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WM« ft Mmff ImlsblsO für die Agl. Amtshauptmannfchaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, 1895 Sonnabend, den 28. Dezember No. 153 werden Monta-«, Mittwoch« MA Freitag» bi« spätesten« Mitta-t ^2 Uhr angenommen. )Nsertion«prei« sOpf. pro drei-»- fpaltene Lorpuszeile. Erscheint «Schentlich dreimal u. zwar Dienit-' tag«, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen f Mk.55pf. Einzelne Nummern f0 Pf. sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt- Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H Ä. Berzsr in Wilsdruff. — Verantworilich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. ThuM Men, Menlehn nnd die KmMM — tr--i—: r— Bekanntmachung. „ „ Unter dem Viehbestände des Wirthschaftsbesitzers Weber in Alttanneberg — Nr. 28 — ist die Maul- und Klauenseuche abgebrochen, wahrend dieselbe Krankheit unter dem kleinen Viehbestände der Frau verw. Roszberg daselbst — Nr. 37a — wieder erloschen ist. Meißen, am 23. Dezember 1895. Königliche Amtshauptmannfchaft. V»» !8vlir»«tvr. Bekanntmachnng. In Gemäßheit de« Gesetzes vom 18. August 1868, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer betreffend, hat behufs Erhebung dieser Steuer am 10. Januar jeden Jahres eine genaue Consignation aller steuerpflichtigen Hunde zu erfolgen. Es werden demgemäß alle hiesigen Einwohner, welche im Besitz von Hunden sind, hierdurch aufgefordert, dieselben bei Vermeidung der auf die Hinterziehung gesetzten, auf den dreifachen Betrag dieser Steuer sich belaufenden Strafe am 1». Januar 1896 in der hiesigen Stadtkämmerei anzumeldcn. Hiernächst wird noch darauf aufmerksam gewacht, daß bci Entnahme der Hundesteuermarken nicht mehr, wie bisher, die hälfte des Steuerbetrags, sondern der Stenerbetrag auf -as ganze Jahr nach Höhe von Drei Mark für jede dergleichen zu bezahlen ist und daß im Bedarfsfälle Marken schon vom 2. Januar 1896 ab verabfolgt «erden. Wilsdruff, am 27. Dezember 1895. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmyr. In Rlstzsckze« Gasthof zu Naundorf sollen Freitag, den 3. Januar 1896 von vormittags 9 Uhr an nachstehende Mut«- n»«l 8re»iiIi«lL«r, als: 92 harte und 532 weiche Stämme, 93 harte und 34 weiche Mäher, 58 harte und 2550 weiche Stangenktötzer, 645 weiche Derbstangen, 4570 weiche Neisstangen, 4,2 Nm. harte und 9 Nm. weiche Nutzscheite, 42,4 Nm. weiche Nutzknüppel, 1,2 Nm. harte und 30,4 Nm. weiche Lrennscheite, 10,8 Nm. harte und 121,6 Nm. weiche Lrennknüppet, 10 Nm. harte und 4 Nm. weiche Zacken, 38 Nm. harte und 153 Nm. weiche Zieste und 53 WUHdt. weiches Neistg versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König!. Forstrevierverwaltung Naundorf und König!. Forffrentamt Tharandt, am 21. Dezember 1895. von I»inUon§oI«. AlfolFfnsmm. Sächsische Jahresrundschau. Ein Jahr geht wiederum zur Rüste, aber ein für Deutsch land ganz besonders bedeutsames Jahr. Vor einem Liertel- jahrhundert wurden jene gewaltigen Schlachten geschlagen, jene blutigen Kämpfe ausgefochten, die zur ruhmvollen Errichtung des neuen deutschen Reiches führen sollten, und an denen unserem Sachsenhcerc mit seinem siegreichen Heldenkönig Albert cm so glänzender Antheil gebührt. Voll Rührung und Be wunderung wenden sich darum gerade zum diesmaligen Jahres wechsel die Blicke aller treuen Sachsen im Geiste dem all- verehrten Monarchen zu, der sich im großen Kriege so hervor ragende Verdienste um die nationale Einigung Deutschlands erworben und dann später am inneren Ausbau des neuen Reiches getreulich mit geholfen hat. Für unser engeres Vater land selbst aber ist die nun schon mehr als 22 Jahre um fassende Regierungszeit König Alberts zu einer Periode segensreicher Entwickelung nach den verschiedensten Richtungen hin geworden und mit den Gefühlen innigster Liebe und Dank barkeit blickt darum das Sachsenvolk auch am diesmaligen Jahresschlüsse zu seinem Herrscher auf. Erfreulicherweise war das Befinden de« nun fast 68'ährigen Fürsten innerhalb des ablaufenden Jahres ein höchst befuedigendes, abgesehen von vorübergehenden leichten Indispositionen, die Rüstigkeit des hohen Herrn ließ nichts zu wünschen übrig. Dieselbe bekundete e« namentlich auch durch seine vielen Reisen, die ihn zum Theil über Sachsens Grenzen hinausfübrten. Hierher gehören die Reisen König Alberts nach Berlin anläßlich de« Geburtsfestec des Kaisers, nach Kiel anläßlich der Eröffnung d-S Nordostsee- KanalS, nach Stettin wegen der Kaisermanöoer, nach Steier mark zur Theilnahme an den dortigen Hofjagden u. s. w. Im Jnlande hatten u. A. die Städte Leipzig, Chemnitz, Rochlitz u. s. w. die Ebre, den König in ihren Mauern begrüßen zu dürfen. Am 23. April empfing König Albert wiederum, wie schon in den früheren Jahren, zu seinem Geburtstage den Gra tulationsbesuch Kaiser Wilhelms. — Irgendwelche crwähnens- werthere Ereignisse aus dem königlichen Hause sind diesmal nicht zu berichten. In der Zusammensetzung des Staatsministeriums fanden infolge des zu B an des Jahres erfolgten Rücktrittes des verdienten Finanzrr isters v. Thümmel, der dann im Februar seinen Leiden erlag, mehrfache Veränderungen statt. Zum Finanzminister wurde der bisherige Oberhofmeister der Königin, v. Watzdorf, ernannt, während der von v. Thümmel geführte Vorsitz im G sammtministcrium dem Justizminister Dr. Schurig übertragen »urdc. Ferner übernahm im Oktober Kultusminister Dr. v. Siydewitz das durch den Rücktritt des Herrn v. Nostiz-Wallwitz freigewordene Ministerium des königlichen Hauses, unter Beibehaltung seines bisherigen Ressorts. Er- wähnenswcrthere Neuernennungen in den höheren Beamten posten waren diejenigen des Geh. RegierungsrathcS D'. Wäntig zum Direktor im Cultusministrrium und des Geh. Justizrathes Rüger in Dresden zum Generalstaatsanwalt an Stelle des verstorbenen Dr. Schwarze. Abbcrufen aus dem Jinanzmi- nistcrium wurde der Geh. Finanzrath v. Körner, in für ihn sehr ehrenvoller Weise, der Kaiser ernannte diesen tüchtigen Beamten zum Direktor für Zoll- und Steuerwesen im Reichs schatzamte. Neben den Veränderungen im Staatsministerium erscheinen die Neuwahlen zur zweiten Kammer als das bedeutsamste Jahresereigniß in unserem sächsischen Vaterlande. Sic wurden am 17. Oktober vollzogen und ergaben die Wahl von 15 Conservativen, 5 Nationalliberalen, 5 Sozialdemokraten und Fortschrittlern. Das hervorstechendste Moment in diesen Wahi ergebnissen bildete das völlige Verschwinden der radikal-frei sinnigen Richtung aus dem Landtage. Die Sozialdemokraten aber, welch- auf eine Vermehrung ihrer 14 Landtagsmandate mit Bestimmtheit gerechnet hatten, sahen sich in dieser ihrer Er wartung enttäuscht. Sie gewannen zwar das eine der Dresdner Mandate, verloren dafür jedoch das Mandat für Crimmitschau- Werdau an die bürgerlichen Parteien, überhaupt hätte die So zialdemokratie bei den Landtagüwahlen entschieden schlechter ab geschnitten, als es der Fall, wenn die bürgerlichen Parteien allenthalben mit der nöthigen Geschlossenheit und Einmüthigkeit in den Wahlkampf eingctreten wären. Der neue Landtag trat am 12. November formell zusammen, seine feierliche Eröffnung dagegen fand am 14. November statt. Die Thronrede stellte v. A. eine zweifellose Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse unseres Vaterlandes, einen beginnenden Wiederaufschwung des geschäftlichen Lebens fest, und betonte außerdem die verhältniß- mäßig günstige Lage der Staatsfinanzen, welche erfreulichen Eröffnungen begreiflicher Weise in den weitesten Kreisen mit Gcnugthuung begrüßt wurden. Was die gesetzgeberischen Auf gaben der ersten Session des neugewählten Landtages anbelangt, so kann man von ihnen nicht behaupten, daß sie in dem einen oder dem anderen Punkte von außerordentlicher Wichtigkeit seien. Vielleicht ist aber trotzdem gerade diese Tagung dazu berufen, von besonderer politischer Bedeutung zu werden. Die Aktion der sozialdemokratischen Fraktion in Betreff des allgemeinen und gleichen Wahlrechts für die Landtagswahlen hat ja die Wahlreformfrage mit einem Male aufs Tapet gebracht, freilich dürfte sie aber einen Ausgang nehmen, der zu den Wünschen der Herren „Volksbeglückcr' durchaus in Gegensatz stehen würde, wenigstens ist aller Grund zu der Annahme vor handen, daß das cons-vativerseits angeregte Classenwahlsystem schlie jlich eine bedeutende Mehrheit findet. Auch eine Rcichstagsersatzwahl zeitigte das Jahr 1895 für Sachsen. Sie war durch die Mandatsniederlegung des zur deutsch-sozialen Partei gehörigen Abgeordneten Hänichen, des Vertreters für Dresden-Land, nothwendig geworden. Leider halte die Ersatzwahl den Verlust dieses wichtigen industriellen Wahlkreises an die Sozialdemokratie zur Folge, auch dies nur, weil die Conservativen und Reformer getrennt vorgegangen waren. Eine besondere Aktion zeitigte das Jahr 1895 in der Eiscnbahnpolitik der sächsischen Regierung. Sie galt der Erwerbung der Privatbahn Weimar-Gera, womit das sächsische StaatSbahnnetz eine bedeutsame weitere Masche er halten haben wird. Die Verhandlungen hierüber zwischen »er sächsischen Regierung und der Weimar-Geraer Eisenbahngesell schaft waren schon ziemlich weit gediehen, als Preußen bei der sächsischen Regierung gegen dies Ankaufsrechtauf diplomatischem Wege vorstellig wurde. Der führende Bundesstaat beabsichtigte selber die größeren thüringischen Privatbahnen zu erwerben und eracht^e seine Eisenbahninteresscn durch einen eventuellen Ueber- gang ver Linie Weimar-Gera in den Besitz des sächsischen Staates als gefährdet. In Dresden war man loyal genug, den preußischen Anschauungen und Wünschen in dieser Frage bereitwilligst Rechnung zu tragen und nach kurzen Verhand lungen zwischen beiden uvalisirenden Staaten verzichtete Sachsen zu Gunsten Preußen« endgültig auf den Ankauf der genannten Bahn. Preußischerseits erkannte man das Entgegenkommen Sachsens in der Angelegenheit voll an und machte als Gegen leistung der sächsis -n Eta sbahnverwaltung verschiedene Z