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Aurich find gestern 17 Gedöste mit 40 Gebäuden niederge brannt. Es wird Brandstiftung vermuthet. Friedrichsruh, 30. August. Vierzig deutsch-amerikanische Veteranen mit ihren Damen brachten heute Mittag 12 Uhr dem Fürsten Bismarck ihre Ovation dar. Vier Herren wurden zum Frühstück geladen, welches eine Stunde dauerte und unter lebhafter Unterhaltung, namentlich von Seiten des Fürsten, einen äußerst interessanten Verlauf nahm. Inzwischen hatten sich die übrigen Theilnehmer an der Huldigungsfahrt vor dem Schlosse aufgestellt. Der Fürst trat vor das Portal, schritt die Front der Veteranen ab und unterhielt sich mit vielen der selben in leutseligster Weise. Der Vorsitzende der Chicagoer militärischen Vereinigung, Notar Schlaccker, brachte ein Hoch auf den Fürsten aus, in welches alle Theilnehmer begeistert einstimmten. Fürst Bismarck toastete auf die Deutschen Amerikas und gab wiederholt seiner hohen Freude über den Besuch Aus druck. Zum Schlüsse defilirten die Theilnehmer nochmals unter wiederholten Hochrufen vor dem Fürsten. Freudig überrascht waren Alle von dem über alles Erwarten guten Aussehen des Fürsten. Während Prinz Ferdinand von Bulgarien in Euxinograd der Ruhe pflegt, dauert in Sofia der Minen-und Gegenminen- kcieg der Parteien fort. Das Oberwasser haben nach wie vor die Befürworter eines engen Anschlusses an Rußland, die frei lich so schlau sind, das Wort „Unterwerfung" sorgsam zu ver meiden und sich zu geberden, als wären sie die eifersüchtigsten Hüter der Unabhängigkeit Bulgariens. Rein formell sind sie nalüUich vor jedem Gegenbeweis sicher. Zumal da schon der Berliner Vertrag die Verwandlung Bulgarien in ein russisches Gouvernement unmöglich macht. Aber das schließt nicht aus, vaß sie Bulgarien unter Aufrechterhaltung seines staatrechtlichen Charakters als Fürstcnthum unter türkischer Oberherrschaft den bestimmenden Einfluß Rußlands in allen politischen und militäri schen Fragen unterordnen wollen. Mitunter plaudert einer der bulgarischen Russophilen vorlaut aus der Schule, wie z. B. eben j tzt Dragon Zankaw. Dieser hat ein offenes Schreiben an alle Parteien gerichtet. Worin er zur Lösung aller Schwierig keiten folgendes Programm vorschlägt: Wiederherstellung des Artikels 38 der Verfassung, Amnestie und Wiedereintritt der in der russischen Armee dienenden bulgarischen Offiziere, Entsendung einer Abordnung der Eobranje nach Petersburg mit der Bitte um Ernennung eines russisch diplomatischen Vertreters in Sofia. Dieses Programm wird ob seiner Offenherzigkeit starkem Wider spruch der Regierungskreise begegnen, aber thatsächlich nach und nach verwirklicht werden, denn für längere Zeit hinaus wird in der Umgebung des Koburgers „Russisch" Trumph sein. Vorerst erschöpft sich die Thatkcaft des Ministeriums Stoilow, die so schmählich versagte, als es sich um den Schutz Stambu- lows handelte, in der Unterdrückung jeder Opposition. Nachdem neulich der Redakteur der „Swoboda" zu schwerer Freiheitsstrafe verurtheilt worden ist, hat die Regierung jetzt das von einigen Offizieren begründete militärische Blatt „Wenni List" unterdrückt, weil es die Aufhebung der Verfassung und Errichtung einer Militärdiktatur verlangt. Die 25jährige Jubelfeier ses ruhmreichen Schlachteutages von Sedan am 1. und 2. September 1895 in den Mauern Wilsdruffs. Turmneplatze, der von deutschen Granaten durchfegt wurde, eine halbe Stunde lang verweilt, hatte versucht, als Bauer ver kleidet nach Mezieres zu gelangen; allein da die Anstalten hierzu zu spät getroffen wurden, gelang das Unternehmen nicht. Bereits um 2^ Uhr gab Napoleon, um ferneres unnützes Blutvergießen zu verhüten, den Befehl, die weiße Flagge auf zuziehen. Diese erschien auch, wurde aber von den Franzosen beschoffen und heruntergerissen. Dann beauftragte der Kaiser den General Wimpffen, mit dem Feinde in Unterhandlung zu treten; dieses lehnte der tapfere General wiederholt standhaft ab. Um dem Greuel ein Ende zu machen, hatte König Wil helm nach 5 Uhr, noch ehe die weiße Flagge bei Tvrcy gesehen wurde, den Oberstlieutenant Bronsart v. Schellendorf und den Hauptmann «.Winterfeld vom Großen Generalstab nach Sedan entsendet, um den französischen Oberbefehlshaber zur Ueb.rgabe der Armee und Festung aufzufordern. Zu Bronsarts Erstaunen geleitete man ihn nach der Unterpräfekiur zum Kaiser; man glaubte im großen Hauptquartier nicht, daß sich Napoleon noch m Sedan befinde. Bronsart richtete beim Kaiser seinen Auf trag aus, Armee und Festung zur Uebergabe aufzufordern. Hierauf wies ihn der Kaiser an General von Wimpffen und sandte zugleich durch seinen Generaladjutanten Graf Reille einen Brief an König Wilhelm, den dieser Abends 7 Uhr erhielt. Der Brief Napoleons lautete: „Da es mir nicht vergönnt ist, an der Spitze meiner Armee zu sterben, bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen zu den Füßen Ew. Majestät niederzulegen." Der König antwortete, auf einem Stuhle schr.ibend, den ihm Major v Alten als Tisch empvihielt: „Mein Herr Bruder! Indem ich die Umstände bedauere, unter denen wir uns begegnen, nehme ich den Degen Ew. Majestät an und bitte Sie, einen ihrer Offiziere nennen zu wollen, der mit Ihren Vollmachten ausgerüstet ist, um über die Kapitulation der Armee, die sich so tapfer unter Ihren Befehlen geschlagen hat, zu verhandeln. Von meiner Seite habe ich den General von Moltke zu diesem Lchufe ernannt. Ich bin Ew. Majestät guter Bruder Wilhelm." Nach der Rückkehr ReillcS berief Napoleon Wimpffen zu sich. Dieser erkannte an, daß nichts übrig bleibe, als die Kapitulation, allein er weigerte sich, seinen Namen unter diese zu setzen und forderte seinen Abschied. Napoleon verweigerte ihm denselben und wußte Wimpffen von der Nothwendigkeit zu bleiben und die Armee durch eine ehrenvolle Kapitulation zu retten, zu überzeugen. Zwar kam es noch zu sehr heftigen Auseinandersetzungen zwischen Wimpffen und Ducrot, von denen jeder dem anderen den Mißerfolg zuschob, während doch beide gleich unschuldig waren, allein der einberufene Kriegsrath beschloß nunmehr die Kapitulation. (F. f.) Tagesgeschichte. Berlin, 29. August. Ganz unerwartet ist die kaiserliche Familie in Trauer versetzt worden. In Adolfseck bei Fulda, wo sie zum Besuche bei ihrer Cousine, der Landgräfin von Hessen, der jüngsten Schwester des Kaisers, verweilte, ist die Erbgroßherzogin Elisabeth von Oldenburg durch eine Unter- leibSentzündung aus dem Leben geschieden. Die Erbgroßherzogin Elisabeth war die am 8. Februar 1857 in Potsdam geborene zweite Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preußen und der Prinzessin Maria Anna, geborenen Prinzessin von Anhalt, Ihre ältere Schwester Marie, in erster Ehe vermählt mit dem Prinzen Heinrich der Niederlande, in zweiter mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg, ist ihr schon am 20. Juni 1888 in den Tod vorausgegangen. Von den Kindern des Prinzen Friedrich Karl leben jetzt noch die Herzogin Luise Margarethe von Connaught und Prinz Friedrich Leopold. Die Prinzessin Elisabeth vermählte sich am 18. Februar 1878 mit dem Erb großherzog Friedrich August von Oldenburg, an demselben Tage, an dem die Prinzessin Charlotte, die älteste Schwester des jetzigen Kaisers, dem Erbprinzen Bernhard von Sachsen- Meiningen die Hand zum Ehebunbe reichte. Die Prinzessin hinterläßt nur eine Tochter, die am 2. Februar 1879 geborene Prinzessin Sophie von Oldenburg. In erhebenster Weise hat in Berlin am Sonntag Vor mittag die feierliche Einweihung der dem Gedächtnisse Kaiser Wilhelms l. geweihten neuen Kirche stattgefunden. Dem pro grammgemäß verlaufenen Akte wohnten das Kaiserpaar und die kaiserlichen Prinzen, die Großherzogin von Baben, die zur Zeit in Berlin oder Potsdam anwesenden Prinzen und Prin zessinnen des Königshauses und außer sonstigen Fürstlichkeiten noch eine zahlreich distinguirte Festversammlung bei. Die Kaiser- Wilhelm-Kirche enthält u. A. in den Fenstern ihres OuerschiffeS die Namen und Wappen der deutschen Feldherrn und Coips- führer im Kriege gegen Frankreich. Der König von Sachsen traf behufs Theilnahme an der Herbstparade des Gardekorps und an der Sidanjubstäumö- feier am Berliner Hofe am Sonntag Abend '/^ Uhr in Berlin ein. Auf den Wunsche des hohen Herrn hatten die in Berlin und Umgebung wohnenden Combattanten der sächsischen Armee von 1870/71 Aufstellung auf dem Anhalter Bahnhofe ge nommen, da König Albert die alten Krieger begrüßen wollte. Berlin. Zur KonvertirungSfrage wird dem „Hannov. Cour." von einer Seite aus, die anscheinend Beziehungen zum Finanzminister Miquel hat, geschrieben, man dürfe im Augen blick kaum mehr zweifeln, daß wir einer Konoertirung der Staats papiere entgegengehen, auch wenn die als offiz ös angesehenen Organe sich in Schweigen hüllen. Der Finanzminister habe in seiner Rede am 22. Januar im Abgeordnetenhause gesagt: „Von einer solchen Frage darf meines Erachtens die Regierung draußen überhaupt nur sprechen, wenn sie gleichzeitig handelt." Jndeß werde ja der Landtag in der Sache ein entscheidendes Wort mitzusprechen haben. Der Verfasser des Artikels meint, daß daS Aeußerste eine Umwandlung der 4Papiere in 3 h,"/^ sein würde, woraus sich auch schon für das Reich und Preußen eine finanzielle Erleichterung im Betrage von 20 Millionen Mark ergeben würde. Wieder ein Schiffsunglück. Am 28. August früh 4 Uhr wurde der deutsche Schooner „Delphin", Heimathsort Weener (Ostfriesland), der keine Hecklaterne führte, durch Se. Maj. Seeschiff „Gneisenau" in der Nordsee bei hohem Seegänge von hinten gerammt und sank um 8 Uhr früh. Ertrunken find der Schiffsführer Woodenga und der Leichtmatrose Walther, die Beide über Bord sprangen. Die übrige Besatzung, aus dem Steuermann Kalmann, dem Vollmatrosen Albert zum Sand, dem Leichtmatrosen Christopher und dem Koch Weerts bestehend, ist vom „Gneisenau" gerettet. Heil Dir im Siegerkranz, wie es begeistert erscholl, es konnte in seiner Schlusistrophe jetzt bereits als Heil Kaiser Dir! gelten. Nun sind fünfundzwanzig Jahre seit dein denkwürdigen Tage vergangen. Herrlich und groß hat sich das deutsche Reich entwickelt unter Kaiser Wilhelm I., Friedrich dem Edlen und Wilhelm II. Auch ihm, dem jugeudstarken, ziel bewußten und ernsten Mann, der heute Deutschlands Thron ziert, schallen die Jubelklänge des Festes, des deutschen Festes entgegen, wie ehedem seinem großen Ahnen. Und auch er feiert mit uns den Tag von Sedan, auch er voll Verftändniß für die Bedeutung des Festes, voller Begeisterung für die Weihe des Jubeltages. Denn auch er ist zwar, wie feiue Vorfahren, ein Fürst des Friedens, dessen Segnungen zu bewahren er als feine vornehmste Aufgabe betrachtet^ aber er führt auch, gleich seinen Vorfahren, das deutsche Schwert, das sich das schwer Errungene, schwer Erkämpfte zu wahren wissen wird. So schallt auch ihm heute mit Recht aus dem Munde und vollem Herzen der Millionen, welche den Sedantag feiern, entgegen Heil Kaiser Dir! Welch eine Fülle der Gedanken ist es, die heute am Jubel feste uns durchzieht, sei es nun, daß »vir selbst unter den Kämpfern jener großen Tage gewefen, sei es, daß wir jene Zeit miterlebt oder als jüngeres Geschlecht von den Großthaten der Väter gehört oder gelesen haben. Stolz erhebt sich die Brust in dem Bewußtsein, der Nation an zugehören, welche heute auf der ganzen Erde ebenso großes Ansehen genießt, wie sie ehemals, in ihrer Zerrissenheit mißachtet worden. Dankbar gedenken wir aber der teuren Kämpfer, die für uns den Heldentod auf Frankreichs blut getränktem Boden erlitten, dankbar der Tausende, die für deutsche Ehre und deutsche Freiheit geblutet uud niehr deun je gilt heute, am Jubelfeste das schöne Wort Vergiß mein Volk der theuren Todten nicht. Wir vergessen ihrer nicht; wir schmücken mit des Lorbeers Reis ihre Gräber in Feindes Land und ihr Bildnis in der Heimat und im Festesschmucke praugeu die Stand bilder der großen Führer im Streite, des Bismarck, Moltke, Prinz Friedrich Karl, König Albert und all der übrigen tapferen Generale und Feldmarschalle. Gleich ihnen allen, die keinen Augenblick zögerten, für das Vaterland Gut uud Blut herzugeben, tönt es heute uud immer iu uns Ans Vaterland, ans theure schließ dich an und fest und treu stehen auch wir zu Kaiser und Reich. Und wenn wieder einmal die Stunde der Gefahr erscheinen und unser Kaiser und unser Vaterland uns rufen sollten zum heiligen Streite für des Vaterlandes Recht und Freiheit, für den heimischen Herd und die heimischen Fluren, dann stehen auch wir wieder gewappnet und treu ergeben zu Kaiser und Reich! Wilsdruff, den 2. September 1895. Wieder erscholl heute durch alle Lande des weiten deutschen Reiches wie vor fünfundzwanzig Jahren der Jubelgesang Es braust ein Ruf wie Dounerhall, Wie Schwertgeklirr uud Wogenprall! Und nicht zum wenigsten am Rhein, am deutschen Rhein erklingt es heute wieder das Lied, das die Millionen Deutschen wie im Sturm mit fortgerissen, das Lied Fest steht und tren die Wacht am Rhein! Fest steht sie auf des Niederwaldes Gipfel, Frau Germania, fest und treu wie das deutsche Volk zu Kaiser und Reich uud ihr flammendes Auge hält scharfe Ausschau geu Westen, gen Sedans Schlachtgefilde hin, wo sich vor fünfundzwanzig Jahren das denkwürdige Ereigniß vollzogen. Ein Ereig- niß, wie es in der Geschichte der Völker vorher unerhört gewesen, ein Sieg, so groß und gewaltig von deutschen Waffen erfochten, wie kaum je zuvor und eine Niederlage des Ruhestörers aus dem Westen, des Cäsar an der Seine, wie er selbst sie niemals für möglich gehalten, lind jener Sana der nach vollbrachter großer That auf dem blutgetränkten Schlachtfelde von Sedan vieltausendstimmig gen Himmel wallte, der Sang Nun danket alle Gott, er schallt auch heute noch, wie danials, durch deutsche Lande aus dem Munde dankerfüllter Tausende. Wahrlich wir haben Ursache, dankbar zu sein. Den deutschen Rhein zum fränkischen Strome zu machen, war der Frankenkaiser aus- gezogen, frevlen Uebermuthes voll, und als Gefangener des preußischen Königs, um dessen deutsches Banner sich Nord- und Süddeutschland geschaart, überschritt er den deutschen Rhein. Und mit der Entscheidung, die bei Sedan fiel, erstand das neue deutsche Reich, neu geeint und ge festet in der Waffenbrüderschaft und gekittet mit dem Blute der Tapferen des Tages von Sedan. Ein geeinigtes Reich unter einem starken Kaiser, dem Herzoge der Deutschen, der als ein Held mit seinem Volke zog, erstand und ver gessen war alles, was ehedem Trennendes zwischen den deutschen Stämmen gelegen; denn es war ja alles deutsches Blut, das dort in den Thälern und Schluchten, auf deu Bergen und Höhen von Sedan vergossen. Es war Blut deutscher Söhne, vergossen in der Abwehr des frevlen Angriffs auf deutsches Gebiet, vergossen in dem Bewußt sein, eine gerechte Sache zu vertreten und in der Er wartung des endlich zu erhoffenden Lohnes. Jene Tausende von tapferen Streitern, welche den König Wilhelm und den preußischen Kronprinzen umjubelten, als er am Morgen des 2. September über den weiten Schlachtenplan ritt, sie In herrlicher Weise begann auch iu unserer Stadt die Jubelfeier. Golden stieg die Sonne am Horizent em por, genau wie vor 25 Jahren! Ein echtes Kaiserwetter war es, was uns zum Beginn unserer Feier beschieden! Reicher und prächtiger Blumen- und Flaggenschmuck au den Häusern kündete den Bewohnern den Anbruch der hohen Festtage. Bald riefen die Glocken die Gemeinde ins Gotteshaus. Wie nicht anders zu erwarten, hatte sich in der reichgeschmückten Kirche eine sehr große Zahl von Andächtigen eingefunden. Unser verehrter Herr Pastor Ficker, den wir als Kanzelredner nicht genug schätzen können, hatte als Text seiner Predigt die Worte des Psalm 110, Vers 1—3 unterlegt und an die Bedeutung des Tages anknüpfend, legte er diese Psalmworte in begeisternder Rede aus: Wie soll die rechte Siegesfeier des deutschen Volkes beschaffen sein? Wir sollen den Sieg feiern 1. als Gottes Sieg, 2. als Gottes Volk, 3. im heiligen Schmucke. Anschließend au diesen Gottesdienst fand die gemeinsame Feier des heiligen Abendmahles seitens der hiesigen Kombattanten, deren Ehefrauen und der Wittwen der im Kriege Gefallenen statt. Es nahmen daran theil 37 männliche und 37 weibliche Personen. Eine weitere erhebende Feier fand abends 6 Uhr in der Turnhalle statt. Dicht gedrängt, so daß kein Apfel zur Erde fallen konnte, standen die Zuschauer schon lange vor Beginn der Feier. Nach dem allgemeinen Gesänge: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" sprach Herr Schuldirektor Gerhardt mit begeistertem Ausdrucke folgenden Festprolog: Was klang einst in nächtlicher Stunde So seltsam an unser Ohr? Die hohe und frohe Kunde, Daß Frankreich die Schlacht verlor! Und dankend die Hände wir rangen. Die Blicke, sie schweiften zur Höh' . . Der Franzose» Kaiser gefangen — Und mit ihm die ganze Armee! Die Siegeszeichen erglänzen Sah gleich man allerwärts; Der Jubel kannte nicht Grenzen Und höher schlug das Herz. Es zog iu unsre Seelen Unendliche Freude ein . . . Es klang aus allen Kehlen Helltönend die „Wacht am Rhein." Froh hat es aus deutscheu Zügen, Aus deutschen Augen gelacht . . . Es war ja nach Deutschen Siegen Das Deutsche Reich erwacht; Das Reich war wieder erstanden, Beschirmt vom Deutschen Aar! . . Seit jenem Zeitpunkt schwanden Nun fünfundzwanzig Jahr! Wohl waren längst anzuschauen Frankfurt a. O., 30. August. In dem Nachbardorfe I jubelten bereits dem deutschen Kaiserreiche entgegen und