Volltext Seite (XML)
Freyschlag stand wie zu Stein erstarrt. Er hatte ! Leonore stets als Kamerad betrachtet, es war ihm nie in den Sinn gekommen, sie zu begehren, nie hatte eine Stimme in seinem Herzen für sie gefprochen, denn das Ideal, das er sich gestaltet, hatte auch nicht einen Zug gemein mit dem selbständigen, jedem Herkommen spottenden Wesen Leonore's. Er fühlte, daß er sich entschuldigen müsse und doch schnürte ihm die Enttäuschung über ihr Betragen fast die Kehle zu. „Ich bedauere Ihren Irrtum," begann er deshalb stockend. „Enden wir dies Gespräch, Graf Freyschlag, jedes Wort, das wir noch wechseln, ist zu viel!" „So habe ich nichts mehr hier zu suchen, gnädiges Fräulein. Leben Sie wohl, vielleicht kommt einst die Stunde, da Sie mir gerecht werden und einsehen, wie schwer Sie geirrt haben," entgegnete Horst mit Würde, verbeugte sich und ging hastigen Schrittes davon. ihrer schnellen Abreise ist der drohende Verlust ihres Ver mögens." Horst's Antlitz hellte sich auf, kannte doch auch er zur Genüge Leo's kostspielige Liebhabereien. Nun, was thut es, wenn Ihr einige Tausend Mark weniger Einkommen habt?" „Du vergißt, Horst, daß ich quittieren muß, wenn ich Karoline's Gatte werden will und nur, um mich einzu schränken, gebe ich meine Freiheit nicht auf." „Ist das die Summe Deiner Liebe zu dem Mädchen, Leo?" Der junge Offizier wendete sich verlegen ab vor dem sprühenden Blick, der ihn aus des Freundes Augen traf. „Die ganze Verbindung war ja mehr Verstandssache," stieß er schließlich hervor, ohne den Blick zu erheben, Mutter wünschte es und auch Leonore." „Natürlich, sie auch!" brach Horst unmutig aus. „Deine schöne Schwester sah in dem armen Kinde eine Von Marta Philtp in San Francisco. Schule spielen. „Horst!" schrie Leonore ihm nach. Er zögerte, doch sein Stolz behielt die Oberhand. Uneigennützige Freundschaft hatte er gesucht, war es sein Fehler, wenn sie Liebe zu finden glaubte? — Lini fort! Das war der einzige Gedanke, der ihn quälte. — Zurückgekehrt in seine elegante Wohnung an der Poppelsdorfer Allee, fand er Leo seiner harrend. Horst war nicht eben angenehm berührt, nach der Seene mit Leonore nun auch dem Bruder zu begegnen. Leo machte aber ein solch verzweifeltes Gesicht, daß Horst sich wider Willen veranlaßt fühlte, den jungen Offizier nach seinem Kummer zu fragen. „Da soll man nicht den Mut verlieren und nicht verzweifeln, wenn das Schicksal uns so übel milspielt! Karoline ist nach Hause zurückgereist, ohne mir Lebewohl zu sagen." „Ist verletzte Eitelkeit Dein einziger Kummer?" frug Freyschlag spöttisch. „Wenn es damit genug wäre, Horst! Die Ursache Nebenbuhlerin, die unbedingt unschädlich gemacht werden mußte. — O, Lini, mein Liebling, Du warst in schlechte Hände geraten! Wirf Dein Geld von Dir, sei mein; so wie Du bist, liebe ich Dich namenlos!" Leo horchte erstaunt auf diesen Ausbruch einer Leiden schaft, die sr bisher hinter dem kühlen Benehmen Horst's nicht vermutet hatte. „Nun, ich merke schon, daß ich mich habe von Leonore düpieren lassen! — Warum nahmst Du Deinen Abschied, Horst?" frug Leo plötzlich. Der Angeredete errötete unwillkürlich, doch Ausflüchte waren seiner edlen Natur fremd, daher erwiderte er in ruhigem Tone: „In der Absicht, mich zu verheiraten, und weil ich sehnlichst hoffte, Lini zu gewinnen, der seit vorigen Herbst mein Herz gehört. Nur Deiner Kousine verändertes Be- nehmem konnte mich zurückhalten, ihr meine Hand anzu tragen. Ein Freyschlag hat sich noch niemals einen Korb geholt, deshalb beschloß ich, günstigere Zeiten abzuwarten. Freilich ahnte ich nicht, welch' teufliche Bosheit hinter