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rw dr< in Redaktion, Druck und^Verlag von B. Angerstein,Mrnigcrode. lassen durfte! Gertrud Triepcl. Der Eine blies das Bombardon, Daß Bühre Kobolz schoß davon. lan jah blu des uns em wu wer ver raa Vor seinem Hause sitzt Herr Bühre, Verliest in vie Zeitungsleltüre. . c. W Ul ver Da nohtenIsich drei Musiei, Die Posto faßten nun allhie. Nachdruck aus dem Inhalt dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. April 1870. Aie Macht der Musik. na N dem Blick, den sie eben in ihres Kindes Seele ge worfen hat. Ach, sie weiß es wohl, warum diese That- sachen das kleineHerz mit solcher Genugtuung erfüllen, warum die Lippen nicht schnell genug die wichtigen Neuigkeiten ansplaudern können. Käthchen ist ja die erbitterte Feindin der genannten Lina, die kürzlich, infolge ihres Fleißes, den bis dahin von Käthchen behaupteten ersten Klassenplatz errungen hat. Die Mutter schaut ernst zu dem Kinde hinüber. „O, Kätchen, wie traurig für die arme Lina!" sagt sie leise. Weiter nichts, denn sie will sehen, ob des Kindes Herz nicht allein den rechten Weg findet. Die Kleine läßt die Unterlippe hängen und rührt schweigend in ihrem Kaffee. Sie kennt diesen Blick der Mutteraugen, der sie immer trifft, wenn sie unrecht gethan. Aber was hat sie denn Böses ver brochen? Daß sie sich freut, wenn Lina, die ihr so weh gethan, uun auch einmal erfährt, was Schmerz ist? Denn traurig muß es sein, am Geburtstag vor leerem Tisch zu stehen und keinen Kuchen und keinen Glückwunsch zu bekommen! Sehr traurig! Käthchen blickt nachdenklich auf die blanke Nickelkanne, in der sich das Licht tausendfältig spiegelt, und da ist's ihr plötzlich, als sähe sie die Hellen Kerzen blitzen, die alljährlich ihre Geburtstagstorte bestrahlen; und sie sieht weiter die Geschenke, die sie umgeben, die freund lichen Gesichter von Papa und Mama, und sie hört im Geiste Klein-Willys Jauchzen, wenn er ihr mit seinen dicken Händchen ein par Blümchen bringt. Und das hat Lina morgen alles nicht! Dem Kinde wird es ganz heiß. O, wie ist sie selber doch reich! Ihre Äugen schweifen über das weiße Tischtuch hin, über die blaugeränderten Tassen und all' die lieben Gegenstände rings im Zimmer; über das Klavier, an dem die Mama des Abends so schön singt, über den Kamin, in dem ein lustiges Holzfeuer prasselt, und über den Blumentisch, wo ihr geliebter Rosenstock steht, den ihr Mama zum letzten Geburtstage geschenkt hat und der nun zum erstenmal wieder blüht. Und dann hasten die großen Kinder augen auf dem Brüderchen, das eben mit wichtiger, Miene die letzten Semmelbröckchen aus seiner Taffe? löffelt und so zufrieden unter seinen Locken hervor-s schaut, — und auf der Mama, der lieben, süßen ' Mama, mit den weichen Lippen, die so herzlich küssen können. Und auch das hat Lina nicht . . .? Das Zimmer erscheint ihr plötzlich dunkel, und ein Seufzer hebt die kleine Brust. „Arme Lina!" Sie blickt unsicher zur Mutter hinüber. Die aber plaudert mit Klein-Willy. Es ist so traut, so heimlich im Gemach. Der weißgedeckte Tisch, das Helle Feuer, und von drüben her der leise Rosenduft — und all' das gehört auch ihr, das Zimmer, das Brüderchen und die Mama —. Arme Lina, sie hat keine solche liebe, süße Mama. Klein-Willy ist mit seinem Vesper zu Ende. Die Mama knüpft eben die buntgestickte Serviette los und wischt ihm das Kaffeemäulchen ab; — da schlingen sich plötzlich zwei runde Arme um ihren Hals, blonde Locken und eine heiße Wange schmiegen sich an die ihre, und ein thränenersticktes Stimmchen flüstert: „Mütterchen, darf ich — darf ich morgen der armen Lina gratulieren und" — ein klarer Tropfen fällt aus den Kinderaugen auf der Mutter Hand — „und ihr meinen Rosenstock bringen?" Die Mama weiß, wie schwer gerade dies Opfer ihrem Töchterchen geworden ist; sie zieht es fest an sich und sagt zärtlich: „Ja, mein Käthchen, das thue!" Ein seliger Schimmer überzieht dabei ihr Antlitz. O, sie wußte ja, daß sie sich auf ihres Kindes Herz ver- > .^5