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W chcMM für Mskuss Erscheint j< wöchentlich dreimal u. zwar Diens-' tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel). ( Mk. 30 j)f., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern f0 Pf. Tharandt, Dassen, Menlehn md die AnWende«. Imlsblall Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene «Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt- Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 89. Dienstag, -en 39. Juli 1895. Ttonkursansverkauf. In dem zum Vermögen des Herrn Hutmachermeisters Reinhardt in Wilsdruff eröffneten Konkursverfahren gelangen von K-nnaben-, -en 27. rN-n. ab im Reinhardt'schen Geschäftslokale Sommer- u. rvinterhüte, Mützen, Filzwaaren zu bedeutend ermäßigten Preisen zum Ausverkauf. Dresden, den 25. Juil 1895. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Gustav Müller. Zur Frage -er Reform der ReichsfinanM.! Die gewiß recht erfreuliche Thatsache, daß die Erträgnisse des Reichshaushalts für das Etatsjahr 1894/95 einen Ge- sammtüberschuß von 7,173,332 Mk. gegenüber dem aufgestellten Etat aufweisen, hat verschiedene Blätter bereits zu der Bemerkung veranlaßt, daß es mit den Reichefinanzen doch nicht so übel bestellt sein müsse und daß es darum auch mit der Regelung und Stärkung der Reichsfinanzen keine Eile habe. Es lohnt sich kaum, auf ein so schwächliches Argument gegen Maßnahmen näher einzugehen, die im Interesse der finanziellen Selbstständig- machung des Reiches wie auch im Jnreresse der Finanzlage der Einzelstaaten früher oder später doch unabweisbar erscheinen. Wenn in dem genannten Etatsjahre ein Ueberschuß von mehr als 7 Mill. Mark im Reichshaushalt erzielt worden ist, so ist hiermit natürlich keineswegs gesagt, daß nun auch die weiteren Etatsperioden einen ähnlichen oder sogar noch größeren Ueber schuß ergeben müßten, es können leicht Jahre kommen, in welchen der Abschluß des Reichshaushalts im Gegentheil wieder ein Defizit aufweist. Darum muß es die vornehmlichste Sorge des verantwortlichen Leiters der Reichsfinanzverwaltung bleiben, un beirrt durch eine zeitweise günstigere Gestaltung der laufenden Reichseinnahmen, auf die endliche Errichtung fester Grundlagen für die Reichsfinanzen und in Verbindung hiermit auch die Erschließung neuer Einnahmequellen für das Reich hinzuwirken. Leugnen läßt sich freilich nicht, daß die in dieser Richtung bislang vom Neichsschatzsekretär Grafen Posadowsky mit Unter stützung seines preußischen Kollegen, des Finanzministers Dr. Miquel, unternommenen Versuche gerade nicht sehr zum Ver harren auf der betretenen Bahn ermuthigen. Sowohl in der vorvorigen wie auch in der letzten Reichstagssession sind be kanntlich der'.Entwurf einer Neugestaltung des Finanzwesens des Reiches und die hiermit zusammenhängenden neuen Steuervor schläge gründlich gescheitert, die große Mehrzahl des Hauses verhielt sich durchaus abweisend gegenüber der ganzen Reform aktion, nur die Erhöhung der Börsensteuer und einige kleinere Steuern sind gutgeheißen worden. Wenn man aber erwägt, daß allein das jüngste Mililärgesetz über die zweijährige Dienst zeit der Fußtruppen einen jährlichen Kostenaufwand von sechzig Millionen Mark erfordert und daß daneben das Reich noch andere große alljährlich wachsende Ausgaben zu decken hat, so wird die Eröffnung weiterer Einnahmequellen für das Reich doch zur zwingenden Rothwendigkeit. Bis jetzt haben sich die Erfordernisse zunächst für die bewilligte Militärvorlage aller dings noch nicht deutlich bemerkbar gemacht, weil sich auch ohne neue Steuern noch immer ein günstiger Abschluß zwischen den Einnahmen und Ausgaben des Reiches ermöglichen ließ. Dies wird jedoch ganz gewiß nicht so bleiben und nachher dürfte die Frage, woher die Reichsregierung die 60 Millionen Mark jährlich für die neue Heeresreform, sowie die anderen zweifellos nvthwendig werdenden neuen Gelder zu sonstigen Zwecken nehmen soll, eine desto brennendere werden. Schon jetzt, während der politischen FerienpansedesSommers, beschäftigen diese Erwägungen den Neichsschatzsekretär erneut, wie u. A. seine kürzlich stattgehabten Besprechungen mit den süddeutschen Finanzministern beweisen, sicherlich haben die be treffenden Konferenzen abermals dem Projekte der fisten Regelung tt"°"ziell?n Verhältnisses des Reiches zu den Einzelstaaten der eigenen Einnahmen des Reiches gegolten. Vielleicht bringt darum schon die nächste Reichstagssession ent- sprechende Vorschläge der verbündeten Regierungen, wie denn ja Graf Posadowsky am Schluffe der Reichstagsarbeiten im ver- gangenen Mal erklärt hat, er würde mit seinen Finanzreform vorschlagen dem Hause immer wiederkommen. Angesichts der Abneigung, welche nn Parlamente wie in weiten Volkskreisen gegen die Einführung neuer indirekter Steuern besteht, dürfte indessen Graf Posadowsky gut thun, bei seinen zu gewärtigenden anderweitigen Steuervorschläzen mehr die Frage direkter Steuern zu berücksichtigen. Und auf diesem Gebiete kann für die Neichs- finanzverwaltung nur eine wesentliche Steuer in Betracht kommen, die Reichseinkommensteuer. Zweifellos würde diese« Projekt auf große Schwierigkeiten stoßen, sie wären indessen am Ende kemeswegs unüberwindlich, und zum Mindesten steht das Eine Pst, daß die Besitzer großer Einkommen eine besondere Abgabe im Reichsinteresse noch recht gut vertragen könnten, Aus Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rohden. (Nachdruck verboten.) 7. Der Aufmarsch der beiden Armeen. Es kann hier zunächst nur von den Streitkräften die Rede sein, die sich im ersten Theile des Krieges präsentsten, im Kriege gegen das französische Kaiserreich. In diesem ersten Theile des Krieges traten die Deutschen durchschnittlich mit be deutender zahlenmäßiger Ueberlegenheit auf; im zweiten Theile hatten fast regelmäßig die Franzosen das numerische Uebergewicht. Die französische Armee war zu Beginn des Krieges in einer Stärke von ca. 210,000 Mann aus der etwa 40 Meilen langen Grenzlinie von Thionville im Norden bis Belfort im Süden versammelt. Den Oberbefehl führte Kaiser Napoleon III., später Bazaine; Ches de« Generalstabes war Marschall Lebouref. Die ganze Macht (eigentlich, d. h. auf dem Papiere, 11 Korps, von denen das 8., 9., 10. und 11. Korps niemals existirt hat), bestand aus sieben Armeekorps und der Garde. Diese standen wie folgt: IV. Korps, General Ladmirault, bei Thionville; II. „ , General Frossard, - Metz; III. „ , Marschall Bazaine, - St. Avold; I. „ , Marschall Mac Mahon, - Straßburg; VII. „ , General Felix Doucy, - Belfort; V. „ , General de Failly, - Bitsch; VI. „ , Marschall Canrobert, - Chalons; die Garde, General Bourbaki, - Nancy. Wären erstlich die Truppen, welche Frankreich nach seinem Mobilisirungsplan stellen konnte, vollzählig gewesen, und wären zweitens alle jene Truppen, welche zunächst im Innern noch lagerten und sonst verwendet wurden, sofort auf den Kriegs schauplatz beordert worden, dann hätte die französische Feldarmee von Anfang an 567,000 Mann betragen. Zur Verfügung standen ferner zunächst nur 795 Geschütze. Jndeß kommt es bekanntlich im Kriege keineswegs auf die Menge der Streit kräfte allein an, wie das viele Kriege (u. A. die Erfolge Fried rich des Großen) bewiesen haben. Was jedoch die französische Armee von vornherein zu einer unschlagfertigen machte und sie demoralisirte, das war der heillose Wirrwarr, der indem ganzen Kriegsgetricbe so kraß zum Vorschein kam, die Konfusion bei Einziehung der Reserven, die Unordnung im Verpfiegungswesen, der gänzliche Mangel an einheitl cher Leitung, die Lücken der ganzen Ausrüstung. Hatte man sich in Deutschland, selbst in der Begeisterung vorsichtig, auf anfängliche M'ßerfolge gegen über der angeblich kriegstüchtigsten Armee der Welt gefaßt ge macht, so war doch von dem gefürchteten „Einbruch" des Feindes in Deutschland vorerst noch nichts zu merken. Mit dem fran zösischen Plan, mit 300,000 Mann bei Maxau (nordwestlich von Karlsruhe) den Rhein zu überschreiten, die Süddeutschen zur Neutralität zu zwingen, die Preußen aufzusuchen und nach Berlin zu „spazieren", war es bereits nichts mehr. Dem leicht fertigsten Dilettantismus, der von oben bis unten in diesem Heere herrschte, stand ein Heerwesen gegenüber, in welchem gründ liche Sachkenntniß und strenge Gewissenhaftigkeit in der Friedens zeit Alles vorgesehen hatte, was die Stunde der Gefahr erheischte. In der Nacht des 15. Juli hatte sich das ungeheuere Räderwerk der Mobilisirung der Truppen des norddeutschen Bundes in Bewegung gesetzt: Binnen 24 Stunden nach Er halt der Einberufungs-Ordre hatte sich der Mann zu stellen: genau, mit Berechnung von Zeit und Raum und menschlicher Leistungsfähigkeit, Tag um Tag war Alles im bereitlicgenden Plane vorgesehen. Wenn in diesem Plan die Stunde kam, bestiegen die Truppen den Bahnzug und wo die Rast vorge schrieben war, fanden sie den Tisch gedeckt; kaum ein Unglücks fall war zu beklagen bei der ungeheuren Völkerwanderung, welche über eine halb- Million Streiter an die Grenze warf. In zehn Tagen war das Werk geschehen, das norddeutsche Bundes heer vom Friedensfuß- von 300,000 Mann auf den Kriegs fuß von 900,000 Mann gebracht. Mit den norddeutschen Truppen wetteiferten rühmlichst die süddeutschen Truppen. Sieben Tage nach der Mobilmachungsordre standen die Badenser fertig und marschbereit bei Rastatt; am 27. Juli begannen die Württemberger und Bayern ihre Eisenbahntransporte. Hinter den bereit stehenden Armeen standen aber neue: die Reserve und die Landwehr, Kecntruppen von unzerbrechlicher Krast. Die deutschen Streitkräfte standen unter dem Oberbefehl des König« Wilhelm I. von Preußen. Bei dem großen Haupt quartier des Königs befanden sich: Freiherr von Moltke, Chef des Generalstabes der Armee; Kriegsminister von Roon; Bundeskanzler und Ministerpräsident Graf von Bismarck. Der König führte den Oberbefehl nicht dem Namen nach: Soldat vom Scheitel bis zur Sohle, kcnntnißreich im Kriege, einfach oldatisch, von unermüdlicher Arbeitskraft trotz seiner 73 Jahre, außerordentlich ausdauernd und alles Kriegsungemach mit Ruhe als unvermeidlich auf sich nehmend, war er Offizieren und Ge meinen ein Muster. Moltke aber, der gewaltige Stratege, hatte nicht erst auf den 19. Juli 1870 gewartet, um einen Plan zu entwerfen, wie man sich im Falle eines französischen Angriffes zu verhalten habe; denn bereits im Winter 1868/69 hatte er einen solchen Plan seinem Könige vorgelegt, aber nicht einen auf sehr zweifelhafte Bündnisse begründeten Plan, sondern mit genauer Kenntmß und Berechnung der Wirklichkeiten in Raum, Zeit und Menschenkraft. Der Grundgedanke diese« Planes war die Anhäufung sämmtlicher verfügbarer Truppen in der baycischen Pfalz. ES standen dem königlichen Oberfeldherrn zur Verfügung: 12 Armeekorps des norddeutschen Bundes, 2 bayrische Armee korps, je eine badische, hessische und württembergische Division. Drei Armeen wurden gebildet, die mit Beginn des Feldzuges ca. 450,000 Mann mit 1200 Geschützen dem Feinde entgeaen- warfen. Der rechte Flügel (1. Armee) konzentrirte sich über Koblenz, das Centrum (2. Armee) sammelt- sich über Mainz- Bingen, der linke Flügel (3. Armee) über Mannheim und Maxau. Diese drei Armeen setzten sich in folgender Weise zusammen: 1. Armee. Oberbefehl: General v. Steinmetz. Bestand: 71,600 Mann und 270 Geschütze. Im Einzelnen: 7. Korps (Westfalen), G-neral v. Zastrow. 8. Korps (Rheinland), General v. Goeben. 1. Kav -Division, v. Hartmann. 3. Kav.-Division, v. Goeben. 2. Armee. Oberbefehl: Prinz Friedrich Karl von Preußen. Bestand: 202,200 Mann und 630 Geschütze. Im Einzelnen: Garde-Korps, Prinz August von Württemberg. 3. Korps (Brandenburg), v. Alvensleben II. 4. Korps (Thüringen), v. Alvensleben I. 9. Korps (Schleswig-Holstein und Hessen), v. Manstein. 10. Korps (Hannover, Oldenburg, Braun schweig), v. Voigts-Nhetz. 12. Korps (Königreich Sachsen), Kronprinz Albert von Sachsen. 5. Kav.-Division, v. Rheinbaben. 6. Kav.-Division, Herzog Wilhelm v. Mecklen burg-Schwerin. 3. Armee. Oberbefehl: Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen. Generalstabs-Chef: General v. Blumenthal. Bestand: 140,100 Mann und 522 Geschütze. Im Einzelnen: 5. Korps (Niederschlesten und Posen), General von Kirchbach. 11. Korps (Kurhcssen, Nassau, Thüringen), General-Lieutenant v. Bose. 1. Bayrisches Korps, General v. d. Tann. 2. Bayrisches Korps, General v. Hartmann. Württemberg und Badisches Korps, General von Werder. 2. Kav.-Division, Graf zu Stolberg. 4. Kav.-Division, Prinz Albrecht von Preußen (Vater). Neben dieser imposanten Truppenmacht blieben theils als Reserve, theils zur Abwehr ev. Londungsversuche zurück drei und ein halbes Armeekorps: 1. Korps (Ostpreußen), General v. Manteuffel.