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WrM Wn, Mtnlthn md dik AmMM Imtsblatt No. 105 Donnerstag, den 3. September 1895 Bräsel. Wolfframm. i i. Die 25jährige Jubelfeier des ruhmreichen Schlachtentages von Sednn «m 1. und 2. September 1895 in den Mauern Wilsdruffs. Erscheint § wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, s Blk. SO Pf., durch die Post bezogen j Mk.SS pf. Einzelne Numniern (0 Pf. um das Vaterland und um die deutsche Sache erworben haben!" — Fürst Bismarck antwortete: Ew. Majestät lege ich meinen ehrfurchtsvollen Dank zu Fühen für die gnädige telegraphische Begrüßung am heutigen Tage und für Ew. Majestät huldreiche Anerkennung meiner Mitarbeit an dem nationalen Werke des hochseligen Kaisers. Der Besitzer der „Kölnischen Zeitung", Neven-Dumont, hat anläßlich der Eedanfeier 60000 Mark gestiftet. Mit diesem Kapital soll eine Wittwen- und Waisenkaffe für die Arbeiter der Druckerei gegründet werden. Essen. Die Veteranen der Kruppschen Werke, ungefähr 1000 Mann, erhielten heute früh vom Geh. Rath Krupp jeder einen neuen 100-Mark-Schein als Ehrengabe. Die „Nordd. Allg. Ztg." benutzt eine Betrachtung über das Sedanfest abermals zu einem Vorstoß gegen die sozial demokratische Presse. In ihren Auslassungen heißt es zum Schluffe! „Diese Verführer unseres Volkes, die eine Saat ausstreuen, die, wenn sie ungehindert aufgeht, das bei Sedan Gewonnene überwuchern und ersticken und uns am letzten Ende wieder rauben würde, müssen also zurückzedrängt und aus dem Einfluß, den sie auf eine leicht bethörte Menge ausüben, ge bracht werden. Für die Erreichung dieses Zieles seine ganze Kraft einzusetzen, dos muß der Entschluß sein, den jeder Pa triot aus der diesjährigen Sedanfeier mit fortnimmt, sofern er mit seiner aus vollem Herzen stammenden Begeisterung auch ein klares Urtheil des Verstandes Hand in Hand gehen läßt." Die Sozialdemokraten verbreiteten in München 20000 Flugblätter, in denen sie von einem cäsaristischen Charakter der Siegesfeste reden und dagegen protestiren. Das Flugblatt schließt: „Nieder mit dem Militarismus! Nieder mit dem Krieg! Hoch der Friede!" Breslau, 3 September. Wie die „Bresl. Ztg." aus Schneidemühl meldet, ist der katholische Pfarrer Wodda aus Friebheim nach dem Lesen der Messe unter Vergiftungser scheinungen gestorben. Der Wein, welchen der Pfarrer beim Meßopfer getrunken hat, war vergiftet; der Rest des Weines sammt dem Behälter und Pokal wurde polizeilich beschlagnahmt und die Staatsanwaltschaft sofort benachrichtigt. Moskau, 2. September. Zwischen den Stationen Op- tucha und Pesotschnaja der Moskau-Kursk-Eisenbahn streß ein Personcnzug mit einem Güierzug zusammen. Beide Lokomotiven und 15 Wagen sind total zertrümmert. 18 Personen sind tobt, 5 Personen schwer verletzt. Dem „N. W. T." wird aus Paris im Drathwege mit- gelheilt: König Alexander von Serbien nahm, begleitet von dem 24jährigen Schwimmmeister Sarasola in Biarritz ein Bad, als eine große Welle die beiden Badenden erfaßte und mit sich wegriß. Dank seiner Kaltblütigkeit gelang es dem Könige, sich zu retten, während der Schwimmmeister ertrank. Belgrad, 2. September. Die Errettung des Königs Alexander in Biarritz machte im ganzen Lande tiefen Eindruck. In allen Kirchen fanden Dankesgottesdienste statt. Zahlreiche Glückwunschtelegramme wurden an den König abgesandt, nach dem eine Extraausgabe des „Amtsblattes" den Vorfall bekannt gegeben hatte, welchen der Minister des Innern den Landesbe- hörben telegraphirte. Morgen vormittag 11 Uhr findet in der Kathedrale ein offizieller Dankgottesdienst statt, an dem auch das diplomatische Corps theilnimmt. Dasselbe stattete in einem gemeinschaftlichen Telegramm dem König seinen Glückwunsch ab, für den der König dem französischen Gesandten Patrimonio als Doyen dankte. Ebenso fand zwischen dem König und dem Ministerrath ein Austausch von Telegrammen statt. Tagesgeschichte. Berlin, 2. September. Bei dem heutigen Paradediner im Weißen Saale des königlichen Schlosses brachte Seine Majestät der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: „Wenn Ich am heutigen Tage einen Trinkspruch auf Meine Garde aus bringe, so geschieht es froh bewegten Herzens; denn ungewöhn lich feierlich und schön ist der heutige Tag. Den Rahmen für die heutige Parade gab ein in Begeisterung aufflammendes ganzes Volk; und das Motiv für die Begeisterung war die Erinnerung an die Gestalt, an die Persönlichkeit des großen verewigten Kaisers. Wer heute und gestern auf die mit Eichenlaub geschmückten Fahnen blickte, der kann es nicht gethan haben ohne wehmüthige Rührung im Herzen; denn der Geist und die Sprache, die aus dem Rauschen dieser zum Theil zerfetzten Feldzeichen zu uns redeten, erzählten von den Dingen, die vor 25 Jahren geschahen, von der großen Stunde, von dem großen Tage, da das Deutsche Reich wiederauferstand. Groß war der Tag und heiß war der Drang und gewaltig die Kräfte, die aufeinanderstießen. Tapfer kämpfte der Feind für seine Lorbeeren, für seine Vergangenheit, für seinen Kaiser, kämpfte mit dem Muth der Verzweiflung die tapfere französische Armee. Für ihre Güter, für ihren Herd und für ihre zukünftige Einigung kämpften die Deutschen; darum ge bührt es uns auch so warm, daß ein Jeder, der des Kaisers Rock getragen hat, oder ihn noch trägt, in diesen Tagen von der Bevölkerung besonders geehrt wird, ein einziger aufflammen der Dank gegen Kaiser Wilhelm I.! Und für uns, besonders für die Jüngeren, die Aufgabe, Dos, was der Kaiser gegründet, zu erhalten! Doch in die hohe, große Festesfreude schlägt ein Ton hinein, der wahrhaftig nicht dazu gehört, eine Rotte von Menschen, nicht werth, den Namen Deutscher zu tragen, wagt es, das deutsche Volk zu schmähen, wagt eS, die uns ge heiligte Person des allverehrten verewigten Kaisers in den Staub zu ziehen. Möge das gesammte Volk in sich die Kraft finden, diese unerhörten Angriffe zurückzuweisen! Geschieht es nicht, nun dann ruf Ich Sie, um der hochverrätherischen Schaar zu wehren, um einen Kampf zu führen, der uns befreit von solchen Elementen. Doch kann ich Mein Glas auf das Wohl meiner Garden nicht leeren, ohne Dessen zu gedenken, unter dem Sie heute vor 25 Jahren gefochten haben! Der einzige Führer der Maasarmee steht vor Ihnen! Seit 25 Jahren haben Seine Majestät der König von Sachsen alles Leid und alle Freude, die Unser Haus und Land betroffen, treulich mit Uns getheilt. Desgleichen auch Württembergs König, dessen höchste Freude es ist, in den Reihen des Garde-Husaren-Regiments gestanden und Kaiser Wilhelm gedient zu haben, und der her- bcigeeilt ist, um mit Uns in Kameradschaft den Tag zu feiern. Wir können, wie gesagt, nur geloben, Das zu erhalten, was die Herren für uns erstritten haben. Und so schließe ich denn in da« Wohl des Gardecorps ein das Wohl der beiden hohen Herren, vor Allem des Führers der Maasarmee: Se. Majestät der König von Sachsen, er lebe hoch! — nochmals hoch! — und zum dritten Male hoch!» Nach dem Trinkfpruche Seiner Majestät des Kaisers erhob sich Se. Majestät der König von Sachsen und erwidert-Folgende«: „Indem Ich Eurer Majestät in Meinem Namen und in dem Namen des Königs von Würt temberg für die gnädigen Worte danke, erlaube Ich Mir, heute noch einmal die Führung des Gardecorps zu übernehmen und in dessen Namen das Glas zu leeren aus den erhabenen Chef: Seine Majestät der Kaiser, er leb: hoch! — h^chs — hoch!» Berlin, 2. ^fpiember. Der „Reichsanzeiger» theilt mit: Der Kaiser ließ dem Fürsten Bismarck heute früh nachfolgendes Telegramm zugehen: „Heute, wo ganz Deutschland die 25. Wiederkehr de« weltgeschichtlichen Kapitulationstages von Sedan feiert, ist es mir HerzenSbedürfniß, Ew. Durchlaucht auszu sprechen, daß Ich stets mit tiefempfundener Dankbarkeit der un vergänglichen Verdienste gedenken werde, welcher Ew. Durchlaucht sich in jener großen Zeit UM Meinem hochseligen Großvater, Holzverfteigeruiig auf Grillenbtirger Staatssorffrevier. Im Gasthsfe zum Sachsenhsf bei Aliugcnberg sollen Donnerstag, den 12. September 1895, von vormittags 211 Uhr an nachstehende Brennhölzer, als: 367 Am. weiche Arennköcke und 3 Am. weiche Siockjpähne versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König!. Forstrevierverwaltung Grillenburg und König!. Forstrentamt Tharandt, am 3. September 1895. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis sO Pf. pro dreige spaltene Torpuszeile. (Fortsetzung und Schluß.) Wilsdruff, den 3. September 1895. Nachdem der 1. Festtag in wohlgelungenster Weise vorüber war, stieg am 2. September, dem denkwürdigen Scdantage wiederum die Sonne in aller Pracht am Horizont empor, das herrlichste Wetter verkündend. Bald sollten unsere Bewohner an die Bedeutuna dieses Tages erinnert werden. Früh 5 Uhr begann nnser Stadtmnsik- chor mit einer Reveille, woranf von 6—7 Uhr feierliches Glockengeläut die „Feste-Feiernde»" mahnte, sich in ihr Fest-Gewand zu kleiden und abzulassen von ihrer sonstigen täglichen Beschäftigung. Bald sollte man denn auch er- teunen, daß die Gemeinde, Jung und Alt, Reich und Arm, die Worte beherzigte: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat." Haben doch auch die Nichtsoldaten, wie die Frauen und Kinder, allen Grund, Gott zu danken, daß er in dem 25jährigen Frieden, der im Kriege erkämpft ward, ihnen Brod und Nahrung Gatten und Vater erhalten hat. Vorm. 8 Uhr begann auf dem Marktplatz die Aufstellung zu dem Festzuge zum Feldgottesdienst. Die Reihenfolge dieses Zuges war die folgende: Freiw. Feuerwehr, Schulkinder, Stadtmusikchor, Kgl. sachs. Müttarverein Wilsdruff und Umgegend, 1. Theil FestMgfrauen, die Kombattanten von 1870/71, 2. Theil Festjungfrauen, hiesige Behörden und Lehrerkollegium, Innungen uud die hiesigen Vereine, sowie eine zahlreiche Theilnahme der Bewohnerschaft Wilsdruffs und der Um gebung. Sämmtliche Theilnehmer waren mit Texten zum Gottesdienst versehen worden. Kurz nach V,9 Uhr erfolgte der Abmarsch nach dem Feldgottesdienst, welcher in dem Hofegarten abgehalten wurde. Gegen 1500 Personen nahmen hierselbst vor einem im herrlichsten Blumenschmuck prangenden und auf einem Podium errichteten Altar Auf stellung. Bald ertönte in mächtigen Akkorden das Lied „Allein Gott in der Höh sei Ehr." Ueberdcn Hörern schwirrten bei diesem Gesang zahlreiche Schwalben in stattlicher Höhe dahin, gleichsam als wollten sie theilnehmen an dem herrlichen Gesang. Nachdem der Festprediger, unser hoch verehrter Herr Pastor Ficker, welcher an denSchlachten- tagcn 1870/71 als Divisionsprediger theilgenommcn, den errichteten Altar betreten hatte, begann er mit der Vor lesung. Hierauf brachten die Gesangvereine Liedertafel, Sängerkranz und Anakreon, sowie das Stadtmusikchor das stimmungsvolle Dankgebet für Männerchor und Orchester von Kremser unter Leitung des Herrn Cantor Hientzsch zur Aufführung; diesem Gesang folgte ein Lied init der Melodie „Wie schön leucht uns der Morgenstern." Nun mehr begann Herr Pastor Ficker seine Festpredigt, alle An wesenden begeisternd hinreißend. Manches Auge wurde naß und manches Herzschlug höher, waren doch die herrlichen Worte tröstender Balsam für so manche geschlagene, noch nngehcilte Wunde. Gern möchten wir diese Predigt unsern Lesern vor Augen führen, doch des Umfanges wegen müssen wir dieses unterlassen; jedoch werden wir es in der nächsten Woche ermöglichen, sich dafür Jntcressirende durch Spezial- Abd ruck diese Predigt zugänglich zu machen. Der sich hierbei ergebende Reingewinn wird einem edlen Zwecke zu- für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst.