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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 13.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189508130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18950813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18950813
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-13
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Monat
1895-08
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Jahr
1895
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bedroht und schließlich angegriffen und ihres Eigenthums be raubt. Die Mandarine nahmen zwar einige Verhaftungen vor, aber ein Volksaufstand brach los, die Beamten wurden miß handelt, die Gefangenen befreit und im Triumphe in ihre Heimath gebracht. Die öffentliche Gewalt ging jetzt thatsäch- Üch in die Hände der „Vegetarianer" über. Die Hetzereien Men „die fremden Teufel", wie man die Ausländer nennt, wurden jetzt in verstärktem Maße wieder ausgenommen, ganz besonders in Tschentu, der Hauptstadt von Szetschuen, wo im Mai d. I. die Missionshäuser niedergebrannt wurden. Die protestantischen Missionare verließen die Provinz, während die katholischen trotz der schweren Gefahren, welche ihnen drohten, auf ihrem Posten verharrten. Dies scheint den Mandarinen in Peking und in den Provinzen, welche die verhaßten Fremden durchaus aus dem Lande schaffen wollten, nicht gefallen zu haben, und man irrt wohl nicht, wenn man annimmt, daß von maßgebender Stelle ein Wink gegeben wurde, ein stärkeres Mittel zur Vertreibung der Fremden in Anwendung zu bringen. Am meisten hat wohl die Unthärigkcit der fremden Vertreter und der fremden Kriegsschiffe die Chinesen zu feindseligem Vor gehen ermulhigt. Es ist wirklich unerklärlich, weshalb nicht eines der in Futschen liegenden Kanonenboote nach Kutscheng, wo es doch bereits seit Monaten gährte, geschickt wurde. Nicht weniger muß es befremden, daß die Vertreter der zunächst bc- theiligten Mächte nicht die Centralregierung in Peking im Voraus für etwaige Ruhestörungen und Angriffe verannvortlich machten. Die Mandarine machen jetzt wiederum den Versuch, alle Schuld für das Blutbad auf die geheimen Gesellschaften zu wälzen, allein in Shanghai hegt man die feste Überzeugung, daß die „Vegetarianer" den Angriff nicht gewagt hätten, wenn sie nicht von den Beamten dazu ermuthigt wären. Die Man darine fühlen sich durch die Anwesenheit der Fremden beein trächtigt, da sie ihre Betrügereien und ihre Erpressungen nicht mehr ungestört ausführen können; sie hassen daher die Fremd.n glühend, und dieser Haß hat durch den Friedensvertrag von Schimoneseki neue Nahrung erhalten. Bei den Ruhestörungen und Metzeleien der l tzten Jahre sind zunächst England, Frank reich, Schweden und die Vereinigten Staaten von Amerika be- theiligt, aber die übrigen Mächte, welche Interessen in China zu vertreten haben, sollten nicht vergessen, daß cs sich in Wirk lichkeit um eine gemeinsame Angelegenheit handelt. Im Hin blick auf wiederholte Vertragsverletzung seitens Chinas wären scharfe Repressalien nicht nur heilsam, sondern sogar berechtigt. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm hat von England aus den Herzog Alfred von Ko bürg zu dessen Geburtstag telegraphisch be glückwünscht. Der Herzog stattete seinen Dank sofort auf gleichem Wege ab und wies in seiner Antwortsdcpesche auf die in den coburgisch-gothaischen Landen begangene glänzende Erinnerungs feier an den Sieg Kaiser Friedrichs bei Wörth hin. — Der Kaiser nahm am Freitag Abend in Cowes an einem Festmahl theil, welches von den b.i den jüngsten Kieler Regatten zugegen gewesenen Mitgliedern des königlichen Nachtklubs gegeben wurde. Die „Hrhenzollern" und die anderen auf der Rhede von Ryde ankernden Schiffe erglänzten in festlicher Beleuchtung. Seine Majestät war vom Kontreadmiral v. Senden-Bibrau und von dem Flügeladjutanten Freiherrn v. Arnim begleitet. Das Programm für die Grundsteinlegung zum National denkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin enthält nur eine einzige Abweichung von dem bei solchen Anlässen üblichen Ceremoniell, nämlich diejenige, daß der Kaiser die in den Grundstein einzumauernde Urkunde selbst verlesen wird, während dies sonst der Reichskanzler zu thun pflegte, nachdem er hierzu die Erlaubniß des Monarchen eingcholt. Selbstverständlich wird dadurch die Feierlichkeit des Aktes und die Bedeutung der Urkunde noch erhöht, wenn es auch wohl sein mag, daß es lediglich die Rücksicht auf die bekanntlich nicht allzu glänzenden Stimmmittel des Fürsten-Reichskanzlers gewesen ist, welche zu dieser Anordnung geführt hat. Aus dem übrigen Programm fällt nur der eine Punkt noch in die Augen, daß in der Liste der Persönlichkeiten, welche die Hammerschläge zu vollziehen be rufen sind, zwischen den Angehörigen der deutschen Fürsten häuser und dem Reichskanzler Fürst Bismarck genannt ist. Dem deutschen Volke könnte wohl kaum eine größere Freude bereitet werden, und der 18. August könnte wohl kaum eine höhere Weihe erhalten, als dadurch, daß Fürst Bismarck selbst den Hammer führte, um den Grundstein zu dem National- denkmal für den ersten Kalter des Deutschen Reiches zu erlegen. Freilich, das herrlichste Nationaldenkmal, ein unvergleichliches lebendiges Moument, hat Fürst Bismarck seinem „alten Herrn" selber gesetzt in der Schaffung des Deutschen Reiches, und in sofern braucht er der Erinnerungszeichen aus Stein und Erz nicht. Aber der Schöpfer des Deutschen Reiches steht mit seinen, alten Kaiser so sehr im Mittelpunkt all der großen Erinnungen, welche jetzt die deutschen Lande und die deutschen Herzen erfüllen, daß der Herzenswunsch des deutschen Volkes, ihn in jenem Augenblicke nicht fehlen zu sehen, sehr begreiflich und sehr be rechtigt ist. Freilich der Gesundheitszustand des Fürsten, der, so hoch erfreulich er sonst sein mag, doch den Anstrengungen größerer Festlichkeiten nicht gewachsen ist, macht es nicht sehr wahrscheinlich, daß dieser Herzenswunsch in Erfüllung geht. Berlin, 10 August. Der hiesige Magistrat beabsichtiat, den diesjährigen Sedantag besonders festlich zu begehen. Er beschloß, bei den Stadtverordneten zu beantragen, eine gemischte Kommission aus beiden städtisch, n Behörden zur Berathung der festlichen Veranstaltungen zu bilden. Zu diesem Zweck sollen die Stadtverordneten dem Magistrat einen Kredit bis 50,000 M. bewilligen. Der allgemeine deutsche Handwerkerbund hat ein Rund schreiben an alle Handwerksmeister erlassen, in dem sie zum Beitritt aufgefordert werden. Es heißt darin: Während die Innungen und Jnnungsverbände nach dem Jnnungsgesetze lediglich die gemeinsame Vertretung der fachgewerblichen Interessen zu üben haben, ist der Allgemeine deutsche Handwerkerbund allein in der Lage, in gewerbepolitischer Beziehung agitatorisch zu wirken. Dieser will sich keiner Partei anschließen, dagegen aber bei Wahlen nur für Männer eintreten, die auf dem Boden seiner Forderungen stehen und sich vor der Wahl auf ein Programm verpflichten, das folgende Punkte enthält: 1. Ein führung der obligatorischen Innung und Handwerkcrkammer, sowie des Befähigungsnachweises; 2. gesetzliche Festlegung der Begriffe Handwerk und Fabrik; 3. Beseitigung der Militär werkstätten und äußerste Einschränkung der Gefängnißarbeit; 4. Verbot des Hausirens der Ausländer und möglichste Be schränkung des Haustrhandels der Inländer durch Prüfung der Bedürfnißfrage, sowie Verbot des Detailreisens bei Privaten; 5. Beseitigung der Konsumvereine, insbesondere der OsfizierS- und Beamten-Konsumvereine und -Waarenhäuser; 6. gänzliches Verbot der Wanderlager und aller Arten von Versteigerungen neuer Handwerkserzeugnisse, sowie des Filialgeschäfte-Unwesens, eventuell progressive Besteuerung dieser; 7. Regelung des Sub missionswesens; 8 Vorzugsrecht für die Forderungen der Bau handwerker; 9. Zugängigmachung der Reichsbank für das Handwerk; 10. Beseitigung des Firmen- und Reklameschwindels (unlauterer Wettbewerb); 11. weitere Erschwerung von Gründ ungen nach dem Aktiengesetze; 12. Aenderung der Konkurs ordnung; 13. Gewährung von Reichstagsdiäten. Zur Handwerkerkonferenz theilt das Organ des All gemeinen deutschen Handwerkerbundes, die „Allgemeine Hand werker-Zeitung" (München) folgendes mit: „Soviel uns bekannt geworden ist, soll es seine Richligkeit damit haben, daß die Regierung bereit ist, die obligatorische Innung zuzugestehen. Anders aber verhält es sich mit der Forderung des Befähigungs nachweises. Hier scheintauf ein Entgegenkommen der Regierung so bald nicht gerechnet werden zu dürfen, denn der Regierungs vertreter soll bei Beginn der Verhandlungen strikte erklärt halun, daß, sobald die Diskussion auf den Befähigungsnachweis aus gedehnt werden würde, er sammt seinen Kollegen die Berathung abbr.chen und das Lokal verlassen würde." — Das Blatt sagt dann weiter: „Wir stellen für heute fest, daß die Absendung von Regierungskommissaren durch mehrfache Vorstellungen der Mitglieder des Centralausschusses vereinigter Jnnungsverbände D utschlands zu Berlin vom Reichsamte des Innern und vom preußischen Handcleminister förmlich erbettelt wurde, und daß zu dieser Conserenz vom Berlimr Centralausschuß kein Vertreter des Allgemeinen deutschen Handwerkerbundes, wohl aber Ge werbekammersekretäre eingeladen worden sind." Die „Deutsche Handwerker-Zeitung" ist in der Lage, mitzutheilen, daß alle bisher über die Konferenz in den Zeitungen veröffentlichten Berichte durchaus nicht den Thatsachen entsprechen und nur auf Vermuthungen und Erfindungen beruhen. Nur die amtlichen Berichte sind zu beachten. Die Verhandlungen find stenographisch ausgenommen worden. Ein Theilnehmer an dieser Konferenz, der Vorsitzende des Bundes deutscher Tischler-Innungen H. Schoening ssn. (Berlin), hat überdies auf dem zwölften deutschen Tischlertage in Dresden geäußert, daß kein Protokoll, sondern nur ein amtlicher Bericht (wohl nur im Auszug) von amtlicher Seite herausgegeben werden würde. Ob Zuchthäusler eine Unfallrente weiter beziehen können, ist, so berichtet die „Schl. V.-Z.", kürzlich durch das Reuchs- oersicherungsamt in einem speziellen Fall entschieden worden. Ein Arbeiter hatte einen Betriebsunfall erlitten und erhielt von der Berufsgenossenschaft eine Rente. Nicht lange danach verübte der Rentenempfänger ein schweres Verbrechen und er hielt dafür mehrere Jahre Zuchthaus, welche er gegenwärtig ver büßt. Nunmehr stellte die Berufsgenossenschaft die Renten zahlung an den Zuchthäusler ein und machte geltend, letzterer erhalte schon im Zuchlhaus völlig auskommende Verpflegung, eine Rentenzahlung außerdem sei eine Prämie für den Ver brecher, welche dem Ge.ste des Gesetz.s widerspreche. Gegen diesen Bescheid legte der Zuchthäusler Berufung bei dem Schieds gericht ein und beantragte, die Berufsgenossenschaft zur Renten zahlung zu »erurtheilen. Das Schiedsgericht lehnte jedoch die Berufung als unbegründet ab. Der Betreffende beruhigte sich aber bei dieser Entscheidung nicht und ergriff das Rechtsmittel des Recurses an das Reichsvecsicherungsamt. Die Berufsgc- nossenschaft trat hier den Ansprüchen des Klägers entgegen und wies auf § 34 III des Jnvaliditäts- und Altersversicherungs gesetzes hin, wonach der Anspruch auf Rente bei längeren Frei heitsstrafen ruhe. Es habe doch sicher nicht in der Absicht des Gesetzgebers gelegen, für Verbrecher Kapitalien anzusammeln. Das Reichsvcrsicherungsamt erklärte jedoch die Vorentscheidung für unzutreffend, hob sie auf und sprach dem Kläger die Rente wieder zu, da nach der Lage der gegenwärtigen Gesetze auch einem Verbrecher während Verbüßung seiner Strafe die Unfall rente nicht entzogen werden könne. Fürst Bismarck hat nachträglich noch aus Anlaß seines achtzigsten Geburtstage« ein sinniges Geschenk der deutschen Turnerschaft erhalten und darauf folgenden Brief aus Friedrichsruh an den Vorsitzenden Or. Götz in Leipzig- Lindenau gerichtet: „Die durch Euer Hochwohlgeboren Güte übermittelte Adresse der deutlchen Turnerschaft ist mir eine der werthvollsten Geburtstagsgaben und wird mit ihrer kunstreichen Einfassung eine dauernde Zierde der Sammlung von Andenken sein, welche ich in Schönhausen eingerichtet habe, wo der Name des Turnvaters Jahn und der Lützower noch heute in guter Erinnerung steht aus ihrer Einquartierung im Jahre 1813 her. Zu meinem Bedauern ist es mir durch den unbefriedigenden Stand meiner Gesundheit versagt worden, die Herren hier zu begrüßen, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, etwa im nächsten Jahre, so Gott will, Ihnen persönlich meinen aufrichtigen Dank wiederholen zu können, für die hohe Ehre, welcher die deutsche Turnerschaft mich gewürdigt hat. von Bismarck." Die Ehrengabe besteht aus einer in Eichenholz geschnitzten Vo tivtafel von ungefähr dreiviertel Meter Höhe und Breite, ge krönt durch ein goldenes Turnerkreuz auf roth und weißem Grunde. Auf der runden Silberplatte darunter stehen Jahns Worte: Deutschlands Einheit war der Traum meines erwachenden Lebens, das Morgenroth meiner Jugend, der Sonnenschein der Manneskraft und ist jetzt der Abendstern, der mir zur ewigen Ruhe winkt." Darunter befindet sich ein großer, ver goldeter Silberkranz, der die Worte umrahmt: „Dem Schöpfer der deutschen Einheit und unsercs deutschen Vaterlandes in treuer Dankbarkeit die deutsche Turnerschaft." An beiden Seiten befinden sich von Silbcrbändern umschlungene geschnitzte Säulen. Auf den Bändern sind die Namen der Kreise und der Kreisvertreter, sowie die Namen der vom Turntag ge wählten Ausschußmitglieder eingewirkt. Die Zahl der nach Deutschland kommenden Amerikaner, Veteranen von 1870, beträgt nach den neuesten an den Em pfangsausschuß gelangten Mittheilungen 2000 Personen. Die selben werden in Hamburg bei ihrer Ankunft von den dortigen. Kriegcrvereincn begrüßt und sodann in vier Züge eingetheilt werden. Während der Haupttheil der Deutsch-Amerikaner nach Berlin reist, folgen die anderen drei Abtheilungen den aus Leipzig, Bremen und Hamburg an sie ergangenen Einladungen. Die großen Pariser Modewaarenhäuser beginnen wieder Einkäufe in Berlin zu machen, was bis vor kurzer Zeit noch verpönt war. Die großen Pariser Bazare haben jetzt nach langen Jahren zum ersten Male wieder Mäntel in Berlin bestellt. Ein Diebstahl von 180,000 Franks ist an der Brüsseler staatlichen Sparkasse verübt worden. Da die belgischen Spar kassen unter Aufsicht und Bürgschaft des Staates stehen, so laufen die Deponenten, auch wenn die fehlende Summe nicht wieder ermittelt wird, keine Gefahr. Eine Untersuchung ist sofort eingeleitet worden, hat jedoch bis jetzt zu keinem Resultat geführt. Fest steht bis jetzt nur die Thatsache, baß der Dieb stahl nicht von außen her hat verübt werden können. Die Kasse zeigte kein Merkmal einer gewaltthätigen Eröffnung. Das Geld, aus Banknoten bestehend, hat kurz vor dem Augenblick, in dem der Kassirer die Klasse Abends schließt, aus derselben geschafft werden müssen. Der Verdacht kann also nur einen der Angestellten treffen. Dieser Thatbestand erhöht noch die öffentliche Aufmerksamkeit, da alle Angestellten der Sparkaffen mit großer Vorsicht und nur unter sehr sicheren Leuten ge wählt werden. Das Gerücht verbreitet sich jedoch, einige junge Angestellten hätten in letzter Zeit an der Börse gespielt und bei den Pferderennen Geld verloren. Einstweilen sind alle Ange stellten der Kaffe vom Untersuchungsrichter verhört worden. London, 2. August. Der „Standard" meldet aus New-Jork: Gestern stürzte der Neubau eines achtstöckigen Hauses zusammen. 17 Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Unkontrollirbarr Gerüchte über die angeblich bevorstehende Proklamirung Bulgariens zum Königreich mit der gleich zeitigen Unabhängigkeitöerklärung des Landes sind in Sofia auf getaucht. Unter Anderem verlautet, diese Schritte würden in Anknüpfung an die Rückkehr des Fürsten Ferdinand nach Sofia, welche jetzt für Dienstag erwartet wird, erfolgen. Indessen muß doch noch sehr dahingestellt bleiben, ob sich der Bulgaren fürst wirklich mit den gedachten Projekten trägt, deren Verwirk lichung für ihn ein Vu bnnczus-Spiel um seine Krone bedeuten würde. — Neuere offiziöse Meldungen aus Sofia bestätigen, daß die revolutionäre Bewegung in den Grenzbezirken Mace- doniens dem Erlöschen nahe ist. Der bulgarische Unterlieute- nant der Reserve Sarafow wurde mit 30 Insurgenten im Kloster Rilo von den Türken umzingelt und mußte die kleine Schaar die Waffen strecken. Ein anderer Jnsurgententrupp, 60 Mann stark, welchen zwei Kompagnien der Garnison von Küstendil nach der Grenze zu verfolgten, wurde von einem bulgarischen Detachement entwaffnet. Die Garnison vonDubnitza verfolgt eine weitere, von dem Woiwoden Iwan Atkagnasow befehligte Jnsurgentenbande. — Ueber den offiziösen Charakter der in der „N. Fr. Pr." gegen den Fürsten Ferdinand ver öffentlichten russischen Kundgebung werden getheilte Meinungen laut. Auf der einen Seite hält man daran fest, daß die Kund gebung direkt vom Petersburger Auswärtigen Amte veranlaßt worden sei, auf der anderen Seite bestreitet man dies. Vaterländisches. Wilsdruff. (Eings.) Das von der hiesigen Stadt, kapelle unter Leitung ihres Direktors am vorigen Donnerstag Abend im Schützenhause abgehaltene zweite Sommer-Abonnement konzert schloß sich den früher Dargebotenen in jeder Hinsicht ebenbürtig an. Unsere Stadtkapelle mit ihrem jetzigen Leiter ist ein besonderer Faktor dazu, durch ihre schneidigen Darbietungen Fremde auf die Stadt Wilsdruff aufmerksam zu machen und deren Ruf nach außen hin zu erhöhen. Es ist gewiß hoch an zuschlagen, wenn man bei einem Besuche der letzten Dresdner Vogelwiese, auf welcher die hiesige Stadtkapelle im „Deutschen Herold" zu spielen hatte, von Unparteiischen nur das größte Lob über die Leistungen derselben hören konnte. Das zweite Sommer-Abonnementkonzert sollte im Freien, auf dem herrlichen Platze vor dem Schießhause abgehalten werden und darum waren nur Blasinstrumente verwendet worden, doch die Abendkühle gestattete einen Aufenthalt im Freien nicht und deshalb fand das Konzert im Saale statt. Daß die mit Blasinstrumenten im geschlossenen Raume dargelotenen Ausführungen durch die Stärke des Tones auf da« Ohr des Zuhörers mehr betäubend, als ergötzend wirken, konnte man von diesem Konzerte nicht sagen, weil es eben Herr Musikdirektor Römisch verstand, jede Nummer des Programms dermaßen gedämpft zum Vortrag zu bringen, daß das Ohr nur angenehm berührt wurde. "Im ersten Teile verdienen ganz besondere Anerkennung die sehr schwierige Ouvertüre z. Trauerspiel „Egmont" von Beethoven, das „ Abendständchen" von Hersurth, in welchem Herr Musikdirektor Römisch die Melodie auf seinem Piston so herrlich wiedergab und der Chor der Priester und Sarastor, Arie a. d. Oper „Zauberflöte" von Mozart, wobei die Posaunen so schön zur Geltung kamen. Der zweite Teil begann mit der gut aufge fühlten Ouvertüre z. Oper „Zar und Zimmermann" von Lortzing. Das Piston-Solo von Abt in dem Liede „Gute Nacht, du mein herziges Kind" wurde wiederum von Herrn Musikdirektor R. in ausgezeichneter Weise zum Vortrag gebracht. Durch die ungarischen Tänze von Brahms wurden die Zuhörer so recht in die ungarische Pußta versetzt, und ein Eingeborener dieses Landes hätte sicher geglaubt, die Tänze von seinen eignen Landsleuten aufgeführt zu hören, wenn er sich nicht nachträg lich überzeugen mußte, daß es ja die Wilsdruffer Stadtkapclle war. Das Echo in dem Potpourri von Schreiner „Das wunder bare Echo" war allerdings zu stark, weil das Konzert ja im Freien abgehalten werden sollte und die zur Wiedergabe des Echos bestimmten Musiker dann in weiterer Ferne, vielleicht im anstoßenden Stadtparke, Aufstellung gefunden hätten; eine Schuld daran trifft also unsern Herrn Stadtmusikdirektor R. nicht. Das Konzert erfreute sich eines zahlreichen Besuches und großer Anerkennung seitens der Besucher selbst. Ein sich daran schließender Ball hielt die Besucher noch lange zusammen. Daß sich der Herr Musikdirektor R. auch ferner der wohlverdienten Gunst des hiesigen Publikums erfreuen möchte, mag auch an dieser Stelle zum Ausdruck gebracht werden. — Beim Herrannahen der militärischen Herbstübungen macht die kaiserliche Postdirektion darauf aufmerksam, daß es sich empfiehlt, Postsendungen für die im Maniverfelve an den Uebungen theilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marschquartieren, sondern nur nach dem ständigen Garnisonvrte zu richten. Für die richtige und schleunige Weitersendung dieser Sendungen tragen dann die Postanstalten Sorge. Ferner ist es dringend noth wendig, in den Aufschriften der Sendungen an Unteroffiziere und Mannschaften außer dem Familiennamen, dem nach Um
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