Volltext Seite (XML)
Tharandt, Dohm, Sieömtehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wiissraff, Älttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardts Walde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzosgwalde mit Landberg, Huhndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Nru- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdori bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschöabera mit Perne, Zachsdori S hmiedewalde, Zora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistrovp, Wildberq. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Poa bezogen 1 Mb 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. - Insertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. No Lt. Druck und Bnlaq von Marlin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die RedaM'?» Martin Berger daselbst. Donnerstag, den 24. Januar »U »l. VV. Javrg. rvetauntmachung. Donnerstag, den 24. Januar d. I., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche ^tadtgemeinderachssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Wilsdruff, den 23. Januar 1901. Der Bürgermeister. Sahlenberger. Königin Viktoria von England Osborne, 22. Januar. Königin Viktoria von England ist heute Abend kurz nach 6'/« Uhr verschieden. So ist es denn Thalsache geworden, was schon seit zwei Tagen Stunde um Stunde erwartet werden mutzte: Königin Viktoria, die Großmutter unseres Kaisers, ist den Folgen des Schlaganfalles erlegen, dessen Gefährlichkeit bei dem ungewöhnlich hohen Alter der Patientin feststand. Das englische Volk, das seiner „gusen", wie die Engländer sie kurzweg nannten, aufrichtige Verehrung entgegenbrachte, steht trauernd an der Bahre der Königin. Aber anch das deutsche Volk wird mit dem Gefühl der Antheilnahme nicht kargen. Nicht nur, weil es in der Königin Viktoria die Großmutter des deutschen Kaisers achtet, der uuver- weilt an das Krankenlager seiner Großmutter geeilt war, sondern auch weil Königin Viktoria stetS bemüht gewesen ist, ein gutesund freundschaftliches Verhältniß zuDeutschland sestzuhalten. Wenn ihr dies oft genug nicht gelang, so lag die Schuld nicht an ihr, sondern an den entgegenge setzten Tendenzen der wechselnden englischen Regierungen. Königin Viktoria, die am 24 Mai 1819 als die Tochter des Herzogs von Kent und der Prinzessin Luise Viktoria von Sachsen-Koburg geboren wurde, hat das seltene Alter von nahezu 82 Jahren und die noch seltenere Regierungsdauer von 63 Vr Jahren erreicht. Als in der Nacht vom 19 zum 20. Juni 1837 der wenig beliebte und nur von Wenigen betrauerte greise König Wilhelm iv. von England an der Brustwassersucht starb, sah sich die damals 18jährige Alexandrine Viktoria, deren Vater ein Jahr nach ihrer Geburt gestorben war, plötzlich an der Spitze des großen englischen Reiches. Die Geschichte berichtet uns, daß sie von dem Augenblick an, wo ihr da mals mitten in der Nacht die Meldung von dem Tode ihres Oheims gebracht wurde und sie in leichtem Nacht kleid, offenen Haaren, die bloßen Füße in Pantoffeln, in das Wartezimmer eilte, um gleichzeitig die Meldung und die Huldigung des Lord-Kammerherrn cntgegenzunehmen, sich mit einer Gewandtheit in die ihr plötzlich zugefallene Rolle fand, welche ihre Umgebung, welche alle Welt in Erstaunen setzte. .. Die ungewöhnlich lauge Regierungszeit der Königin ist vom Glück in hohem Maße begünstigt gewesen. Das britische Weltreich hat während dieser Zeit an Größe und Macht gewaltig zugenonimcn. In 41 fast durchweg vom Gluck begünstigten Kolonialkriegen hat England mährend dieser Zeit seinen kolonialen Besitz gewaltig ausgedehnt, und am 1. Maientage 1876 durfte Königin Viktoria ihrem Kömgstttel den der Kaiserin von Indien hinzufügen. Aber wie glücklich anch die Regierungszeit der Königin war, ein tiefer Schmerz, den sie nie überwunden hat, ist ihr nicht erspart geblieben. Ihr ziemlich gleichaltriger Gemahl Prinz Albert von Sachsen-Koburg-Gotha, mit dem sie sich am 10. Februar 1840 vermählt hatte, wurde ihr nach 21jähriger Ehe am 14. Dezember 1861 durch den Tod entrissen. Schon vorher war ihr ein schwerer Schmerz dadurch bereitet worden, daß ihre Versuche, dem Prinz- Gemahl den Königstitel zu verschaffen, an dem Widerstande des Kabinets scheiterten. Als Königin Viktoria, die da mals erst 20 Jahre alt war, jenen Wunsch anssprach, gab ihr Lord Melbourne die charakteristische Antwort: „Um Himmelswillen, Madame, sprechen wir nicht mehr davon. Wenn wir den Engländern zeigen, wie man Könige macht, lernen sie auch, wie man sie abschafft!" Königin Viktoria hat es nicht nur in diesem einen Falle erfahren, daß die Könige in England nicht herrschen, sondern regieren. Aber sie hat es durch weibliche Klugheit und diplomatischen Takt verstanden, mit den zehn Premier ministern, die während ihrer Regeutenzeit die Zügel der Regierung führten, immer verhältnißmäßig gut auszu- kommcn und doch dem Ansehen der Königswürde nichts zu vergeben. Ob es ihrem ältesten Sohne, dem am 9. November 1841 geborenen und seit dem 10. März 1863 mit der Prinzessin Alexandra von Dänemark vermählten Albert Eduard, auf den nunmehr die Königswürde übergeht, ge lingen wird, sich einen größeren Einfluß auf die Regierung zu verschaffen, als ihn Königin Viktoria besaß, bleibt ab zuwarten, aber es ist in Anbetracht der konstitutionellen Form in England nicht wahrscheinlich. Als Prinz von Wales (wie der Kronprinz in England betitelt wird), welche Würde nunmehr auf den ältesten Sohn Albert Eduards, den am 3. Juni 1865 geborenen Herzog Georg von Aork übergeht, ist Albert Eduard wenig und politisch gar nicht hervorgelrcten. Im englischen Volke erfreute er sich bis in die letzte Zeit keiner sonderlichen Beliebtheit, und seine Lebensführung hat früher in England oft genug Anstoß erregt, obwohl mau dort, soweit nur der sogenannte äußere Anstand gewahrt wird, keineswegs prüde ist. Was seine politische Stellung betrifft, so ist es bekannt, daß er ein Anhänger der sogenannten imperialistischen Politik und ein Freund Chamberlains ist, was eigentlich nicht als Empfehlungsbrief auzusehen ist. Auch in Bezug auf die südafrikanische Frage steht er auf Chambcrlainschem Standpunkt und nach der Behauptung englischer Blätter ist er Aktionär der Chartered. Company. Im Uebrigen, welches auch die Anschauungen des Königs Albert Eduard sein mögen — und man wird dies, da der König nicht immer das ist, was der Kronprinz war, füglich abwarteu müssen —, die parlamentarische Rcgierungsform in Eng land bedingt es, daß die Politik der Regierung im wesent lichen unabhängig ist von der Politik des Königs. politische Rundschau. Deutscher Reichstag. Der Reichstag, der am Montag die Berathung des Etats des Reichsamtes des Innern fortsetzte, ohne daß es zu belangreichen Er örterungen gekommen wäre, berietst auch am Dienstag den genannten Etat. Geh. Rath Meißner stellte gegenüber den Ausführungen des Abg. Sachse (Soz.) in Abrede, daß im Bergbaubetriebe die Unfälle an Zahl zugenommen hätten. Abg. Horn (Soz.) hielt seine früheren Behauptungen über die Zustände in Glasschleifereieu und Stemmbeitereien, besonders im Königreich Sachsen aufrecht. Abg. Pauli (kons.) wendete sich gegen die Sozialdemokratie. Abg. Münch-Ferber (natl.) befürwortete einen von seiner Partei gestellten Antrag betreffend staatliche Unterstützung einer Zentral-Auskunftsstelle für Fragen der Landwirthschaft, Industrie, Handel und Gewerbe. Staatssekretär Graf Posadowsky erwiderte, er stehe diesem Verlangen freund lich gegenüber, eine bindende Erklärung könne er aber erst dann abgeben, wenn ein genaueres Programm, auch über die Kostenfrage, vorliege. Im Uebrigen berichtigte der Staatssekretär einigt Behauptungen sozialdemokratischer Redner. Abg.Blell (frs. Vp.) stimmte dem Anträge Münch zu, Abg. v. Vollmar (Soz.) setzte sich mit dem Centrum auseinander. Ihm erwiderte Abg. Hitze (Ctr.), worauf noch Abg. Müller-Sagan (frs.) sprach und sodann die Ver tagung erfolgte. Mittwoch: Wohnungsresorm-Anträge. Prinz Alfons von Bayern, der infolge von Vorkommnissen bei den letzten Mauövcrn seiner Stelle als Brigadekommandeur enthoben wurde, wird nach einer Meld ung von dort München verlassen und ständigen Aufenthalt in Paris nehmen. Der Reichskanzler Graf v. Bülow hat seinen Ein zug in das Rcichskauzlerpalais noch immer nicht halten können, da die in demselben nothwendig gewordenen Re paraturen noch nicht beendet sind. Es wird daher das Diner, das der Kanzler dem diplomatischen Korps zur Feier vor: Kaisers Geburtstag veranstaltet, im Hotel Bristol statlfinden. Znm Botschafterwechsel in P aris wird berichtet, daß Fürst Münster am heutigen Mittwoch dem Präsidenten Loubet sein Abberufungsschreiben überreichen wird. Der Präsident machte dem Botschafter eine prachtvolle Porzellau gruppe, Diana vom Jagdzuge zurückkehrend, zum Geschenk. Gleichzeitig wirv aus Petersburg gcmelvet, daß Botschafter Fürst Radolln nach der Rückkehr des Zaren, also erst Mitte nächsten Monats, übergeben wird. Dann wird er unge säumt auf seinen neuen Posten nach Paris reisen. Der Gouverneur von Kiautschou Kapitänz.S. Jaeschke, der schon längere Zeit an der Ruhr leidet, wes halb der Major Christ die Geschäfte des Gouverneurs übernehmen mußte, ist uun auch noch an Darmtyphus er krankt, so daß an seiner Wiederherstellung gezweifelt wird. Geschützlieferungen an England. Die Firma Krupp in Essen hat der „A. M. C." zufolge an die maß gebenden Stellen Berlins brieflich die offizielle Mitthcilung gelangen lassen, daß sie sich bisher den Wünschen der Regier ung gefügt und die Geschützlieferungen an England ein gestellt habe, daß sie sich aber für die Folge nicht mehr an diesen Wunsch kehren, sondern Aufträge von Geschütz- und Waffenlieferungen an England ausführen werde. Den Anlaß hierzu, so heißt es weiter, hat offenbar die Waffen lieferung der Firma Ehrhardt in Düsseldorf an England trotz des Verbots gegeben. Die Nachricht kann unmöglich zutreffen, ebensowenig wie die Bezugnahme auf die Firma Ehrhardt. Diese hat ja gerade infolge des regierungs seitigen Verbots die Waffenlieferung an England einstellen müssen. Vom Zarenpaar. Aus Petersburg wird der „Köln. Ztg." berichtet: In hiesigen Hofkreisen gilt es als sicher, daß das Zarenpaar Milte nächsten Monats und jedenfalls noch vor der Butterwoche nach Petersburg zurückkehren wird. Der Zar gilt als völlig wiederhergestellt; auch die Nachwirkungen, die eine schwere Typhuserkrankung leicht im Gefolge haben kann, gelten als überwunden. Die Kaiserin erwartet ihre Entbindung im April. — Die „Butter- woche" ist in Rußland die Woche vor dem sechswöchent lichen Osterfastcn, in denen Fleischspeisen verboten sind. Dev Rvieg mit China. Der Nachrichtenstrom von China ist dem Verstegen nahe, es kommen jetzt täglich nur äußerst wenige und noch dazu recht dürftige Mittheilungen, aus denen nur das Eine