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Zweites Blatt WaM ft Wwff Tharandt, Men, Menlehn md die Umsesendea. Imlsblull Sonnabend, den 21. Dezember No. 131. 18VS. Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. !. Inserate werden Montags, Mittwochs «Nk freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. ^Nsertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt Ein Geitrag Mr Geschichte -er Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dezember 1745. Bearbeitet nach den im König!. Haupt-Staatsarchiv befindlichen Original-Gefechtsberichten von Oberstleutnant Winkler. (Fortsetzung und Schluß.) Nothwcndig geordnet, unternahmen die preußischen Bataillone bald darauf einen zweiten Angriff, der freilich keinen besseren Erfolg hatte, als der erste. An den Mauern und Hecken mußten die Angreifer abermals umkehren, nachdem sie in kaum einer Stunde Vz ihres Bestandes eingebüßt hatten. Leider ließ man sich jetzt fortreißen das bisherige defensive Verfahren aufzugebcn und den weichenden Preußen zu folgen! Die erste Veranlassung hierzu gab der Kommandant der Artil lerie, Generalleutnant von Wilster. Er bemerkte, daß die fliehenden Bataillone ihre Beiden, bis auf 600 Schritt mit vorgenommenen Batterien unbeschützt im Felde stehen ließen, und wendete sich, jedenfalls durch den Wunsch geleitet diese zu erobern, mit den Worten an das österreichische Bataillon und das sächsische des Oberstleutnant Gfug: „Allons, ihr Herrn Grenadiere, avanciret, der Feind ist geschlagen, wir müssen ihn verfolgen!" Ohne einen Befehl des Generals Allnpeck abzu warten, sprangen die beiden genannten Bataillone auch wirklich über die Hecken und Mauern, hinter denen sie bisher gestanden, formirten sich wieder und traten hierauf den Marsch ins freie Feld an. In einer Höhe mit dem links der großen Batterie stehenden Bataillone Friese angekommen, machten sie jedoch Halt, da Oberstleutnant Gfug gegen ein weiteres Vorgehen gerechte Bedenken hatte. Der General von Wilster, voll des Gedankens die feindlichen Geschütze in seine Gewalt zu bekommen, gab jedoch nunmehr den bestimmten Befehl weiter vorzudringen, und setzte sich, als die beiden Bataillone in Folge dessen ihren Marsch wieder antraten, mit großer persönlicher Bravour an die Spitze. Gfug hatte bei diesem Vormarsch den rechten, ls kss den linken Flügel und bemächtigten sich dieselben auch wirklich einer feindlichen Batterie von 4 Kanonen. Jetzt wurden sie aber von den 2 preußischen Reiterregimentern, welche in einer Bodenvertiefung geschützt vor dem Feuer der sächsischen Batterie Aufstellung genommen hatten, plötzlich von vorn und in beiden Flanken angefallen. Dem Oberstleutnant Gfug gelang es noch mit seiner rechten Flügelkompagnie einen Haken rechts rückwärts zu bilden, das österreichische Bataillon wurde jedoch gleich überrannt und gab dadurch auch die linke Flanke der säch sischen Preis. Die große Batterie im Dorfe konnte selbstver ständlich auf die theilweise gerade auf sie zu fliehenden öster reichischen und die noch vorn kämpfenden eignen Grenadiere nicht feuern und blieben dieselben daher vorläufig ihrem Schicksale überlassen. Da entschloß sich Generalmajor Alln peck, obgleich er das Gewagte seines Unternehmens vollstän dig einsah, doch, den beiden Bataillonen zu Hilfe zu eilen, „um sie nicht vor seinen eigenen Augen vernichten zu lassen!" Er nahm die drei Bataillone Brüggen, Utterodt und Gersdorf, welche noch im Dorfe standen, und führte dieselben, zu Fuß an ihrer Spitze maschirend, nun ebenfalls in das freie Feld hinaus. Ehe er dem Bataillon Gfug Hilfe bringen konnte, war dies jedoch schon vollständig gesprengt und wälzte sich die Masse der Flüchtigen nun gegen seine eigenen Bataillone heran. Da sich auch die preußische Infanterie während dieser Zeit gesammelt hatte und erneut gegen Kesselsdorf vorging, sah er sich bald von der Uebcrmacht angegriffen, durchbrochen und mit in den all gemeinen Rückzug gegen Kessclsdorf verwickelt, wobei er endlich selbst gefangen genommen wurde. Die sächsische Batterie, ohne jede Bedeckung und nunmehr noch entschiedener an aller Thätig- keit gehemmt, fiel den gleichzeitig mit den sächsischen Grenadieren im westlichen Dorfeingange eindringenden preußischen Bataillonen, welche sich nun auch im obern Theile des Dorfes bleibend, fest- bielten, in die Hände. Das Regiment Rutowsky ckev. Is§. hatte vergeblich ver sucht dieses letzte Vorgehen der preußischen Infanterie durch einen Angriff in deren linke Flanke auszuhalten. Es ward durch ein sehr wirksames Feuer zurückgewiesen und dadurch in so hohem Grade eingeschüchtert, daß der Commandant, Oberstleut nant von Rehden, sich umsonst bemühte eö zu einer nochmaligen Attake vorzuführen. Durch die Wegnahme »es oberen Theils von Kesselsdorf geriethen die Bataillone Friese und Winkelmann, welche in dem nach Braunsdorf führenden Hohlwege standen, in eine sehr üble Lage. Sie wurden zum Theil von dem eignen Ge schütz, welches man gegen sie wandte, in der rechten Flanke lebhaft beschossen und dadurch aus ihrer Stellung vertrieben und zum Rückzug gegen das untere Ende des Dorfes ge- nöthigt. Dieses als Stützpunkt des linken Flügels in Besitz zu behalten, hätte jetzt die Hauptaufgabe bilden sollen. Die Reste der noch im Dorfe kämpfenden 7 Grenadierbataillone wurden allerdings zu diesem Zwecke durch ein Bataillon — Nikolaus Pirch — des zweiten Treffens verstärkt, hierbei be wendete es jedoch auf, weitere Maßregeln unterblieben, ja es wurde nicht einmal die Leitung der Dorfvertheidigung einmal der zahlreich bei der Armee befindlichen Generale übertragen, von denen ein Theil sich bis zum letzten Momente der Schlacht meist unrhätig bei ihren Regimentern aufhielt. Nach der Weg nahme der großen Batterie drangen die Preußen auch südlich des Dorfes vor, und nöthigten den General Sybilsky mit seiner leichten Reiterei durch dasselbe zurückzugehen. Leider wurde, nachdem dies erfolgt, auch dieser Caoallerie eine sehr unglück liche Stellung angewiesen, indem man die beiden cKsv.-IsA. Regimenter — Carl und Sybilsky — noch auf den rechten Flügel des Regiments Rutowsky, also unmittelbar Vor das erste Jnfanterietreffen placirte. Während dieser Vorgänge auf dem äußersten linken Flügel hatte sich der Angriff auch gegen die übrigen Theile der Stellung weiter entwickelt. In drei großen Colonnen rückte die preußische Infanterie gegen Steinbach, Zöllmen und die Nordseite von Kesselsdorf vor, und marschirte, als sie am Brückel-Grunde (dem oberen Theile de« Zschoner Grundes, der sich bis an Kesselsdorf heranzieht) angekommen war, erneut in 2 Treffen auf. Eine Besetzung von Steinbach, zu der sich General Ru towsky in diesem letzten Momente doch noch entschloß, durch je 100 Mann der unmittelbar hinter Zöllmen stehenden Re gimenter Brühl, Weißenfels und Königin, war schon nicht mehr ausführbar, da die Preußen den Ort bereits in Besitz genommen hatten. Um den Angriff der preußischen Infanterie zurückzu schlagen, und sie namentlich am Ersteigen des diesseitigen Thal- hanges zu verhindern, wurde jetzt vom General Rutowsky ein Vorrücken der beiden Jnfanterietreffen des linken Flügels ange ordnet. Von links her waren dies die Regimenter Leib-Grena- diergardc, zweite Garde, Königin, Weißenfels und Brühl ^10 Bataillone im ersten Treffen, und I.Batallon Nikolaus Pirch, und die Regimenter Franz Pirch und Nicselmeuschel — 5 Ba taillone im zweiten Treffen. Generalleutnant von Jasmund, »er diesen Heerestheil befehligte, rückte auch, trotzdem daß sein linkes Flügelbataillon, dar 2. Leibgarde, während dieser Be wegung schon auf preußische Abtheilungen traf, die aus Kessels dorf hervorbrechen wollten, (wobei dasselbe 2 Geschütze und 1 Fahne verlor,) einige hundert Schritt vor und begann hier mit den gegenüberstehcnden Preußen auf kurze Entfernung ein sehr wirksames stehendes Feuergefecht. Die drei cksv. IsZ. sollten diese Unternehmung unterstützen und die Preuß. Infanterie gleich zeitig angreifen; sie wurden jedoch durch deren Feuer zurückge- wiefen und waren auch, trotzdem daß ihr Kommandant, General leutnant von Arnstävt, dies versuchte, nicht zu einem zweiten An griff zu sammeln. Sie gingen um die Flügel und durch die Intervallen der vorrückenden Infanterie zurück. Die von der Südseite gegen KesselLdorf heranrückende preuß. Colonne —4 Bataillone — vertrieb indessen das Bataillon Nicolaus Pirch, sowie die Reste der Grenadiere, vollständig aus dem Dorfe, durchschritt dasselbe, und formirte sich nunmehr da, wo bisher der äußerste sächsische linke Flügel der Infanterie gestanden, während die ihr beigegebene Caoallerie — 5 Escadrons — Kesselsdorf am östlichen Ausgange umgingen. Die hier zunächst stehenden 3 Reiterregimenter des dritten Treffens, Arnim, Sondershausen und Plötz, warfen sich nun zwar der Preuß. Caoallerie entgegen, trieben diese auch zurück, und er oberten sogar die bereits verloren gegangene Batterie von 6 Geschützen wieder; da sie aber von den weiter nach rechts anschließenden Regimentern keine Unterstützung erhielten, mußten sie endlich weichen, und konnten selbst die genommenen Geschütze nicht mit fortbringen. Das Unglück wollte, daß die Mehrzahl der Generale, welche auf diesem entscheidenden linken Flügel den Befehl führten, gerade in diesem Momente nicht gegenwärtig war und somit jede Einheit in den Beweg ungen fehlte. General Jasmund, welcher nach dem verunglückten An griff der Caoallerie zwischen 2 Feuer gerathen war, befahl jetzt dem Generalmajor Neubour, der eigentlich die beiden linken Flügelregimenter des 1. Treffens kommandirte, mit den 3 Bataillonen Nicolaus und Franz Pirch des 2. Treffens, die dem ersten mit nur 40 Schritt Abstand gefolgt waren, Kehrt zu machen und den von Rücken und Flanke drohenden Angriff abzuwehren. Mit großer Entschlossenheit suchte General major Neubour diesen Auftrag auszuführen; er setzte sich an die Spitze der ihm überwiesenen Bataillone und ging beherzt auf die Preußen los. Bei dem ersten Feuer, welches er erhielt, ergriff seine Leute aber plötzlich eine unerwartete Panik; sie liefen auseinander, während Generalmajor Neubour, der Versuche machte, die Bataillone wieder zu sammeln, kurz darauf erschossen ward, womit auch hier jeder Widerstand auf hörte. Durch da« Weichen des 2. Treffens wurde General Jasmunds Stellung unhaltbar und blieb nur noch der Rückzug möglich. Er ließ demgemäß die beiden Regimenter Leibgrena diere und 2. Garde Kehrt machen, griff die von rückwärts kom menden preußischen 4 Bataillone an, und schlug sich auch mit 800 Mann glücklich durch. Als er in die Höhe des dritten (Cavallerie)-TreffenS kam, sah er sich plötzlich einigen EskadlvNs Dragonern gegenüber, die hier unthätig hielten. Er ritt auf sie zu, vermochte sie auch die um das Ostende von Kesselsdorf gegangene preußische Caoallerie, die den in Unordnung weichen den sächsischen Abtheilungen unaufhörlich folgte, anzugreisen; kaum aber hatte er die Kavallerie 100 Schritt vorwärts gebracht, als die Reiter plötzlich rechts und links Kehrt machten, und auch den General selbst im Gedränge mit fortnahmen. Die Preußen verfolgten diesen fliehenden Schwarm durch einzelne Reiter, die sich unter die Sachsen hineinwagten und denen erst nach Ge neralleutnant von Jasmunds energischen Aufforderungen einiger Widerstand entgegengesetzt wurde. — Die Besitznahme von Kesselsdorf, sowie das Zurückwerfen der am Dorfe gestandenen Bataillone, machte es den Preußen nunmehr möglich den noch übrigen Theil der sächsischen Stellung vom linken Flügel her gewissermaßen aufzurollen, indem die Masse der Fliehenden immer weiter rechts gedrängt wurde und so Bataillon um Bataillon in ihrem Strome mit fortriß. Auch die Regimenter Königin, Weißenfels und Brühl, welche in der angegebenen Reihenfolge im ersten Treffen auf oas Regiment 2. Garde folgten, hatten unterließ versucht, die durch den Grund gegen sie vorgegangenen Preuß. Bataillone zurückzuwerfen. Letztere, durch das unbesetzte Steinbach gehend, hatten anfänglich an dem linken Thalrande Halt gemacht, ihre Regimentsgeschütze vorgenommen und die sächsische Stellung be schossen, aus welcher ihnen in gleicher Weise geantwordct wurde. Als die Sachsen hier dem bloßen Artilleriefeuer nicht wichen, ja in demselben sogar einige Ueberlcgenheit behaupteten und einige preußische Geschütze demontirten, schritt die preußische Infanterie zum Angriff, der theilweis gerade vorwärts durch den Grund theilweis durch Zöllmen unternommen ward. Sie erfuhr aber auch hier anfangs einen kräftigen Widerstand. Die beiden Ba taillone Brühl und das zweite Weißenfels empfingen sie beim Heraustreten aus dem Dorfe mit einem nahen Pelotonfeuer und trieben sie so zweimal nach Zöllmen zurück, an welchem Kampfe auch der rechte Flügel, die Regimenter Rochow, Kossel und Allnpeck Theil nahmen. Nicht direkt angegriffen, hatte Ge neralleutnant von Harthausen diese 6 Bataillone bis an den von der Chaussee hcrabkommenden Grund gerückt und seinem linken Flügelbataillone, dem 1. von Rochow, befohlen, dem Thal rande folgend gegen Zöllmen eine Flanke rückwärts zu bilden, um so nicht nur gegen Angriffe von dort gesichert zu sein, sondern auch den gegen den linken Flügel avancircnden Feind in der Flanke zu beschießen. Die Regimentsgeschütze von Rochows führten dies auch sehr erfolgreich aus, und entstand hier unter den Angreifern ein sichtliches Schwanken. Leider konnte dies aber nicht benutzt werden, denn die Unordnung nahte jetzt vom linken Flügel, sowohl das Regiment Königin als das 2. Bataillon Weißenfels wacen von der eignen Kavallerie, jedenfalls den zurückjagenden cksv. IsA. durchbrochen worden und konnten in der allge meinen Verwirrung nicht wieder geordnet werden; diese 3 Ba taillone rissen im Gegentheil auch die unter Generalmajor von Pirch noch fechtenden Bataillone des ersten Treffens vom linken Flügel, 1. Weißenfels und Regiment Brühl, auf das hinter ihnen im 2. Treffen stehende Regiment Niesemeuschel mit fort, und bildeten so mit diesen zusammen nur eine dichte Masse, die während des weiteren Rückzugs von der eignen Cavallcrir sodann nochmals überritten wurde. Generalleutnant von Arnim machte mit den im 3. Treffen stehenden Regimentern Cara- biniers und Minckwitz Cürassteren noch einen letzten Versuch,