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WMIt w Wk«ff Erscheint i> wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), j M. 30 j)f., durch die Post bezogen s N7k. 55 Pf. Einzelne Nummern s0 Pf. ThmM Uchtll, Menleh« md die UmMM. Inserate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Ugl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Ugl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt- Truck und Vertag von Martin Berger in Firma H. A. Borger m Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H A. Berger daielbck. No. 123. ! Dienstag, de» 22. Oktober I8W. Die Uebergabe von Metz. Ein Gedrnkblatt zum 27. Oktober. In der Reihe der erhebenden patriotischen Gedenktage aus der großen Zeit von 1870/71 ist für unser Volk wiederum ein bedeutsames Datum herangenaht. Am bevorstehenden 27. Oktober werden fünfundzwanzig Jahre verflossen sein, daß die Festung Metz mit der in ihr eingeschlossenen Armee Bazaine's bedingungs los vor dem deutschen Heerführer Prinzen Friedrich Kar! von Preußen kapitulirte, ein Ereigniß, welches damals im deutschen Vaterlande überall stürmischen und berechtigten Jubel hervor rief. Vor allem dies wegen der nationalen Seite des gewaltigen Ereignisses. Gleich dem Raube Straßburgs durch den Sonnen könig Ludwigs XlV. hatte auch der schon 130 Jahre früher er folgte Verlust der ehemaligen Reichsstadt Metz an den wälschen Erbfeind immer auf dem deutschen Volksbewußtsein gelastet, mochte auch zeitweise die Erinnerung an jene schmachvollen Vor gänge inmitten des langen Elends politischer und nationaler Zerrissenheit Deutschlands fast ausgelöscht erscheinen. Um so mächtiger war darum der Eindruck, den der Fall Straßburgs wie die genau einen Monat später erfolgte Uebergabe von Mch im Kriege Alldeutschlands gegen Frankreich allenthalben in unserem Vaterlands hervorriefen, man wußte, daß hiermit altes deutsches Land wieder zurückgewonnen war, und überall herrschte Einig keit darüber, daß Straßburg und Metz nunmehr für immer mit dem Mutterlande vereinigt bleiben müßten. Aber allerdings übertraf die militärische Bedeutung der Zurückeroberung von Metz ganz erheblich diejenige der Capitu- lation Straßburgs. Als die starke Moselveste von den deutschen Waffen im Vereine mit einem mächtigen Bundesgenossen, dem Hunger, bezwungen worden war, da fiel mit ihr auch die zweite große Armee des bei Sedan in den Staub geworfenen kaiser lichen Frankreichs, noch 173000 Mann stark, in deutsche Ge fangenschaft, ein Waffenersolz, der wie jener von Sedan seines Gleichen in der Kriegsgeschichte der Völker suchte und noch zu suchen hat. Zugleich wurde es jetzt der obersten deutschen Heereö- führung ermöglicht, die bei Metz freigewordenen bedeutenden Truppenmassen nach dem Westen deS feindlichen Landes, vor Allem nach der Loire, zu werfen, wo die inzwischen von Gam betta „aus dem Boden gestampften" Volksheere der neuen Re publik zu bedrohlicher Stärke h-rangewachsen waren Die von der Mosel in Eilmärschen herrmmaschirten Corps der bisherigen Armee des Prinzen Friedrich Karl kamen eben gerade noch zu recht, um der deutschen Belagerungs-Armee vor Paris den Rücken Nach verschiedenen Richtungen hin wieder frei zu machen und die französischen Versuche, von der Provinz aus der Hauptstadt endlich Rettung zu bringen, kräftigst zu vereiteln. Man kann darum gewiß sagen, daß der Fall von Metz die Vorbedingung für die Kapitulation der französischen Hauptstadt selber war und so stellt wohl das Ereigniß vom 27. Oktober 1870 eine der wichtigsten militärischen Wendungen im gesammten deutsch-fran zösischen Kriege dar. Nur war aber dieses bedeutsame Ergebniß erst nach schweren und blutigen Kämpfen für die Deutschen erzielt worden. Die Schlachten vom 14., 16. und 18. August 1870, welche der Einschließung der Bazaini'schen Armee in den Mauern von Metz vorausgegangen waren, hatten auch deutscherseits furcht bare Verluste gefordert, und weiter verlangte auch die Periode der zehnwöchigen Einschließung der Riesenfestung noch so manche Opfer von deutscher Seite durch Ausfallsgefechte und Krank heiten. All' jener tausende von wackeren deutschen Streitern, die in den großen Kämpfen bei Metz ibr Leben für das Vater land lußm, gilt eö drum an dem herangenahten 25jährigen Erinnerungstage des 27. Oktober zu gedenken und ihren Manen den Tribut pietätvoller Dankbarkeit zu zollen. Nicht vergeblich ist jedoch ihr Blut geflossen, der Boden, den sie damals durch ilren Heldentod erkämpft, er ist wieder deutsch geworden, und mit ihn, die altehrwürdige Hauptstadt Lothringens selber. Stolz flattert auf ihren Wällen seitdem die deutsche Fahne, und hoffent lich wird Metz auch für alle Zukunft unser bleiben, ein Boll- werk gegen weitere Angriffsgelüste von französischer Seite. Tagesgeschichte. Wörth, ig, Oktober. Die Rede des Generaladjutanten Generals der Infanterie v. Mischke bei der Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals schilderte in warmen begeisterten Worten „die herrliche Gestalt des Kronprinzen, leinen von d.ulsch-nativnalen Gedanken erfüllten Geist und seine feste Zu versicht, daß dec Preis des Kampfes das unter der Kaiserkrone wiedervereinte deutsche Vaterland sein würde." Der Redner wies hin auf „die Liebe und das freudige Vertrauen, mit welchem die süddeutschen Brüder, Fürsten und Völker, Soldaten wie Ossiziere die Ernennung des Kronprinzen zum Führer der süd deutschen Truppen aufnahmen." Insbesondere erinnerte der Redner an die fürstliche Vorstellung in München, wo der edle König von Bayern dem Kronprinzen die ritterliche Hand dar bot und wie bei diesem unvergeßlichen Bilde ein gewaltiger Sturm des Beifalls dos Haus durchbrauste. Ein gleicher sympathischer Empfang wurde dem Kronprinzen von den Bun desfürsten und der Bevölkerung in Württemberg und Baden zu theil. Und alsdann die eisernen Würfel ins Rollen kamen, die Höhen von Weißenburg erstürmt waren, erfolgte bei Wörth die erste große Schlacht. Weit über die unmittelbaren taktischen Erfolge hinaus war dieser Sieg folgen- und bedeutungsschwer sowohl für den weiteren Gang der kriegerischen Ereignisse, wie für die Gestaltung der allgemeinen politischen Loge. Mit Staunen sah die Welt, was deutsche Kraft vermag. Bei Wörth ent stand das schöne Losungswort: „Unser Fritz!", welches ihm fortan zum schönsten und liebsten Reis seines reichen Ruhm und Ehrenkranzcs wurde. Und sobald die blutige Arbeit ge schehen war, dann erschien er, ein königlicher Samariter, ein edler Retter und Tröster für Freund und Feind." Redner erinnerte hier an die ergreifende Szene, wie der Kronprinz den tödtlich verwundeten Major v. Kaysenberg umarmte, wie er an der Leiche des Generals Abel Douai stand und dem sterbenden französischen General Raoult die Hand reichte. General von Mischke gedachte sodann der treuen und tapferen Mitgehilfen des Kronprinzen, desschlachtenkundigen, stets stegeszuversichtlichen Blumenthal, Kirchbachs, des Mannes von echtem deutschen Schrot und Korn, der klassischen Heldengestalt Hartmanns und von der Tann, der tapferen Mitarbeit der württemberglschen und badischen Truppen und Führer, Redner schloß mit der Erinnerung an den Heimgang des königlichen Dulders: „Am Tage von Ferbellin und Waterloo, da trugen wir ihn hinaus, sein treues Schlachtroß „Wörth" unmittelbar dem Sarge folgend, mr selbstgewählten Stätte des Friedens. Wohl prangte die Natur im schönsten Frühlingsschmuck, die Waldvögel sangen ihrem Herrn und Liebling das Abschiedslied, aber von den Thürmen der Stadt tönte dumpfes Trauergeläut, die Trommeln wirbelten gedämpft, die Fahnen waren umflort, tiefes Weh war in die Herzen aller eingezogen. Er ward begraben, aber nicht vergessen. Länger, als dos von Meisterhand von Stein und Erz geformte Bild den leiblichen Augen sichtbar sein wird, wird seine hehre Lichtgestalt der Seele der Nation vorschweben, so lange Preußens Aar nicht der Sonne weicht, solange deutsche Treue nicht in der Welt gestorben sein wird — Kaiser Friedrich dec Edle. Nun, ihr ruhmbekränzten Feuerschlünde, die ihr vor 25 Jahren an dieser Stätte Tod und Verderben in des Feindes Reihen schleudertet, ruft heute einen ehernen Festesgruß hinauf zu den Wolken! Drommeten, erschallet! Ihr mit Eichenlaub geschmückten Fahnen, senk- Euch vor dem königlichen Sieger! Auf allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers falle die Hülle mit unserem Schlachtenrufe: Es lebe Seine Majestät der Kaiser! Hurrra! Hurrah! Hurrah!" — Die Ansprache des Kaisers bei der Enthüllung des Denkmals für Kaiser Friedrich lautet wie folgt: „Meine hochverehrten Kriegskameraden Meines Herrn Vaters und sonst versammelte Herren! Im Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich habe Ich Ihnen Ihrer Majestät und Meines Hauses Dank dafür auszusprechen, daß Sie es sich nicht haben nehmen lassen wollen, Uns dieses herrliche Denkmal errichten zu helfen und am heutigen Tage zu erscheinen. Tiefbewegten Herzens verweilt hier heute Meine hohe Frau Mutter, daran denkend, daß es ihr am Arme ihres Herrn Gemahls vergönnt gewesen, an dieser Stelle aus seinem eigenen Munde die Kunde über den ersten von ihm erfochtenen Sieg zu vernehmen. Ich spreche Ihrer Majestät daher ganz besonderen Dank dafür aus, daß sie dis Gnade gehabt hat, sich hier einzufinden, wo nunmehr dieses herrliche Bild Meines Herrn Vaters aufgerichtet worden ist. Was wir über ihn ver nommen haben, konnte nicht schöner und nicht bewegter ge schildert werden. Was wir aber fühlen angesichts dieses Stand bildes und in Anbetracht der 25. Wiederkehr der großen Zeit der Wiedergeburt unseres Vaterlandes, hier zumal, wo zuerst süddeutsches und norddeutsches Blut zu dem Kitt sich vereinigten, der unser Deutsches Reich wieder hat bauen helfen — das bewegt tief unser aller Herz! Und wir Jüngeren vor allen, wir geloben im Anblick des hohen Siegers, unseres Kaisers, das zu halten, was er uns erfochten hat und die Krone zu wahren, die cr schmiedete, dieses Reichsland, gegen wen es auch sei, zu schirmen und deutsch zu halten, so wahr uns Gott helfe und unser deutsches Schwert! Nun wollen wir alle einstimmen in den Ruf: „Meine hohe Frau Mutter, durch deren Erscheinen dec heutige Tag gekrönt wird, Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich dreimal Hurrah!" — Der glänzende Verlauf der bereits gemeldeten Enthüllungsfeier des Kaiser Friedrich-Denkmals machte auf alle Theilnehmer einen unvergänglichen Eindruck. Der Weg von Wörlh bis zum Denkmal war von einer Reihe der sämmtlich Spalier bildenden Elsässer Kriegervereine besetzt. Rechts und links standen die Träger der mit Eichenlaub ge schmückten Fahnen und Standarden aller preußischen, bayerischen, badischen und württembergischen Regimenter, deren Chef Kaiser Friedrich gewesen ist. Der Kaiser hatte die Uniform der Pasewalker Kürassiere angelegt und begab sich zu Pferde vom Bahnhöfe zum Denkmalsplatze, während die Kaiserin in vierspännigem Wagen dorihin fuhr und ebenso Kaiserin Friedrich, welch letztere in tiefster Trauer erschien. Der Kaiser ritt zunächst die Fronten der um das Denkmal aufgestellten Truppen ab sund befahl als dann auf die Bitte des Statthalters den Beginn der Feier. Nach den ergreifenden Worten des Festredners, General der Infanterie v. Mischke dankte Se. Majestät tiefbewegt für seine schöne Rede. Auch die Kaiserin und die Kaiserin Friedrich waren aufs tiefste gerührt, namentlich, als der Kaiser den Degen zog und das Kommando zum Präsentiren gab und darauf die Hülle des prachtvollen Denkmals fiel. Kanonen donner und tausendstimmiges Hurrah durchdrangen in diesem Augenblick die Luft. Als der Kaiser nach Wörth und Fröschweiler ritt, bog er nach dem Bayern-Denkmal ein und richtete an die da selbst ausgestellten bayrischen Veteranen huldvolle Worte, u. A. äußernd: „Hier habt Ihr Bayern einen heißen Tag gehabt, im Namen und Andenken Meines Vaters und Großvaters danke Ich Euch nochmals dafür!" Im Anschlusse an die Denkmalsfeier nahmen der Kaiser, die Kaiserin und die übrigen Fürstlichkeiten em Frühstück beim Grafen Dürckheim-Montmartin ein und reisten dann nach Straßburg weiter. Gegen 5 Uhr Nachmittags traf der kaiserliche Sonderzug in Straßburg ein und erfolgte alsbald die Einfahrt der hochfürstlichen Herrschaften in die herrlich ge schmückte Stadt unter brausendem Jubel der dichtgedrängten Menschenmassen. Abends 7V- Uhr begann das Festmahl im Kaiserpalaste; bei demselben nahm der Kaiser zwischen der Kaiserin Friedrich und seiner hohen Gemahlin Platz. Rechts von der Kaiserin Friedrich saßen zunächst der Großherzog von Baden und die Prinzessin Heinrich von Preußen, links ^oon der Kaiserin Auguste Viktoria saßen zunächst der Königen Württemberg und die Großherzogin von Baden. Den Platz gegenüber dem Kaiser hatte der Statthalter der Reichslande inne, zu dessen Rechten der Reichskanzler Fürst Hohenlohe saß. Abends erglänzte Straßburg theilweise in-prächtiger Illumination, deren Mittelpunkt die wundervolle Beleuchtung des Münsters bildete. Endloser Jubel der Menge brach aus, als das Kaiser paar am Schluffe des Zapfenstreiches sauf dem Balkon des kaiserlichen Palastes erschien; wiederholt verneigten sich die Majestäten zum Danke für die ihnen dargebrachten Huldigungen. Der Kaiser und die Kaiser ins?sind am Sonntag früh acht Uhr, von Straßburg per Extrazug kommend, wieder in Potsdam eingetroffen. Ueber den Aufenthalt des Kaiserpaa- res in Straßburg wird noch gemeldet, daß die Kaiserin das evangelische Vereinshaus und das Münster besuchte, während der Kaiser die große Schanze bei Mutzig einer Besichtigung unterzog. Der Kaiser und die Kaiserin wurden überall von der zahlreich auf den Wegen versammelten Straßburger Be völkerung freudig begrüßt. Zum Bahnhnse in ^Straßburg gaben der Großherzog und die^Großherzogin von Baden dem Kaiserpaare das Geleit und erfolgte die Abiahrt des kaiser lichen Zuges unter brausendem Hurrah der nach Tausenden zählenden Zuschauer am Bahnhof. Aus Metz kommt die erfreuliche Nachricht, daß der bekannte franzosenfreundliche Reichstagsabgeordnete Haas „wegen drin gender Familienverhältnisse" sein Reichstagsmandat niedergelegt hat. Haas Sohn ist französischer Offizier. Der Besuch des Fürsten L och anwffIn Bersin, soll wie neuere Zeitungsinformationen wissen wollen, eine ganz neue bedeutsame Phase in dem deutsch-russischen Verhältnisse einge leitet haben. Dieselbe sei namentlich durch-die^Petersburger Reise des deutschen Reichskanzlers vorbereitet worden und würden sich ihre Wirkungen schon baldigst bemerkbar machen. Die häßlichen croatischen Straßendemonstrationen in Agram während des Kaiserbesuches werden, wie jetzt feststeht, keine ernsteren Folgen nach sich ziehen. Wenn sie auch unver kennbar einen gewissen politischen Hintergedanken besitzen, so charakterisiren sie sich in der Hauptsache doch nur als Dumme- Jungen-Streiche, deren eigentlichen Urheber die chauvinistischen croatischen Studenten der Agramer Universität,/ ihre entsprechende Strafe erhalten werden. Als Rädelsführer bei den Agramer Unruhen wird der Student Stephan Radics bezeichnet, der wegen politischer Umtriebe schon früher von der Agramer Universität relagirt wurde. Er ging dann nach Prag, von wo ihn aber die Polizei wegen seiner panslawitischen Agitationen auswie«.