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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 24.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189508248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18950824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18950824
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-24
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Monat
1895-08
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Jahr
1895
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Weimar, Eisenach, Mannheim, Hildburghausen, Coburg, Mainz, Darmstadt, Frankfurt, Hanau und Hofgeismar. Die Bataillone wurden mit Exlrazüzen nach Kassel befördert, wo die Hebungen, wie gemeldet, stattfanden. Wie die „Ostseeztg." erfährt, wird der Kaiser zu den bevorstehenden Manövern nicht mit der Eisenbahn, sondern von Kiel aus mit dem Aviso „Grille" in Stettin eintreffen. Die „Grille" wird in der Nähe des Personenbahnhofs anlegen und der Kaiser wird alsdann von dort aus durch die Grüne Schanze seinen Einzug in die Stadt halten. Der König von Sachsen wird für die Dauer seines Stettiner Aufenthaltes im General- Kommando-Gebäude, und Prinz Albrecht, Regent von Braun schweig, der bereits am 6. September eintrifft, im Komman dantur-Gebäude am Viktoriaplatze Wohnung nehmen. Wie die „Milit. Polit. Korr." erfahren haben will, wird in der nächsten Session des Reichstags die Vorlage über die anderweite Regelung des Verhältnisses der Finanzen des Reiches zu denen der Einzelstaaten (ReichSfinanzreform) nicht mehr er scheinen. Der Etat wird mit der größten Sparsamkeit aufge stellt werden. Die Kanalfeier in Kiel hat einen recht freundlichen Nachklang gefunden. Die hervorragendsten der in Kiel zugegen gewesenen französischen Marineoffiziere, Kontreadmiral Menard, die Kapitäne Forat, Huguet, Rossel und Gaschard, sowie Lieute nant Aubry, außerdem auch noch ein Schiffsfähnrich, wurden jetzt durch die Verleihung preußischer Orden ausgezeichnet. Anderseits wurden von der französischen Regierung der komman- dirende Admiral Knorr, der Kontre-Admiral Tirpitz, oie Kapitäne zur See Kirchhoff und Rittmeyer, der Macine-Attachs und Korvettenkapitän Siegel und der Lieutenant z. S. Schütze zu Offizieren der Ehrenlegion ernannt. Der gesammte Vor gang stellt nur einen internationalen Höflichkeitsakt dar, immer hin zeugt ec gerade in der jetzigen Zeit der Ecinnerungsfest- lichkeiten von 1870/71 von dem vorzüglichen offiziellen Verhält- niß zwischen Deutschland und Frankreich. Unter der Ueberschrift: „Der Kaiser, die Sozialdemokraten und die Kriegervereine" wird der „Schlesischen Zeitung" ge schrieben: „In hohem Grade wird es bemerkt, daß der Kaiser am 19. d. M. zweimal bei der Parade über die Kriegervereine auf dem Tempelhofer Felde auf die Umsturzbestrebungen der Sozialdemokratie zu sprechen gekommen ist und zu deren Be kämpfung aufgefordert hat. Ec beionte dem Militäroberpfarrer Vollmar gegenüber, daß die Pflichttreue das einzige Mittel sei, um die Sozialdemokratie zurückzuweisen, und forderte in seiner Ansprache an die Krieger diese auf, jedweden Tendenzen, die zum Umsturz führen, entgegenzutreten. Aus guten Quellen erfahren wir, daß dem Kaiser die cyaischen, jedes patriotische Gefühl verletzenden Artikel der sozialdemokratischen Presse über die Erinnerungöfeierlichkeiten zu Gesicht gekommen find und daß er seiner tiefsten Entrüstung über sie Ausdruck gegeben hat." Der Anschluß des Königreiches Rumänien an den deutsch-österreichisch - italienischen Friedensbund gilt als vollzogene Thatsache, welche durch den neul'chen Besuch des rumänischen Königspaares am kaiserlich Lsterreich scheu Hoflager zu Ischl ihre Weihe erhalten habe. W:- in der „N. Fr. Pr." des Näheren dargelegt wird, ist dieser Anschluß das Werk jahre langer Vorbereitungen und Verhandlungen nicht so sehr nach außen, als vielmehr im Innern Rumäniens. Die drei großen Parteigruppen des Landes, welche allein Anspruch auf Regierungs fähigkeit haben, die Nationalliberalen, die Junumsten und Kon servativen, sind nach einander und wiederholt in der Person ihrer staatsmännischen Führer auf diesen Anschluß an den Dreibund derart verpflichtet worden, daß ein Umstoßen des An schlusses gar nicht mehr zu befürchten ist. Die Staatsweisheit König Karls, welcher den bedeutungsvollen Schritt nicht ohne Bürgschaft der Volksvertretung unternehmen wollte, verdient hohes Lob, nicht minder die Einsicht der Parteileitungen, welche an den nach dem Orientkriege von Rußland erhaltenen Demnthigungen genug hatten und für die Zukunft einen sicheren Rückhalt für das Land zu besitzen wünschten. Schon im Jahre 1891 war die Sache so gut wie entschieden, und schon damals hätte der, wie man annimmt, jetzt fertig gewordene Vertrag mit Deutschland, Italien und Oesterreich-Ungarn in Kraft treten können. Allein es scheint, daß Rumänien erst mittlerweile die 1883 nach der ersten Annäherung an den Drei bund vollzogenen Arbeiten der Landesbefestigung Hal beendigen wollen, welche als Grundlage für den wohl vom Dreibund ge forderten Selbstschutz gegen feindliche Ueberfälle gelten können. Das genannte Blatt, welches behauptet, daß unter dieser Voraus setzung der Möglichkeit des Selbstschutzes, das heißt einer eigenen stacken Wehrkraft, der Dreibund dem Königreiche Rumänien die Unverletzlichkeit seines Gebietes und seiner staatlichen Inter essen gewährleistet habe, schreibt: „Gewiß ist, daß durch den vertragsmäßigen Anschluß Rumäniens an den Dreibund nichts Neues geschaffen worden ist, sondern daß dadurch die bisher be standenen, bis an das Jahr 1883 zurückreichenden Beziehungen des Königreiches zum mitteleuropäischen Friedensbunde nur eine staatsrechtlich bindende Bürgschaft ihrer ferneren Dauer erhalten haben. Und ob auch der Inhalt dieser Abmachungen wenigstens vorläufig als Geheimniß behandelt wird, so liegt doch anderseits für die öffentliche Meinung Rumäniens kein Grund vor, sich deshalb mißtrauisch gegen die staatsrechtliche Sicherung eines von allen regierungsfähigen Parteien gebilligten VerhällnisseS zu äußern, unter dessen Schutz sich Rumänien seit 1883 trotz oller inneren Kämpfe in erfreulicher Weise entwickelt Hot. Thatsächlich Hot denn auch die Nachricht von dem vertrags mäßigen Anschluß Rumäniens an den Dreibund in Rumänien selbst weit weniger Aufsehen als im Auslande erregt. Man nahm dieses politische Ereigniß als etwas Selbstverständliches und als den Abschluß eines Werkes hin, an dessen Zustande kommen alle seit 1883 am Staatsruder befindlichen Parteien und Parteiregierungen mitgewirkt haben, und welches daher außerhalb jenes Kreises liegt, in welchem sich die inneren politischen Kämpfe bewegen." Der Zuwachs, welchen dergroße Friedensbund durch Rumäniens Anschluß erhalten hat, ist nicht zu unterschätzen. Das 131,020 czkm große Land mit seinen 5,038,342 Einwohnern hat ein wohlgeschulteö Heer, dessen Friedensstärke etwa 50,000 Mann mit 360 Feldgeschützen und 10,000 Pferden beträgt; die Landwehr zählt 70,000 Mann und 7800 Pferde: für die Vertheidigung deö Landes dient der „Glote" genannte Landsturm. Die Kriegsflotte zählt 23 Fahr zeuge mit etwa 1800 Mann. Der Gewinn für Rumänien ist sehr groß. Beim Anschluß an Rußland wäre das Land nach außen zu gleichfalls geschützt gewesen, es wäre aber von seinen Verbündeten allmählich aufgesogen worden. Jetzt steht Rumänien ansehnlich und angesehen do und hat seine volle Freiheit gewahrt, besonders gegenüber den verderblichen Verrussungsversuchen Vielleicht hat Rumäniens Anschluß an den Friedensbund die sogenannte bulgarisch-russische „Versöhnung" gefordert. Für die allgemeine Lage ist bas ab^r ohne Bedeutung. Die Bul garen werden ja bald sehen, was ihnen der russische Segen einbringt. Jüterbogk, 20. August. Am Sonntag ereignete sich auf dem hiesigen Schießplatz, wo augenblicklich die 4. Artilleriebrigade Schießübungen macht, ein furchtbares Unglück. Abends zwischen 6 und 7 Uhr gingen, obwohl den Mannschaften das Betreten des Uebungsplatzes hinter den Zielen, insbesondere aber das Berühren blinvgegangener Geschosse auf das strengste und wieder- wlt verboten wurde, zwei Kanoniere vom Feldartillerie-Regiment Nr. 4 auf den Platz. Der Eine von den Beiden, Kanonier Nagel der 1. Batterie genannten Regiments, fand eine blind gegangene Sprenggranate. Trotz der Ermahnung seines Be gleiters, das Geschoß nicht anzufaffen, arbeitete Nagel mit einer Nsenstange an demselben herum. Der andere Soldat, Ge- reiter Fricke, entfernte sich. Kaum war er aber 50 Schritte gegangen, als er eine mächtige Explosion hörte. Als er hinzu eilte, fand er seinen Kameraden vollständig verstümmelt in den letzten Zuckungen vor. Köln, 20. August. In vergangener Nacht stieß, wie die „Kölnische Volks-Zeitung" meldet, bei Mehrun am Niederrhein ein Personendampfer mit einem Schleppzuge zusammen. Ein Schleppschiff sank, acht Personen ertranken. Ein niedliches Beispiel von Konsequenz haben die Sozial demokraten in Elmshorn gegeben. Dort findet Anfang September ein sozialdemokratischer Parteitag statt. Der Fest ausschuß hat nun, wie die „Germania" schreibt, die Stadtver tretung um Zuwendung von 200 Mk. und um Erbauung einer Ehrenpforte zum Parteitag ersucht. Der Antrag wurde selbst verständlich vom Magistrat abgelehnt. Die Sozialdemokraten wollen aber hiergegen Protest erheben, weil das Gesuch nicht leiden städtischen Kollegien vorgelegt worden sei. Es ist wirk lich ein starkes Stück, daß die Leute, welche immer gegen die Verwendung von öffentlichen Mitteln zu patriotischen Festen, an denen sich Alle betheiligen können, donnern, hier Gelder ür eine einzelne Partei fordern. Vaterländisches. Wilsdruff. Kommenden Montag, den 26. d. M., Abends 8 Uhr feiert der hiesige „Deutsche Jugendbund" im Saale des „Hotels zum weißen Adler" sein erstes Stif tungsfest bestehend in Konzert, Theater und Ball. Die reichhaltige VortragSfolge ist heute nochmals auf letzter Seite unseres Blattes zum Abdruck gelangt und dürfte den Theil nehmern einen recht genußreichen deutschen Abend versprechen. Eintrittskarten sind bei >>en Herren Th. Nicolas, B. Beuchler, H. Angermann, Arthur Gast, M. Hunger, H. Kny und F. Grimmer zu erlangen. — Auf das in heutiger Nummer zum Abdruck gelangte Inserat, „Graham-Brod" betreffend, werden wir ersucht, unsere Leser und ganz besonders Vegetarianer, Magenkranke und an Verdaungsbeschwerden Leidende aufmerksam zu machen. Herr Konditor Arthur Roßberg, welcher der Verfertiger dieses Ge- iundhe'tsbrodeö ist, wird dasselbe in bester Waare auf Lager halten und dürfte deshalb besonders zu empfehlen sein. — Der heutigen Gesommtauflage unseres Blattes liegt ein Prospekt der Firma: Apotheker Tutewohl-Dresden-Friedrich- stadt, „Sterilisirtes Kindermehl" betreffend, bei, worauf wir auch an dieser Stelle aufmerksam machen. — Am 20. August, gegen Abend, sollte in Meißen der in ganz Deutschland bestens bekannte, preisgekrönte Luflschiffer, Seilkünstler, Kunsts chütze und Kunstradfahrer Kapitän Wein berger zum ersten Male auf dem hohen Thurmseil auftreten. Das Thurmseil war vom Marktplatze aus quer über den Markt nach dem Weineckschen Hause gespannt. Der Künstler legte den Weg bis zur Mitte des Seiles mit Sicherheit und Eleganz zu rück. In der Mitte angelangt, legte Kapitän Weinberger die Balancirstange auf das Seil und hing sich sodann, sich nur mit der rechten Hand am Seile festhaltend, kerzengerade herab, sich wiederholt mit seinem Körper wendend und ruhigen Blickes die untenstehende tausendköpfige Menge musternd. Plötzlich löste sich die Hand Weinbergers und — unter lautlosem Schweigen des dicht gedrängt stehenden Publikums — sauste der Künstler herab und blieb auf dem steingeflasterten Boden mit zerschmetterten Gliedmaßen liegen. Von heczuspringenden Leuten wurde der Verunglückte nach dem Hotel zum Hirsch gebracht, wo ihm der herbeigerufene Or. msä. Fiedler den ersten Verband anlegte. Die Verletzungen sollen in Bruch dec Beine und Zertrümmer ung der Wirbelsäule bestanden haben. Mittelst Siechkorb wurde der Verunglückte in das städtische Krankenhaus überführt und dort ist er in vergangener Nacht gegen 1 Uhr seinen schweren Verletzungen erlegen. Das Publikum blieb, unter dem furcht baren Eindrücke des Unglücks noch einige Zeit auf dem Markte stehen und diskutirte die Ursachen des Absturzes, die allerdings der Aufklärung noch bedürfen. Kapitän Weinberger gatt als einer der geschicktesten und in seinem Berufe vielseitigen Seilkünstler. — Die Bahnhofssperre beschäftigt, seitdem zugegeben worden ist, auf der Linie Hof-Leipzig solle sie „versucht" werden, alle Welt. Man schreibt der „Dr. Ztg." von sehr beachtlicher Seite. „Wer diesen Sommer auf den preußischen Strecken mit Bahnhofssperre gereist ist, hat zunächst die Unwahrheit empfunden, daß mit der Billetkontrolle am Bahnhofseingang das Koupieren oder Kontroliren der Schaffner in den Coupees hinfällig würde. Das Publikum wird eben zwei Mal geschunden. Und dies zu einer Zeit, wo durch die Einführung derO-Züge und überhaupt der Wagen mit Durchgangskorridoren (die nur eine Frage der Zeit find) der Vorwand: „die Schaffner den Gefahren des Außentrittbrett-Koupierens nicht aussetzen zu wollen," ganz hin fällig wird. Die Bahnhofösperre ist nichts als ein Sieg der Bureaukratie. Es ist mindestens rücksichtslos, die Reisenden, die mit Koffern und Taschen, hilflosen Kindern, Regenschirmen, Ge päckscheinen und Handpacketen und Plaids belastet, eben glücklich den Ausgang gewonnen haben, aufzurütteln und anzuhalten: „Die Billets vorzuweisen!" — Den Reisenden gegenüber ist die Perronsperre und Kontrolirerei, die durch gar nichts gerecht fertigt werden kann, auf das Entschiedenste zu verdammen. Den sächsischen Staatsbahnen, die bisher im Rufe der Urbanität standen, ist die widerwärtige Neuerung auch gar nicht beigefallcn. Die preußischen Bahnen, die in Leipzig münden, bescheeren uns den Wechselbalg. Aber, müssen wir, wenn man in Berlin pfeift, folgen? Der deutsche Michel läßt sich viel gefallen. Diesmal aber müßten Stadtverordnete, Landtage, Handelskammer und Vereine mit gehörigen Protesten vorgehen. Es ist schade, daß nicht ein Reichstagsabgeordneterdiese unerhörten Belästigungen des Ver kehrs zur öffentlichen Sprache gebracht hat. Man sehe nur in Leipzig die angstvolle Drängerei und höre die Verwünschungen. „Wird sich der Deutsche das wirklich gefallen lassen?" Die ge sammte Presse muß gegen die Neuerung einmüthig Front machen. — Niederwartha, 21. August. Wie dem „Meißner Tagebi." von den Sachverständigen in Reblausangelegenheiten 'ür den 3. Reblausaufsichtsbezirk, welcher die weinbautreibenden Ortschaften links der Elbe von Niederwartha-Weistropp an und rechts der Elbe von Diesbar an stromabwärts umfaßt, mitgetheilt wird, ist der ganze Bezirk als von der Reblaus rei befunden worden. Vermischtes. * Gera. Seit acht Tagen freiwillig gehungert hat hier ein 17 Jahre altes Dienstmädchen, das eine Strafe wegen Diebstahls zu erwarten hatte. Man vermuthete es bei Ange hörigen, entdeckte es aber auf dem Boden des Daches, wo es verhungert und von Ruß geschwärzt aufgefunden wurde. * Das unterbrochene Konzert. Bei einer Musikaufführung m einem größeren sächsischen Grenzorte passirte am Sonntage dem Leiter der Kapelle das Unglück, daß er beim energischen Schwingen des Taktstockes seiner Perrücke zu nahe kam. Nachdem die „falsche Behauptung" einen Moment auf dem Taklstocke balancirt hatte, flog sie im weitem Bogen auf das Notenblatt des Flötisten, welcher in jähem Erschrecken seinJn- trument verstummen ließ. Da auch der Dirigent die taktstock- oewehrte Hand sinken ließ, so entstand eine unfreiwillige Kunst- oause, welcher bald ein endloses Gelächter der Zuhörerschaft wlgte, als dieselbe den seltsamen Grund der Störung erfuhr. * Traurige Flitterwochen. Wie man griechischen Blättern aus Smyrna meldet, wurde das auf seiner Hochzeitsreise be findliche englische Ehepaar Leeds während eines Spazierganges an der asiatischen Küste von Banditen überfallenundausgeraubt. Hierauf fesselten die Räuber den jungen Gatten und warfen ihn mit einem Steine am Halse ins Meer, während sie die Frau mit sich ins Gebirge schleppten. * Vier Menschen verbrannt. Bei dem Brande eines Hauses in dem schwedischen Städtchen Oerebro kamen vor Kurzem ein achtzehnjähriges Mädchen mit drei jüngeren Geschwistern, die im Dachgeschoß schliefen, in den Flammen um. Eine in der Nähe der Brandstelle wohnende Damestarb vor Schrcckam Herzschlag. * Ein furchtbarer, herzbrechender Vorfall hat sich gestern, Dienstag, früh in Berlin ereignet, der Selbstmord des Maler meisters Tonn, Kastanienallee 10, unter grausigen Nebenum ständen. Tonn, der schon seit langen Jahren Bauarbeiten aus führte, war wiederholentlich bei Schwindelbauten betrogen worden und hatte noch in letzter Zeit einen derartigen Verlust von 12000 M. erlitten. Vergeblich bemühte sich der fleißige Hand werker, seine derangirten Verhältnisse wieder aufzubessern, doch war Tonn trotzdem nicht in der Lage, mehrere in diesen Tagen fällige Wechsel zu bezahlen. Nachdem der Malermeister am Sonnabend mit dem letzten Rest seines Kapitals dem Personal die fälligen Löhne ausgezahlt, fuhr er nach Templin, um bei dort wohnenden Verwandten Geld aufzutreiben; doch war dies Bemühen vergeblich. Vergeblich waren auch die Bemühungen des Tonn am Montag, in Berlin Geld zu erlangen, und bis auf den Tod erschöpft kehrte der Aermste in der Nacht zum Dienstag in sein Haus zurück. Am Dienstag Morgen um V?8 Uhr erhob er sich von seinem Lager, kleidete sich noth dürftig an und begab sich nach dem Balkonzimmer seiner in der vierten Etage belegenen Wohnung, um sich durch einen Sprung vom Balkon zu tödten. Schon war der Unselige über das Balkongitter geklettert, als seine Frau hinzukam, den zwischen Himmel und Erde Schwebenden ergriff und ihn an den Armen festhielt. Mit übermenschlichen Kräften, die der Frau nur die Todesangst verleihen konnte, hielt Frau Tonn den Gatten über fünf Minuten in dieser Lage, während durch die Hülferufe eine große Menschenmenge unten auf der Straße ongelockt wurde. Den Zuschauern aber erstarrte beim Anblick der grauen haften Szene das Blut in den Adern und kein Mensch dachte daran, der verzweifelten Frau Hülfe zu bringen! Endlich er lahmten die Kräfte der Gattin, ihre Hände öffneten sich und bewußtlos brach die Aermste auf dem Balkon zusammen, während Tonn in die Tiefe stürzte. Mit zerschmetterten Miedern und zertrümmertem Schädel blieb der Malermeister auf dem Straßen pflaster todt liegen. Tonn war 50 Jahre alt und hinterläßt keine Kinder. * Kaltblütig. „Herr Prinzipal, der Gast auf Nc. 35 beschwert sich, es gehe dort um!" — „So! Schreiben sie ihm auf: Für ein Gespenst 10 Mark!" Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 11. Sonntag nach Trinitatis. Vorm. 8 Uhr Gottesdienst, Predigt über Apostelgesch. 10,25—33. Nachm. 1 Uhr Christenlehre mit der erwachsenen männlichen Jugend. FerkelmarktWilsdruff, am 23. August 1895. Ferkel wurden eingebracht 191 Stück und verkauft: starke Waare 6 bis 8 Wochen alt, das Paar 21 Mk. — Pf. bis 24 Mk. — Pf. Schwächere Waare das Paar 12 Mk. — Pfg. bis 18 Mk. — Pf. Eine Kanne Butter kostete 2 Mk. 20 Pf. bis 2 M. 30 Pf. erhält man vorFliegcn, Schnackenu. Flöhen durch „Dalma". IlUIiV Mr z Pfennige davon todtet alle Fliegen eines Zimmers, der Küche oder Stallung in 3 Minuten. Menschen und Hausthieren unschädlich. Flasche 30 u. 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