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Sie hatte sich wieder hinter den Pflanzenwall zurück- gezogen und müde, wie ein krankes Kind, den Kopf auf das Polster der verborgenen Ruhebank gelegt. Sie wollte - nicht hören, befremdet. „In Moselkern bekundete er stets große Vor liebe für Eva." „Ja, in Moselkern," lachte der Bankier, „hier aber treten andere wie man mit lächelnden Gesichtern von einer be vorstehenden Verlobung zwischen dem gefeierten Künstler und der reizen den, geist vollen Gräfin sprach. Ge- demütigt und verlassen fühlte sie sich, mit heißem Verlangen sehnte sie sich in ihr trautes Heim zurück, dort wollte sie sich ver bergen vor dem Lichter glanze, vor Menschen augen und Menschen ¬ stimmen. Ein Freu denstrahl be lebte plötzlich ihre matten Züge, sie dachte daran, daß Frau Veltheim, welche ja ihre freundschaft lichen Be ziehungen zu Orvieto kannte, jedoch nichts von einem Zer würfnisse wußte, ihr denGeliebten gewiß als Tischnachbar zugeteilt habe. Die nächste Minute schon, welche sie zur unbe merkten Zeugin eines Gespräches zwischen dem Bankier und seiner Frau Wachvarskinder. Von H. En gl. Vie MachbarskindeV. (Zu dem gleichnamigen Bilde.) ^Nachdruck verboten.) Seit Wochen giebt mir Sommerquartier Der Wirt zum „tapfern Gesellen". Er denkt, ich bleibe, weil kühl sein Bier Und billig die Forellen. Wohl weiß ich zu schätzen solchen Schmaus Und süsfigen Trank nicht minder, Doch scheinen mir das Beste am Haus Die frischen Nachbarskinder. Die Zauberinnen sind schuld daran, Daß ich die Heimkehr verschiebe. Noch immer ich nicht ergründen kann, Wie's steht init ihrer Liebe. Ich hätte längst es fertig gebracht, Daß beide sie mir geständen; Nur eines hat mich stutzig gemacht: Der Korb in ihren Händen. Th. Nöthig. Gestirne in den Vorder grund. Du hättest meinen Rat befolgen sollen, Eva von Nor mann zum Souper ge leiten zu lassen, und dem Maler Gräfin Steinegg zu geben, welche er sich nun selbst als Tischnach barin erbeten hat. Umjeder Verlegenheit zu entgehen, ließ ich ihn unter den Damen wäh len; die Wahl fiel, wie vor auszusehen war, auf Gräfin Steinegg, die ich dem Frei herrn von Cronstedt be reits als seine Dame ange kündigt hatte. Was sollteich thun? Ich komman dierte: ^0llS,NA62 los äurnos!" und Cron stedt schien von dem Wechsel gar nicht unange nehm berührt zu sein. Ich für meinen Teil," setzte der Bankier hinzu, „hätte keinenAugen- blick ge schwankt, ob ich unser liebenswür diges, beschei denes Kind, oder die in machte, sollte ihr diese Hoffnung grausam zerstören. „Da haben wir etwas Schönes gemacht!" kam Veltheim lachend auf^seine Ehehälfte zu, „Brandenburg weigert sich nämlich, die'Herold zu Tische zu führen." „Das begreife ich aber doch nicht," sagte Frau Veltheim allem, was die geselligen Formen betrifft, unvergleichliche Komtesse für die Dauer des Soupers an meine Seite gewünscht hätte." Jedes seiner Worte traf Evas Herz. Die Qual war nicht mehr zu tragen, und dennoch mußte sie nun mit einem Lächeln auf den Lippen vortreten, um sich mit faden