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Erscheint ß wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), j Mk. 30 j)f., durch die j)ost bezogen j Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern s0 Pf. Ham-t, Mm, Mtnlehn md die UmMM». Imlsblull Inserate werden Montags, Mittwochs mtd freitags bis spätestens Mittags j2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff- sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger m Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 112. Sonnabend, den 21. September 18W. Bekanntmachung. Freitag, den 27. und Sonnabend, den 28. September d. I. bleiben die Aanzleilskalitäten der königlichen Amtshauptmannschaft wegen deren Reinigung gesvklossvn und werden an beiden Tagen nur dringliche Geschäfte erledigt. Meißen, am 18. September 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. vsn Schroeter. Donnerstag, den 26. dies. Mon., 11 Uhr Bormittags gelangen in dem Dorfe Blankenstein 7 Kühe und 1 Zuchtbulle gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Versammlung der Bieter: In der Mai'schen Gastwirthschast daselbst. Wilsdruff, den 16. September 1895. Sekr. Busch, Ger.-Vollz. Bekanntmachung. Den SV. dieses Monats ist der II. Termin Einkommensteuer, ferner der bereits ausgeschriebene Beitrag zum Aufwande der Handels- und Gewerbe kammer zu Dresden, sowie der lil. Termin Landrente und Landeskulturrente, und vom 1. bis spätestens den 14. nächsten Monats der II. Termin Immsbiliar- Brandversicherungsbeiträge nach 1 Pf. für die Beitragseinheit und beziehentlich der Beitrag zur freiwilligen Versicherungsabtheilung, sowie das III. Vierteljahr Schulgeld an die Stadtkämmerei zu entrichten. Bezüglich der Einkommensteuer wird hiermit noch Folgendes bekannt gegeben: Nach § 47 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 hat Derjenige, welcher im Laufe des Steuerjahres beitragspflichtig wird, dies b'nnm drei Wochen, vom Eintritte des die Beitragspflicht begründenden Verhältnisses an gerechnet, der Gemeindebehörde anzuzeigen und ihr auf Erfordern die zur Feststellung seines Steuerbetrages nöihigen Angaben zu machen. Nach § 72 des erwähnten Gesetzes kann mit Geldstrafe bis zu 50 Mark belegt werden, wer die vorgeschriebene Anzeige seines Eintritts in ein die Beitragspflicht begründendes Vcrhältniß unterläßt. Unter Hinweis auf diese Bestimmungen ergeht daher an alle Personen, welche im Laufe dieses Jahres im hiesigen Orte beitragspflichtig geworden sind cder noch werden, beziehentlich an deren gesetzliche Vertreter hiermit die Aufforderung, schriftlich oder mündlich bei der hiesigen Stadtsteuereinnahme entsprechende Anzeige zu erstatten. Wilsdruff, am 19. September 1895. Der Stadtrath daselbst. Licker, Brgmstr. Dienstag, den 24. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr öffentliche Studtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 20. September 1895. Der Stadtgemeinderat h. Licker, Brgmstr. Aus Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigcn Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. (Nachdruck verboten.) 23. Der Fall Straßburgs. Unter all' den furchtbaren Gräueln, wie sie der Krieg mit sich bringt, war es die Festung Straßburg, welche die Leiden einer Belagerung in schwerstem Maße auskosten mußte. Groß war die nationale Begeisterung in Deutschland, als die Nach richt kam, daß die ehemals deutsche Stadt wieder deutsch werden solle, groß war aber auch der Schmerz, als die Leidenstage der Stadt und Festung bekannt wurden und groß endlich war die Hilfe, die nach dem Falle der Festung den Bewohnern gespendet wurde. Zwei Gründe kamen namentlich in Betracht, welche den Krieg für Straßburg noch schmerzvoller machten, als für das übrige Frankreich. Die altehrwürdige Hauptstadt vom Elsaß, die einst aus verrätherische Weise dem deutschen Reiche entrissen worden, hatte sich mit der Zeit in ihr Schicksal ge funden. Wax bis zur großen französischen Revolution Ge wöhnung an die neuen Zustände gewesen, so war es darnach wirkliche Sympathie, welche Straßburg mit Frankreich verband; denn gerade im Elsaß kamen die Vortheile der durch die Revo lution neu geschaffenen Zustände besonders zur Geltung. So war denn Straßburg trotz aller deutschen Anklänge in Namen, Sprache und Sitten zur französisch geworden und unter dem Kaiserreiche umsomehr geblieben, als es sich der besonderen Gunst der Regierung zu erfreuen hatte. Als es nun zur Be lagerung der Festung kam, suchte die Bevölkerung nicht nur keinen Druck auf den Kommandanten behufs Uebergabe der Festung auszuüben vielmehr stand sie ihm in jeder Weise bei, die Kapitulation so weit als möglich hinauszuschieben. Dies der eine Grund der langen Leidenszeit. Der andere war folgender. Man hatte es in Frankreich, wie bereits wiederholt erwähnt und bewiesen, für selbstverständlich erachtet, daß der Krieg auf deutschem Boden ausgefochten werden würde und man hatte es unterlassen, für die Festungen die Vertheidigungs- anstalten vollständig zu treffen, u. A. durch detachirte Forts den Feind in der Ferne zu halten. Es ist begreiflich, daß die Leiden für die Stadt und Bürgerschaft um so größer sein mußten, je leichter es dem Feinde gemacht wurde, den Angriff aus nächster Nähe zu führen. Gleich nach der Schlacht bei Wörth waren die Landleutc massenhaft nach Straßburg geströmt. Die Aufforderung eines Parlamentärs, die Festung zu übergeben, wurde zurückgewiesen und vom Kommandanten General Uhrich am 10. August mit einer Proklamation beantwortet, daß die Stadt, mit Besatzung, Geschütz und Proviant reichlich versehen, sich aufs Aeußerste vertheidigen werde. Und der energische Befehlshaber hat sein Wort treu gehalten. Die Garnison, auf 15,000 Mann be rechnet, betrug 23,000 Mann Alles in Allem. Bereits am 13. August hatten badische Truppen, welche anfangs unter General Reiher die Einschließung allein vor nahmen, die Dörfer Schiltigheim, Bischheim, Hausbergen, Königshofen besetzt und somit die Stadt vom inneren Lande abgeschnittcn. Am 15. August bereits flogen die ersten Granaten in die Stadt, auf Häusern und Dächern manche Verwüstungen anrichtend, zum großen Entsetzen der Bewohner, die von solcher Gewalt und Tragweite des feindlichen Geschützes keinen Begriff hatten. Jndeß war das ja nur ein kleines Vorspiel. Die Be lagerungsarmee wurde durch preußische Truppen verstärkt und die ganze Armee, ca. 50,000 Mann, unter dem Oberbefehl des entschlossenen und energischen Generals von Werder gestellt, der die Rheinstadt von allen Seiten einschloß und Anstalten zum Bombardement traf. Der Festungskommandant Uhrich lehnte die wiederholten Aufforderungen zur Uebergabe ab und da er sich weigerte, seinen Beobachtungsposten auf dem Münster zu entfernen, mußte auch dieses herrliche Denkmal deutscher Baukunst in den Kreis der Beschießung gezogen werden. Werder hatte, als er das Bombardement anordnete, den Plan, die Kasernen, Waffenplätze und Magazine zu zerstören und zugleich die Einwohner durch Einschüchterung dahin zu bringen, daß sie den Festungs-Kommandanten zur Kapitulation zu be wegen suchten. Von den Franzosen ist das Bombardement Straßburgs als ein Akt der Barbarei erklärt worden; allein das Bombardement der offenen Städte Kehl und Saarbrücken, beides durchaus nicht nothwendig, war entschieden eine weit größere Barbarei. Auch war es französische Schuld, daß Kunst schätze und die Stadtbibliothek mit unschätzbaren Manuskripten und Urkunden der Kriegsfurie zum Opfer fielen; die Sorglosig keit, die sich bei den militärischen Vorkehrungen zeigte, hatte es nicht für nöthig erachtet, derartig werthvolle Sachen rechtzeitig zu sichern. Vom 18. August an folgten Geschosse auf Geschosse, so daß die Beerdigungen nicht mehr auf den gewöhnlichen außer halb der Mauern gelegenen Friedhöfen vorgenommen werden konnten, sondern der botanische Garten zum Todtenfelde ge wählt wurde. Besonders furchtbar wüthete das Bombardement am 24. August. In dieser Nacht brachen zahlreiche Brände aus, denen wehrhafte Männer vergeblich Einhalt zu thun sich bemühten. Ein ungeheurer rother Widerschein beleuchtete schauerlich die ganze Stadt. Das Gemäldemuseum, die Neu kirche, die Stadtbibliothek, die schönen Häuser der vornehmen Stadttheile, ganze Straßen, vor allen die Steinstraße, wurden Ruinen und Schutthaufen. Die Bevölkerung flüchtete in die Keller, ohne indeß daselbst sicher zu sein. Am 25. August versuchte der Bischof von Straßburg im deutschen Hauptquartier eine Vermittelung zu bewirken, eine Schonung der Stadt und der Bürgerschaft zu erbitten; da jedoch der Kommandant Uhrich jedes Zugeständnis verweigerte, konnte er nichts erreichen. Nicht einmal den Frauen, Kindern und Greisen durfte der Abzug ge stattet werden, weil dadurch die Hungersnoth, ein mächtiger Verbündeter der Belagerer, verzögert worden wäre. So dauerte denn das schreckliche Schauspiel am 26. und 27. August fort. Der Gedanke einer Uebergabe wurde von der Garnison wie von der Nationalgarde entschieden abgewiesen; die gesammte Bürgerschaft verschmähte es, den Kommandanten durch Vor stellungen zum Nachgeben zu bringen. Man richtete die öffent lichen Gebäude zu Nothwohnungen ein, man fing auch an zu hungern, als die Lebensmittel immer seltener und theurer wurden. Zu dem hartnäckigen Widerstande trugen auch die Nachrichten bei, welche fortgesetzt in der Stadt über französische Siege und herannahende Entsatzheere verbreitet wurden. Während General von Werder auf dem linken Rheinufer das Geschützfeuer gegen die Stadt richtete, hatten auf der rechten Stromseite die badischen Batterien oberhalb Kehl die Modelle mit großem Erfolge bombardirt und die Militärgebäude und Magazine in Trümmer geschossen. Da ließ zur Wiederver geltung der französische Kommandant die offene Stadt Kehl in Brand schießen, eine Maßregel, die strategisch kaum zu recht fertigen war, weil die Batterien weit von dem Orte entfernt standen. Gegen Ende August war die deutsche Artillerie so vollständig, daß Werder, einsehend, daß das Bombardement nicht den gewünschten Erfolg hatte, zur regelmäßigen Belagerung überging. Zu dem Zwecke ließ er auf der Nordwestseite von Schiltigheim bis Königshofen eine großartige Angriffslinie er richten und mit weitreichenden Geschützen versehen. Dieser ersten Parallele folgte am 1. September mehr nach der Stadt zu die zweite kürzere Parallele, beide mit furchtbaren Batterien von Mörsern und Shrapnells versehen, welche gegen die Be festigungswerke ein mörderisches Feuer eröffneten. Vergebens versuchten die Belagerten, welche fortgesetzt in kleineren und tapferen Gefechten die Arbeiten der Deutschen zu stören gesucht hatten, durch zwei gleichzeitige Ausfälle gegen Norden auf die Inseln Wacken und Jors und südwärts gegen den Bahnhof vor dem Austerlitzthor die Werke zu zerstören; sie wurden nach kurzem Gefecht zurückgeschlagen. Unter steten Kämpfen wurden an den folgenden Tagen und Nächten die gefahrvollen Graben arbeiten fortgeführt, so daß bald eine dritte Parallele den Glacis« fuß der Lünette 53 und 52 berührte und nun die Breschbatterien