Suche löschen...
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 26.11.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189511265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18951126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18951126
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-11
- Tag 1895-11-26
-
Monat
1895-11
-
Jahr
1895
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
täte. Dann hatte er sich wieder mit erschreckender Leidenschaft aus ernstere Wissenschaften, wie Astronomie, Natur und dergleichen geworfen, hatte geschöpft aus jedem Born und sich doch nirgends gesättigt, nirgend gefesselt gefunden, da ihn die Lust der Welt zu oft in ihren niedrigen Strudel gezogen, wie man das leider nur gar zu häufig just beim Genie findet. Da führte ihn ein Brief seines bekümmerten Vaters in das Haus der Offiziers-Wittwe und der Anblick des schönen, jungen Mädchens schien entscheidend zu werden für sein Leben; ihr reines sittlich-strenges Wesen übte einen wohlthätigen Einfluß auf das wüste, irrlichterlirende Genie und die leidenschaftliche Liebe, welche bald sein ganzes Herz mit heiliger Gewalt ergriff, ließ ihn mit Scham und Ekel sich abwenden von dem frühern, ihn so tief erniedrigenden Treiben. Er widmete sich jetzt mit strengem Ernste einem bestimmten Lebensberufe und fand auch bald eine lohnende Siellung an der Kunst-Akademie zu als Professor und Ccnseroator der dortigen Gallerie. So war er rasch, vom Glück begünstigt, am Ziel seiner heißesten Wünsche und konnte der Geliebten ein angenehmes Loos bieten, da er selber gänzlich unbemittelt war und früher stets den eigenen Herd, als den Anfang krassen Philisterthums, Verlacht und verhöhnt hatte. Es war wohl natürlich, daß ein solcher Mann auch ge nug Stolz, ja hinreichend männliche Eitelkeit in sich trug, um keinen Zweifel an Louisens Liebe zu hegen, war er dennoch entsetzlich eifersüchtig, so lag die Schuld in seiner eigenen Ver gangenheit, welche von weiblicher Tugend und Treue weder lleberzeugung noch Begriff erhalten und aus der Mißachtung des ganzen Geschlechts einen gewissen Trost für sich selber ge» schöpft hatte. In kluger Würdigkeit dieses Charakters und mit feinem weiblichen Jnstincte hatte Frau Walter zuweilen auch des frühern Bekannten, Gustav Mohrbach, erwähnt und sich seiner lobend erinnert, auch mit gebührendem Ernste der aufwallenden Eifersucht des Verlobten in diesem Punkte einen Riegel vor geschoben und ihm sein verletzendes Mißtrauen, das seinen Grund in dem eigenen Thun suchen müsse, streng verwiesen. Der klugen Frau wollte das Glück dieser Verbindung für ihr Kind niemals einleuchten, ein geheimer Widerwille gegen den Wüstling, der die schmutzige Hand nach ihrer tugend haften Tochter auszustrecken gewagt, wollte sie nie verlassen und die Ahnung noch größeren Unglücks marterte ihr Mutter herz Tag und Nacht mit unsäglicher Pein. Gab es kein Mittel, dieses verhaßte Band zu lösen, ihr Kind vor dem Elend einer solchen Ehe zu bewahren? Schon ost war der Gedanke an Gustav Mvhrbach, der Louisen's Sprachlehrer gewesen und von sehr angesehener, reicher Familie abstammte, ihr in dieser Qual gekommen, ihn, den schönen, sittenstrengen Mann hatte sie sich stets am liebsten als Louisen's Gatten gedacht und nun, in demselben Moment, als dieses gefährliche Thema zum ersten Male zwischen ihr und der Tochter erörtert worden, trifft nach drei Jahren die erste Nach richt von ihm selber ein. Sollte sie das nicht für eine gött liche Fügung halten? Doppelt verhaßt mußte ihr deshalb in diesem Augenblick das Erscheinen des Bräutigams sein, der ungemein aufgeräumt war, als käme er aus irgend einer heiteren Gesellschaft. „Hektor! du scheinst mir der Fröhlichste hier zu sein/ rief er, lachend den Hund von sich abwehrend, der nicht müde wurde, dem alten Bekannten seine Freude zu bezeigen, „die Frau Mama ist schweigsamer als je, und meine schöne Braut zeigt ebenfalls eine melancholische Stimmung, bin ich vielleicht der Schuldige, welcher diese Wolken unbewußt heraufbeschworen? — dann bitte ich — * „Nein, nein, mein guter Hermann!" unterbrach ihn Louise hastig und erröthend, „Du trägst durchaus nicht die Schuld unserer augenblicklich etwas trüben und ernsten Stimmung. Heute ist unsers Brunv's zweiundzwanzigster Geburtstag —" „Ah so, dann verstehe ich Alles! Pardon, Mama! früher wäre eS mir allerdings ein Räthsel gewesen, wie man um einen verlorenen Sohn so lange sich härmen könne, jetzt be greife ich das nur zu gut. — Ich kann im Grunde heute Abend nicht lange bleiben, theures Kind!" wandte er sich an die Braut, „ein Schreiben meines Vaters ruft mich sogleich nach Haus, — ich fürchte, daß es in gesundheitlicher Hinsicht schlimm mit ihm steht und in den Becher meines Glücks bald ein Tropfen Wermuth sich mischen dürfte." — Als Mutter und Tochter schwiegen, setzte er hastig hinzu: „Du willst noch ausgehen, Louise?" „Ich wartete auf Dich, Hermann! um diese fertige Arbeit noch wegzubringen." „Gut, daß die Sklaverei bald ein Ende haben wird, Ge liebte!" sprach er, ihr zärtlich und tief in die dunkeln Augen schauend. Sie vermied seinen Blick, wie ein Alp legte diese Zärt lichkeit sich auf ihr Herz, sie konnte sie nicht erwiedcrn. Stumm packte sie die zierliche Arbeit ein, und machte sich zum Ausgehen bereit. „Gute Nacht, Mama!" sprach Hermann, der Matrone die Hand küssend. Diese neigte ein wenig den Kopf und murmelte ein un verständliches Gutenacht. „Du bleibst bei der guten Mutter, Hektor!" sagte Louise, dem schönen Thiere den Kopf streichelnd, lege Dich zu ihren Füßen, und bewahre sie gut." Das kluge Windspiel verstand jedes Wort, es legte sich gehorsam zu den Füßen seiner G-bieterin und stieß ein kurzes Gebell aus, als wolle es damit seine Wachsamkeit ausdrücken. Als das junge Paar das Haus verlassen, dessen Thür Louise hinter sich verschloß, löste sich ein Schatten von der Mauer und verfolgte dasselbe eine Strecke. Dann verschwand er in einer Quergasse. Zweites Kapitel. Der Versucher. Es war am nächsten Vormittag, als in einem Zimmer des Union-Hotels ein junger, elegant gekleideter Herr vor einem reichbesetzten Frühstückstische saß. Dieser Mann war sehr schön, — fast zu regelmäßig schön das gebräunte Antlitz mit den strahlgrauen, feurig blitzenden Augen, der leichtgebogenen Nase, dem hellbraunen lockigen Haar und den zierlich gepflegten Vollbart von gleicher Farbe. Die kräftig gebaute Gestalt war vom feinsten Eben- maaß und tue kleinen Hände so we'ß, daß eine Fürstin ihn darum hätte beneiden können. Es war der Doktor Gustav Mohrbach, ein Mann von Welt und großer Gelehrsamkeit, der reich genug war, gänzlich seinen Privat-Studien und Lieblings-Wissenschaften leben zu können. Er hatte jetzt gut gespeist und war durch den feurigen Burgunder in eine animirte Stimmung gerathen. „Schon elf Uhr," sprach er ungeduldig, die mit Brillan ten besetzte Uhr, das Geschenk eines Fürsten, hervorziehend, „wo mein dienstbarer Geist wohl bleibt?" Er zog heftig die Klingel, worauf ein Kellner erschien. „Mein Lohndiener noch nicht zurück?" „Noch nicht, gnädiger Herr!" Der Doktor murmelte etwas wie „Kameel" oder dergleichen in den Bart und eilig zog d-r Kellner sich zurück. „Wie es mich brennt, ihre Antwort, zu erhalten," mur melte Jener, heftig das Zimmer durchmessend, sie muß schön geworden sein, sehr schön und von allen weiblichen Schönheiten, die mir seit jener Zeit begegnet, konnte keine Einzige diesem wunderbaren Kinde das Wasser reichen. Mein Herz ist wie ausgetrocknet, mein Leben öde und leer, — und gewettet habe ich mit meinen Freunden, das schönste Weib der Hauptstadt zu besitzen, drum muß sie mein werden, und der Tölpel von Bräutigam ihr entsagen." In diesem Augenblick trat der Lohndiener ins Zimmer, derselbe, welcher am gestrigen Tage der Wittwe Walter die Karte überbracht. „Nun, wie steht's?" stieß der Doktor ungeduldig hervor. „Eme freundliche Empfehlung an den Herrn Doktor und Frau Walter schätze sich glücklich, ihn sobald als möglich wieder zu sehen." „Gut, war die Tochter zu Hause?" „Versteht sich, sie wurde bei meiner Botschaft blässer als der Tod." „Dummkopf! — so hat sie sich nicht über das Bouquet gefreut?" „O, sicherlich, Herr Doktor!" versetzte der Lohndiener mit einem schlauen Lächeln, „man wechselt nicht die Farbe über etwas, was einem völlig gleichgültig ist. Sie betrachtete die herrlichen Blumen und vergrub sogar einen Augenblick ihr schönes Antlitz darin." „Sie ist wohl sehr schön," sprach der Doktor, sinnend vor sich hinblickend. „Ich glaube schwerlich, daß es ein schöneres Mädchen in der ganzen Stadt giebt; ein Jammer, daß sie sich mit diesem Wüstling verlobt hat." „Ich hörte davon, kennen Sie ihn genauer?" „Hab' den Musje lange gekannt, — war immer ein liederliches Genie," lachte der Lohndiener achselzuckend, „seitdem er sich mit Fräulein Walter verlobt, scheint's besser geworden zu sein, aber ich bleibe dabei, es ist Alles nur Schein, erst gestern noch war er in lustiger Gesellschaft, wo er ein Heiden geld aufgehen ließ, von Dornen pflückt man keine Feigen." „Sehr richtig," nickte Mohrbach ernst, „die Damen er warten mich also?" „Der Herr Doktor sind zu jeder Stunde willkommen." „Gut, mein Freund!" Er reichte ihm eine klingende Belohnung und Jener ent fernte sich. „So thäte ich also noch ein gutes Werk, wenn ich das Täubchen aus den Krallen des Geiers befreite," murmelte Mohrbach, vor den Spiegel tretend und seine Toilette ordnend, „ich besitze Alles, was das Leben zu verschönen vermag, Geld, Ehre, Freunde, — alle Kreise der guten Gesellschaft öffnen sich mir, wenn ich will, nur eine Frau fehlt mir, — und oiese Frau muß sehr schön sein, weiter verlange ich nichts, Reichthum und Geist besitze ich selber, hat sie von Letzterem so viel wie Louise Walter, dann bin ich zufrieden, die Kleine war immer ein Ausbund von Witz und Verstand. Und was ihre Familie betrifft, so wird man gegen die Offizierstochter nichts einwenden können, weitere Sippschaft hat sie nicht, für vie Mutter werde ich sorgen, sie mag hier bleiben, eine Schwieger mutter im Hause wäre mein Tod. Der einzige Störenfried in meinem Plane dürfte der ungerathene Bruder sein, ein solcher Tauchcnichts von Schwager kann oft sehr unangenehm und unbequem werden, — doch gleichviel, das darf mich nicht daran hindern, wofür hätten wir denn sonst auch wohl die Polizei?" (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Ein tragisches Geschick ereilte das ehemalige Dienst mädchen des in Wiesbaden verstorbenen Fräulein Eleonore Stuber, welches von seiner Herrin mit einem Legat von 100000 M. bedacht worden war und diesen Geldbetrag auch bereits ausgezahlt erhalten hat. Seitdem das Plötzlich zu solcher Wohlhabenheit gelangte Mädchen im Besitze ihres Erbes ist, trug es Spuren des Verfolgungswahns an sich, welcher sich in der letzten Zeit derartig steigerte, daß das Mädchen in das städtische Krankenhaus gebracht werden mußte. * Eine Reisetasche wit 33000 Franks und Schriften wurde in der Nacht zum Freitag einer Dame aus Konstanti nopel namens Labor in dem von Zürrich kommenden Schnell zug in Linz aus dem Wagen erster Klasse gestohlen, während die Beraubte im Schlafwaggon der Ruhe pflegte. Verdächtig sind zwei russische Damen, die, als der Diebstahl entdeckt wurde, das Kupee verließen. * Ertappt! Das Ende des Semesters ist gekommen. Der Student Müller hat durch geschickte Fmanzoperationen bei Onkel und Tante das nöthige Kapital erworben, um Frack, schwarze Beinkleider und Ueberzieher aus den Händen des Leih hausbesitzers zu retten, und fährt nun sorglos in die Heimath. Nachdem die Freude des Wiedersehens vorüber ist, beginnt die Mama die Revision der Garderobe des Studenten und findet im Ueberzieher die ominöse Leihhousnummer. „Was bedeutet diese Nummer," herrscht sie den Sohn an. — „Ich habe auf dem letzten Universitätsball den Ueberzieher in der Garderobe abgegeben, und da werden sie wohl die Nummer darauf ge klebt baben." — Durch diese Erklärung nur halb befriedigt, entläßt ihn die Mama, citirt ihn aber nach kurzer Zeit wieder zu sich: „So, hast Du die Hose beim Universitätsball auch in der Garderobe abgegeben?" * Bitteres Wortspiel. „Du, dem Baron da drüben hab ich auf die Beine geholfen!" — Wieso? Wie willst denn Du Kehlabschneider Jemandem auf die Beine helfen?!" — Wenn ichs Dir sag! Vorig's Jahr is er noch gefahren vier spännig und jetzt muß er laufen zu Fuß!" * Von der deutschen Kleinstaaterei wird der „Nat. Ztg." folgendes Histörchen berichtet: Vor vielen, vielen Jahren unter nimmt der Schulrath L. eine Revisionsreise, um die Schulen seines Bezirkes — es war der von Schmalkalden — und die Lehrer kennen zu lernen. Sein Besuch gilt unter anderem einem Dorfe an der Grenze des seinem Szepter unterstellten Gebietes. Sein Weg geht sofort nach der Schule. Hier findet er, daß die Frau des Lehrers Wäsche in der Schulstube auf gehängt hat. Darüber in hohem Grade entrüstet, fährt er die arme Frau nicht eben sanft an, und diese muß sofort ihre Wäsche aus der Schulstube entfernen. „Wo ist Ihr Mann?" fragt er. Die Frau entgegnet, er sei im Dorfe, wo er ver schiedene Geschäfte zu verrichten habe. „Sofort lassen Sie ihn holen! Ich bin der Schulrath L. und bin gekommen, seine Schule zu revidiren". Die Frau schickt sogleich nach ihrem Manne und dieser erscheint. „Warum ist keineSchule?" „Ich habe Ferien," antwortete der Lehrer. „Lassen Sie ohne weiteres die Kinder zusammenrufen." Es erscheint wirklich eine kleine Zahl von Kindern und der Lehrer muß nach Gesang und Gebet den Unterricht beginnen. Nachdem der Herr Schul rath den Lektionsplan durchgelesen, fordert er den Lehrer auf, in der vaterländischen Geographie und Geschichte zu examiniren. Der Lehrer hebt wit der Frage an: „Welches ist die Haupt stadt in unserem Henogthum?" Ein Knabe antwortet ganz richtig: Meiningen. „Wie — was?" fährt der Schulrath auf. „Meiningen? Herzogtum?" — Zu Befehl, Herr Rath — Sachsen-Mein — —", — „Aber um Gotteswillen — wie heißt denn das Dorf?" — Der Lehrer nennt es. Dem Schulrath fällt es wie Schuppen von den Augen. Der preußische Kreis Schmalkalden grenzt bekanntermaßen auch an das Her- zogthum Sachsen-Meiningen und an der Grenze liegen zwei Dörfer, von denen das eine preußisch Klcin-S , das andere meiningisch Nieder-S. . . . heißt. Der Schulrath war in das meiningische Dorf Nicder-S- . . . gerathen. Still nahm er seinen Hut und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit zur Schulstube hinaus, die seltsam mit seiner Körperfülle kontrastirte. Der Herr Rath hatte in einem fremden Reiche revidirt. * Einen eigenartigen Selbstm ud beging in Laconstoncourt in Frankreich ein junger Mann, indem er auf einem Zweirad gegen einen heranbrausenden Zug fuhr. Er wurde natürlich zermalmt. Der Rattenfänger von Paris. Die Stadt Paris ist wieder um einen Angestellten reicher geworden, der Beschäftigung genug haben dürfte. Gegen 4000 Frank Gehalt verpflichtet er sich, die Ratten aus dem Rathhaus und allen städtischen Gebäuden zu vertreiben, dabei keinerlei schädliche Stoffe an zuwenden. Der Mann wird, wie man der „Voss. Ztg." er zählt, in etwa 500 Gebäuden seines Amtes walten müssen. In den Markthallen, Schlachthäusern und Niederlagen Hausen unendliche Rottenschaaren, so daß leicht einige Zehntausend gefangen und vertilgt werden könnten. Da ein Rattenbalg einige Pfennige werth ist, kann der Rattenfänger noch einen ansehnlichen Nebenverdienst herausschlagen; der Rattenbraten, des Rattenpfeffers, der Rattenpasteten u. s. w. nicht zu ge denken, wie sie ja während der Pariser Belagerung gegessen wurden. * 104 Jahre alt. Stettin, 16. November. Ein höhe- Alter hat die Frau Johanna Dowig, geb. Radmann, in Alt warp, erreicht. Sic vollendete gestern ihr 104. Lebensjahr. Als Geschenk vom Kaiserhaus trafen die Bildnisse des Kaiser paares in Nickelrahmen mit eigenhändigen Unterschriften ein. * Die Influenza in England. Aus London wird ge meldet: Es scheint, als ob der seit mehreren Jahren mit un- erwüns chter Regelmäßigkeit eintreffende Wintergast, die Influenza, auch in dieser Saison nicht ausbleiben werde. Das Britlsk bisälcal fournLl hat auf Grund der statistischen und diagnostischen An gaben der medizinischen Autoritäten in allen größeren Städten des Königreichs einen Bericht zusammengestellt. Danach ist allerdings im Westen und Südwesten keinerlei Anzeichen von Influenza zu bemerken, dagegen sind bestimmte Merkmale dafür vorhanden, daß im Norden und Osten der Hauptstadt, in Westham und in gewissen Strichen von Surrey und Aorkshire die Influenza wieder epidemisch zur Verbreitung kommen dürfte. Besonders schwere Fälle sind bereits in Liverpool, Birmingham und Manchester aufgetreten. »Die Zahl der Todesfälle, die mit Refpirationsapparaten Zusammenhängen, ist in London, wie in Liverpool und Manchester seit einiger Zeit erheblich gestiegen, und das pflegt stets ein sicherer Vorbote für eine Jnfluenza- epidemie zu sein. Uebrigens konstatiren die genannten Quellen, daß in Aorkshire sowohl wie in Surrey die Influenza auch während der Sommermonate niemals ganz erloschen ist, sondern in geringerem Umfange sich bis jetzt dort erhalten hat. * Aus dem Leben eines Kardinals. Man schreibt uns aus Madrid unterm S. November: Vor kurzem erhielt Herr Bosch, der derzeitige Minister der öffentlichen Bauten, den Besuch des Erzbischofs von Valladolid, Don Antonio Cascajeres. „Ich komme," sagte der Prälat beim Hereintrcten, „damit Sie, Herr Minister, mich beglückwünschen; denn soeben wurde mir die Kunde von meiner Ernennung zum Kardinal." Herr Bosch gratulirte dem neuen Kardinal aufs herzlichste. „Ich wollte", fuhr nun der Kardinal fort, „daß Sie der Erste seien, der mir gratulirte. Ich will Ihnen sagen, warum. Eines Tages, als Sie, Herr Bosch, etwa zwölf Jahre alt waren, nahm Ihr Vater, Miguel Bosch, Sie mit zu seinem Freunde, dem Herrn Indalecio Mateo, Oberhofmeister, um ihre merkwürdigen Anlagen für die exakten Wissenschaften bewundern zu lasten. Als Sie mit Ihrem Vater bei Mateo eintraten, befand sich dieser in Gesellschaft eines Artilleriehauptmanns. Sie wurden einem Examen unterzogen und die drei Männer, Ihr Vater, Herr Mateo und der Hauptmann setzte das außergewöhnliche Talent des Knaben in Verwunderung. Hierauf kam die Rede auf die Phrenologie. Ihr Vater war ein begeisterter Verfechter der Gälischen Theorien. Der Hauptmann aber zog dieselben sehr in Zweifel. Nachdem Ihr seliger Herr Vater seinen Stand punkt durch alle möglichen Argumente vertheidigt hatte, schlug er, halb ernst, halb lachend vor, eine phrenologische Untersuchung des Schädels seines Widersachers vorzunehmen. Der Haupt mann ging willig darauf ein, und nachdem Herr Miguel Bosch den Schädel desselben gehörig betastet, sagte er: „Meine Unter suchung erzieht, daß Sie es im Soldatenstande nicht weit bringen werden. Die Erhöhung der Kampfsucht ist bei Ihnen äußerst wenig entwickelt; dagegen ist die der Sanftmuth, der Ergebung, und der Religiosität ganz erheblich. Für mich steht es fest, daß wenn Sie das Schwert gegen die Stola und die Uniform gegen den Priesterrock vertauschten, Sie Kardinal würden. Einige Zeit danach nahm der Hauptmann seine Ent lassung und trat ins Seminar ein, und die Prophezeihunz Ihres Herrn Vaters wurde erfüllt.: der Hauptmann ist Kardinal geworden, denn der Hauptmann war ich!" Ferkelmarkt zu Wilsdruff, am 22. Nsvbr. 1f8YS. Ferkel wurden eingebracht 113 Stück und verkauft: starke Waare 6 bis 8 Wochen alt das Paar 18 Mk. — Pf. bis 21 Mk. — Pf. Schwächere Waare das Paar 10 Mk. — Pfg. bis 15 Mk. — Pf. Eine Kanne Butter kostete 2 Mk. 40 Pf bis 2 M. 50 Pf.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)