrt hat. Das Uebel von gestern, die Katastroph, von morgen ist also mit «in Mittel, um durch stärkeren Widerstand, durch Anspannung aller Kraft, den Vernichtungswillen der Feinde zu brechen. Oerlttche Angelegenheiten. ' Neu« Gesetzesvorlagen. Da« Gesam-tministevium Hot beschlossen, dem Landtage folgende Gesrtzeittwürse vorzulogen: 1. den Entwurf eines Gesetzes über Pflichten Lor Beamten und Lehver und über Blenderungen «des Dieuststvafrechts, 2. den Entwurf eines Gesetzes über ein« Erhöhung der Grundsteuer, 3. 'den Entwurf eines Gesetzes über Aufhebung gesetzlicher Ferienvorschriften. * Der LauLestNjendahurat faßte Entschließung dahin, es möchten im Personenverkehr di« Mindestfahrpreise nicht nach einer Entfer nung von neun, sondern von sieben Kilometern berechnet werden; ferner wurde einstimmig beantragt, für Obst wieder Ausnahmetarij zu schaffen und für Kartoffeln (einichließlcch der Staatkartoffelnj eine größere Ermäßigung als im jetzigen Ausqahmetarif zu ge währen. Der Eisenbahnrat beriet darauf den Personenzugsfahrplar l923/24 und gab dazu zahlreiche Anregnungen, wobei er sich de, Ueberzeugung nicht verschloß, daß die ge^nwärttge wirtschaftlich! Lage Mehrleistungen der Eisenbahn in nächster Zeit kaum zulasse, dürfte. Ein Antrag, das Reichsverkehrsministerium zu ersuchen, zu« Besuche von Fach- und Fortbildungsschulen Schülerkarten für ein zclne Tage einzuführen und die Fahrpreise für Kinder der Krüppel- fürsorge um mehr als die Hälfte der gewöhnlichen Fahrpreise zu er> müßigen, wurde vom Eisenbahnrat einstimmig gutgeheißen. Ebens» will der Eiscnbahnrat beim Reichsverkehrsministerium dafür eiw treten, daß Wagenladungsgütern, Lie auf der Leipziger technische. Mess« ausgestellt und nicht verkauft werden, frachtfrei« Rückbeförde rung gewahrt werde. ' Der Ankauf von Gold für Las Reich durch di« Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 22. bis 28. d. Mts. zum Preise von 70 000 Mark für «in ZuanzigmarWicI, 38 000 Mark für «in Zehn- markstück. Für ausländische Goldmünzen werden entsprechend« Preise gezahlt. Der Ankauf von Reich ssildermünzen durch die R-ichsbank und Post erfolgt bis auf -weiteres zum 1500fachev Betrags des Nennwertes. ' 1 Goldfrank —. 5000 Atari. Der deutsche Gegenwert de- Gdldsrankcn btt der Gebührenerhebung im Auslands-Paket- un>!i Telcgrwmmverkehr ist mit Wirkung vom 22. Januar an auf 5000 Mark festgesetzt worden. Dieses Umwchnungsvevhältnis ist auch für die Wertangabe auf Pakten und Briefen, sowie auf Kästchen mit Wertangabe nach dem Ausland maßgebend. " Abänderung des Reichsversorgungsgesetzes. Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Hinterbliebener schreibt -uns: Nachdem die Reichsregierung auf die verschiedentlich unternommenen dringenden Vorstellungen der Spitzsiwvgattisationeu der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebene»! im Reichstag- die Ab- änderung des Reichsversorgungsgesetzes für den Herbst Les ver gangenen Jahres in Aussicht gestellt hatte, haben Verhandlungen zwischen den Organisationen und dem RÄchsaaS-eitsmiwisterimn' stattgefunden. Das Ministerium hat bis fetzt Len Entwurf der' Novelle noch nicht sertiggestrllt; dagegen haben die in einer Avbeits gemtinschaft zusammergoschlossenen Organisationen, in der nur der KyfHäuferbund nicht vertreten ist, don Entwurf eines Gesetzes über- reicht, in dein ihre Forderungen unter Abstellung auf das dringend Rotwelvdigc zusammengrfaßt sind. In einer am S. Januar im Rsichsarbeitsminister'ium stat'gefüindenen Verhandlung war Wer die Absichten- des Ministeriums -mehr Klarheit als bisher zu er- langen. Als Mindesttnaß ihrer Forderung bezeichneten die Orga-Ni- sationon die Anpassung der Renten an die Reichsbesvldungsorü- nung in Ler Weise, daß die Grundrenten der «rworbsunfähigen Kriegsbeschädigten drcivrcrtel des Grundgehaltes der Eingangs-stufe der Graupe 1 der Reichsbesoldungsordnung betr-agen sollen. Kiner-, Frauen- und Ortszulagen sollen außerdem gewählt, die Renten der 'Die Jagd nach dem Glück. j Roman von Hans Schulze. (Nachdruck verboten:) (42. Forisehung.) Der Milliardär hatte künstlich die -gesamte Baisse veranlaßt und -damit «inen doppel'en Zweck erreicht, nämlich einerseits die Mil- lionen-Differenz verdient und anderseits durch Lie wüste Kurs- drückersi den gesamten- Aktisndestund zu einem ungemein -billigen Preis« erworben. ' Diering hatte die ganze Aktion erdacht und sich mit Belmont zu seinem Sturze verbündet. Stärker« Macht« als «r selbst -hatten ihn zu Falle gebracht! — „Kommen wir endlich zu Ende, Herr Kommerzienrat." Der Bankier -hatte sich in seinem Schrcibstuhl halb zurückge- lehnt und sah mit unbeweglichem Gesichtsansdruck vor sich ins Leere. „Ebensowenig wie ich Ihr Anevbieten annehmen kann, vermag ich meinem Auftraggeber dazu zu raten, -ganz abgesehen davon, baß ich persönlich alsdann meiner Provision verlustig gshen würde. Herr Belmont wär« jedenfalls sehr töricht, wenn er sich mit einem Teile begnügen wollt«, wo ihm doch hei Ihren enormen Verpflich tungen schon das Sanz« so gut wie gehört. Endlich könnten Sie ja auch -das Vermögen Ihrer Gattin und Ihr Ti«rgartengrundstllck zu seiner Befriedigung hcranziehen, nach meinen Informationen Ob jekte von mindestens -zwei Millionen Mark." „Diesc Wert« scheiden -bei einem Konkurse vollkommen aus!" „Rein rechtlich vielleicht, das kann ich in dieser Schnelligkeit nicht prüfen," war die gelassene Entgegnung. „Es vliöbe jedoch noch immer der Erwägung wert, ob Sie und damit auch Ihre Frau Gemahlin nicht moralisch verpflichtet stick», mit Ihrem gesamten- Be- sitz für «ine restlose Beseitigung aller Ihrer Verbindlichkeiten einzn- treten." „Hie gestatten, daß ich mir jede Belehrung über moralische Ver pflichtungen meinerseits entschieden verbitte!" Der alt« Herr datk sich in steigender Erregung «Lobe». Bon diesem Manne war Lein Erbarmen zu erhoffen; Ler zog mitleidslos die letzten Konsequenzen seiner glücklichen Chance. Darum lieber zugrunde gehen, als sich vor ihm zu einer Bitte erniedrigen. „Ich werde für die Befriedigung Ihrer Ansprüche am 1. Juli Sorge tragen! Weiter hätte ich Ihnen dann wohl nichts zu sagen!" Damit verließ er hochcvhobenen Hauptes -das Zimmer. 21. Vor der Forsterschen Villa fuhren di« Wagen i-n ununter brochener Reihe auf. Unablässig flutete es die breiten, ieppichbckgten Stufen des Vestibüls hinmrf, flimmernde, frühlrngsduftige Toiletten, das feier liche Schwarz Ler GesellschaftsanziigH vereinzelt« Uniformen. Dor den großen Ankleidespiegeln des Dorflurs drängten sich die Damen, noch einmal ihre Schleppen ordnend, oder mit vorsich- tiger Handbewsgung Ler Frisur die letzte Weihe erteilend. Dann fand man sich wieder mit dem harrenden Gatten zu- sammen und rauschte an seinem Arm in den mächtigen- Empfangs- salon, dessen Tür von einem würdevollen Diener mit tiefer, feier licher Dsvlnugung aufgerissen wuvdr. Eine schimmernde Lichtwoge flutet« dann jedesmal in dos Treppenhaus hinaus, in dem die letzte Glut de» scheidenden Tages Lurch die bunten Scheiben des großen- Spitzbogenfensters verglühte und -die Schatten de» Abends langsam die summenden Gasflammen einzuspinncn begannen. In dem goldHrunkenden Rokokosaal herrscht« ein sinnverwirren des Getriebe: blendendweiße Nacken, blitzernde Geschmeide, lachende Augen, das-yanz -berückende Bild eingefaßt von Lem wimderbaren Nahmen der lichtvollen, farbenfrohen Umgebung. x Das glänzte und gleißt« im Widerschein -der flammenden Kerzen auf -den zierlichen Möbeln, das floß in weichen, duftigen Tönen über die hellgrüne Seide der schweren Tapeten und brach sich mit unzähligen Reflexen in den fchill«rnd«n Prismen des riesigen Kronleuchters. Und dies» ganz« berauschend« Pracht si« schien nur «tum Mittelpunkt zu haben, ein« Sonne gleichsam, um Lie sich alles bewegte. — Lizzie! — Noch niemals glaubte man sie -so schön gesehen zu haben als am heutigen Abend. Eine weiße, hochgeschlossene Seidenr-obe -umhüllte ihre kSnig- ltch« Erscheinung; kern anderer Schmuck als -am Busen ein paar frische, dunkle Rosen, Alfreds Geschenk. Doch in dieser vornehmen Einfachheit lag -ein faszinierender Reiz, wie sie jetzt an der Seite ihres Gemahls durch den Saal schritt, immer mit der lächelnden, anmutigen Hoheit der liebenswürdigen Wirtin, da war es, als strahlten -die Kerzen -Heller, als leuchteten die Augen freudiger, als hielt die Göttin der Schönheit und Jugend selbst ihren Einzug. Der Kommerzienrat ging mit einem Gefühl dumpfer Gleich gültigkeit durch die wogende Menge, die sich zu seinen Ehren ver- sammttt -Hatto. Er verstand kaum, was man zu ihm sprach, und antwortete aus alle Fragen mit demselben stereotypen, gequälten Lächeln. Üluch bei der Tafel stand er anfangs noch vollkommen unter der gleichen hypnotischen Einwirkung de» Gedanken» an seinen Ruin; nur mi! großer Mühe war möglich, sich mit seiner Auf merksamkeit auf den Inhalt dW-envöiitio vollen Plauderei mit seiner Tischdame, einer alten vevwinMen Exzellenz aus der Dikto-riast-raße, zu konzentrieren. Zimner wieder sah er Las Gespenst de» Zusammenbruchs durch Lie glänzenden Raume schleichen; ihm war«, als hocke es ihm gegenüber am Tisch«.und fixiere iHv mit tückischen Augen, al» träte es leise von hinten an ihn heran und klopfte ihm leise aus Lie -Schulter, daß seine ganze schimmernde Unchebung auf -einmal in einem Meer von Zahlen, von Wechseln und Schlußscheinen -versank. Erst unter der Wirkung einer Flasche schweren Rotweine» ward er allmählich ruhiger, so Laß er mit äußerlicher Sammlung Len Strom -er feiernden Reden über sich ergehen lassen konnte. Fortsetzung folgt.)
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