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DchmM sw Msdmff Erscheint , wöchentlich dreimal u. zwar DienSt' tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), s Alk. 30 j)f., durch die Post bezogen j Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern fO Pf. ThnM Mm, Ziebelilehli md die UlMMden. - .xr—- ImtsölM Inserate werden Montags, Mittwochs Md Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige- spaltene Eorpuszeile. für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 14«. Dienstag, den 26. November 18SS. Bekanntmachung. Laut anher erstatteter Anzeige ist das von hiesiger Sparkasse ausgestellte Einlagebuch No. 34548, lautend auf den Namen Ida Menzel in weistrspx, der Eigenthü» Merin in Verlust gerathen. Unter Hinweis auf 8 18 des für die hiesige städtische Sparkasse geltenden Regulativs wird der etwaige Inhaber dieses Buches hiermit aufgefordert, seinen Anspruch an dasselbe, Venn er solchen zu haben vermeint, bei Verlust desselben binnen drei Monaten, vom Tage dieser Bekanntmachung ab gerechnet, bei uns anzuzeigen. Wilsdruff, am 23. November 1895. Der Stadtrath daselbst. Ficker, Brgmstr. Die bevorstehende Volkszählung im deutschen Reiche. Am kommenden 2. Dezember findet bekanntlich in Deutsch land wiederum eine allgemeine Volkszählung statt, welcher wichtige statistische Akt im deutschen Reiche seit dem I. Dezember 1875 regelmäßig aller fünf Jahre vorgenommen wird. Volkszählungen sind durchaus nicht eine Eigenthümlichkeit des neuzeitlichen Staaten- und Völkerlebens, im Gegentheil, iyre Geschichte reicht weit in das graue Alterthum zurück. Schon die alten Kultur völker, wie die Chinesen, Egypter, Hebräer, Perser, Griechen, Römer u. s. w., veranstalteten von Zeit zu Zeit Volkszählungen, die dann später auch im Reiche Karls des Großen, in England unter Wilhelm dem Eroberer, in Frankreich unter Karl IX. stattfanden und welche bereits damals mitunter sehr sorgfältig ouSgefühn zu werden pflegten. Aber diese Volkszählungen früherer Zeitepochen dienten doch nur höchst einseitigen Zwecken, solchen entweder zur Besteuerung, oder zur Aushebung zum Kriegs dienst u. s. w., während die modernen Volkszählungen dem wissenschaftlichen Interesse gewidmet sind und sich gleichmäßig auf das Geschlecht und alle Bevölkerungsklassen erstrecken. Sie wurden in dieser Weise zuerst in den Vereinigten Staaten von Nordamerika kurz nach Durchführung des Unabhängigkeitskrieges der jungen transatlandischen Republik gegen England zur Aus führung gebracht und dann im Laufe des gegenwärtigen Jahr hunderts auch von allen anderen Kulturländern vorgenommen, hierbei stetige technische und sonstige Fortschritte erfahrend. Es bedarf wohl kaum einer nochmaligen besonderen Dar legung, wie ungemein bedeutsam nachdenverschiedensten Richtungen hin die Vornahme einer allgemeinen Volkszählung für jeden Kulturstaat ist. Es handelt sich hierbei nicht allein um die Ermittelung der Zahl der ortsanwesenden Bevölkerung, sondern auch um die Feststellung einer ganzen Reihe anderer Verhält nisse, welche zur Beurtheilung des Volkslebens und der Volks- kroft eines geordneten Staatswesens wichtig und nöthig sind. Hierzu gehören genaue amtliche Auskünfte über das Alter und das Geschlecht, den Familienstand und den Beruf, das Religions- bekenntniß, die Staatsangehörigkeit und noch sonstige persönliche Verhältnisse der Bevölkerung, denn erst hierdurch werden in Verbindung mit der Feststellung der Bevölkerungsziffer wirklich werthvolle Unterlagen für die Ausnutzung der Volkszählung zu allgemeinen staatlichen Zwecken des Staates erlangt. Außerdem soll aber, was speziell unser deutsches Vaterland anbelangt, auch die bevorstehende Volkszählung wiederum noch anderen bestimmten Aufgaben dienen, wie der Vertheilung der gegenseitigen Leistungen zwischen dem Reiche und den Bundesstaaten, der Abgrenzung der Wahlbezirke, der Vertheilung des Ecsatzbedarfes für Heer und Flotte, und noch verschiedenen sonstigen bemerkenswerthen Aufgaben. Soll nun dieser umfassende Zweck einer Volkszählung so weit wie nur möglich erreicht werden, so ist die Vorbedingung hierzu die entsprechende korrekte und übersichtliche Formulirung der Zählungslistcn einerseits, deren genaue Ausfüllung durch die Haushaltungsvorständc anderseits, wozu dann noch die ge wissenhafte Kontrolle seitens der Zähler gehört. Die Listen für die bevorstehende Volkszählung im deutschen Reiche sind nun behördlicherseits wiederum in der zweckentsprechenden und gründ lichen Weise vorbereitet worden, von der Umsicht der Zähler und namentlich auch von der Haltung der einzelnen Haushalt ungsvorstände, resp. der eigene Wirthschaft führenden einzel lebenden Personen wird dann der Erfolg des ganzen statistischen Aktes abhängen. In Hinblick auf die Thatsache, daß bei den Volkszählungen im deutschen Reiche durchaus nicht etwa z. B. steuerpolitische oder kriminelle Bestrebungen verfolgt werden, sondern daß hierbei lediglich Erwägungen zum Nutzen und Wohl der Gesammtheit die bestimmende Rolle spielen, darf man wohl hoffen, daß unsere Bevölkerung bei der Zählung vom 2. Dezember den Behörden und den freiwilligen Vertrauensmännern derselben, den Zählern, aus allen Kräften entgegenkommt. Das Kaiserreich Japan. Vortrag, gehalten von Herrn Lehrer Gärtner im hi-sigen „Deutschen Jugendbund". Noch vor 40 Jahren war es für Forscher, Kaufleute oder solche, welche die Welt zu ihrem Vergnügen durchreisen, unmög lich, Japan, „dem Lande der aufgehenden Sonne", einen Be such abstatten zu können. Zwar hatten kühne Seefahrer schon vor Jahrhunderten den Weg dahin gefunden; aber die Japanesen wachten ängstlich darüber, daß kein fremdes Schiff ihrem Land: sich nahe, keine Ausländer in ihr Land eindringe. Wer durch Schiffbruch an die ungastlichen Küsten verschlagen wurde, mußte einer grausamen Behandlung, ja des Todes gewärtig sein. Die ersten Nachrichten über Japan stammen von einem Venetianen, Marco Polo mit Namen, der in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts Asien bereiste. Er hatte das Land nicht selbst gesehen; aber Chinesen, die dorthin mit Gold, Perlen und Ge würz handelten, hatten ihm Wunderbares davon erzählt. Das Reich, berichtete er, heiße Zipangu, bestehe aus 7456 Inseln und besitze unermeßliche Reichthümer. Der Kaiser z. B. wohne in einem mit dicken Goldplatten bedeckten Palaste. — Seitdem forschten die Seefahrer mit Eifer nach diesem Wunderlande. Als Kolumbus auf San Salvador landete, war er anfangs der der Meinung, Zipangu gefunden zu haben, mußte sich aber bald von seinem Jrrthume überzeugen. 1543 betraten zum ersten Male Europäer den japanischen Boden. Widrige Winde hatten ein portugiesisches Schiff an die Insel Kiustu getrieben. Den Japanern war dieses Ereigniß so merkwürdig, daß sie es in Wort und Bild verewigten. Die Fremden wurden freundlich ausgenommen. Es entspann sich ein lebhafter Handelsverkehr. Die Portugiesen waren bald so heimisch, daß sich Kaufleute der selben mit reichen Japanerinnen vermählten. Bold erschienen auch christliche Missionare. Es waren die klugen Jesuiten unter Führung des Franz Xaver. Sie halten bedeutende Bekehrungs erfolge. Ihr demülhiges Auftreten, ihre Uneigennützigkeit, ihre Freigebigkeit gegen Arme, ihre Aufopferung für Kranke bewirkten, daß das Christenthum rasch Eingang fand. „Wenn ich von Japanern spreche", sagte Xaver, „kann ich nicht wieder auf hören. Sie sind das Entzücken meines Herzens." Leider trat bald eine Aenderung ein. Den Jesuiten folgten die stolzen, geld gierigen Dominikaner. Ihr herrschsüchtiges, unduldsames Wesen erregte die Erbitterung des Volkes und der Regierung so sehr, daß sich gegen die Christen eine große, allgemeine Verfolgung erhob. Am 12. April 1638 wurden 37000 Christen hinge- moroet. Die portugiesischen Kaufleute ließ man ihren Handel noch eine Zeit lang fortbetreiben. Das Innere des Landes durften sie allerdings nicht mehr betreten. Ihr Aufenthalt war auf einen Küsten ort beschränkt. Doch die Eifersucht zwischen Portugiesen und Holländern (die letzteren hatten um das Jahr 1609 auch Handelsbeziehungen mit Japan angegnüpfl) führte zur weiteren Absperrung des Landes. Als die Portugiesen noch einen Versuch wagten, das alte Verhältniß wiederherzustellen, wurden 60 derselben hingerichtet und die japanische Regierung bestimmte, daß nie wieder, so lange die Sonne die Welt er leuchtet, ein Portugiese mit Japan handeln dürfe. Der Verkehr mit Fremden, das Reisen ins Ausland, der Versuch, fremde Sitten einzuführen, wurde den Eingeborenen durch die strengsten Gesetze verboten. An den Küsten errichtete man Wachtthürme, von denen aus bas Meer sorgfältig beobachtet und das Nahen eines fremden Fahrzeuges sofort gemeldet wurde. Schiffbrüchige erlitten die grausamste Behandlung. Nur den Holländern war es gelungen, sich auf der kleinen Insel Desima im Hafen Nagasaki zu halten. Freilich lebten sie dort wie Gefangene. Es durften jährlich nicht mehr als 2 Schiffe landen, die bei der Ankunft aufs Peinlichste untersucht wurden. Zuletzt hielten sich nur noch 6 Holländer in Japan auf. Auf ihren Ausgängen wurden sie von japanischen Wächtern begleitet, sie einen heiligen Eid ablegen mußten, mit den Fremden weder Freundschaft zu schließen, noch ihnen Mittheilungen über einheimische Sitten und Gebräuche, staatliche Einrichtungen etc. zu machen. Oft zog die Straßenjugend lärmend mit dem Spott rufe: „Horanda!" (d. i. Holländer) hinter ihnen her. Die christliche Religion war bei Todesstrafe verboten. Fragte man die Holländer, ob sie Christen seien, so halfen sie sich mit der Ausrede: „Nein, wir sind Holländer!" Die Japaner schlossen nun ihr Reich 2 Jahrhunderte hin durch fremden Völkern gegenüber vollständig ab. Die Kultur des Landes erhielt sich in ihrer Eigenart. Ruhe und Frieden herrschten. Die Gewerbe blühten. Der Ackerbau war in vor züglichem Zustande. Die Regierung sorgte nach Kräften für die Wohlfahrt, überwachte aber durch zahlreiche Polizei jeden ein zelnen genau, um alle Neuerungen, wenn nöthig unterdrücken zu können. Hungersnöthen vorzubeugen, waren große ReiSma- gazine angelegt, und wohlgepflegte Straßen vermittelten den Verkehr im Lande. Als aber in unserm Jahrhunderte die Schifffahrt sich so wesentlich hob, als der Drang, fremde Länder und Meere zu erforschen, wieder besonders mächtig wurde, da konnte sich auch Japan trotz heftiger Gegenwehr nicht länger dem allgemeinen Weltverkehr verschließen. Dem Amerikaner Perry gebührt das Verdienst, die Schranken, welche Japan von der übrigen Welt trennten, niedergerissen zu haben. Er ging dabei mit Klugheit und großer Ausdauer zu Werke. Zunächst war es ihm darum zu thun, den Japanesen Achtung einzuflößen. Daher landete er (es war im Jahre 1853) mit einem stattlichen Geschwader vor Liukiu, einem Lehnsstaate Japans. Sein Erscheinen ver ursachte eine nicht geringe Aufregung. Die japanischen Be amten geriethen in große Verlegenheit und boten alles auf, Perry durch Versprechungen und Drohungen zu bewegen, von dannen zu segeln. Perry achtete nicht darauf. Als Abgesandter der „Vereinigten Staaten von Nordamerika" erklärte er, nur mit den höchsten Würdenträgern verhandeln zu wollen. Ferner drang er darauf, daß für Lebensmittel und andere Dinge, welche die Amerikaner von den Bewohnern Japans erhielten, Bezahlung angenommen würde. Die Japanesen wiesen alles Geld zurück, da sie es unter ihrer Würde hielten, mit den Fremden Handel zu treiben. Die Verhandlungen, welche nun begannen, gingen langsam und unter großen Weitschweifigkeiten vor sich. Man hoffte immer noch, die Eindringlinge los zu werden, ohne ihnen irgend welche Rechte eingeräumt zu haben, täuschte sich aber sehr. Denn Perry machte endlich Ernst und erzwang sich den Eintritt ins Land. Er begegnete den Japanern, um sie zu gewinnen, mit großer Achtung und überreichte ihnen namens seiner Regierung interessante Geschenke, darunter einen Telegraphen und ein: kleine Eisenbahn. Diese beiden Dinge wurden am meisten an gestaunt. Die Eisenbahn lief im Kreise umher. Der Personen wagen war allerdings so klein, daß ein Erwachsener nicht darin zu sitzen vermochte. Trotzdem ließen sich die vornehmen Japaner das Vergnügen einer Rundfahrt nicht nehmen. Sie legten sich quer auf das Dach des Wagens, mit beiden Händen sich ängst lich anklammernd. Als Gegengeschenk erhielten die Amerikaner Reis, getrocknete Fische, Hunde, Porzellantassen, Fächer usw. Die Japaner sind überaus neugierig. Nachdem das Volk seine Scheu vor den Fremden überwunden hatte, wurde jeder Amerikaner, der an das Land kam, eifrig durchsucht. Es er folgten nunmehr gegenseitige Einladungen. Die Japaner zeigten sich dabei als recht unbescheidene Gäste. Sie aßen und tranken im Uebermaß und steckten außerdem ein, was sie erlangen konnten. Nach vielem Hin- und Herreden kam endlich am 31. März 1854 ein Handels- und Freundschaftsvertrag zwischen Japan und den Vereinigten Staaten zu stände. Den Amerikanern wurden einige Häfen eröffnet. Sie erhielten das Recht, Han del zu treiben und einen Konsul senden zu können. Schiff brüchige sollten fortab freundlich ausgenommen und unterstützt werden. Das Innere des Landes blieb den Fremden zunächst noch verschlossen. Von nun an trat Japan immer mehr aus seiner Zurück gezogenheit heraus. Bald schlossen auch die Holländer, Eng länder und Preußen ähnliche Verträge ab. Im Lande selbst freilich gab es noch eine mächtige Partei, welche die neue Lage der Dinge mißbilligte und die Regierung heftig anfeindete. Es kam zu Aufständen, und im Jahre 1863 wurden den Ausländern noch einmal alle Häfen verboten. Doch dies Verbot hielt sich nicht lange, und bald waren die Japaner selbst eifrig bemüht ihrem Lande die Segnungen der fremden Kultur zu gewinnen. Die Reisen außer Landes wurden gestattet. Japanische Jüng linge gingen zu ihrer Ausbildung nach Amerika und Europa. Der Mikado oder Kaiser sorgte für Unterrichtsanstalten. Das