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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 29.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189508292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18950829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18950829
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-29
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Monat
1895-08
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Jahr
1895
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guten und zweckmäßigen Vertheidigungszustand gesetzt worden war. Ein kräftiger Vorstoß der Franzosen warf die Bayern aus den Positionen in Bazeilles, welche einzunehmen ihnen endlich gelang, wieder hinaus. Zndeß kam nun Verstärkung herbei und es entbrannte ein blutiger und furchtbarer Kampf um die Häuser des Dorfes und den Besitz der Villa Beur- mann, welche zu zerstören auch nicht die herbeigeeilten Geschütze vermochten. Schließlich gelang es einem Bataillon, sich in einem Gehöfte einzunisten und unter großen Verlusten drangen die Bayern bis zum Markte des Dorfes vor. Da auch die Bewohner des Dorfes sich an dem Kampfe betheiligten und selbst Verwundete und Krankenträger nicht verschont wurden, machten die Bayern alle Einwohner nieder, die mit den Waffen betroffen wurden. Jndeß tobte das Gefecht in Bazeilles weiter, ohne daß es gelang, sich der Beurmann'jchen Villa und damit der Hauptstraße zu bemächtigen. (Forts, folgt.) Eine Seleidigung des deutschen OWerkorps. Der Pariser „Figaro* brachte vor einigen Tagen einen langen Artikel, der das alte Schauermärchen von den Greuel- thaten, die 1870 die deutschen Soldaten in Fiankreich verübt haben sollten, von Neuem wieder in die O.ffenilichkeit brachte. Als der Nummer, die diesen Aufsatz enrhielt, in den Reichs landen der Eingang verwehrt wurde, schrieb das Blatt pathetisch, „das hieße geradezu die Weltgeschichte in Polizeigewahrsam nehmen." Auf deutscher Seite, wo man die strenge Mannszucht und die vortreffliche Disziplin unserer Truppen b sser kennt, hat man natürlich derartige Anzapfungen französischer Blätter mit ihren allgemeinen vagen Verdächtigungen nur beläckelr. Jetzt aber veröffentlicht der „F garo" einen Briet des französischen Generals Munier, der nicht allein unsere Soldaten, sondern direkt das deutsche Olfizierkorpe in so empörender Weise insultirl, daß man diese Beleivigunq unmöglich ruhig hinnehmen kann. Der Brief, der mit dem vollen Namen des Geneials gezeichnet ist, lautet: Geehrter Herr! Gestatten Sie einem der ältesten Abonnenten des „Figaro" die Direktion zu dem Artikel „die Jahrestage" zu beglückwünschen, der den feurigsten Patriotismus atvmet, indem er dennoch unsern Feinden gegenüber nie vollste Schicklichkeit bewahrt. Es liegt mir daran, dem Cnkalar lxs Herrn o.Chaudorly einem offiziellen urkundlichen Aktenstück ein Deiail hmzuzu- fügcn, dao meine Familie persönlich bewff, und eme Idee von der ritterlichen „Freiheit" der deuttchen O-fiziere giebr. Die Szene hat sich in Lothringen während des schrecklichen Jahres zugctragen, in diesem Departement der Maas, das durchschritten und wieder durchschritten, geplündeit und wieder geplündert wurde und durch diese Diebesbanden (bLnäsg äs valeurs), die vom Großen Hauptquartier ihre Jnstrultionen erhielten!! Ein höherer Offizier von großem Auftreten kommt mit seiner Truppe in einem der wichtigsten Flecken des Mars-Tballs an, installirt sich von Amtsweqen bei einem Gutsbesitzer, Edel mann, früheren Kavallerie-Otfizier, der ihn mit großer Höflich keit empfängt und sein ganzes Haus zur Verfügung stellt. Der Kriegsknecht (souäarä) erstaunt, als er die Schränke verschlossen sieht und bemerkt hochmüthig zu seinem Wirth: Halten Eie mich denn für einen Dieb? Keineswegs, der Gedanke liegt mir fern, antwortete der Schloßherr, den wir Herrn v. B. nennen wollen. Wir haben die Gewohnheit, unsere Schränke zu verschließen, um der in diskreten Neugier unserer Dienstboten vorzubeugen. Eie haben nichts Aehnliches von meiner Seite zu be fürchten, wir wissen Hab und Gut unseres Nächsten zu achten. Am anderen Morgen, nach dem Abzug seiner Einquartirung, besichtigt der Eigenthümer seine Schränke und konstatirt das Verschwinden von Wäsche und Schmucksachen, u. A. einer Hemden. Garnitur von großem Werth, die dem deutschen Of fizier gefallen haben muß. Was kann man dieser Erzählung hinzufügen? Höchstens, daß die Thatsache nicht vereinzelt dasteht. General Munier. Es ist dies wohl der erste Fall, daß man sich von fran zösischer Seite erdreistet, die Ehre des deutschen Olfizieikorps anzutasten. Da dies von einem französischen General öffent lich und mit Namensunterschrift geschieht, so wird eineGenug- thuung für das deutsche Offizierkorps nicht ausbleiben. Tagesgeschichte. Anläßlich der diesjährigen großen Kaisermanöver in Pommern werden Kaiser Wilhelm, Prinz-Regmt Albrecht von Biaun- schweig und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin am 6. September in Stettin eintreffen. Der Kaiser von Oester reich dagegen, sowie der König von Sachsen und die Prinzen Leopold und Arnulf von Bayern werden erst am 9. September in der pommerschen Hauptstadt ankommen. Berlin. Wie die „Post" meldet, hat Se. Majestät der Kaiser befohlen, daß am Sedantagc die Berliner Schul jugend Spalier bilde, wenn er mit der Fahnenkompagnie und der Standarteneskadron nach der Parade über das Gardekorps vom Kreuzberg in die Stadt zurückkehre. Aus sämmtlichen Knaben- und Mäd Lenschulen vom Gymnasium bis herab zu den Elementarschulen sollm Abtheilungen möglichst mit der Echulfahne unter Führung der Lehrer theilnehmen, Im Ganzen werden etwa 31,000 Kinder versammelt sein. Die „Nordd. Allg. Ztg." weist auf die großartigen, vom deutschen Volke einmürhig begangenen Gedenktage h^n und hebt dem gegenüber das Verhalten der sozialdemokratischen Presse hervor. Sie meint, es sei tief bedauerlich und werde in wetten Kreisen mit Empörung empfunden, daß sich eine Schaar von Leuten erdreisten dürfe, in pöbelhafter Weise ein in ernsten, er hebenden Gefühlen sich vereinigendes Volk zu beschimpfen und das Andenken an seine große Toten in der gehässigsten Art zu verlästern. Die bestehende Gesetzgebung biete leider keine Hand habe, diesem schamlosen Treiben entgegenzutreten, und kein Mittel, die frechsten Beleidigungen des Heldenkaisers zu ahnden. Dieser Zustand dürfe nicht andauern. Zahlreiche Stimmen forderten mit Recht, daß diesen Ausschreitungen energisch Halt geboten werde. Fehle es der Regierung zur Zeit an gesetz lichen Mitteln, so erwachse ihr die dringende Pflicht, sich an die gesetzgebenden Körperschaften zu wenden. Es sei Zeit, zu zeigen, daß das deutsche Volk die nationalen Gedanken sich durch Flegeleien sozialistischer Federhelden nicht verkümmern und das Andenken seiner großen Männer nicht ungestraft besudeln lasten will. Die demokratische Finanzpolitik feiert soeben einen glänzenden Triumph. Als es sich darum handelte, die Börsen st euer zu erhöhen, prophezeite der Freisinn mit voller Bestimmtheit die Auswanderung des Börsengeschäfts und die Verödung der deutschen Börsen. Welcher Grad von Sachkenntniß undVoravs- sicht ihm dabei zur Seite stand, erhellt aus dem letzten Aus weis über den Ertrag der trotz des demokratischen Einspruchs erhöhten Börsensteuer, den die „Voss. Ztg.", unter Thränen lächelnd, mit folgenden Bemerkungen begleitet: „Die Ergebnisse sind überraschend, sie übertreffen bei Weitem die Voranschläge der Regierung und beweisen, daß eine unternehmungslustige Börse sich auch durch steuerliche Hindernisse nicht stören räßt. Die großen Bewegungen in Wien und Paris, die seit zwei Jahren anhalten, haben ihre Wogen auch nach Berlin getrieben und den hier früher herrschenden Pessimismus besiegt". Also statt des vorhergesagten Unterganges ein Aufschwung. Indessen wird dieser Verlauf dem volkepartestichen Führer voraussichtlich nicht schaden. Wer ihm bisher Autorität in finanziellen und volkswirthschaftlichen Dingen beizumessen imstande war, wird diese Arbeit auch künftig zn leisten vermögen. Der Sedantag arbeitsfrei! Das Staatsministerium in Preußen hat, wie verlautet, beschlossen, am Sedantage den in den Staatsbetrieben beschäft'gten Arbeitern, welche am Feld zug 1870/71 theilgenommen haben, den ganzen Tag und den Uebrigen den Nachmittag von 4 Uhr ab freizugeben, ohne Kürzung des Lohnes. Außerdem haben viele Privatbetriebe beschlossen, am Sedantage nickt arbeiten zu lasten. U A. wird die Firma Siemens u. Halske, welche über 5000 Personen be- schäfngt, ihren Arbeitern bekannt gegeben, daß an jenem Tage nicht gearbeitet wird, die Löhne dafür jedoch bezahlt werden. In Berlin werden am Sedantage sechs große sozialdemo kratische Versammlungen stattfinden, um gegen die Sedanfeier zu prolestiren. Bebel. Auer, Liebknecht rc. werden sprechen. Am Nackmittage desselben Tages soll die Enthüllung des der verstorbenen bekannten Agitatorin Wabnitz gewidmeten Denk males auf dem hiesigen Friedhof der freireligiösen Gemeinde zu Demonstrationen gegen die Sedanfeier benutzt werden. (Jeder Patriot wird der Meinung sein, daß die Regierung diese Ver sammlungen einfach verbieten sollte.) Berlin, 26. August. Nach neueren Meldungen aus dem Manövergebiete des Garde-Korps scheint es leider zweifel los, daß mehrere Soldaten dem Hitzschlag erlegen sind. Wie es beißt, soll die Zahl der Todten sogar vier betragen, während m Ganzen mehr als 100 Monn schwer erkrankt in demBcr- imer und Potsdamer Garmjon-Lazareth liegen. Die Mehrzahl sind Reserve-Ma nschaften. Den Mannsckaften wurde jede Marscherleichterung gewährt. Theilwelse soll sogar die Ab legung der Waff.nröcke gestattet worden sein. Dagegen ist die Vorschrift, wonach an ungewöhnlich heißen Tagen Marsch- und Gefechtsübungen nur in den frühen Morgenstunden ooer 'n den Abendstunden stattfinden sollen, nicht eingehalten worden. Berlin, 25. August. Kolonialpolitisches. Die letzten Nachrichten aus Westasnka lassen erkennen, daß die Franzosen nunmehr in unserem nächsten Hinterland von Tego, selbst dort, wo bereits deutsche Forscher thätig gewesen waren, Verträge ab schließen, ein Vorgehen, das in unserer Kvlomalgesckichte bis her einzig dasteht. Der Lieutenant Baud, der der Expedition Dekoeurs angehörte und nach Say am N^ger marschirt war, kehrte über Niger nach Carnotvllle zurück. Er wurde mit der Aufgabe betraut, von dort nach Saufanne Mangu zu marschiren und zu versuchen, eine Verbindung mit Montell anzudahnen, indem er durch das Hinterland des deutschen Togolandes und der englischen Goldküstenkolonie marschirte. Der Weg führte zuerst nach Kiritiri, einem Orte, der auf dem amtlichen Kolonial atlas noch als in das deutsche Gebiet fallend bezeichnet wird, wo ein Echutzvertrag abgeschlossen wurde. Die Einwohner wünschten die Anlage einer Militärstation, da sie von einem wilden Gebirgsstamm bedrängt wurden. Von Kiritiri ging die Expedition über das 3—4000 Fuß hohe Gebirge, das sich durch unser ganzes Togohinterland von Nord-Nordost nach Eüd- Südwest erstreckt, nach Basiba, wo sie am 3. April ankam. Basiba hat eine Bevölkerung vin 20000 Einwohnern. Da sein Häuptling bisher niemals einen Vertrag mit einem Europäer unterzeichnet hatte, obwohl Hauptmann Kling auf seiner Reise von Bismarckburg nach Salaga die Stadt besucht Hot, so schloß natürlich Lieutenant Baud ebenfalls mit ihm einen Schutzver trag. Bei Dako verließ die Expedition die Route Klingsund wandte sich direkt nach Norden, nach Sausanne Mangu, wo sie am 12. April ankom. In Uebereintzimmung mit dem Ver trage, den Mr. Alby mit dem Häuptlinge geschloffen hatte, begann Lieutenant Baud die versprochenen Geschenke zu ver theilen, was allgemeines Staunen erregte. Denn im August 1894 hatten die Einwohner mit dem Mulatten-Fergusson ven handelt, im Februar 1895 mit Lieutnant von Carnap und einige Tage später mit dem Franzosen Alby. Die Leute waren natür lich darüber erstaunt, daß ein vierter Europäer die vom dritten gemachten Versprechungen ausführte. „Sie verstehen noch nicht," sckreibt Baud, „was Vertragstreue ist, noch wissen sie selbst was ein Vertrag ist." — Es ist hohe Zeit, daß die Diplomatie mit ihren Verhandlungen beginnt, denn der jetzige Zustand, bei dem unser direktes Hinterland, nicht 150 Kilo meter von B emarckburg entfernt, gefährdet ist, ist unerhört und verträgt sich weder mit der Würde des Deutschen Reiches ncch mit der H nterlandstheorie. Venedig, 26. August. „Venizia" erfährt aus bester Quelle: der Vertrag zwischen den Dreibundmächten, welcher 1896 abläuft, werde im Laufe dieses Jahres auf weitere fünf Jahre verlängert. Italien werde nur einzelne Abänderungen verlangen, namentlich bezüglich der Mitwirkung der befreundeten Kriegs flotten für den Fall eines Seekrieges. H. M. Stanley hat im englischen Unterhause seine Jnngfernrede gehalten. Stanley hat keine besonderen rednerischen Ausdrucksmittel, er spricht sehr schnell und mit ziemlich starker Stimme, aber ohne jedes Pathos. In B zug auf die ägyptische Frage ließ er sich wie folgt aus: „Sobald wir in Uganda alles, wie wir es brauchen, eingerichtet haben, ist es Zeit, Aegypten zu räumen, nicht früher. Wir müssen, ohne daß es einen Tropfen englischen Blutes kosten darf, unser Haupiquartier an dem Anfangspunkt des schiffbaren Nil einrichten. Durch Eisen bahnverbindungen bis Wady Halfa und durch die Fortschritte der Civilisation müssen wir das Reich des Kalifen aufschließen und seine Herrschaft vernichten. Dann beginnt die Zeit, wo wir den Sudan in unseren Besitz bringen und ihn seinem be rechtigten Eigenthümer wieder zustellen können. Erst dann haben wir unsere Pflicht gethan. Wir haben Aegypten seine frühere Macht wiedergegeben und seinen Einfluß größer ge staltet, als er je gewesen ist. Paris, 25. August, lieber ein gegen Baron von Roth schild geplant gewesenes Dynamit-Attentat wird folgendes ge meldet: „Ein an Baron von Rothschild adrefsirter 50 Gramm schwerer Brief, welcher die Aufschrift „Persönlich, nachsenden" trug, war in der Privatwohnung des Barons, Florentinstraße, eingelaufen. In Abwesenheit des Adressaten wurde der Brief gestern abgeholt und nach dem Bankkomptoir Rothschilds in der Rue Lavitte gebracht. Anfangs glaubte der Sekretär Ja- cooitz (Giodkowitz?) daß im Couvert Karten zu irgend einem Wohlthättgkeits-Ünternehmen enthalten seien, weshalb er es bei Seite legte. Später indeß öffnete er das Couvert, aus welchem er zwei Pappdeckel mit einiger Anstrengung hervorzog. In dem selben Augenblicke erfolgte auch die Explosion; die Detonation war so stark, daß Jacovitz zu Boden stürzte. Das herbeige eilte Personal fand den Sekretär mit blutigen Händen, und Blut an Kopf und Kleidern, auf der Erde. Der sofort herbeigezogene Arzt erklärte die Wunden nicht für lebensgefährlich, jedoch das eine Auge in Gefahr. Der Sprengstoff bestand aus Merkur- Sublimat. Die Untersuchung ergab, daß der Brief am Nord bahnhof aufgegeben worden ist. Man glaubt an den Rache akt eines entlassenen Beamten. Der Verletzte ist 50 Jahre alt, war längere Zeit Notar in Metz und ist seit 20 Jahren im Dienste des Hauses Rothschild. Petersburg, 25. August. Wie der „Regierungsbote" meldet, sind an Bord des am 6. August aus Tschifu in Wladiwostok eingetroffenen Dampfers „Baikow" neun Cholera fälle, wovon sieben mit tödtlichem Ausgange, vorgckommen. Seit dem genannten Tage bis zum 20. August seien m Wladiwostok 16 Choleraerkrankungen, von denen 12 tidtlich verliefen, festgestellt worden. — Da die Krankheit des Kriegs ministers andauert nnd der Generaladjutant Obrutschew auf zwei Monate ins Ausland beurlaubt ist, wurde der Generaladjutant Sofiano mit der Verwaltung des Kriegsministeriums betraut. — Die Großfürstin Alexandria Josephona ist gestern ins Aus land abgereist. Konstantinopel, 26. August. Der Generalgouverneur von Adrianopel sandte einen Bericht ein, wonach das Gemetzel in Janikli schrecklich gewesen ist. Unter der Bande, welche aus Bulgarien gekommen waren, befanden sich bulgarische aktive Offiziere und Soldaten. 287 Häuser und mehr als 1200 Scheunen sind niedergebrannt, außerdem wurde eine Moschee angezündet. Das Minaret derselben wurde mit Kanonenkugeln und Dynamit zerstört. Bisher sind 24 erschaffene Personen, darunter Frauen und Kinder aufgefunden. 13 Personen sind in den Flammen umgekommen. Als die Mordbrenner abgezogen waren, fand man bulgarische Uniformmäntel mit den Abzeichen und Nummern der betreffenden Regimenter. Vaterländisches. Wilsdruff, den 26. August. Zu dem in voriger Nr. gegebenen Berichte fügen wir folgendes: Die Hauptfeier des bevorstehenden Sedanfestes wwd durch Reveille und Glocken geläute am 2. September früh eingeleitet werden. Von 8 Uhr ab stellt sich der Festzug zum Feldgottesdienste auf hiesigem Markte. Er wird sich in folgender Ordnung gruppieren: Eine Sektion Feuerwehr, die Knaben der Oberklaffen beider Bürger schulen, die höhere Fortbildungsschule, die Mädchen der Ober- klassen beider Bürgerschulen, die Musik, der Militärverein, em Theil der Festjungtrauen, die Combattanten, der andere Theil der Festjungsrauen, der Stadlgemeinderath, das Lehrer kollegium, die Innungen, der Gew rbeverein, die Liedertafel, der Sängerkranz, der Anakreon, die Schützen, die Erholung, der gemeinnützige Verein, der landwirthsch. Verein, der konservative Verein, der Reformverein, der Jugendbund, der Turnverein, die freiw. Feuerwehr. Die übrigen Besucher des Feldgottes dienstes, insbesondere die Frauen werden sich am bestem dem Zuge anschließen, der seinen Weg zuvörderst nach dem Lassig'schen Garten an der Meißner Straße gelegen, nimmt, in welchem der Gottesdienst abgehalten wird. Es wird vorher jedem Besucher ein vollständiger Text, enthaltend die Ordnung des Gottesdienstes nebst den zu singenden Liedern übergeben. Die Aufstellung im Feldgott-sdienste wird nach Anordnung des Herrn Pastor Ficker mit Hilfe des Ordnungsausschusses geschehen. Nach Schluß des Gottesdienstes wird sich der Festzug nach den Friedhöfen in der früheren Ordnung in Bewegung setzen, damit daselbst nach Ansprache des Herrn Pastor Ficker die Schmückung der Grüber der seit 1871 verstorbenen Kampfgenossen vorgenommen werde. Hierauf erfolgt Rückzug nach der Stadt, wo dann unter Choralblasen die Auflösung des Zuges stattfindet. Von 11—12 Uhr wird unser Stadtmusikchor auf dem Markte konzertieren; das Programm wird in einer späteren Nr. des Wochenblattes bekannt gegeben. Einen recht festlichen Theil dieses Tages wird die Festtafel bilden, welche im Hotel Adler um 5 Uhr beginnt. Die Theilnehmer werden auch hierzu eine vollständige Tafelkarte erhalten, um sich sowohl in der Speisen- und Weinkarte, als auch über die Konzertstücke etc. orientiren zu können. Für entsprechende Toaste und Tafellieder ist ganz besonders gut gesorgt. Die verehrten Kampfgenoffen werden auch hier nicht nur von der Stadt, sondern auch von der ganzen Tafelrunde die ihnen gebührende Ehre reichlich erfahren. Möge auch dieser Theil des Festes recht wohl gelingen. Am Abende werden für alle Tanzlustigen unserer Stadtgemeinde Freibälle auf 3 verschiedenen Sälen folgen. Den Schluß des ganzen Festes aber soll ein großer Spaziergang bilden, welcher am Dienstag, den 3. September von unserer gesamten Schuljugend nebst ihren Lehrern und den sich etwa daran betheiligenden Eltern oder Erziehern in der Weise stattfinden soll, daß in Gruppe I die Schüler der höheren Fortbildungsschule und die großen Knaben der 1. und 2. Bgsch., in Gruppe II die großen Mädchen, in Gruppe III die Knaben und Mädchen der Miitel- und Unterklassen beider Bürgerschulen nach den noch bekannt tu gebenden Zielen zusammen wandern. Der Einzug aller Kinder in die Stadt wird dann gegen Abend von einem ge meinsamen Platze aus erfolgen. Möge der Himmel zu diesen unseren Festlichkeiten ein recht fröhliches Gesicht machen; uns alle aber möge herzliche Vaterlandsliebe anfachen, diese Fest tage in recht würdiger, fröhlicher Stimmung zu begehen mit der Devise: „Für Gott, König und Vaterland! — Mit Stolz kann der hiesige Jugendbund auf das erste Jahr seines Bestehens zurückblicken. Nicht nur an Zahl der Mitglieder — es gehören demselben jetzt 54 junge Männer an - ist der Verein gewachsen, nein, auch der Zusammen schluß unter diesen braven jungen Männern ist ein so enger und fester geworden, daß sie wie ein Mann dastehen. Den Kitt dazu liefert der Vorsttnd des Vereins, Herr Bahnassistent Grimmer, ein vielseitig geb ldeter junger und strebsamer Mann, der in der Befolgung der Ziele des Vereins : „Mit Gott für
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